Zeitraumexit

Zeitraumexit

zeitraumexit ist ein Künstlerhaus in Mannheim, dessen einziger Träger der gemeinnützige Verein zeitraumexit e.V. ist. Der zeitraumexit e.V. veranstaltet, kuratiert und (ko)produziert Ausstellungen, Performances, Tanz, Theater, Videokunst und Installationen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der zeitraumexit e.V. entstand im Jahr 2000 aus einem Zusammenschluss des Zeitraum Büro für Kunst und EX!T Ausgangspunkt Theater. "Seither steht das Quartett in der Region für ungewöhnliche, internationale Kunstprojekte, die Bildende und Darstellende Kunst zusammenführen."[1] Gründungsmitglieder waren die Künstler Gabriele Oßwald (Performance, Bildende Kunst), Wolfgang Sautermeister (Performance, Bildende Kunst), Elke Schmid (Regie) und Tilo Schwarz (Zeichnung, Bühnenbild, Lichtdesign), sowie die Vorstandsmitglieder Manfred Ziegler, Peter Empl und Gerhard Schöneberger. Neben ihrer Tätigkeit für zeitraumexit profilieren sich die künstlerischen Leiter Oßwald, Sautermeister, Schmid und Schwarz auch als Einzelkünstler und werden mit ihren Arbeiten bis nach Seoul eingeladen[2]. Elke Schmid verließ zeitraumexit 2009, um ihrer Arbeit in Berlin weiter nachzugehen.

Zwischen Mai 2000 und Mai 2007 befanden sich die Räumlichkeiten von zeitraumexit im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-Ost. 2007 wurde die historische Kauffmannmühle, eine unter Denkmalschutz stehende ehemalige Getreidemühle im Bezirk Jungbusch bezogen. In den neuen Räumlichkeiten wurden zwei Ateliers eingerichtet, zwei Theaterräume (mit 60 bzw. 80 Zuschauerplätzen), ein Ausstellungsraum, eine Bar und Büros. Der Hof wird als Freilichtbühne genutzt. Der Verein finanziert sich zum größten Teil aus privaten Geldern, z.B. durch die Hector Stiftung und das Nationale Performance Netz, erhält aber auch Projektförderung durch den Fonds Darstellende Künste der Kulturstiftung des Bundes. Außerdem ist man "auf die stete wie kostenlose Hilfe von 30 bis 60 Helfern angewiesen"[3]. Berichterstattung über zeitraumexit findet in regionaler Presse statt (z.B. Mannheimer Morgen, Rheinpfalz), in Hörfunk (SWR, DLF) und Fernsehen (3sat), in überregionalen Zeitungen und Fachzeitschriften (Süddeutsche Zeitung, Theater der Zeit, tanz aktuell, Kunstforum international) und in der Online Presse (ZDFtheaterkanal).

2008 erhielt die künstlerische Leitung von zeitraumexit den Baerwind-Preis der Rudi-Baerwind-Stiftung, da das Kollektiv "ziemlich genau Baerwinds Vorstellung von der Grenzziehungen überschreitenden Energie in einem Symposion entspricht." zeitraumexit sei "Treffpunkt von Künstlern und Kunstinteressierten außerhalb etablierter Institutionen. Das von zeitraumexit veranstaltete alljährliche Festival Wunder der Prärie hat einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Region und genießt Aufmerksamkeit, die weit über diese hinausgeht."[4]

Veranstaltungen

zeitraumexit realisiert ca. 14 Veranstaltungen pro Jahr an ca. 80 Besuchstagen, mit ca. 5500 Besuchern. Dabei kooperiert zeitraumexit häufig mit anderen regionalen und internationalen Kulturinstitutionen wie der Alten Feuerwache, der Kunsthalle Mannheim, dem Cinema Quadrat und dem TiG7 (Mannheim), dem Kunstencentrum Campo (Gent, Belgien), brut wien (Wien, Österreich), dem Kampnagel (Hamburg) und der Rotterdamse Schouwburg (Rotterdam, Niederlande). Alljährliche Veranstaltungen sind z.B. die Vorstellung der Preisträger des European Media Art Festivals, 97m überm Meer[5][6], eine offene "beachtenswerte Plattform der Region"[7] für darstellende Künstler, Wilsonstraße mit Studenten des Studiengangs für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen (ATW) und frisch eingetroffen, ein mehrtägiges Festival für junge Darstellende Künstler der Sparten Tanz, Performance und Theater aus Europa. Im Rahmen der 15. Internationalen Schillertage veranstaltete das Kulturamt Mannheim erstmals "die Freien Theater Tage Schwindelfrei als Beitrag der Stadt zum Schillerjahr 2009"[8]. zeitraumexit beteiligte sich mit der Eigenproduktion Harry L. - Eine Auflösung, einer Inszenierung des Regisseurs René Arnold, der damit "eine gelungene Form des Diskurstheaters"[9] fand. Schwindelfrei 2010 erhielt "als Weiterentwicklung des ersten Festivals ein inhaltlich kuratiertes Gesamtkonzept"[10]. zeitraumexit nahm an der Ausschreibung mit dem Stück 1st. Person Plural der Regisseurin Nicola Unger teil, einer Koproduktion mit der Schouwburg Rotterdam, und wurde vom Kulturamt Mannheim zur Förderung ausgewählt.

In den Räumlichkeiten von zeitraumexit finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen anderer Organisatoren statt, wie zum Beispiel die monatliche Flimmerkiste und die B-Seite, das Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur.

Wunder der Prärie

Das größte von zeitraumexit ausgerichtete mehrtägige Festival ist das Wunder der Prärie, eines der 15 Top-Festivals [11] der Metropolregion Rhein-Neckar mit ca. 5000 Besuchern, das sich innerhalb kurzer "Zeit großes Renommée unter Künstlern und Kunstliebhabern erarbeitet hat"[12]. Hauptsponsor des Festivals ist seit 2005 der BASF Konzern. Ausgangspunkt des Festivals war die 9. Internationalen Performance Konferenz im Juli 2000, bei der zeitraumexit als Gastgeber fungierte. Seitdem findet das Festival jedes Jahr in Galerien und Theaterräumen statt, öffnet sich aber auch in die Stadt hinein und belebt urbane Orte: Gob Squad bespielte bereits das Holiday Inn mit Room Service - Help me make it through the night[13] und den Paradeplatz mit "Saving the world - a very very wide screen film"[14] (eine Koproduktion von zeitraumexit, Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, und Wiener Festwochen), ein Parkhaus wurde zum Ausstellungsort[15][16], und Friederike & Uwe bauten gemeinsam mit Besuchern den Wasserturm mit ministeck im Hauptbahnhof nach (>My home is my Wasserturm<). Die bisher "spektakulärste Festivalaktion"[17] war das Projekt cape fear des raumlabor berlin: Über die Festivaldauer von zehn Tagen bastelte die interdisziplinäre Gruppe für Architektur und Städtebau "mit Einheimischen auf einem öffentlichen Platz an einem U-Boot aus Recyclingmaterialien, mit dem am letzten Tag [...] die Mannheimer Neckarspitze umschifft wurde, um am Ludwigshafener Rheinufer anzulegen"[18]. Wunder der Prärie bringt an zehn Tagen Tanz, Theater, Performance und Bildende Kunst nationaler und internationaler Akteure "von Auckland bis Zürich"[19] nach Mannheim, mit einer Gästeliste, die "sich wahrlich sehen lassen" [20] kann: Anna Huber, Stefan Kaegi (Rimini Protokoll), Hong O Bong, Alastair Mc Lennan, Stans Café, Bill Aitchison, Jaap Blonk, Tatsumi Oromoto, Ene-Liis Semper, Boris Nikitin, David Weber-Krebs, Hina Strüver, Jan-Philipp Possmann, Birgit Aßhoff, Ingrid Mwangi, Robert Hutter, Walter Siegfried, Marina P.O.P., Norbert Klassen, Phil Hayes[21], Marc Calame, Matthias Rüttimann, Nezaket Ekici, Genco Gülan, Herma Auguste Wittstock, Prof. Hans-Thies Lehmann, Claire Marshall (Forced Entertainment), Mike Pearson, She She Pop, Urban Lies, das Helmi[22], Dance on&off[23], Antonia Baehr, Lajos Talamonti, Boris Nieslony und Nathalie Djurberg.

2011 findet "Wunder der Prärie" vom 7. bis 17. September unter dem Motto "Das Unmögliche wagen" statt. Die diesjährigen Kooperationspartner von Zeitraumexit sind die Alte Feuerwache, das "4. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg" und die Galerie "Strümpfe Supper Art Club".


Themen der vergangenen Jahre waren:

  • 2009: Wunder der Prärie, Thema Müll
  • 2008: Wunder der Prärie, Thema Angst
  • 2007: Wunder der Prärie, Thema 400 hours – nonstop[24]
  • 2006: Wunder der Prärie, Thema Glück, Glück, Glück
  • 2005: >Wunder der Prärie< Thema Reisen
  • 2004: >Wunder der Prärie< Thema zu Hause
  • 2003: >Do you understand<
  • 2002: >stadtraum[ ]privatraum<
  • 2001: >Die Wirklichkeit der Dinge<
  • 2000: >Die Kunst des Handelns< 9. International Performance-Conference

Ab 2009 wird Wunder der Prärie als Biennale ausgerichtet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vier sind 5. In: Scala. Mai 2005.
  2. Heike Marx: Betreibswirtschaftlich ist das großer Unsinn. zeitraumexit in Mannheim geht neue Wege und verbindet Kunst und Kunstvermittlung, Performance und Theater. In: Rheinpfalz. 30. August 2003.
  3. R.-C. Langhals: Wunder des Handelns. In: Theater der Zeit. Nr. 6, 2010, S. 62.
  4. Heike Marx: Einer, der immer Avantgarde war. In: Die Rheinpfalz. 8. Februar 2008.
  5. Nachrichtenforum: Ausschreibungen & Wettbewerbe. In: Internationales Kunstforum Band 190, 2008, S. 28.
  6. [1] Mannheimer Morgen vom 7. Juni 2010. Abgerufen am 10. Juni 2010.
  7. Bernd Mand: Denn zum Spielen sind sie da. In: Mannheimer Morgen. 7. Juni 2010.
  8. [2] Schwindelfrei - Freie Theatertage. Abgerufen am 15. Juni 2010.
  9. Anne Richter: Kantinendramaturgie oder Diskurstheater. In: Festivalblog Junge Bühne. 24. Juni 2009. Abgerufen am 1.Juli 2009.
  10. [3] schwindelfrei 2010 – Ausschreibung läuft bis 5. April 2010! Abgerufen am 15. Juni 2010.
  11. [4] Wikipedia. Abgerufen am 10. Juni 2010.
  12. Wunder der Prärie zu Ende gegangen. Auf: Online-Ausgabe ZDF Theaterkanal 14. September 2010. Abgerufen 20. September 2009.
  13. Jürgen Berger: Odyssee im Weltraum. Menscheln im Hotel: Das Mannheimer Festival "Wunder der Prärie" erkundete urbane Sehnsuchtsorte. In: Süddeutsche Zeitung. 28. September 2004.
  14. R.-C. Langhals: Wenn die Angst baden geht. In: Theater der Zeit. November 2008. S.68.
  15. Mannheim: Parkhauskunst. In: Kunstforum 171. August 2004.
  16. Vom Ort aus über den Raum hinaus. In: IHK. Wirtschaftsmagazin Rhein-Neckar. 7/8 2004.
  17. R.-C. Langhals: Wenn die Angst baden geht. In: Theater der Zeit. November 2008. S.68.
  18. R.-C. Langhals: Wenn die Angst baden geht. In: Theater der Zeit. November 2008. S.68.
  19. Jürgen Raap: Aktionen & Projekte. Wunder der Prärie. In: Internationales Kunstforum Band 193", 2008, S. 411.
  20. R.-C. Langhals: Wunder des Handelns. In: Theater der Zeit. Nr. 6, 2010, S. 62.
  21. Wunder der Prärie: Festival in Mannheim. In: Darmstädter Echo. 8. September 2009.
  22. red: Festival "Wunder der Prärie". In: Heilbronner Stimme. 8. September 2009.
  23. red: Tanzfestival in Mannheim. In: Badisches Tagblatt. 5. September 2009/Nr. 205.
  24. Jürgen Raap: Aktionen & Projekte. Wunder der Prärie." In: Kunstforum International Band 189, 2008, S. 436.

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