- Corps Irminsul Hamburg
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Das Corps Irminsul Hamburg ist ein Corps (Studentenverbindung) des Weinheimer Senioren-Convents (WSC). Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Universität Hamburg und der umliegenden Hochschulen. Das Corps Irminsul ist die älteste Hamburger Studentenverbindung und gehört dem Hamburger Waffenring (HWR) sowie dem Weißen Kartell (gemeinsam mit den Corps Cheruscia Berlin, Franco-Guestphalia Köln und Marchia Greifswald) innerhalb des WSC an.
Basisdaten Wappen: Zirkel: Farben: Burschenband Fuchsenband Universitäten: Universität Hamburg
Helmut-Schmidt-Universität (UniBw)
Bucerius Law SchoolStiftungsdatum: 23. Juni 1880 Dachverband: Weinheimer Senioren-Convent (WSC) Wahlspruch: Zu jeder Zeit Treue, Freundschaft, Einigkeit! Waffenspruch: Amico pectus, hosti frontem! Adresse: Parkallee 62
20144 Hamburg
(Harvestehude)Inhaltsverzeichnis
Couleur und Bezeichnung
Das Corps Irminsul führt die Farben „hellblau-silber-schwarz“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine hellblaue Mütze (Hinterhauptcouleur) getragen. Die Füchse tragen als Fuchsenband „hellblau-silber-hellblau“ mit silberner Perkussion.
Der Wahlspruch lautet „Zu jeder Zeit Treue, Freundschaft, Einigkeit!“, der Waffenspruch „Amico pectus, hosti frontem!“ (deutsch: „Dem Freund die Brust, dem Feind die Stirn!“).
Das Wappen des Corps Irminsul Hamburg symbolisiert die vier gleichberechtigten Wurzeln des Corps. Es zeigt in der oberen rechten Ecke die Farben hellblau-silber-schwarz und links daneben das geschlossene Stadttor Hamburgs als Symbol für das Corps Cheruskia Hamburg, rechts unten den Greif der Stadt Greifswald für das Corps Marchia Greifswald, links daneben das Wappen der Stadt Halle, einen Halbmond und zwei Sterne, für das Corps Franconia Halle und in der Mitte den Zirkel für das Corps Irminsul Marburg.
Der Name verweist auf das sagenhafte altsächsische Heiligtum Irminsul.
Geschichte
Die Vorläuferkorporation des heutigen Corps Irminsul war die erste Verbindung in der Freien und Hansestadt Hamburg. Bereits vor der Gründung der Universität Hamburg im Jahre 1919 entschlossen sich im 19. Jhdt. Akademiker und Kaufmannssöhne aus Hamburg eine freie Burschenschaft bzw. Hanseatische Kaufmannsverbindung zu gründen, welche der Tradition der Studentenverbindungen folgend, das Prinzip der Bestimmungsmensur und des Duellwesens pflegte. Der Name der damaligen ersten Verbindung in Hamburg war Cheruskia, die jedoch bereits im 19. Jahrhundert die heutigen Farben des Corps Irminsul Hamburg und dessen Wahlspruch führte. Die Mitglieder stammten aus den alten hanseatischen Familien sowie aus den „Studenten“ des Kolonialinstitutes, welches seinen Sitz in Hamburg hatte. Dieser Cheruskia schlossen sich in der 129 jährigen Geschichte des Corps drei weitere Corps als gleichberechtigte Fusionscorps an. Als Symbol für die Gleichberechtigung steht u.a. das Wappen des heutigen Corps Irminsul Hamburg, in welchem sich alle vier Corps wiederfinden lassen.
Im Jahr 1919 entschloss man sich einen eigenen Dachverband (Teutoburger Vertretertag, TVT) zu gründen, um eine entscheidende Rolle auch außerhalb der Grenzen Hamburgs einzunehmen. Dieser verpflichtete sich auf das Waidhofener Prinzip von 1896 und setzte seit seiner Gründung eine arische Abstammung seiner Mitglieder voraus. Aus dem TVT ging 1927 die Deutsche Wehrschaft hervor, die sich aktiv unter Umgehung des Versailler Vertrages für die Verbreitung von militärischem Wissen und zur Wehrertüchtigung unter der akademischen Jugend in ganz Deutschland einsetzte.
Nach Unstimmigkeiten über die im Laufe der Zeit extremer gewordene Ausrichtung der Deutschen Wehrschaft, welche sich zunehmend den aufsteigenden Nationalsozialisten andiente, erfolgte im Jahr 1933 der Austritt aus der Deutschen Wehrschaft und die Renoncierung als Corps Cheruscia im bewusst unpolitischen Rudolstädter Senioren-Convent (RSC). Durch die Fusion im Jahre 1934 mit dem Corps Irminsul Marburg, welches ebenfalls zuvor eine alte Wehrschaft war und die Bedenken gegen die aufkommende nationalsozialistische Ausrichtung der Deutschen Wehrschaft teilte, kamen der Name Irminsul und der Zirkel des heutigen Corps Irminsul nach Hamburg. Im gleichen Jahre erfolgte der Beitritt des Corps Irminsul Hamburg in den ebenfalls unpolitischen Weinheimer Senioren-Convent (WSC) durch die Fusion der Corpsdachverbände RSC und des WSC.
Im Oktober des Jahres 1935 musste das Corps Irminsul nach der Rede von Rudolf Heß zur Auflösung der freien, demokratisch organisierten studentischen Verbindungen bzw. ihrer Zwangseingliederung in den gleichgeschalteten NSDStB aufgrund der damit einhergehenden verbindungsfeindlichen Politik des III. Reiches suspendieren. Das Corps Irminsul konnte jedoch bereits kurz nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 aufgrund der neuen Demokratisierung in Deutschland wieder in der Freien und Hansestadt Hamburg rekonstituieren.
Von dem Corps Frankonia Halle, dessen Altherrenschaft sich 1954 dem Corps Irminsul anschloss, stammt der heutige Waffenspruch. Auch das Corps Franconia Halle war ein RSC-Corps und sah in der Fusion die Möglichkeit seine eigenen Traditionen innerhalb des aktiven Corps Irminsul nach dem Verbot der Studentenverbindungen in der DDR zu erhalten.
Das Corps Marchia Greifswald, das ebenfalls ein Fusionscorps des Jahres 1954 darstellte, konnte im Jahre 1992 durch die Anstrengungen des Corps Irminsul und seiner einzelnen Mitglieder als eines der ersten Corps nach dem Ende der DDR in den neuen Bundesländern rekonstituiert werden. Durch diese Rekonstitution wurde ein Versprechen erfüllt, das das Corps Irminsul den Altherrenverbänden seiner Fusionscorps im Jahr 1954 gab, nämlich nach seinen Kräften alles zu tun, um eine Wiederaktivierung der einzelnen Corps zu ermöglichen.
Das Corps Irminsul in der Öffentlichkeit
Das Corps Irminsul trat mehrfach in der Öffentlichkeit durch seine Mitglieder in der Hamburger Gesellschaft hervor. Es ist zudem bundesweit bekannt geworden, da es vor dem Bundesverwaltungsgericht das Mensurverbot für Studenten der Bundeswehr Universitäten zu Fall bringen konnte [1]. Ferner ist die corpseigene Gesprächsreihe „Harvestehuder Gespräche“ mit renommierten Rednern wie Siegfried Lenz und dem Bundesminister Hans „Jonny“ Klein in Hamburg zu einer akademischen Institution geworden, welche dem Prinzip der Meinungsfreiheit folgend auch Rednern ein Podium bietet, deren Meinung nicht unbedingt dem Zeitgeist entsprechen. So sprachen u.a. auch der ehem. Vorsitzende des iranischen Revolutionsrats Ayatollah Dr. Seyyed Mohammad Hosseini-Beheschti und der aus der Hohmann-Affäre bekannte Brigadegeneral a.D. Reinhard Günzel auf dem Haus des Corps Irminsul. Ferner lud das Corps Irminsul trotz anfänglichen Protests der Betreibergesellschaft des Ratsweinkellers des Hamburger Rathauses den umstrittenen Professor Konrad Löw als Redner in das Hamburger Rathaus, in welchem das Corps gemeinsam mit mehrerern Bürgerschaftsabgeordneten seinen Festkommers zum 125. Stiftungsfest beging [2][3]. Weiterhin besitzt das Corps Irminsul in der universitären Organisation Pro Uni eine Vertretung im Studierenden Parlament. Pro Uni stellte 1998 erstmals nach der 68er Revolution gemeinsam mit der Realo-Sozialdemokraten-Hochschulgruppe, der St. Pauli Gruppe, dem RCDS und den Liberalen einen Asta der Universität Hamburg, welchem keine linksextremen Gruppen angehörten [4]. Als Mitglied des Studierendenparlaments hielt der Irminsuler Sebastian Greve, dessen Eltern zu den größten Mäzenen der Universität gehören, am 19. November 1998 zudem eine umstrittene Ritterkreuzrede [5]. Im Hamburger Abendblatt vom 04. Oktober 2003 erschien zudem ein Artikel über das Corps Irminsul nach dessen Erwerb einer neuen Villa im Hamburger Stadtteil Harvestehude mit dem Titel „Degenkämpfe über dem Schlafzimmer“[6]. Ferner wurde das Corps Irminsul in dem Artikel „Zwischen mondän und bürgerlich“ aus der Welt vom 19. Januar 2008 [7] und in dem Zeit-Artikel „Die Väter zahlen wieder“ vom 10. Juli 1952 erwähnt [8].
Bekannte Mitglieder
- Axel Bruhn, Rechtsanwalt und CDU-Abgeordneter in Hamburg
- Alfredo Dornheim, Professor an der Universidad Nacional de Cuyo in Argentinien
- Klaus Dudek, Professor an der Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen
- Hans Kähler, Professor an der Universität Hamburg
- Hans Klose, Leiter der Reichsstelle für Naturschutz und der Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege, „Vater“ des Reichsnaturschutzgesetz von 1935
- Bernd Niehaus Quesada, ehemaliger Außenminister der Republik Costa Rica
- Karl Prahl, Kunstmaler und Mitglied der Hamburgischen Sezession
- Hergen Sander, Professor an der Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen
- Kurt Schmidt-Klevenow, Leiter der Generaldirektion des Ministeriums für Landwirtschaft des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren
- Karlheinz Spielmann, Retter und Ehrenbürger der Stadt Iphofen
- Max Wartemann, Staatssekretär beim Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
- Otto Waldmann, Professor und Präsident der Reichsforschungsanstalt Insel Riems, Entdecker des Impfstoffes gegen die Maul- und Klauenseuche
Siehe auch
Literatur
- Klaus Großweischede: 100 Jahre Corps Irminsul, Hamburg 1980
- Hartmut Elers & Andreas Walther: 125 Jahre Corps Irminsul, Hamburg 2005
- Druckhaus Stelljes: 75 Jahre Weißes Kartell im WSC, Bremervörde 1997
- Die Deutsche Wehrschaft (DW) im Teutoburger Vertretertag (TVT) 1919-1935 in Einst und Jetzt 1964
- Otto Carstens: Aktivenfibel – Leitfaden für junge Corpsstudenten, Hamburg 2009
Weblinks
Einzelnachweise
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