Claus Bergen

Claus Bergen

Claus Friedrich Bergen (* 18. April 1885 in Stuttgart; † 4. Oktober 1964 in Lenggries, Oberbayern) war ein deutscher Marinemaler und Karl May-Illustrator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend mit der Kunst

In Stuttgart am 18. April 1885 geboren und in München groß geworden, war für Claus Friedrich Bergen Kunst und Künstlerschaft eine ganz unproblematische Sache. Er lernte in seinen Jugendjahren nichts anderes kennen. Als erster Sohn von Fritz Bergen, in der Kaiserzeit populärer Maler und Illustrator, ergab sich ein geradliniger Weg zum Beruf des Kunstmalers. Mit überreichem Talent versehen, war seine akademische Kunstausbildung in München hochkarätig. Ungewöhnlich war lediglich seine Entscheidung für die Marinemalerei, die in Bayern und München nun nicht gerade ihre Hochburg hatte.

Wenig bekannt sind seine rund 450 Illustrationen für „Karl Mays Illustrierte Reiseerzählungen“, die ab Dezember 1907 erschienen. Einen Namen machte er sich bereits ab 1909 mit seinen stimmungsvollen Bildern des englischen Fischerhafens Polperro an der Küste Cornwalls. Mehrere Studienaufenthalte in Polperro in den nächsten Jahren bis zum Ausbruch des Weltkrieges erbrachten eine größere Zahl von Gemälden mit Motiven des Fischerhafens, der Menschen und der Fischerboote. Auf Ausstellungen mit Goldmedaillen bedacht, verkauften sich Bergens Englische Fischer trotz happiger Preise recht gut. Sie brachten Bergen den Ruf ein, gut und teuer zu sein, was übrigens bis heute gilt.

Maler der Skagerrakschlacht

Bei der Rückkehr der Flotte von der Seeschlacht vor dem Skagerrak war Bergen zufällig in Wilhelmshaven. Er sprach als erster Marinemaler mit Besatzungsmitgliedern, empfand die Stimmung und sah „stolze“ und zusammengeschossene Schiffe. Sein hervorragender Kontakt zu Admiral Hipper, dem Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte, gab ihm die Möglichkeit, bei Übungen der Flotte mitzufahren, um so die entsprechende Optik für seine Studien zu erhalten. Claus Bergen gilt seitdem als der Maler der Skagerrakschlacht, der bis heute größten artilleristisch geführten Seeschlacht. Weiterhin nahm er als einziger Marinemaler der Zeit an einer Feindfahrt mit SM U-53 unter Kapitänleutnant Hans Rose teil. Seine Bilder des U-Boot-Krieges sind stimmungsvolle Dokumente einer besonderen Epoche des Seekrieges.

Für Marinemaler brachen nach dem Ersten Weltkrieg schwere Zeiten an. Claus Bergens künstlerische Qualität war jedoch so überzeugend, dass er mit bemerkenswerten Aufträgen versorgt wurde. Neben der Jungfernfahrt des Dampfers Columbus gehörten dazu die Ausstattung des erweiterten Deutsches Museums in München mit neun monumentalen Gemälden und die Überführungsfahrt der Motoryacht Amida von Kiel nach New York. Sie brachten ihm nicht nur Ruhm, Ehre und Auszeichnungen ein, sondern vor allem finanzielle Unabhängigkeit.

Motive aus der Luftfahrt

Weil sie durch Zufall im selben Haus in München wohnten und die Begeisterung für die Fliegerei bekanntlich ansteckend ist, gründeten die Brüder Claus und Otto Bergen und Ernst Udet mit anderen Jungen den „Aero-Club München 1909“. Otto Bergen fiel als Flieger im Ersten Weltkrieg, während Ernst Udet als Flieger Karriere machte. Claus Bergen hielt immer Kontakt zu seinem Freund „Erni“, der ihm Anfang und Mitte der 1930er Jahre den Weg zu den Spitzen der deutschen Luftfahrtindustrie ebnete. Bald zierten Bergens Gemälde die Repräsentationsbereiche der Flugzeugwerke, doch die Kenner sind sich einig, dass ihm das Wasser mehr lag als die Luft. Von ihm stammen die einzigen farbigen Darstellungen der Inneneinrichtung des Flugschiffes Dornier Do X.

Bergen war ein frühes Mitglied der NSDAP, der er 1922 beitrat.[1] Die Bekanntschaft zu den Oberbefehlshabern der Kriegsmarine Erich Raeder und Karl Dönitz sicherte Bergen die Aufmerksamkeit der Marine bis 1945. Sein Arbeitsstil der großen Formate in Öl auf Leinwand ließ die Menge seiner Werke übersichtlich bleiben. 13 zeitkonforme Gemälde aus seinem Atelier in Lenggries wurden in den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München ausgestellt, darunter 1938 U 53 im Atlantik, 1940 Beschießung der Westerplatte, der polnischen Festung vor Danzig, und Gegen Engelland und 1941 Ran an den Feind.[1]

Im Herbst 1943 bat der Unteroffizier Hans Willy Bernartz, späterer Mitbegründer des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven, Claus Bergen um das nochmalige Malen eines Bildes, das bei einem Bombenangriff verbrannt war. Bergen bezweifelte zwar seine Urheberschaft des „Bildchens“, aber aus dem ersten Kontakt entstand eine Freundschaft zwischen Mäzen und Künstler, die zwanzig Jahre mit Höhen und Tiefen bestehen sollte. Die hinterlassene Korrespondenz der beiden miteinander dokumentiert Bergens Lebenschaos in den Nachkriegsjahren und die Einflussnahme von Bernartz auf Bergens künstlerische Entwicklung in den 1950er Jahren. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Kunstmaler auf, was ihn von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte.[1]

Spätes Werk nach dem Zweiten Weltkrieg

Das letzte Gefecht des Schlachtschiffes Bismarck gehört zu den bekanntesten Gemälden Bergens. Die Stiftung der Montanindustrie von 1963 an die Marineschule Mürwik war eines der verschenkten Bergen-Gemälde, das sich in eine Reihe einfügte, zu dem auch das Atlantikbild an John F. Kennedy gehörte. Wenige Tage vor dem Attentat in Dallas erreichte das Bild Washington. Bergen äußerte später die Hoffnung, dass der von ihm verehrte Schnellbootkommandant sein Bild noch vor seinem Tod in Augenschein nehmen konnte. Die Frage, ob Kennedy das Bild noch gesehen hat, bleibt genauso unklar wie einige Geschehnisse nach Bergens überraschendem Tod am 4. Oktober 1964. Die verschenkten Chancen, sein Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Rückführung „abhanden“ gekommener Gemälde aus den USA sind spannende Geschichten, die sich um Bergens Nachlass ranken.

Literatur

  • Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz: Traumwelten, Bilder zum Werk Karl Mays. Karl-May-Verlag, Bamberg 2004, ISBN 3-78020-166-6
  • Bodo Herzog: Claus Bergen. Kunstmonographie, Urbes Verlag, 1987, ISBN 3-92489-607-0
  • Bodo Herzog: Claus Bergen – Leben und Werk des großen Marinemalers. Verlag Hermann Rühl, Krefeld 1963
  • Jörg-M. Hormann, Eberhard Kliem: Claus Bergen, Marinemaler über vier Epochen. Kunstmonographie, Koehler Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-78220-850-1
  • Jörg-Michael Hormann: Ein Schiff fliegt in die Welt. Flugschiff Dornier Do X, Jubiläumsedition, Deutsche Post AG, Bonn 2004, ISBN 3-00-014367-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 44.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Claus Bergen — (April 18, 1885 – October 4, 1964) German illustrator, marine and landscape painter.[1][2] He was appointed Marine Painter to Kaiser Wilhelm II in 1914 and painted many naval subjects, as well as fishing scenes and coastal views, including some,… …   Wikipedia

  • Bergen (Familienname) — Bergen ist der Familienname folgender Personen: Arthur Bergen (1875–1943), deutscher Schauspieler und Regisseur Birgit Bergen (* 1938), deutsche Sexfilm Darstellerin und Schickeria Lady Brad Bergen (* 1966), deutsch kanadischer Eishockeyspieler… …   Deutsch Wikipedia

  • Claus Frimann — (* 15. Mai 1746 in Selje, Sogn og Fjordane; † 11. Oktober 1829 in Davik (heute Bremanger), Sogn og Fjordane) war ein norwegischer Pfarrer und Dichter. Seine Eltern waren der Pfarrer Peder Harboe Frimann (1713–1759) und dessen Frau Sara Cold… …   Deutsch Wikipedia

  • Claus Fasting — (* 29. Oktober 1746 in Bergen; † 25. Dezember 1791 in Bergen) war ein norwegischer Redakteur, Autor und Kritiker. Seine Eltern waren der Pfarrer Frederik Fasting (1718–1769) und dessen Frau Gerhardine („Gertke“) von Güllich (1716–1770). Er blieb… …   Deutsch Wikipedia

  • Claus Pavels Riis — (* 19. Februar 1826 in Bergen; † 8. Oktober 1886 in Mandal) war ein norwegischer Dichter. Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Studentenzeit 2 Der Dichter 3 Der Landwirt …   Deutsch Wikipedia

  • Claus Daae — Claus Nils Holtzrod Daae (20 December 1806 – 13 November 1896) was a Norwegian priest, educator and politician. Personal life He was born in Fana a son of dean Iver Munthe Daae (1771–1849) and Edvardine Fritzner.[1][2] His father was mayor of… …   Wikipedia

  • Claus Lundekvam —  Claus Lundekvam Spielerinformationen Geburtstag 22. Februar 1973 Geburtsort Austevoll, Norwegen Größe 191 cm Position Abwehrspieler …   Deutsch Wikipedia

  • Claus Korth — als Kapitänleutnant (1941) Claus Korth (* 7. November 1911 in Berlin; † 24. Januar 1988 in Kiel) war ein deutscher Marineoffizier, U Boot Kommandant und Ritterkreuzträger[1] der …   Deutsch Wikipedia

  • SS Claus Rickmers — Career Name: Claus Rickmers (1923 47) Empire Carron (1947) Andrian (1947 49) San Nicolas (1949 64) Owner: Rickmers Reederei (1923 45) Ministry of War Transport (1945) Ministry of Transport ( …   Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Bergen — Die folgende Liste enthält Personen, die in der norwegischen Stadt Bergen geboren wurden sowie solche, die dort zeitweise gelebt hatten, jeweils chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Inhaltsverzeichnis 1 In Bergen geborene… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”