- Künstlerhaus
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Künstlerhaus ist im Deutschen eine Bezeichnung mit fünf unterschiedlichen Bedeutungsschwerpunkten, teils in Mischformen, und setzt das Vorhandensein eines oder mehrerer atelierartiger Räume oder Werkstätten voraus.
Inhaltsverzeichnis
Definitionsvarianten
Unter einem Künstlerhaus versteht man:
- ein Atelier oder eine Werkstatt oder mehrere zusammenhängende Räumlichkeiten dieser Art für einen Künstler, getrennt von privaten Räumlichkeiten (Joan Mirós Atelier auf Mallorca),
- das Geburts-, Eltern- oder Wohnhaus/Residenz mit Atelier eines Künstlers und oft zugleich seine Hauptwirkungsstätte während eines bedeutenden Lebensabschnittes (Max Liebermanns Atelier im Palais Liebermann neben dem Brandenburger Tor in Berlin oder auch seine Sommervilla am Wannsee; Lenbachhaus in München; Münterhaus in Murnau; Claude Monets Domizil in Giverny),
- ein Gebäude oder zusammenliegende Baukörper mit einer Anzahl von Ateliers/Werkstätten, die meist von einer Vielzahl von Künstlern privat angemietet werden (Bateau-Lavoir, in dem Picasso in seinen frühen Pariser Jahren tätig war; La Ruche in Paris),
- zahlreiche im deutschsprachigen Raum als Künstlerhaus bezeichnete Einrichtungen/Gebäude, teilweise auch mehrere solcher Einrichtungen bzw. Gebäude in der gleichen Stadt in unterschiedlicher Trägerschaft, z. B. durch Vereine oder Stiftungen: diese Gebäude dienen als Arbeits- und Begegnungsstätte für Kulturschaffende in den Bereichen wie Bildende Kunst und Kunsthandwerk, Literatur und Musik, teils Darstellende Kunst und sind mit Ateliers, Werkstätten und Kommunikationsräumen unterschiedlichster Art und zuweilen mit Gästewohnungen für begrenzte Künstleraufenthalte ausgestattet. Solche Häuser öffnen sich meist gezielt der umgebenden Wohnbevölkerung und übernehmen oft eine innerörtliche und auch überörtliche Image- und Identitätsfunktion für den Stadtteil oder den Ort.
- Gebäude und Einrichtungen, die professionellen Künstlern aus unterschiedlichen Ländern meist in Verbindung mit einem Arbeitsstipendium für eine begrenzte Zeit ein Atelier oder eine Werkstatt und eine Atelierwohnung zur Verfügung stellen, damit die Teilnehmer möglichst in einem international geprägten Umfeld kreativ arbeiten können. Diese Art der Förderung wird als Artist in Residence bezeichnet (Villa Romana in Florenz). Solche Einrichtungen werden oft über Stiftungen finanziert.
Begriffsabweichungen
Von den fünf Charakterisierungen sind zu unterscheiden:
- die Künstlerkolonie: dieser Begriff ist historisch mit außerstädtischen Zusammenschlüssen assoziiert. Gleichwohl übernehmen gegenwärtig eine größere Anzahl von Einrichtungen diese Bezeichnung für sich, die im eigentlichen Sinne als Künstlerhaus bezeichnet werden könnten und ein räumliches und kreatives Zusammenwirken verschiedener Künstler in städtischem Rahmen ermöglichen.
- das Kunsthaus:
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- ein solches dient im Sinne eines Ausstellungshauses oder eines Kunstmuseums der Präsentation von Kunstobjekten, nicht jedoch deren Herstellung.
- das Kunst-Haus im Sinne eines Hauses oder Gebäudes als Kunst stellt im Wesentlichen in seiner äußeren Erscheinung die künstlerische Tätigkeit des Architekten oder des Künstlers in den Vordergrund. Kennzeichnend dafür sind exemplarisch eine Reihe von Gebäuden Antoni Gaudis in der Formsprache des Modernisme, oder die schiefwinkligen, teils dekonstruktivistischen Gebäude Frank O. Gehrys oder auch die organische Form- und verspielte Farbsprache Friedensreich Hundertwassers in seinen Entwürfen, z.B. beim Hundertwasser-Haus in Wien.
Geschichte
Künstlerhäuser entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen deutschen Städten. Sie wurden konzipiert von Künstlervereinen, die eine Verbesserung der Vermittlung und Vermarktung von Werken ihrer Mitglieder suchten und für diesen Zweck geeignete Räumlichkeiten einrichteten. Hier konnten einerseits regelmäßige Ausstellungen zu optimalen Bedingungen gefördert, auf der anderen Seite ein gesellige Zusammenkünfte und Veranstaltungen organisiert werden. Die ersten Künstlerhäuser entstanden 1844 in Stuttgart mit der Glocke und 1857 in Düsseldorf mit dem Malkasten. Auch die Künstler in Hannover verfügten bereits seit 1856 über eigene Räumlichkeiten im Museum für Kunst und Wissenschaft, das später den Namen Künstlerhaus erhielt. In der bayerischen Landeshauptstadt München beschäftigte sich ab dem Jahre 1850 der Künstlerunterstützungsverein mit Plänen für ein Künstlerhaus. [1]
Liste von Künstlerhäusern
Die hier gegebene Auflistung hat nur exemplarischen Charakter:
In Deutschland
Ort Name Gegründet Bemerkung Ahrenshoop Künstlerhaus Lukas Bad Ems Internationales Künstlerhaus Schloß Balmoral Bamberg Internationales Künstlerhaus Villa Concordia Berlin Bethanien Frankfurt am Main Künstlerhaus Mousonturm Dortmund Künstlerhaus Dortmund Edenkoben bei Heidelberg Künstlerhaus Edenkoben Feldafing bei München Künstlerhaus Villa Waldberta Grimma bei Leipzig Denkmalschmiede Höfgen 1976 Hannover Künstlerhaus Hannover Krefeld Künstlerhaus Krefeld Leipzig Künstlerhaus (Leipzig) 1900 1943 zerstört Mannheim Künstlerhaus zeitraumexit 2000 München Künstlerhaus am Lenbachplatz Nürnberg Künstlerhaus Nürnberg Rheda-Wiedenbrück Künstlerhaus Wiedenbrück Saarbrücken Saarländisches Künstlerhaus Lauenburg/Elbe Künstlerhaus Lauenburg 1986 Schöppingen nahe Münster Stiftung Künstlerdorf Schöppingen Stuttgart Künstlerhaus Stuttgart 1978 Weimar Künstlerheim Weimar 1887 1945 zerstört Wiepersdorf südlich Berlins Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf Wustrow Künstlerhof Schreyahn In Österreich
- Künstlerhaus Bregenz
- Künstlerhaus Klagenfurt
- Künstlerhaus Salzburg
- Künstlerhaus Wien
- Künstlerhaus Graz
Literatur
- Melanie Klier: KünstlerHäuser. Prestel Verlag, München 2006, ISBN 978-3-7913-3525-4
- Gérard-Georges Lemaire (Texte); Jean-Claude Amiel (Fotografien): Künstler und ihre Häuser. Knesebeck Verlag, München 2004, ISBN 3-89660-208-X
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Kett: Das Nürnberger Künstlerhaus, Nürnberg 1992, Verlag Nürnberger Presse, ISBN 3-920701-89-5, S. 9.
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