Claus Leggewie

Claus Leggewie
Claus Leggewie (2010)

Claus Leggewie (* 27. März 1950 in Wanne-Eickel) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er ist Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen und Mitherausgeber der Blätter für deutsche und internationale Politik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leggewie ist der Sohn des Altphilologen Otto Leggewie, der Schulleiter in Köln und Ministerialbeamter war. Er studierte in Köln und Paris Geschichte und Sozialwissenschaften. Er wurde 1979 mit einer Arbeit über das französische Kolonialsystem in Algerien an der Georg-August-Universität Göttingen promoviert; später habilitierte er sich dort.

Seit 1989 ist er Professor für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Leggewie hatte mehrere Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte inne, wie am Wissenschaftskolleg zu Berlin (2000-2001), am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien (1995, 2006) und an der Université Paris X. An der New York University war er von 1995 bis 1997 erster Inhaber des Max Weber-Lehrstuhls.

Im April 2001 wurde er geschäftsführender Direktor des Zentrums für Medien und Interaktivität der Justus-Liebig-Universität Gießen. Das Zentrum wurde von ihm mitbegründet.

Leggewie trat 2007 in Nachfolge Jörn Rüsens als neuer Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, einer gemeinsamen wissenschaftliche Einrichtung der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen (UAMR) an. Das KWI hat in den Geistes- und Kulturwissenschaften die Rolle als „Wissenschaftskolleg Nordrhein-Westfalen“. Im Dezember 2008 wurde er zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen. Des Weiteren ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac.[1]

Am 21. Mai 2008 wurde Leggewie die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Rostock verliehen. 2007 erhielt er den Universitätspreis der Universität Duisburg-Essen.

Wirken

Die Forschungen und Veröffentlichungen von Leggewie befassen sich mit der kulturellen Globalisierung, der europäischen Erinnerungskultur, Demokratie und Demokratisierung in nichtwestlichen Gesellschaften, politischer und wissenschaftlicher Kommunikation in digitalen Medien, der politischen Ikonografie und der Energiewende. Leggewie ist Mitherausgeber der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik. Einen Überblick über die Arbeiten Leggewies gibt die 2010 erschienene Festschrift "Kultur im Konflikt" (Transcript Verlag, Bielefeld) zum 60. Geburtstag mit Beiträgen namhafter Kolleginnen und Kollegen.

Schriften (Auswahl)

  • Der Geist steht rechts. Ausflüge in die Denkfabrik der Wende, Rotbuch 1987, ISBN 3880223203
  • Multi Kulti. Spielregeln für die Vielvölkerrepublik, Rotbuch 1990, ISBN 3880220387
  • Entseeltes Land. Über Bosnien, Kulturzerstörung und unsere Zukunft, Herder 1995, ISBN 345123873X, zusammen mit Zoran Filipovic, Hans Koschnik
  • Die 89er. Portrait einer Generation. Hamburg. 1995, ISBN 3-455-08372-2
  • Von Schneider zu Schwerte, Hanser 1998, ISBN 3446194916
  • Amerikas Welt. Die USA in unseren Köpfen, Hoffmann und Campe 2000, ISBN 3455111378
  • Politik im 21. Jahrhundert, Suhrkamp 2. Auflage 2001, ISBN 3518122215, zusammen mit Richard Münch
  • Verbot der NPD oder Mit Rechtsradikalen leben. Die Positionen. Suhrkamp 2002, ISBN 3518122606, zusammen mit Horst Meier
  • Die Globalisierung und ihre Gegner, C.H. Beck 2003, ISBN 3406476279
  • Globalisierungswelten. Kultur und Gesellschaft in einer entfesselten Welt, Halem 2003, ISBN 3931606651, zusammen mit Marcus S. Kleiner, Hermann Strasser, Anthony Giddens, Pierre Bourdieu
  • Interaktivität. Ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff, Campus 2004, ISBN 3593376032, zusammen mit Christoph Bieber
  • Die Türkei und Europa. Die Positionen. Suhrkamp 4. Auflage 2004, ISBN 3518123548
  • Ein Ort, an den man gerne geht, Hanser 2005, ISBN 3446205861, zusammen mit Erik Meyer
  • Von der Politik- zur Gesellschaftsberatung. Neue Wege öffentlicher Konsultation, Campus 2007, ISBN 3593382202
  • Das Ende der Welt, wie wir sie kannten: Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie, S. Fischer 2009, zusammen mit Harald Welzer, ISBN 978-3100433114[2]
  • Der Kampf um die europäische Erinnerung, zusammen mit Anne Lang; C. H. Beck Verlag, München 2011 ISBN 978-3-406-60584-0
  • Mut statt Wut: Aufbruch in eine neue Demokratie. Edition Körber Stiftung, 2011, ISBN 3-896-84084-3

Aufsätze und Artikel (Auswahl)

  • Clinton im Netz. Das Internet ist nicht verantwortlich für die Verwahrlosung politischer Sitten. In: taz, 12./13. September 1998
  • Die erhellenden Untiefen des Banalen. Über die negativen Helden der Geschichte und das Mittelmaß [Antwort auf die Kritik von H. Schlaffer am Schneider/Schwerte-Buch]. In: FAZ, 13. Oktober 1998
  • Politik im Merz-Bau. In der Leitkultur: Kulturwissenschaftler haben wir genug. In: FR, 2. November 2000
  • On Tour. Histotainment und Finkelstein-Debatte. In: FR, 10. Februar 2001
  • Texanisches Mantra. George W. Bush flirtet mit dem Kommunitarismus. In: FR, 6. März 2001
  • Die Schatten von Schatilla. Unter Arik Sharon droht Israel der Weg in die Isolation. In: FR, 21. Juni 2001
  • (Mit Erik Meyer), Schalten Sie nicht ab! Gedenkstätten in der Ökonomie der Aufmerksamkeit. In: NZZ, 9. August 2001
  • Den Krieg denken. Rückbesinnung statt Rückzug: Aufgaben der Universität. In: FR, 30. Oktober 2001
  • Beteiligungsdemokratie. Und mehr öffentliche Auseinandersetzung: Der Fortschritt in der Gentechnologie stellt Fragen, die nicht allein mit dem Gewissen abzumachen sind. In: FR, 30. Januar 2002

Weblinks

 Commons: Claus Leggewie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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