- Corps Rhenania Würzburg
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Das Corps Rhenania Würzburg ist eine farbentragende und pflichtschlagende Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gestiftet wurde das Corps am 23. Januar 1842 von vierzehn Studenten der Julius-Maximilians-Universität. Zehn waren Corpsstudenten und Mitglieder der Corps Franconia München, Rhenania Gießen, Rhenania Heidelberg, Rhenania Bonn, Starkenburgia, Suevia Heidelberg, Palatia Heidelberg und Guestphalia Heidelberg. Treibende Kraft war Ludwig Munzinger (Jurist), Angehöriger der Franconia München und später Ehrenmitglied der Rhenania. Als Farben wurde Marineblau-weiß-korrianderrot mit goldener Perkussion gewählt. Das Fuchsenband ist weiß-korrianderrot mit silberner Perkussion. Die Mütze ist weiß.
Der Wahlspruch ist Amico pectus, hosti frontem!
Bis 1857 kam die große Mehrzahl der Rheinländer aus der Rheinpfalz.
1924 und 1961 stellte das Corps mit Fritz Höpker und Hans-Heinrich Strobel die Vorsitzenden der Kösener Congresse.
Im November 1884 kaufte das Corps das 1720 für den Würzburger Fürstbischof Christoph Franz von Hutten erbaute barocke Huttenschlösschen in Würzburg, das noch heute als Corpshaus genutzt wird. Rhenania verfügt damit über das zweitälteste Corpshaus in Deutschland.
Haltung 1944
„Einer der Höhepunkte der subversiven Traditionspflege war der gemeinsame Kommers aller heimlich bestehenden schlagenden Würzburger Verbindungen am 17. Juli 1944 auf dem Haus des Corps Rhenania Würzburg. Dies war eine besondere Provokation, denn genau zur gleichen Zeit feierte die Deutsche Studentenschaft in Anwesenheit des Reichsstudentenführers Gustav Adolf Scheel ihr 25jähriges Bestehen mit einer Großkundgebung - nur zwei Straßenzüge weiter. Zeitzeuge Hans Dörrie, Mitglied des Corps Rhenania, schrieb über den Kommers der Würzburger Verbindungen: Über hundert Vertreter der einzelnen Verbindungen in Band und Mütze an den langen weißgedeckten Tischen in unserem Saal, das war ein herrliches farbenprächtiges Bild, das aller Herzen höher schlagen ließ. Knaup eröffnete den Kommers mit einer kurzen gelungenen Ansprache und trank das erste Glas Bier auf das Wohl unserer gemeinsamen Sache. … Es ist vielleicht absurd, Vergleiche zwischen dem Kommers auf unserem Haus und der Großkundgebung der Reichsstudentenführung zu ziehen. Es gehört eine große Portion Überzeugung vom eigenen Wert dazu, Opposition gegen eine numerisch tausendfache Überlegenheit zu machen. Aber diese Überzeugung vom eigenen Wert haben wir und werden darin immer sicherer, je mehr Kundgebungen und Proklamationen die Reichsstudentenführung veranstaltet. Wir haben die Stirn zu behaupten: auf der einen Seite (der Führung) ist das Wort, die Phrase, auf unserer Seite ist die Tat.“[1]
Bekannte Corpsmitglieder
- Oskar von Arnstedt (1840–1914), Regierungspräsident
- Adolf Boyé (1869–1934), Gesandter
- Franz Bracht (1877–1933), Verwaltungsjurist, 1932 Reichsminister ohne Geschäftsbereich, 1932–1933 Reichsinnenminister
- Theodor Brünings (1839–1903), Mitglied des Reichstags
- Peter Eichhorn (* 1939), Betriebswirt
- Wolfgang Eichhorn (Mathematiker) (* 1933), Emeritus in Karlsruhe
- Nicolaus Friedreich (1825–1882), Pathologe in Würzburg und Heidelberg
- Richard Frommel (1854–1912), Gynäkologe, Ordinarius in Erlangen
- Gebhard Greiling (1910–2008), Generalarzt der Luftwaffe
- Georg Heym (1887–1912), Lyriker
- Karl Holzapfel (1866–1942), Gynäkologe in Kiel
- Harry Ludewig (1874–1950), 1928 Staatsminister von Mecklenburg-Strelitz.
- Julius von Michel (1843–1911), Ophthalmologe, Ordinarius in Erlangen und Würzburg
- Ludwig Munzinger senior (1877–1957), Journalist, Herausgeber des Munzinger-Archivs
- Fritz Neumayer (1884–1973), liberaler Landes- und Bundesminister
- Ludwig Popp (1911–1993), Bakteriologe
- Robert Rieder (1861–1913), Chirurg, Pascha
- Wilhelm Rieder (1893–1984), Chirurg, Ordinarius in Leipzig
- Ferdinand Riedinger (1844–1918), Chirurg, Ordinarius in Würzburg
- Joseph Philipp von Stichaner (1838–1889), Bezirkspräsident im Elsaß
- Curt Thomalla (1890–1939), Mediziner und Drehbuchautor
- Hermann Arthur Thost (1854–1937), HNO-Arzt in Hamburg
- August von Trott zu Solz (1855–1938), Oberpräsident, preußischer Kultusminister
- Werner Wachsmuth (1900–1990), Chirurg, Ordinarius in Würzburg
- Philipp Wagner (1829–1906), Mediziner und Präsident des Allgemeinen Deutschen Bäderverbandes
- Gustav Wolffhügel (1845–1899), Hygieniker, Ordinarius in Göttingen
- Ludwig Wullstein (1864–1930), Chirurg
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:
- Karsten Sassenscheid (1997)
- Matthias Bockmeyer (2008)
Befreundete Corps
- Franconia München (1855)
- Teutonia Gießen (1869)
- Franconia Jena (1873)
- Borussia Breslau (1875)
- Hasso-Borussia (1882)
- Holsatia (1890)
- Albertina Hamburg (2008)
Rhenania Würzburg gehört zum Grünen Kreis im KSCV.
Einzelnachweise
- ↑ Rolf-Joachim Baum: Die Würzburger Bayern, Teil 2. Corpsgeschichte in Bildern. Vögel, München 1985, S. 312
Weblinks
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