- Claus Narr
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Claus Narr (* vor 1486 in Ranstädt; † nach 1530 wahrscheinlich in Weida), auch Claus Narren von Ranstedt, war Hofnarr am sächsischen Hof des 16. Jahrhunderts und wurde aufgrund seiner närrischen Umtriebe zu einem der berühmtesten deutschen Hofnarren.
Leben
Claus Narr wurde bereits im Alter von neun Jahren aufgrund seines erschreckend verunstalteten Aussehens und seines sonderbaren Verhaltens als natürlicher Narr an den Hof von Kurfürst Friedrich II. geholt und als lebendiges Erbstück von Fürst zu Fürst weitergereicht; so diente er nach dem Tod Ernsts dessen Nachfolger Friedrich dem Weisen, wurde 1500 an den Erzbischof von Magdeburg, Ernst, ausgeliehen und kam 1513 an den kurfürstlichen Hof zurück. Nach dem Tod Friedrichs 1525 verbrachte Claus die restlichen Jahre bei Johann dem Beständigen. Nach 1530 verliert sich seine Spur.
Der Narr lebte während seiner Zeit am Hof der Kurfürsten auf Schloss Hartenfels in Torgau an der Elbe im sogenannten Hausmannsturm, welcher heute zu besichtigen ist.
Claus Narr war, folgt man einem Gemälde von 1530 von Hans Sebald Lautensack, ein stiernackiger, offensichtlich geistig und körperlich schwer behinderter Mann. Allerdings erlangte er im Laufe seines Lebens offenbar einen solchen Ruf, dass ihm Hans Sachs einen Schwank widmete. Hier stilisierte Sachs den Narren unter dem Titel Klaus Narren drey grose wunder in der stat zu Leipzig zu einem geistreich-sarkastischen Kritiker der katholischen Kirche, wogegen jedoch andere Quellen den Narren als verwirrten, eigenbrötlerischen Menschen darstellen, der nicht selten durch Phantasien und Wahnvorstellungen auffiel. Vielleicht aufgrund dieser Begebenheiten wuchsen die Geschichten um Claus Narren von Ranstedt derart an, so dass der Theologe Wolfgang Büttner, ein Pfarrer aus Wolfferstett bei Mansfeld, sie als Sechshundert sieben und zwantzig Historien von Claus Narrenn 1572 in Eisleben herausgeben konnte. Das Buch wurde im 16. und 17. Jahrhundert ein regelrechter Bestseller.
In den Geschichten Büttners wird des Öfteren deutlich, dass der Zustand geistiger Umnachtung ab und zu unterbrochen wurde und der Hofnarr nahezu parapsychologische Äußerungen von sich gab. So wird ihm die Vorhersage des Einsturzes einer Elbbrücke in Torgau zugeschrieben. Auch soll er aufgeregt eine Unterredung des Kurfürsten gestört haben, wo er darauf bestand, Wasser zu besorgen, um die Veste Coburg vor den Flammen zu bewahren. Später stellte sich heraus, dass zu diesem Zeitpunkt auf besagter Festung tatsächlich ein verheerendes Feuer wütete.
Literatur
- Jakob Franck: Claus Narr. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 282–284.
- Heinz-Günter Schmitz: Das Hofnarrenwesen der frühen Neuzeit. Claus Narr von Torgau und seine Geschichten. Lit-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-4644-x.
Weblink
- Literatur von und über Claus Narr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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