- Werner Stauffacher (Rechtsanwalt)
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Werner Stauffacher (* 7. Februar 1945 in Zürich) ist ein umstrittener Schweizer Rechtsanwalt und Gründer des Kooperations-Rats Schweiz/Russland.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Stauffacher ist in Zürich aufgewachsen. An der Universität Zürich studierte er 1965 bis 1971 zuerst Naturwissenschaften, dann Rechtswissenschaften. Nach seiner Dissertation begann er 1976 seine selbständige Tätigkeit als Anwalt. Stauffacher ist verheiratet und Vater von sieben Kindern.[1]
Verfahren gegen Stauffacher
Stauffacher war mehrfach in Verfahren und Prozesse involviert.[2] Teilweise erregten die Verfahren grosses öffentliches Interesse.
Erbstreit
In einem von der Öffentlichkeit viel beachteten Rechtsstreit um das Erbe der 1995 in Basel verstorbenen Hildegard Kirchbach,[3] hat das Schweizer Bundesgericht Stauffacher für erbunwürdig erklärt.[4] Stauffacher habe das entstandene Vertrauensverhältnis sittenwidrig ausgenutzt und sie nicht auf den Interessenskonflikt hingewiesen, als sie ihn als ihren Erben einsetzte.[5] Dieses Urteil wurde in der Lehre stark kritisiert und in der Zeitschrift Plädoyer zum «schlechtesten Urteil des Jahres» gewählt.[6] Am 25. April 2009 haben die Prozessparteien einen Vergleich abgeschlossen und die Vorwürfe – und somit auch den der Erbunwürdigkeit von Stauffacher – zurückgenommen.[7]
Trienekens-Schmiergeldskandal
2002 war Stauffacher im Rahmen von Ermittlungen wegen Schmiergeldzahlungen beim Bau des Müllofens Köln Niehl in das Visier der Kölner Staatsanwaltschaft geraten. Die Unternehmung von Hellmut Trienekens, heute eine Tochtergesellschaft von RWE, hatte Stauffacher im Zusammenhang mit einem Rechtshilfeverfahren mandatiert. Es ging angeblich darum, zu verhindern, dass deutsche Behörden Kenntnisse über schwarze Kassen und kriminelle Absprachen erlangen könnten. Stauffacher erhielt gemäss einem Bericht in der Zeitschrift Der Spiegel 10 Millionen Deutsche Mark für seine Tätigkeit.[8] Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft bezogen sich auf vermutete Geldwäscherei sowie Beteiligung an der Bestechung von Beamten und von Politikern. Stauffacher wies die Vorwürfe zurück. Das Verfahren wurde 2005 eingestellt.[9]
Falschbeurkundungsstreit
Ein weiteres, ebenfalls sehr öffentlichkeitswirksames Verfahren gegen Stauffacher, bezog sich auf den Vorwurf des Erschleichens einer Falschbeurkundung. Der angeklagte Anwalt hatte einen Mandanten trotz Entzug des Mandats entmachtet.[10] 2001 wurde ein von Stauffacher finanziertes Buch zu dem Fall geschrieben.[11] Nach mehreren Prozessen sprach das Zürcher Obergericht Stauffacher schliesslich am 15. Oktober 2002 von allen Vorwürfen frei.[12] Der Freispruch wurde im Dezember 2002 rechtskräftig.[13]
Weiteres Engagement
Werner Stauffacher unterstützt die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz. 2004 gründete er den Kooperations-Rat Schweiz/Russland. Er finanzierte die Herausgabe zweier Bücher.[14] 2005 initiierte Stauffacher den Schweizerisch-Russischen Journalistenpreis. Im Juni 2009 war Stauffacher Gastgeber des 11. Kongresses des Weltverbands der Russischen Presse WARP in Luzern. Im Rahmen dieses Kongresses wurde eine von ihm gestiftete Gedenktafel für Lew Tolstoi eingeweiht. Ebenfalls ist er Initiant der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Russland. Als damaliger Zentralsekretär und Delegierter der Kommission der Stiftung Pro Juventute betrieb er die Aussöhnung zwischen der Stiftung und den Manouches und Jenische (Schweizer Begriff: «Fahrende») bezüglich der früheren und umstrittenen Aktivitäten des stiftungseigenen Hilfswerks Kinder der Landstrasse.[15]
Auszeichnungen
- Auszeichnung für «Verdienste um die Journalistengemeinschaft» des russischen Journalistenverbands Союз журналистов России, Moskau, 2007
- Puschkin-Medaille, Bern, 2009[16]
Literatur
- Thomas Illi: Die Akte S.: Ein Wirtschaftsanwalt im Visier der Justiz. Orell Füssli, Zürich 2001, ISBN 3-280-02678-4.
- Bruno Glaus, Karl Lüönd: Läufer, Mietmaul, König. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06056-7.
- Igor Petrov: Ocerki istorii Švejcarii. Čaroid, Jekaterinburg 2006, ISBN 90-10-64810-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Biographie auf der persönlichen Website
- ↑ Gem. dem Artikel Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit, in NZZ Folio, Ausgabe 09/2003, der Zeitschrift der Neuen Zürcher Zeitung
- ↑ Witwe des 1967 verstorbenen Industriellen Kurt Kirchbach, der 1953 seine Werke in Düsseldorf an die Bohlen Industrie GmbH verkauft hatte
- ↑ BGE 132 III 305
- ↑ Gem. Artikeln bei NZZ Online, Beobachter.ch und Faz.net
- ↑ Zeitschrift plädoyer 1/07, S. 82
- ↑ Gem. entsprechender Information auf Stauffacher.com
- ↑ Gem. Frank Dohmen und Alexander Jung, in dem Artikel Korruption, Schmutzige Töchter, in Der Spiegel, Ausgabe 13/2002
- ↑ NZZ am Sonntag vom 12. Juni 2005
- ↑ Gem. dem Artikel Plädoyer für einen Anwalt, in der Neuen Zürcher Zeitung vom 25. Juni 2001
- ↑ Thomas Illi: Die Akte S ..., siehe LitVerz.
- ↑ NZZ vom 16. Oktober 2002
- ↑ NZZ vom 10. Dezember 2002; Glaus, B., Lüönd K. (2005): Läufer, Mietmaul, König
- ↑ 2006 die russische Ausgabe des Buchs «Swiss Finance Law and International Standards» von Peter Nobel. 2007 die russischsprachige Sammlung wissenschaftlicher Artikel zur Eidgenossenschaft «Essays über die Geschichte der Schweiz» des Moskauer Autors Igor Petrov.
- ↑ Chronologie Hilfswerk «Kinder der Landstrasse» auf der Seite von Pro Juventute
- ↑ Tagesanzeiger: Ein russischer Orden für Werner Stauffacher
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