- Vollmarshausen
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Vollmarshausen Gemeinde LohfeldenKoordinaten: 51° 16′ N, 9° 34′ O51.2608333333339.5627777777778180Koordinaten: 51° 15′ 39″ N, 9° 33′ 46″ O Höhe: 180–240 m ü. NN Eingemeindung: 1. Dez. 1970 Postleitzahl: 34253 Vorwahlen: 05608-Söhrewald, 05605-Kaufungen, 0561-Kassel Vollmarshausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Lohfelden im Landkreis Kassel in Nordhessen und die älteste Siedlung im Söhreraum[1]. Durch den Ort fließt der Wahlebach.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Gebiet um Vollmarshausen wurde in der späten Bronzezeit und älteren Eisenzeit (ca. 1200 bis ca. 650 vor Christus) besiedelt, wie das 1951 entdeckte Gräberfeld von Vollmarshausen belegt. Es gehört zu den bedeutendsten Funden aus dieser Zeit in Westeuropa.
Im 10. und 11. Jahrhundert wurden die gerodeten Flächen östlich um Kassel an Kolonisten vergeben, die Felder und Grundstücke wurden in Erbpacht vergeben[2]. Im Jahr 1019 schenkte Kaiser Heinrich II. die Ortschaft dem Kloster Kaufungen. Diese Urkunde gilt heute als die Ersterwähnung Vollmarshausens. Am Rand von Vollmarshausen existierte eine königliche Villa.[3] Als Pfarrort erscheint Vollmarshausen erstmals im 14. Jahrhundert, und noch 1536 war es eine selbstständige Pfarrei.[4]
Im 17. und 18. Jahrhundert beherbergte die seit dem frühen 14. Jahrhundert erwähnte Obermühle die Waffenschmiede von Johann Jakob Lagemann; der Betrieb wurde 1924 eingestellt, das Gebäude ist jedoch noch erhalten. In der Ortsmitte befindet sich die über 250 Jahre alte Linde und der Gerichtsplatz von Vollmarshausen. Die Ursprünge des Schöppenstuhl oder Thingplatz genannten Platzes reichen bis ins Mittelalter.
Bis ins 19. Jahrhundert hatte Vollmarshausen eine Kirche, die aus einer Zeit stammte, als der Ort nur 850 Einwohner hatte. 1835-39 wurde die Evangelische Kirche Vollmarshausen nach Entwürfen von Daniel Engelhard gebaut. Die Formensprache folgt dem Klassizismus, Grundriss und Turm gleichen jedoch einer byzantinischen Basilika. Altargerät, Taufstein, Glocken und der Kelch wurden vom Vorgängerbau übernommen.[5]
1905 wurde die Ziegelwerk Vollmarshausen GmbH gegründet; sie bestand bis Ende 1965, als sich die Lehmvorkommen erschöpft hatten.[6] 1933 erregte der Fall des Volksschullehrers Ludwig Rüdiger Aufsehen, der sich dem Nationalsozialismus widersetzte. Es folgten Verhaftungen. Bereits 1932 hatten Nationalsozialisten im Preußischen Landtag die Verhaftung des Vollmarshausener Bürgermeisters beantragt.
In der Nähe der Ortschaft wurde eine Autobahn geplant, als deren Vorleistung die Autobahnbrücke bei Vollmarshausen (heute Söhrewald) entstand. Aufgrund der Prioritätenverschiebung diente die Brücke als provistorische Fertigungsstätte der Motorenbau Werk Kassel. Die Brücke im Wald existiert bis heute. Den Krieg überdauerte die Ortschaft ohne materielle Verluste.[7]
Am 1. Dezember 1970 schloss sich die Gemeinde Lohfelden, bestehend aus Crumbach und Ochshausen, mit Vollmarshausen zur neuen Gemeinde zusammen. Das bisherige Lohfelden hatte zu diesem Zeitpunkt 8000 Einwohner, Vollmarshausen 3000.
Etymologie des Ortsnamens
Für den Ortsnamen existierten im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schreibweisen, die einer Verschriftlichung des Vollmarshäuser Dialekts entsprechen dürften:
- Volmareshusun (1019)
- Volcmereshusun
- Wolcmereshusin (1229))
- Volmershusen (1306)
- Volmarshusin (1351)
- Fulmershusen (1487)
Infrastruktur
In Vollmarshausen gibt es eine Grundschule, eine Ortsteilbücherei und eine Kindertagesstätte.
Der ehemalige Schlauchturm wurde zum 16m² großen Multifunktionsraum umgebaut, und wird auch für Trauungen genutzt[8].
Durch den Ort führen die Kreisstraße 8 sowie die Landesstraßen 3203 und 3236.
Veranstaltungen
Unter dem Begriff LindenKirmes findet jedes Jahr Anfang August ein Fest in der Ortsmitte statt. 2011 stand dabei die Einweihung des neuen Kulturzentrums im ehemaligen Schlauchturm der Feuerwehr im Mittelpunkt.[9] Ein weiteres Fest ist Ende August die Wir seh’n uns Nacht.
Einwohner
1585 hatte der Ort 48 Haushalte, die bis 1747 auf 55 anstiegen.
Jahr Einwohner 1895 1111 1939 1894 1961 2479 1970 2880 Persönlichkeiten
- Johann Jakob Lagemann (1696-1766), Waffenhersteller
- Vera Rüdiger (* 1936), deutsche Politikerin
Weblinks
Commons: Lohfelden-Vollmarshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Gemeindewebseite von Lohfelden
- Vollmarshausen im Historischen Ortslexikon von Hessen
- LAGIS Datenbank zum Gerichtsplatz an der Linde
- Literatur über Vollmarshausen in der Hessischen Bibliographie
Einzelnachweise
- ↑ August Straub: Nordhessen: Landschaft, Geschichte, Kultur, Kunst, Wirtschaft, Band 1, Glock u. Lutz Nürnberg 1969, S. 176
- ↑ Angela Pitzschke: Lohfelden. Drei Dörfer - ein Ort. Geschichte und Geschichten, S. 83 1996
- ↑ Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, S. 107, Karl Heinemeyer
- ↑ Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Kassel-Land von den Anfängen bis 1977, Ernst Werner Magdanz, S. 18, Elwert 2002
- ↑ http://www.kirchenkreis-kaufungen.de/1cf1ca30ad65313c6d8774f394634305/de/kirchengemeinden/vollmarshausen/kirche.html
- ↑ Angela Pitzschke: Lohfelden. Drei Dörfer - ein Ort. Geschichte und Geschichten, S. 126 1996
- ↑ http://spdnet.sozi.info/hessen/kassel/vollmarshsn/dl/festschrift100-web.pdf
- ↑ http://www.hna.de/nachrichten/kreis-kassel/kaufungen/schlauchturm-eingeweiht-1356606.html Artikel der HNA vom 10. August 2011
- ↑ http://www.hessen-tageblatt.com/?p=7338
Kategorien:- Ort im Landkreis Kassel
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