- Werner Wachsmuth
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Werner (Curt Ferdinand) Wachsmuth (* 29. März 1900 in Rostock; † 7. Juni 1990 in Würzburg) war ein deutscher Chirurg, Sanitätsoffizier und Hochschullehrer in Würzburg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wachsmuth stammte aus einer Gelehrtenfamilie und wuchs in Frankfurt am Main auf. Als Siebzehnjähriger nahm er noch am Ersten Weltkrieg teil.
Er studierte Medizin in Tübingen und Würzburg. Dort schloss er sich 1919 den Corps Suevia Tübingen und Rhenania Würzburg an.[1] 1923 machte er das Examen in Bonn, wo er auch zum Dr. med. promovierte.
Seine ärztliche Ausbildung begann er in München bei von Müller in der Inneren Medizin und bei Eugen Enderlen in der Heidelberger Chirurgie. 1928 ging er mit Erich von Redwitz nach Bonn. Dort habilitierte er sich 1930.[2]
Als er in den 1930er Jahren die Universität aus politischen Gründen verlassen musste, trat er in die damalige Reichswehr ein, um nicht Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation werden zu müssen.[3] 1935 wurde er Leitender Arzt im Standortlazarett München, so dass er sich an die Ludwig-Maximilians-Universität umhabilitierte. Professor wurde er 1936.
Im Zweiten Weltkrieg diente er als Beratender Chirurg im Westen und im Osten. 1942 trafen sich die sanitätsdienstlichen Führer in Krasnodar. Sauerbruch, Handloser, Frey, Böhler und Wachsmuth diskutierten die Frage, ob der neue Küntscher-Nagel eingeführt werden sollte. Vor allem Böhler bewirkte die positive Entscheidung.
Von 1940 bis 1944 leitete Wachsmuth das chirurgische Sonderlazarett des OKH in Brüssel und befasste sich intensiv mit dem Wundschock, dem Kollaps und äußeren Spannern zur Behandlung von Knochenbrüchen. Allein mit Sauerbruch, den er als seinen Lehrmeister bezeichnete, bereiste er wochenlang die Kriegsschauplätze. Entgegen einem „Führerbefehl“ weigerte er sich im September 1944, seine 1.200 schwer verwundeten Kranken dem Feind und dem tobenden Mob zu überlassen. Mit seinem Personal blieb er bei ihnen. Als die Alliierten in der Normandie landeten, rettete Wachsmuth 5.000 Belgier, die als politische Gefangene deportiert werden sollten.
1946 folgte er dem Ruf auf den Chirurgischen Lehrstuhl der Julius-Maximilians-Universität.[4] 1969 wurde er in Würzburg emeritiert. Der Trauergottesdienst wurde am 13. Juni 1990 in der Würzburger Deutschhauskirche begangen. Statt Kränzen wurde um Spenden für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gebeten.
Zeitlebens war Wachsmuth mit Rudolf Nissen in enger Freundschaft verbunden. Da Nissen das Dritte Reich in der äußeren, Wachsmuth in der inneren Emigration überstanden hatte, „ergänzen sich ihre Autobiografien in ausgezeichneter Weise und stellen einen wesentlichen Mosaikstein zur Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts dar“.[3]
Auszeichnungen
- Vorsitzender der Bayerischen Chirurgenvereingung (1955)
- Leopoldsorden (1957)
- Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1967)
- Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1970)
- Ernst von Bergmann-Gedenkmünze in Gold der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1977)[5]
- Dr. iur. h. c. der Universität Göttingen (1978)
- Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde (1986)
- Mitglied der Leopoldina
Werke (Auswahl)
- Praktische Anatomie, 1938 (mit Titus von Lanz)
- Allgemeine und spezielle chirurgische Operationslehre / Bd. 10: Die Operationen an den Extremitäten, 1972
- Ärztliche Problematik des Urlaubs. Berlin, Heidelberg, New York 1973
- Reden und Aufsätze 1930–1984. Berlin 1985
- Ein Leben mit dem Jahrhundert. Berlin 1985 (Autobiografie)[3]
Literatur
- C. Carstensen: Werner Wachsmuth. Unfallchirurgie 12 (1986), S. 57-59
- R. F. [Rainer Flöhl]: Der unerbittliche Helfer des Menschen. Zum 85. Geburtstag von Werner Wachsmuth. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. März 1985, S. 27
- Zum 90. Geburtstag von Werner Wachsmuth. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. März 1990
- Edgar Ungeheuer: Nestor der deutschen Chirurgen. Zum Tod von Werner Wachsmuth. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Juni 1990
Weblinks
Einzelnachweise
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