Der böse Geist Lumpazivagabundus

Der böse Geist Lumpazivagabundus
Johann Nestroy mit Carl Treumann und Wenzel Scholz in „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ (1833)
Daten des Dramas
Titel: Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt
Gattung: Zauberposse mit Gesang
Originalsprache: Deutsch
Autor: Johann Nestroy
Musik: Adolf Müller
Erscheinungsjahr: 1833
Uraufführung: 11. April 1833
Ort der Uraufführung: Theater an der Wien, Wien
Ort und Zeit der Handlung: teils in Ulm, teils in Wien, teils in Prag, teils im Feenreich
Personen
  • Stellaris, Feenkönig
  • Fortuna, Beherrscherin des Glücks, eine mächtige Fee
  • Brillantine, ihre Tochter
  • Amorosa, eine mächtige Fee, Beschützerin der wahren Liebe
  • Mystifax, ein alter Zauberer
  • Hilaris, sein Sohn
  • Fludribus, Sohn eines Magiers
  • Lumpazivagabundus, ein böser Geist
  • Vazierende Handwerksburschen:
    • Leim, ein Tischlergesell
    • Zwirn, ein Schneidergesell
    • Knieriem, ein Schustergesell
  • Pantsch, Wirt und Herbergsvater in Ulm
  • Fassel, Oberknecht in einem Brauhause
  • Nannette, Tochter des Wirts
  • Kellnerinnen:
    • Sepherl
    • Hannerl
  • Ein Hausierer
  • ein Tischlergesell
  • Strudl, Gastwirt "Zum Goldenen Nockerl" in Wien
  • Hobelmann, Tischlermeister in Wien
  • Peppi, seine Tochter
  • Anastasia Hobelmann, seine Nichte
  • Ein Fremder
  • Gertraud, Haushälterin in Hobelmanns Hause
  • Reserl, Magd daselbst
  • Hackauf, Fleischermeister in Prag
  • Ein Maler
  • Erster und Zweiter Bedienter, bei Zwirn
  • Erster und Zweiter Gesell, bei Zwirn
  • Herr von Windwachel
  • Herr von Lüftig
  • Signora Palpiti
  • Camilla und Laura, ihre Töchter
  • Wirt und Wirtin, in einer Dorfschenke unweit Wien
  • Ein Reisender (Stellaris)
  • Zauberer, Magier und ihre Söhne, Nymphen und Genien, Gäste, Volk, Bauern, Handwerksleute verschiedener Zünfte usw., usw.

Der böse Geist Lumpazivagabundus oder „Das liederliche Kleeblatt“ ist eine von Johann Nestroy verfasste Zauberposse des Alt-Wiener Volkstheaters. Sie wurde am 11. April 1833 in Wien uraufgeführt und 1835 gedruckt. Die Musik zu diesem Stück schrieb Adolf Müller. Weiter werden hier auch mehrere Anspielungen auf Shakespeares Sommernachtstraum geboten. Die Handlung basiert vor allem auf Das große Los von Carl Weisflog.

Zu dieser Zeit weist Nestroys Rollenbuch bereits 497 Rollen auf, die dem Possenschreiber bis dahin schon einen gewissen, gehobenen Status beschert haben. Durch seinen eindringlichen Blick, die grotesken Bewegungen, seinen unverwechselbaren Darstellungsstil der akrobatischen Sprachgewandtheit und dem immer wieder auftauchenden Sarkasmus, bringt er die Menge zum Toben und verursacht regelrechte Lachkrämpfe unter dem Publikum.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Das Werk ist eine Zauberposse mit Gesang in drei Akten, die das Leben von drei Handwerksgesellen beschreibt, denen durch eine Machtprobe zwischen Fortuna und der Liebesfee Amorosa das große Los beschert wird. Zwei der drei Burschen treten zuerst das Glück mit den Füßen und werfen es hinterher beim Fenster raus, doch da letztlich die wahre Liebe siegt, kann der böse, verführerische „Unglücksgeist“, der die Knaben befallen hat, gebannt werden und Amorosa triumphiert.

Der Geist Lumpazivagabundus befällt im Reich der Feen einige Söhne und bewirkt einen Streit zwischen der Hüterin des Glücks, Fortuna und der Liebesfee Amorosa. Während Fortuna davon überzeugt ist, dass nur Geld die verderbten Knaben von ihrer Trink- und Spielsucht losreißen kann, ist Amorosa der Meinung, dass nur die wahre Liebe am Ende siegen werde. Dies ist der Auslöser dafür, dass die beiden Feen beschließen, ihre Macht an drei Handwerksgesellen zu testen, denn falls Amorosa über Fortuna triumphiert, wird es ihren Kindern gestattet sein zu heiraten. Der Tischler Leim, der Schneider Zwirn und der Schuster Knieriem treffen sich durch Zufall in der herrlichen Stadt Ulm und beschließen, gemeinsam die Nacht in einer Gästeunterkunft zu verbringen. Im Traum erscheint allen die Zahl Nr. 7359, welche Fortuna ihnen im Schlaf erschienen ließ. Am nächsten Tage, gewinnen die Gesellen mit dieser Nummer in der Lotterie hunderttausend Taler, welche untereinander aufgeteilt werden. Auf diesen Glückstreffer beschließen alle drei sich in einem Jahr, auf den Tag genau beim Wiener Tischlermeister Hobelmann zu treffen, zu dem sich Leim sofort begibt, um dessen Tochter Peppi zu heiraten, welche er vor einiger Zeit wegen eines großen Missverständnisses verließ, dies nun bereut und um seine große Liebe kämpft. Der Schneider eröffnet mit seinem Anteil des Geldes in Prag eine Werkstatt, doch einige hinterlistige Bedienstete, die sich als seine Kumpanen und Freunde ausgeben, treiben ihn in den Ruin. Der Schustergesell ist von dem Irrglauben befallen, dass die Welt in einem Jahr sowieso von einem Kometen zerstört wird und es sich daher nicht lohnt, ein moralisches und anständiges Leben zu führen. Darum beschließt er, seine dreiunddreißigtausend Taler zu versaufen. Ein Jahr nach ihrem großen Glückstag begeben sich Zwirn und Knieriem zum besagten Treffpunkt, doch alles was sie vorfinden, ist ein Brief. Der Brief beinhaltet, dass Leim erkrankte, sein Geld verlor und sich momentan im Krankenhaus aufhalte, er habe ihnen aber 100 Taler bei seinem Hobelmann gelassen und hofft, sie noch einmal vor seinem sehr, sehr frühen Ende zu sehen. Doch dies sei nur ein Test um zu prüfen, ob der Schneider und der Schuster ihre Gutmütigkeit nicht verloren haben, wie es sich später zu deren Wohlergehen herausstellt, da sie sofort sagen, sie wollten zu ihm nach Nürnberg fahren und ihm die beste medizinische Versorgung um die 100 Taler zukommen zu lassen. Aber der Tischlergeselle Leim ist in Wirklichkeit bei bester Gesundheit, sein Vermögen ist noch um einige tausend Taler bereichert worden und er ist glücklich mit seiner geliebten Peppi liiert. Zur Folge wird den beiden Gesellen eine zweite Chance geboten, doch sie werfen das Glück erneut zum Fenster hinaus und Leims Bemühungen, Zwirn und Knieriem zu einem korrekten Leben zu verhelfen, scheitern. Sie wollen nicht ein anständiges Leben führen, sondern weiterhin ein raues Leben der Vagabunden führen.

Da Fortuna sich nun geschlagen geben muss und letztlich die wahre Liebe gesiegt hat, ist es Fortunas Tochter Brillantine und Hilaris, eines alten Feen-Zauberers Sohn, gestattet zu heiraten, denn Amorosa sorgt dafür, dass sich Zwirn und Knieriem in zwei Mädchen verlieben und so doch noch ihr wildes Leben beenden und glücklich werden. Der böse Geist Lumpazivagabundus kann letztendlich gebannt und aus dem Feenreich vertrieben werden.

Charakteristiken

Leim

Der Tischlergesell Leim ist die wohl vernünftigste Person der Truppe, allerdings klagt er oftmals über sein gebrochenes Herz. Seine einzige und wahre Liebe ist eines berühmten Wiener Tischlermeisters Tochter, Peppi. Wegen eines großen Missverständnisses sah sich Leim vor einiger Zeit gezwungen, seine Geliebte zu verlassen. Ob sie ihn auch geliebt hat oder nicht, war ihm gänzlich unklar, bis zu dem Zeitpunkt, als Leim durch die in der Lotterie gewonnenen 100 000 Taler wieder neuen Mut fasst, die Hoffnung nicht loslässt und alles auf eine Karte setzt, indem er sich zu ihr begibt: Leim: Ich reis nach Wien, morgen in aller Früh’ ; find’ ich meine Peppi noch ledig, so bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt; ist sie verheiratet, so nutzt mir der ganze Reichtum nichts. (Seite 28/ Zeile 16) Er ist der einzige der drei Handwerksburschen, der sein Glück weder mit den Füßen tritt, noch zum Fenster hinauswirft. Sein einziges Begehr ist es, sich mit Peppi zu vermählen und ein wohlhabendes Leben mit ihr zu verbringen, was ihm letztlich auch gelingt. Zudem versucht er, von seiner Gutmütigkeit veranlasst, seine zwei Freunde mit Geldversprechen auf den rechten Pfad zu geleiten und ihnen treu zu sein: Leim: Schau’, damit du siehst, dass ich dein wahrer Freund bin, so leg ich für dich hundert Dukaten an; die kriegst aber nicht eher, als bis du dich fest und ordentlich anlässig machst. Außer dem hast du keinen Groschen von mir zu erwarten. (Seite 65/ Zeile 9) Seine Bemühungen scheitern allerdings kläglich.

Zwirn

Der prunksüchtige Schneidergesell ist die wohl geldgierigste und wollüstigste Person des gesamten Kabinetts. Besonders deutlich wird seine Gier nach Geld in der Szene, als die drei Burschen versuchen, sich ein Lotterielos zu erhaschen und Zwirn versucht sich unrechtmäßig eines Talers zu bemächtigen: Hausierer: Ja wo ist denn der Taler? Leim: Da hab’ ich ihn hergelegt! (Seite 25/ Zeile 34) --- Kniereim: Haben wir dich erwischt!? Zwirn (den Taler zurückgebend): Nur nit kindisch – ich hab den Taler nur wechseln wollen. Knieriem: Ja, du bist der, der’s Geld wechselt. (Seite 26/ Zeile26) Auch in seinem Aufenthalt in Prag schenkt sich der Schneider jeden erdenklichen Luxus: Zwirn (allein, tritt in einem modernen Palmenschlafrock auf): Jetzt bin ich schon über ein viertel Jahr hier in Prag etabliert – ist das ein Leben in dem Prag, wenn der Mensch ein Geld hat! (Seite 36/ Zeile 34) Doch nicht nur Geldgier, sondern auch sein sexueller Trieb macht Zwirn zum wohl unsympathischsten, jedoch nicht weniger lustigen Hauptdarsteller: Peppi: Es freut mich herzlich, die alten Freunde meines Mannes kennenzulernen. Zwirn (sehr elegant): Erlauben Sie mir, Ihre schöne Hand zu küssen – und daß das die andere Hand nicht böse wird – und dass das liebe Goscherl da nicht böse wird – (Will sie küssen.) (Seite 58/ Zeile 29)

Knieriem

Knieriem gleitet ohne Hoffnung und Anstand durch's Leben. Da er fest der Überzeugung ist, dass die Welt ohnehin im kommenden Jahr zugrunde gehen wird, gibt es für ihn keine Motivation, ein anständiges Leben zu führen: Peppi: Er muss solid werden, Er muss sich bessern. Knieriem: Nein, das tu’ ich nicht. – Es ist nicht der Müh’ wert wegen der kurzen Zeit. In ein’ Jahr kommt der Komet, nachher geht eh’ die Welt z’grund. (Seite 60/ Zeile 12) Dies ist auch Thema im Kometenlied. Sein einziger Begehr ist es, sich möglichst stark zu betrinken, da er zudem große Angst vor Kometen zu haben scheint: Kniereim: Und ich hab’ mir a halbe Stund’ von hier ein’ Rausch aus’gschlafen, das war aber schon ein Millionshaarbeutel, das – und was hab’ i trunken? Neun halbe Bier; aber seit dem letzten Kometen greift mich alles so an. (Seite 12/ Zeile 27) Neben seinem stupiden Alkoholikerproblem, überrascht der Schustergesell, dessen Leidenschaft der Astronomie gilt, sogar mit einer durchaus plausiblen und intelligenten Aussage: Knieriem: Die glaubt nicht an den Kometen, die wird Augen machen. – Ich hab’ die Sach’ schon lang’ heraus. Das Astralfeuer des Sonnenzirkels ist in der goldenen Zahl des Urions von dem Sternbild des Planetensystems in das Universum der Parallaxe mittelst de Fixstern-Quadranten in die Ellipse der Ekliptik geraten; folglich muss durch die Diagonale der Approximation der perpendikulären Zirkeln der nächste Komet der Welt zusammenstoßen. (Seite 61/ Zeile 1) Da in Knieriems Berechnungen scheinbar doch mehrere Irrtümer festzustellen sind, bleibt der Komet zum Wohlergehen aller aus und nach der Verbannung Lumpazivagabundus' gesinnt sich der Schuster doch noch eines anständigen Lebens.

Lumpazivagabundus

Über den bösen Geist wird in Nestroys Werk nur relativ wenig preisgegeben. Sein einziger, aussagekräftiger Auftritt wird zu Beginn der Posse, in der Szene, die sich im Feenreich abspielt, gezeigt: Lumpazivagabundus: Der bin ich und zugleich Beherrscher des Lustigen Elends, Beschützer der Spieler, Protektor der Trinker etc. etc.; kurzum, ich bin ein Geist aus dem Feenreich. Sein Charakter besticht durch freches Gerede und zum Teil durch zwieträchtige Gestik: Stellaris (der Feenkönig): Du hast meinen Urteilsspruch mit Hohngelächter erwidert? Lumpazivagabundus: Natürlich, weil er nichts nutzt. Ob ich da bin oder nicht, diese jungen Herren bleiben auf alle Fäll’ meine getreuen Anhänger; denn meine Grundsätze leben in ihnen fort. (Seite 6/ Zeile 30) Zudem geht aus dieser Textstelle auch deutlich hervor, dass sich der Geist seines Treibens sehr sicher und zuversichtlich ist. Fürchten scheint er sich einzig und allein vor der Hüterin der wahren Liebe, Amorosa: Lumpazivagabundus: Amorosa ist’s, die Beschützerin der wahren Liebe! (Seite 8/ Zeile 27) Lumpazivagabundus: Sie naht schon, die Mächtige, die mir oft meine fidelsten Brüder entreist! Aber noch einmal, Madame Fortuna, Sie fürcht’ ich nicht; denn was meine wahren Anhänger sind, die machen sich nicht so viel aus Ihnen. (Seite 8/ Zeile 32)

Textinterpretation

Analyse der Geschichte

Die Geschichte zeigt das zum Teil unmoralische und anstößige Leben dreier Handwerksgesellen, für die - zumindest für zwei davon - Geld bzw. Glück eine größere Rolle spielt als Liebe. Doch wissen die beiden Tölpel ihre Begünstigung nicht zu schätzen: „Kommt’s Glück einmal, so werfen sie’s beim Fenster hinaus, und kommt’s zum zweitenmal und will sich ihnen aufdringen auf eine dauerhafte Art, so treten sie’s mit Füßen“, so prophezeit es Lumpazivagabundus, Schutzpatron der Trinker, Spieler und Völlerei, in der markanten Textstelle. Der einzig Vernünftige scheint der Tischlergesell, Leim zu sein, dem seine Liebe mehr wert ist als alles Geld der Welt. Dies soll auch die möglicherweise gesellschaftskritische Aussage von Nestroys „Zauberposse“ sein, denn selbst wenn der lausigste Halunke in den Bann der Liebe verfällt, so ist er ihr unumgehbar ergeben. Liebe hat die Möglichkeit Menschen zusammenfinden zu lassen und sich, gegebenenfalls auch vom rechten Wege abgebracht, wieder zum Wahren geleiten zu lassen. Das wird in der letzten Szene nach der Verbannung Lumpazivagabundus deutlich, als die einst vom Geiste verführten Burschen fleißig und strebsam bei ihrer Arbeit gezeigt werden und sie sich glücklicher sehen denn je, da sie auch die große Liebe gefunden haben. Das Thema stellt eine zeitlose Problembehandlung dar. Zwar taucht Nestroy mit seiner Darstellung des Feenreichs und dem Geist in den Surrealismus ein, trotzdem weist die Geschichte, 1833 verfasst, auch heute noch, im 21. Jahrhundert, einen durchaus glaubwürdigen Wirklichkeitsbezug auf. Sowohl Liebe als auch die verführerische Sucht zum unmoralischen Leben sind seit Menschengedenken Bedürfnisse und Triebe des Homosapiens. Zwar ist es nicht wissenschaftlich bewiesen, welcher der beiden genannten Instinkte überwiegt oder letztlich wirklich glücklich macht, doch stellt Nestroy die Liebe als „Heilmittel“ gegen eine inkorrekte Lebensweise dar.

Analyse der Erzählsituation

Johann Nestroy als Schuster Knierim beim Kometenlied: „Auf's Jahr kommt der neue Komet, da geht die Welt z'Grund.“ (Photographie von 1861)

Eine bestimmte Erzählsituation weist Nestroy in seinem Werk nicht vor, da es sich um ein Skriptum für ein Aufführungsstück handelt, gekennzeichnet durch unzählige Dialoge und einigen Beschreibungen der momentanen Lage.

Analyse der Personenkonstellation und der Charakterisierung der Personen

Zu den wohl wichtigsten Personen der Posse gehören die drei Handwerksburschen, Leim, Knieriem und Zwirn. Eine detaillierte Charakterisierung der drei Personen liegt bereits im oberen Abschnitt der Buchbesprechung vor. Erwähnenswerte Nebenpersonen nehmen der verführerische Geist, Lumpazivagabundus, eines Wiener Tischlermeisters Tochter, Peppi und die beiden Feenköniginnen Fortuna und Amorosa ein. Der böse Geist zeigt sich nur im Feenreich und hat während der ganzen Handlung keinen Kontakt zu jeglichen irdischen Personen. Verführerisch, spöttisch und respektlos gibt er sich den Bewohnern des Feenreiches preis. Leims spätere Vermählte, Peppi kommt mit den anderen Hauptfiguren der Geschichte nur wenig und in eher unbedeutenden Kontakt. Relevant ist ihr Dasein aus dem Grund, da sie der Auslöser für die Liebe Leims zu ihr ist und ohne ihren Beitrag der Unhold wohl nicht gebannt werden könnte. Die Glücksfee Fortuna ist fest der Überzeugung, dass einzig und allein Glück Menschen auf den rechten Pfad führen könne. Sie ist der Anstifter der Machtprobe zwischen ihr und Amorosa, welche sie als ernstzunehmende Konkurrentin ansieht. Den einzigen Kontakt mit den drei Gesellen hat sie, als sie ihnen im Schlaf die Glücksnummer zukommen lässt. Amorosa, die Beschützerin der wahren Liebe ist eine gutmütige und die in der Geschichte wohl am sympathischsten wirkende Person des ganzen Ablaufs. Ihre Macht scheint sehr groß zu sein, da selbst Lumpazivagabundus sie als einzige Bewohnerin des Feenreichs fürchtet.

Analyse von Erzählzeit und erzählter Zeit

Da das Buch mit 78 Seiten relativ knapp, übersichtlich und mit nicht zu komplexer Sprache (bis auf einige im Dialekt verfasste Phrasen) gehalten wird, kann das Werk von geübten Lesern ohne Probleme in einem Zeitraum von 1,5 – 2 Stunden gelesen werden. Inhaltlich streckt sich die erzählte Zeit über eine Spanne von knapp über einem Jahr. Das Erzähltempo weist mehrere Unregelmäßigkeiten auf: Der erste Akt ist relativ genau dargestellt. Die einzelnen Personen werden vorgestellt, der Leser erfährt einiges über die Lebensweise der jeweiligen Menschen. Es wird hier ungefähr ein Zeitraum von 3 Tagen gezeigt. Im folgenden zweiten Akt wird das Tempo schon wesentlich erhöht. Die Spanne überbrückt ein ganzes Jahr. Es werden mehrere Ereignisse der Hauptpersonen beschrieben, unter anderem wie Zwirn betrogen wird und sein Geld verliert, oder wie es Leim gelingt seine geliebte Peppi für sich zu gewinnen. Auch mehrere Ellipsen sind hier vorhanden. Der letzte Teil der Geschichte wird im finalen dritten Akt dargestellt. Das Erzähltempo verlangsamt sich hier drastisch, denn der komplette Akt spielt sich an einem Tag ab. Die beiden Burschen, Zwirn und Kniereim werfen ihr Glück zum zweiten Mal zum Fenster raus und auch der Feenkönig, Stellaris erscheint hier und ist entsetzt über das anstößige Leben, welches die zwei Vagabunden führen.

Analyse des Raums

Die Handlung spielt an mehreren, verschiedenen Orten. Der Großteil des Stücks spielt sich im ersten Akt in Ulm, dann teils in Prag und letztlich, im finalen Akt in Wien ab. Zu Beginn und auch am Ende der Posse ist der Handlungsort das sogenannte Feenreich. Ulm ist die Stadt, in der sich das Glück de Gesellen zum ersten Mal bemerkbar macht, als sie dort in der Lotterie 100.000 Taler gewinnen. Ob die deutsche Stadt jedoch einen bestimmten Einfluss auf die Figuren hat, oder ob Nestroy diesen Ort mit einem bestimmten Hintergedanken ausgewählt hat, geht jedoch nicht deutlich aus der Geschichte hervor. Zwirns eher kurzer Teil seines Einzeldaseins spielt sich in Prag ab. Hier wird der prunkliebende Schneider von seinen angeblichen Freunden betrogen und belogen. Möglicherweise hat Nestroy die zentraleuropäische Stadt gewählt, da sich wohl zur Biedermeierzeit hier eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Gaunern und Betrügern vorfinden ließ. Doch dass rassistische Gründe in diesem Falle eine Rolle spielen, ist reine Spekulation und keinesfalls bewiesen oder bestätigt worden. In Wien kommt es zum fulminanten Ende der Geschichte. Die österreichische Hauptstadt ist Wohnort des Tischlermeisters, Hobelmann und dessen Tochter Peppi. Zuerst Leim, und im weiteren Verlaufe des Buches seine beiden Freunde, werden hier sesshaft. Scheinbar soll die Stadt eine Unzahl von strebsamen Arbeitern und ehrlichen Leuten aufweisen. Faul- und Trägheit wird hier nicht gerne gesehen und gilt als verpönt. Die zwei kurzen Erzählabschnitte im Feenreich am Anfang und zum Ende des Werkes, stellen einen Ort des Übersinnlichen und von mächtigen Personen dar. Berüchtigte Feen wie Fortuna und Amorosa sind hier sesshaft. Auch Lumpazivagabundus ist es möglich ins Feenreich einzutreten um Unruhen zu stiften.

Analyse der Handlungsstränge

Der Grundhandlungsstrang der Geschichte zeigt das Leben der drei Gesellen. Als sie nach ihrem Gewinn in der Lotterie beschließen sich zu trennen, eigene Wege zu gehen und sich exakt nach einem Jahr wieder in Wien treffen, wird die Handlung aus der Sicht der jeweiligen Personen geschildert. Die wohl wichtigste Parallelhandlung zeigt das Dasein der surrealen Gestalten im Feenreich. Andere wichtige oder erwähnenswerte Stränge tauchen in Nestroys Werk gänzlich nicht auf.

Analyse der außertextlichen Bezüge

Da das Werk 1833, in der Epoche der Romantik (1795 – 1848) geschrieben wurde und kennzeichnende Hintergründe dieser Zeitebene Sehnsüchte nach der Heilung der Welt, nach der Zusammenführung von Gegensätzen zu einem harmonischen Ganzen aufweist, kann man ruhigen Gewissens behaupten, dass Nestroy mit seinem Werk historische und gesellschaftliche Aussagekraft vorweist, da genau die zwei Gegensätze hier auftauchen: Faul- und Trägheit wird durch die alles umfassende Liebe mit Strebsamkeit und Inbrunst vereint.

Analyse sprachlich stilistischer Besonderheiten/rhetorische Mittel

Auf sprachlich stilistische Besonderheiten wie Metaphern etc. wird in der Posse generell, so auch hier gänzlich verzichtet. Einzig verwendete Stilmittel ist die derb-komische Sprache in Verbindung mit einem generell witzigen und wortgewandten Dialekt und der köstliche, zum Teil kritisierende Sarkasmus in fast allen Zwiegesprächen, den Nestroy in jeden seiner Werke gewollt einbaut.

Verfilmung

Ausgaben


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