Leobschütz

Leobschütz
Głubczyce
Wappen von Głubczyce
Głubczyce (Polen)
DEC
Głubczyce
Głubczyce
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Landkreis: Głubczyce
Fläche: 12,52 km²
Geographische Lage: 50° 12′ N, 17° 50′ O50.217.8333333333337Koordinaten: 50° 12′ 0″ N, 17° 50′ 0″ O
Einwohner: 13.333 (31. Dez. 2007[1])
Postleitzahl: 48-100
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OGL
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Landwirtschaft
Lebensmittelindustrie
Straße: OppelnBrünn
Nächster int. Flughafen: Breslau
Kattowitz
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 45 Ortschaften
Fläche: 294,33 km²
Einwohner: 23.997 (31. Dez. 2007[1])
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Jan Krówka
Adresse: ul. Niepodległości 14
48-100 Głubczyce
Webpräsenz: www.glubczyce.pl

Głubczyce [gwupˈʧɨʦɛ] (deutsch Leobschütz; tschechisch Hlubčice) ist eine Stadt in der Wojewodschaft Oppeln in Polen. Sie liegt jeweils 50 Kilometer südlich von Oppeln und nordwestlich von Ostrava, unweit der Grenze zu Tschechien. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde sowie des Powiat Głubczycki

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des zu Mähren gehörenden Ortes „Glubcici“, der über eine hölzerne Burg verfügte, erfolgte 1107. Die Siedlung befand sich auf der rechten Seite der Zinna, die seit dem Glatzer Pfingstfrieden von 1137 die Grenze zwischen Mähren und Schlesien bildete. Seit 1224 ist die von König Ottokar I. Přemysl nach Magdeburger Recht gegründete Stadt „Lubschicz“ nachweisbar. Der genaue Zeitpunkt der Stadtgründung ist nicht bekannt.

1241 wurde die Stadt von den Mongolen zerstört und nach dem Wiederaufbau auch das linke Ufer des Flusses besiedelt. Von 1253 bis 1626 war Leobschütz Oberhof für zahlreiche mährische Städte und Dörfer, die das vom Magdeburger Recht abgeleitete „Leobschützer Recht“ erhielten, das 1270 vom böhmischen König Přemysl Ottokar II. bestätigt wurde. Bereits 1265 hatte er der Stadt den Stadtwald geschenkt. 1275 erhielt Leobschütz das Meilenrecht; 1281 stiftete Königin Kunigunde das Johanneshospital. Vor 1282 entstand die Stadtmauer mit Wachtürmen und Wassergraben. Das Patronat über die Pfarrkirche „Mariä Geburt“ kam 1259 an den Johanniterorden von Gröbnig, dessen Komtur 1282–1591 seinen Sitz in Leobschütz hatte. 1298 erhielt die Stadt weitere Rechte durch den böhmischen König Wenzel II. Im selben Jahr verfügte die Stadt über eine Tuchniederlage sowie ein städtisches Kaufhaus auf dem Ring, an dessen Stelle 1383 das Rathaus entstand. 1433 besaß Leobschütz vorübergehend das Münzrecht.

1365–1394 und 1434–1482 bildete Leobschütz das eigenständige Herzogtum Leobschütz, das dem přemyslidischen Zweig des Herzogtums Troppau entstammte. Der letzte Leobschützer Herzog Johann († 1483/89) stiftete 1480 das Franziskanerkloster. Nach 1482 wurde Leobschütz an das Herzogtum Jägerndorf angegliedert. 1523 wurde die Reformation eingeführt und Franziskaner sowie Juden teilweise gewaltsam vertrieben. 1558 wurde eine evangelische Schule errichtet. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt stark zerstört, am schwersten 1645 durch die Schweden.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Leobschütz 1742 an Preußen. Nachfolgend wurden Teile der Stadtmauer geschleift und der Graben um die Stadt zugeschüttet. Seit 1815 gehörte Leobschütz zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Leobschütz eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Die seit dem Mittelalter betriebene Tuch- und Leinenweberei wurde im 19. Jahrhundert auf maschinellen Fabrikbetrieb umgestellt. Von wirtschaftlicher Bedeutung war zudem der Flachsanbau sowie die Schafzucht. 1856 erhielt die Stadt Eisenbahnanschluss nach Ratibor, 1874 nach Jägerndorf und 1876 nach Deutsch Rasselwitz. Bei der Volksabstimmung 1921 stimmten über 99 % für den Verbleib bei Deutschland.

Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler 1933 wurde die Stadt Schulungsort für die SS und Sitz einer SA-Sturmabteilung. 1938 wurde die Synagoge der Stadt niedergebrannt und mit der Verfolgung der Juden begonnen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Kriegsgefangene auf dem Gebiet des Kreises zwangsbeschäftigt. Am 18. März 1945 kesselten sowjetische Truppen den Ort und die darin befindliche 18. SS-Panzergrenadierdivision „Horst Wessel“ sowie die 371. Wehrmachtsdivision ein. Am 24. März 1945 war der Widerstand weitestgehend gebrochen, und die Rote Armee marschierte in Leobschütz ein. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Leobschütz, das bei den Kämpfen zu 40 % zerstört worden war, an Polen. Am 19. Mai 1945 wurde die Verwaltung der Stadt an Tadeusz Kopczyński übergeben. Die Stadt erhielt die offizielle Bezeichnung „Głubczyce“. Die deutschen Einwohner wurden zum größten Teil vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen. Die Einwohnerzahl ging zunächst deutlich zurück. Nach Kriegsende erhob die Tschechoslowakei Ansprüche auf mehrere nieder- und oberschlesische Gebiete, u. a. auch auf das Gebiet um Leobschütz und Ratibor. Durch die beiderseitige Propaganda verschlechterten sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten derart, dass der Ausbruch eines bewaffneten Konflikts nur durch eine sowjetische Intervention vermieden werden konnte. Erst mit dem polnisch-tschechischen Grenzvertrag von 1958 erfolgte eine endgültige Festlegung der umstrittenen Grenze.[2] Von 1946 bis 1975 war Głubczyce Sitz des Powiat Głubczycki. Er wurde 1999 wieder neu errichtet.

Kirchlich gehörte Leobschütz/Głubczyce bis 1972 zum Bistum Olmütz und seither zum Bistum Oppeln.

Einwohnerentwicklung

  • 1787: 3.123 Einwohner
  • 1825: 4.565
  • 1870: 9.546
  • 1905: 12.700
  • 1939: 13.505
  • 1961: 9.315
  • 1971: 11.500

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche „Mariä Geburt“ wurde erstmals 1259 erwähnt und 1370–1380 zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgebaut. 1903–1907 erfolgte durch den Architekten Max Hasak ein Umbau im Stil der Neugotik.
  • Das Franziskanerkloster wurde erstmals 1448 gegründet und 1480 als Stiftung des Leobschützer Herzogs Johann († 1483/89) durch einen gemauerten Bau ersetzt. Von 1541 bis zur Rückkehr der Franziskaner 1667 war das Kloster in protestantischem Besitz. 1753–1770 wurden die Klostergebäude nach Plänen von Johann Innozenz Töpper neu errichtet. 1810 wurde es säkularisiert und nach einem Umbau als Schule genutzt. Ab 1921 war es wiederum im Besitz der Franziskaner. Im Jahre 2002 wurde es renoviert.
  • Die Franziskaner-Klosterkirche „St. Ädigius und Bernhard“ von 1480 diente 1541–1667 als protestantisches Gotteshaus. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie 1670–1677 wieder aufgebaut. 1756 erfolgte ein Abriss und 1758 mit finanzieller Unterstützung des Fürsten Joseph von Liechtenstein ein Neubau nach Plänen von Johann Innozenz Töpper. Den Hauptaltar und die Kanzel schuf der Ratiborer Bildhauer Anton Oesterreicher, das Gemälde des Hauptaltar stammt vom Brünner Maler Josef Ignaz Havelka.
  • St.-Anna-Kirche von 1776
  • Fabian- und Sebastian-Kapelle von 1501
  • Neun Mauertürme und Reste der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert
  • Das 1945 zerstörte Rathaus wurde erstmals 1383 erwähnt und nach einem Brand 1603 neu aufgebaut. 1863/64 erfolgte ein Umbau im Stil der Neugotik. Erhalten sind Teile der Erdgeschossmauer.
  • Die barocke Mariensäule „Maria Immaculata auf der Erdkugel“ wurde 1738 von dem Kamenzer Bildhauer Anton Jörg geschaffen und 1804 erneuert.

Gemeinde

Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 294,33 km² und umfasst 45 Ortschaften: Bernacice, Bernacice Górne, Bernatów, Bogdanowice, Braciszów, Chomiąża, Chróstno, Ciermęcice, Debrzyca, Dobieszów, Gadzowice, Głubczyce Sady, Gołuszowice, Grobniki, Kietlice, Klisino, Krasne Pole, Królowe, Krzyżowice, Kwiatoniów, Lenarcice, Lisięcice, Lwowiany, Mokre - Kolonia, Mokre, Nowa Wieś Głubczycka, Nowe Gołuszowice, Nowe Sady, Nowy Rożnów, Opawica, Pielgrzymów, Pietrowice, Pomorzowice, Pomorzowiczki, Radynia, Równe, Sławoszów, Stara Wieś, Ściborzyce Małe, Tarnkowa, Widok, Zawiszyce, Zopowy, Zopowy Osiedle und Zubrzyce.

Söhne und Töchter der Stadt

Verweise

Literatur

  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 275–276
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 311–314

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 31. Dezember 2007
  2. Joachim Bahlcke: Schlesien und die Schlesier, ISBN 3-7844-2781-2, S. 187

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