Dankeskirche (Hürth)

Dankeskirche (Hürth)
Dankeskirche in Knapsack

Die Dankeskirche war eine evangelische Kirche im Hürther Stadtteil Knapsack und stand in der Kirchstraße.

Sie wurde in den Jahren 1950 bis 1951 als Ersatz für die 1921 gebaute und 1943 ausgebrannte Holzkirche am Ort gebaut. Bis zum Bau der Friedenskirche in Efferen war sie die einzige evangelische Kirche Hürths. Ihre Schließung erfolgte im Rahmen der Umsiedlung des Ortes Knapsack wegen der Umweltbelastungen durch die benachbarte Industrie und den Rheinischen Braunkohletagebau am 5. Oktober 1975, im darauf folgenden Jahr 1976 wurde sie abgerissen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Bereits im späten 19. Jahrhundert wuchs die Anzahl evangelischer Christen im Raum Hürth durch den Zuzug von Evangelischen aus dem Siegerland, der Pfalz und Sachsen stark an. Dies verstärkte sich nach 1901 vor allem aufgrund der sich in Knapsack ansiedelnden Industrie. Die evangelischen Christen gehörten dem Pfarrbezirk Brühl an. Etwa ab 1900 wurde evangelischer Religionsunterricht in den Räumen der katholischen Schule in (Alt-)Hürth erteilt, ab 1903 wurden hier auch erste Gottesdienste gefeiert. Ab 1909 verlegte das Presbyterium Brühl die Gottesdienste nach Hermülheim, da hier die meisten Gemeindeglieder lebten. Da der Weg für die Evangelischen aus Knapsack allerdings zu weit war, wurde nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Knapsack von der Industrie eine Holzbaracke zur Verfügung gestellt. Am 3. Juli 1921 wurde auf einem Grundstück der Roddergrube eine hölzerne Kirche am Bertramsjagdweg, nahe der Einmündung der Grubenstraße, eingeweiht, die der Architekt der RWE, Nocken, mit Hilfe von Spendengeldern der örtlichen Industrie geplant und mit Bauteilen der Kölner Holzbau Werke (Kalscheuren) gebaut hatte. 1927 folgte ein eigenes Pfarrhaus, das an der Grenze zu (Alt-)Hürth am Anfang der Haupt-, später Allee-Straße gebaut wurde, in dem Hilfsprediger (heute Pfarrer zur Anstellung) die Betreuung des Gemeindebezirks übernahmen.

Am 1. April 1934 wurde schließlich die Evangelische Kirchengemeinde Knapsack für die Protestanten in Knapsack, Hürth, Kendenich, Berrenrath und weiteren Ansiedlungen im Bereich der Braunkohlegruben gegründet, pfarramtlich blieb sie mit Brühl verbunden. Die Gemeindeglieder aus Hermülheim wollten der neuen Gemeinde nicht beitreten.[1]Am 4. Juli 1943 wurde die Holzkirche bei einem Bombenangriff zerstört, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fanden die Gemeinde Gastrecht in der katholischen Kirche St. Joseph in Knapsack.[2]Am 1. Juni 1948 erlangte die Kirchengemeinde eine eigene Pfarrstelle.

Geschichte der Dankeskirche und der Matthäusgemeinde Hürth

Die Dankeskirche wurde in den Jahren 1950 bis 1951 von dem Architekten Martin Körber entworfen und gebaut. Einweihung war am 3. Advent 1951 durch den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Heinrich Held.[3] Sie war die erste evangelische Kirche in Hürth und blieb bis zum Bau der Friedenskirche in Efferen auch die einzige Kirche am Ort.

Die Gemeindeglieder in Efferen gehörten in den ersten Jahren nach dem Bau der Friedenskirche der Kirchengemeinde Köln-Lindenthal an, die in Gleuel gehörten zu Frechen Sie wurden am 1. Januar 1957 gemeinsam mit den Gemeindegliedern in Fischenich, Hermülheim und Kalscheuren, die bis dahin der Gemeinde Brühl angehört hatten, mit der Evangelischen Kirchengemeinde Knapsack zur Evangelischen Kirchengemeinde Hürth zusammengeschlossen. Diese bestand entsprechend aus den Gemeindebezirken der evangelischen Kirchen in Knapsack, Gleuel und Efferen sowie dem Gemeindezentrum in Hermülheim.[4][5]

Am 1. April 1966 teilte sich die Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel mit der Martin-Luther-Kirche in Gleuel von der Evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde Hürth mit den Kirchen in Knapsack und Efferen und dem Kirchsaal in Hermülheim ab. Kurz vor der Schließung der Dankeskirche übernahm die von 1972 bis 1973 in Kendenich gebaute Nathan-Söderblom-Kirche die Funktion einer Ergänzung der bestehenden Kirchen, nach 1976 war sie zugleich Ersatz für die Dankeskirche. Der letzte Gottesdienst in der Dankeskirche fand am 5. Oktober 1975 statt.

Da zur Einweihung der Nathan-Söderblom-Kirche 1973 die Schließung der Dankeskirche aufgrund der Verlagerung des Ortes Knapsack wegen der Umweltbelastungen durch die benachbarte Industrie und den Rheinischen Braunkohletagebau bereits bekannt war, wurde der 1955/56 von Arnold Rickert geschaffene Taufstein mit einem Flachrelief, das den Kampf des Erzengels Gabriel mit dem Drachen zeigt, in die Kirche in Kendenich gebracht und blieb dort gemeinsam mit dem Kreuz desselben Künstlers sowie der Glocke, die im Kendenicher Glockenturm aufgehängt wurde. Die Kanzel steht bis heute in der Martin-Luther-King-Kirche in Hermülheim, während sich die von Ernst Otto Köpke geschaffene Verglasung im Gemeindezentrum Hermülheim befindet. Die Orgel, die 1961 von Willi Peter, Köln-Mülheim, gebaut wurde, ist heute im Besitz der Philippus-Kirchengemeinde in Köln-Raderthal.

Weitere Gemeindegeschichte nach der Schließung der Kirche

Die Evangelische Matthäus-Kirchengemeinde Hürth bestand seit der Schließung der Dankeskirche aus den drei Pfarrbezirken Friedenskirche Efferen, Gemeindezentrum Hermülheim und Nathan-Söderblom-Kirche in Kendenich. 1978 kam die Martin-Luther-King-Kirche im neuen Stadtzentrum Hürth-Mitte in Hermülheim hinzu.[4] Im Gemeindezentrum an der Kölnstraße in Hermülheim wurde nur noch gelegentlich Gottesdienst gehalten. Die Nathan-Söderblom-Kirche wurde am 15. Juni 2008 wegen fehlender Mittel geschlossen und soll in Zukunft privatwirtschaftlich genutzt werden.[6]

Belege

  1. Georg Grosser:Evangelisches Gemeindeleben im Kölner Land. Eine Chronik für Brühl, Wesseling, Hürth-Knapsack, Liblar. Köln, Verlag der Löwe, 1958, S. 52 ff
  2. Grosser, S. 106
  3. Grosser, S. 106
  4. a b Helmut Fußbroich, Günther A. Menne, Christoph Nötzel (Hrsg.): Evangelische Matthäus-Kirchengemeinde Hürth; in: Helmut Fußbroich u. a.: Evangelische Kirchen in Köln und Umgebung; Köln: J.P. Bachem, 2007; ISBN 3-7616-1944-8; S. 255–256
  5. Die neugebildete Kirchengemeinde Hürth. Kirchenzeitung Der Weg, 1957.
  6. Engelbert Broich: Abschied von der Nathan-Söderblom-Kirche in Hürth-Kendenich; Evangelischer Kirchenverband Köln und Region, abgerufen am 29. September 2008.
    Bernd Rosenbaum: Die Hoffnung liegt in der Ökumene; Kölnische Rundschau, Ausgabe vom 16. September 2008, abgerufen am 29. September 2008

Literatur

  • Helmut Fußbroich, Günther A. Menne, Christoph Nötzel (Hrsg.): Evangelische Matthäus-Gemeinde Hürth; in: Helmut Fußbroich: Evangelische Kirchen in Köln und Umgebung …; hg. von Günther A. Menne und Christoph Nötzel; Köln: Bachem, 2007; ISBN 978-3-7616-1943-8; S. 255–256.
  • Clemens Klug: Hürth – Kunstschätze und Denkmäler; Hürth 1978; S. 103. (Dort wird die Dankeskirche allerdings fälschlich Matthäuskirche genannt.)
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