- ufaFabrik
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Die ufaFabrik ist ein selbstverwaltetes Kultur- und Lebensprojekt im Berliner Ortsteil Tempelhof, auf dem Gelände des ehemaligen Filmkopierwerks der Aktiengesellschaft für Filmfabrikation (Afifa), einer UFA-Tochter. Dort lebt heute eine Gemeinschaft von etwa 40 Menschen und betreibt vielfältige kulturelle und soziale Projekte sowie verschiedene Handwerke und eine Schule. Es gibt ca. 200 Arbeitsplätze auf dem 18.566 m² großen Gelände. Bekannt ist die ufaFabrik regional und auch überregional durch regelmäßige Veranstaltungen im Kulturbereich. Der bekannteste Bewohner der ufaFabrik ist ‚Juppy‘ (auch ‚Juppi‘, mit bürgerlichem Namen Josef Becher, geb. 1948 in Trittenheim bei Trier), der schon seit den Anfängen dabei ist. Er ist auch in zahlreichen anderen Projekten in Berlin tätig und häufiger Gast im Radio und Fernsehen.
Das Gelände der ufaFabrik liegt am Ufer des Teltowkanals südlich der Viktoriastraße und westlich der Stubenrauchbrücke, über die der Tempelhofer Damm führt. Der U-Bahnhof Ullsteinstraße liegt ebenfalls in direkter Nähe unter dem nördlichen Teil der Stubenrauchbrücke, das Ullsteinhaus und der Tempelhofer Hafen sind östlich gelegen.
Auf dem Gelände befinden sich zahlreiche Einrichtungen: Ein Kinderbauernhof und ein Spielplatz, eine Freie Schule (Freie Schule in Berlin e.V.), ein Naturkostladen, eine Biobäckerei und Konditorei, verschiedene Säle und Studios (Varieté, Wolfgang-Neuss-Salon, Studio 1, Tanzstudio, Theater, Kampfkunst-Dojo), eine Freilichtbühne, das Internationale Kulturcentrum, ein Gästehaus, das Café Olé und eine Kinderzirkusschule. Auch das Nachbarschafts- und Selbsthilfe-Zentrum (NUSZ) ist ein wichtiger Verein für lokale Aktivitäten. Dort laufen unter vielen anderen Arbeiten Projekte für die Einbindung von Jugendlichen aus der Umgebung, um diese von der Straße zu holen oder ihnen Hilfestellung zu geben.
Die Energieversorgung erfolgt großteils dezentral mit einem Blockheizkraftwerk und einer Photovoltaikanlage mit rund 70 kW Spitzenleistung, notwendiger Strom darüber hinaus wird aus dem Stromnetz in Form von Ökostrom bezogen. Die meisten der Dächer sind begrünt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Gelände und die Gebäude beherbergten ursprünglich ein Filmstudio, bevor sie vom gegenwärtigen ufaFabrik besetzt wurden.
Das Gelände
Auf dem Gelände war die Afifa, die Aktiengesellschaft für Filmfabrikation, mit einem Kopierwerk angesiedelt. Sie war erst eigenständig, später eine Tochter der UFA, und wurde ab ca. 1956 liquidiert. Im Rahmen der Verkehrsplanung des Projekts „Welthauptstadt Germania“ der Nazis sollte der dritte Ring (einer der Verkehrsringe um das Zentrum Berlins) direkt südwestlich des heutigen ufaFabrik-Geländes verlaufen. Zu dieser Planung existieren Zeichnungen des Architekten Otto Kohtz im Architekturmuseum der TU-Berlin[1].
Die Kommune
Ab etwa 1972 entwickelte sich in Berlin eine Kommune, die 1976 die ‚Fabrik für Kultur, Sport und Handwerk‘ in zwei Fabriketagen in der Schöneberger Kurfürstenstraße bezog. Aufgrund der vielen Aktivitäten und Mitglieder wurde allerdings bald ein größeres Gelände benötigt. Ein in Kreuzberg gelegenes Areal mit den Gebäuden der Prakma-Maschinenfabrik GmbH in der Waldemarstraße 55 wurden jedoch noch während der Bemühungen, dorthin ziehen zu dürfen, abgerissen. Später wurde dann das Gelände in Tempelhof besichtigt. Man beschloss, erst das Gelände zu besetzen und danach einen Nutzungsantrag zu stellen.
So kam es am 9. Juni 1979 zur friedlichen Besetzung des Geländes durch die Kommune. Das Gelände gehörte damals der Deutschen Bundespost, die in Verhandlungen war, dem Berliner Senat das Gelände zu verkaufen. Die Besetzung wurde nicht wie bisher üblich durch eine Verbarrikadierung vollzogen, sondern das Gelände war offen und es prangte ein Transparent mit einem „Herzlich willkommen“ über dem Eingang. Nach etwa drei Wochen intensiver Öffentlichkeitsarbeit und Verhandlungen mit dem Berliner Senat wurde ein Bleiberecht erwirkt, etwa 40 Menschen wohnen seitdem dauerhaft auf dem Gelände. Schon im dann folgenden Herbst wurde ein erster Mietvertrag ausgehandelt, es werden regelmäßig Mieten bzw. Pacht gezahlt. Von politischer Seite bestand teilweise wohl die Hoffnung, dass die Besetzer aufgrund der Kälte und der defekten Heizung von selber wieder abziehen würden, dazu kam es jedoch nicht.
Bereits 1979 wurde eine erste Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Energieerzeugung auf dem Gelände betrieben. Es handelte sich um einen sogenannten ‚Mao-Diesel‘, einen umgebauten Lkw-Motor mit 30 kW elektrischer und 60 kW thermischer Leistung. Ab 1980 wurden die Dächer begrünt (bis 2003 bereits 4000 m²) und auch Fassaden bepflanzt. Die Bewohner und Nachbarn etablierten viele sportliche und soziale Aktivitäten dauerhaft auf dem Gelände. 1981 wurde der ehemalige UFA-Kinosaal wiederhergestellt, mit neuer Technik ausgerüstet und als damals einziges Kino in Berlin-Tempelhof eröffnet. Mit Teilen der ehemaligen UFA-Filmgesellschaft kam es insbesondere für die Bezeichnung des Kinos zu Rechtsstreitigkeiten, sodass der Name des Kinos mehrfach wechselte: es hieß beispielsweise Ufer Palast oder UFO Kino oder zum Schluss richterlich angeordnet U.F.A. Palast. 1982 wurde das erste Berliner Freilichtkino eröffnet, in dem unter anderem Willy Sommerfeld Stummfilme live auf dem Klavier begleitete. 1986 eröffneten die zwei kleinen Filmstudios UFO 2 und UFO 3 in umgebauten ehemaligen Synchronstudios. 1987 wurde das Nachbarschafts- und Selbsthilfe-Zentrum (NUSZ) mit Unterstützung des Berliner Senats gegründet.
1989 wurde der Kinobetrieb im Kinosaal eingestellt. Umgebaut in einen Varietésalon, wird das ehemalige Kino seit 1990 für Veranstaltungen genutzt. 1994 wird ein großes gasbetriebenes Blockheizkraftwerk mit 84 kW elektrischer und 180 kW thermischer Leistung installiert, mit dem die Heizung und Duschwasserwärmung für das gesamte Gelände betrieben werden. Auch das Regenwasser wird seitdem genutzt. Heizung- und Lüftungsbetrieb sind seit 1995 über eine rechnergesteuerte Gebäudeleittechnik gekoppelt, es wurde auch eine 1-kW-Windkraftanlage aufgestellt.
1997 ging der erste Teil der Photovoltaikanlage, geplant von der ETA, mit über 50 kW ans Netz, 1999 der zweite Teil, geplant und gebaut von der Solon AG, mit weiteren 20 kW, verteilt auf zwölf verschiedene Anlagen zur wissenschaftlichen Erprobung verschiedener Modultypen und Nachführungen.
1999 kam es zur verstärkten Beschäftigung mit nachhaltiger Entwicklung; ab 2000 wurde zusammen mit der Technischen Universität Berlin, später auch mit dem Bezirksamt, an einem nachhaltigen Konzept für den Umbau des Tempelhofer Hafens gearbeitet; die Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet.
Künstlerinnen und Künstler
Zahlreiche, auch national und international bekannte Namen sind mit der ufaFabrik auf das Engste verbunden. Die Drei Tornados entstammen diesem Umfeld.
Kultur und Veranstaltungen
Den Besuchern bietet die ufaFabrik das ganze Jahr über zahlreiche Möglichkeiten für Kultur und Erholung. Die grüne Oase in der Großstadt präsentiert für Nachbarn, Großstadtflaneure und alle Kulturinteressierten ein regelmäßiges Bühnenprogramm, das von Theater, Kabarett, Varieté, Musik, zu Kinderzirkus und Familienprogrammen reicht. Zwei liebevoll restaurierte Veranstaltungssäle, multifunktionale Bühnen mit 180 bzw. 350 Plätzen, sowie die überdachte Sommerbühne im Grünen mit 500 Plätzen mit entsprechender Gastronomie stehen dazu bereit. Ein seit 1997 regelmäßig veranstaltetes Festival in der ufaFabrik ist das Jazz Meeting Berlin[2]
Dojo
Träger des Dojo ist das Nachbarschaftszentrum ufaFabrik. Der Trainings- und Meditationsraum für asiatische Kampf- und Heilkünste wird seit 1979 von den Nutzern in Selbsthilfe aufgebaut und weiterentwickelt. Selbstverteidigung, körperlich/geistige Entwicklung und Lebensfreude stehen dabei im Vordergrund. Zurzeit bestehen folgende Gruppen:
- Aikidō (die Aikidogruppe in der ufaFabrik wurde 1984 ins Leben gerufen. Der Verein Aikido ufa Dojo ist Mitglied im Fachverband AIKIKAI Deutschland),[3]
- Karate (Shitō-Ryū ist eine vielseitige, traditionelle Stilrichtung),[4]
- Qigong,[5]
- T’ai-Chi-Ch’uan (die T’ai-Chi-Gruppe wurde 1987 ins Leben gerufen).[6]
Literatur
- Juppy und Daniel Gäsche: Juppy - Aus dem Leben eines Revoluzzers. Militzke, Leipzig, 2005. ISBN 3-86189-730-X
Weblinks
- Homepage der ufaFabrik
- Interview mit Juppy
- Interview mit Bärbel Dachtler, CONTRASTE Nr. 236 (Mai 2004)
- Bestandsplan von 1939
Einzelnachweise
- ↑ Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin in der Universitätsbibliothek Online-Archiv, eingesehen am 27. Januar 2008
- ↑ ufaFabrik.de
- ↑ Aikidō
- ↑ Karate
- ↑ Qigong
- ↑ T’ai-Chi-Ch’uan
52.45416666666713.381944444444Koordinaten: 52° 27′ 15″ N, 13° 22′ 55″ ONachbarschafts- Und Selbsthilfe Zentrum (NUSZ) in der ufafabrik e.V.
Kategorien:- Veranstaltungsgebäude in Berlin
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