- Udo Klausa
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Udo Klausa (* 9. Oktober 1910 in Allenstein; † 23. Juli 1998 in Königswinter-Ittenbach) war Landrat des Kreises Bendsburg (Bendzin, Oberschlesien) und ab 1954 erster Landesdirektor des Landschaftsverbands Rheinland.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Udo Klausa wurde als Sohn des späteren Landrats von Leobschütz, Dr. Walter Klausa, in Ostpreußen geboren und verbrachte seine Kindheit in Oberschlesien. Schon als Schüler war er Nationalist und trat 1925 dem illegalen Wehrsportverein Schwarze Reichswehr bei. Nach seinem Abitur 1929 studierte er Rechts- und Staatswissenschaft in Grenoble, Paris und Breslau.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat Klausa im Februar 1933 in die NSDAP und in die SA ein. 1934 begann er nach Abschluss seines Studiums seine Verwaltungslaufbahn als Regierungsreferendar in Frankfurt/Oder, in der er unter den nationalsozialistischen Machthabern zügig Karriere machte.
Im Jahr 1940 wurde er zunächst zum kommissarischen Landrat des Kreises Bendsburg (Bendzin, Oberschlesien) ernannt, seit 1942 hatte er dieses Amt regulär inne. Im gleichen Jahr wurde er zur Wehrmacht eingezogen, wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs an verschiedenen Fronten kämpfte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelte Klausa mit seiner Familie nach Westdeutschland um, wo er seine Verwaltungskarriere nach wenigen Jahren fortsetzte. 1951 wurde er zunächst stellvertretender und kurz darauf verantwortlicher Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Landkreistags. Mittlerweile in die CDU eingetreten wurde er am 19. Mai 1954 durch die Landschaftsversammlung zum ersten Landesdirektor des 1953 aus dem ehemaligen Provinzialverband Rheinland gebildeten Landschaftsverbands Rheinland (LVR) gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Ruhestand am 31. Oktober 1975 inne.
Als Präsidiumsmitglied des Verwaltungsrates der Westdeutschen Landesbank WestLB half er 1973 mit, den Kopf des Vorstandsvorsitzenden Ludwig Poullains zu retten, der bei Devisengeschäften 270 Millionen D-Mark verspekuliert hatte (fast den gesamten Jahresgewinn für 1973), indem man seinen Auslandsvorstand Helmut Lipfert mit 49 Jahren gut versorgt in den Ruhestand versetzte,[1] ein weiteres Mal in Zusammenhang mit dem Konkurs der Herstatt-Bank.
Klausa war verheiratet mit Alexandra Klausa geborene von Schweinitz (Mitbegründerin des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Lebenshilfe, dito dort von 1962 bis 1965 im Bundesvorstand; nach ihr wurde das 1996 eröffnete Berufskolleg für Heilerziehungspfleger der Lebenshilfe NRW in Hürth, benannt). Der Ehe entstammen fünf Kinder, darunter der Buchautor und Privatdozenten Ekkehard Klausa.
Veröffentlichungen
Im Jahr 1936 veröffentlichte Klausa seine rechtsphilosophische Untersuchung „Rasse und Wehrrecht“,[2] die Ausarbeitung eines Vortrags, den er im Berliner Arbeitskreis junger Rechtswahrer gehalten hatte. Darin beschreibt er ausgehend von der rassengesetzlichen Rechtslehre die Grundlagen des Wehrrechts nationalsozialistischer Prägung.
Nach 1945 beschäftigte sich Klausa in seinen weiteren Veröffentlichungen (1954 „Unsere Landkreise“. Hrsg. vom nordrhein-westfälischen Landkreistag; 1963 „Das Verwaltungsplanspiel.“ Hrsg. von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung; 1965 „Fortschrittlicher Verwalten.“ Hrsg. von der Bundesgeschäftsstelle der Christlich Demokratischen Union Deutschlands) mit Fragen der Verwaltungsarbeit und -vereinfachung.
Auszeichnungen
Am 23. Januar 1964 wurde Klausa unter Bezugnahme auf seine Verdienste um die Psychiatrie die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Akademie Düsseldorf[3] verliehen. (Anm.: Rektor der Medizinischen Akademie war zu dieser Zeit Anton Kiesselbach, Direktor der Psychiatrischen Klinik Friedrich Panse.)
Am 24. Februar 1965 erhielt er wegen seiner Verdienste um den deutsch-englischen Jugendaustausch das Komturkreuz des Ordens des Britischen Reiches (Honorary Commander of the Civil Division of the Most Excellent Order of the British Empire).
Seit dem 12. Juli 1968 ist Dr. h.c. Udo Klausa auch Ehrenbürger der Universität Bonn[4].
Rezeption der Person Udo Klausa
Das berufliche Wirken Udo Klausas wird zwiespältig bewertet. Den unbestreitbaren Leistungen Klausas beim Aufbau des Landschaftsverbands Rheinland stehen sowohl sein systemkonformes Wirken in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft vor allem als Landrat im besetzten Polen sowie sein autoritärer Führungsstil und besonders sein Umgang mit Misshandlungen Schutzbefohlener in Einrichtungen des Landschaftsverbands Rheinland (sog. Brauweiler Psychiatrieskandal) entgegen.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.zeit.de/1974/09/absturz-aus-der-schieflage
- ↑ http://armeirre.blogsport.de/images/UdoKlausa_1936_RasseundWehrrecht.pdf
- ↑ http://www.afz.lvr.de/archiv+des+lvr/benutzung/nachlassklausa.pdf
- ↑ http://www3.uni-bonn.de/die-universitaet/tradition/persoenlichkeiten
Literatur
- Graf, Klaus: „Udo Klausa (1910-1998) − ehemaliger Nazi macht Karriere als Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland.“ 3. Oktober 2010. Blog archivalia: http://archiv.twoday.net/stories/8374353/ (abgerufen am 4. September 2011).
- Gothe, Lothar: „Und die Psychiatrie-Opfer in Brauweiler? LVR will Aufarbeitung der Nachkriegs-Nazikontinuität jetzt anpacken.“ In: Neue Rhein-Zeitung Online,http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16848, 24.8.2011 (abgerufen am 4. September 2011).
- Hartung, Hans Rudolf: „Der ‚letzte Preuße am Rhein‘ verläßt die Kommandobrücke.“ In: „Neues Rheinland“ 18, 1975, Heft 10, S. 16ff.
- Janssen, Wilhelm: Udo Klausa 1910-1998. In: Rheinische Vierteljahresblätter 62, 1998, S. IXf.
- Kremmer, Anne: „Udo Klausa (1910-1998), 21 Jahre LVR-Direktor, in seinem ganzen Zuschnitt ein Herr Nazi.“ 9. August 2011. Blog Irre! Es bahandeln die Flaschen: http://es-behandeln-die-falschen.blog.de/2011/08/09/udo-klausa-1910-1998-21-jahre-lvr-direktor-ganzen-zuschnitt-herr-nazi-11639470/ (abgerufen am 4. September 2011).
- Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) / Zelek, Ivana (Bearb.): „Nachlass Klausa.“ Findbuch im Archiv des Landschaftsverbands. Einsehbar im Archiv des Landschaftsverbandes und abrufbar unter www.afz.lvr.de/archiv+des+lvr/benutzung/nachlassklausa.pdf (abgerufen am 4. September 2011)
- Landschaftsverband Rheinland: „Dirigent eines großen Orchesters − Udo Klausa zum 100. Geburtstag.“ Erster Landesdirektor des LVR (1954-1975) mit Ausstellung gewürdigt / Findbuch online. Pressemitteilung vom 7. Oktober 2010, http://www.kommern.de/app/Presse_quick/Archiv.asp?NNr=6484 (abgerufen am 4. September 2011).
- Werner, Wolfgang Franz: „Udo Klausa (1910-1998), Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland.“ Portal Rheinische Geschichte. http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/K/Seiten/UdoKlausa.aspx 17. Januar 2011 (abgerufen über Google-Cache am 4. September 2011).
- „Der letzte Preuße.“ In: „Das Ostpreußenblatt“, Jg. 26, Nr. 44 vom 1.11.1975 http://archiv.preussische-allgemeine.de/1975/1975_11_01_44.pdf
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