Deutsch-dänischer Krieg

Deutsch-dänischer Krieg
Deutsch-Dänischer /
Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg
Schlacht von Dybbøl, Jørgen Valentin Sonne, 1871
Schlacht von Dybbøl, Jørgen Valentin Sonne, 1871
Datum 1864
Ort Schleswig / Jütland
Casus belli Gemeinsame Novemberverfassung für Schleswig und das dänische Königreich
Ausgang Sieg für den Deutschen Bund
Territoriale Änderungen Schleswig, Holstein, und Lauenburg an Kaisertum Österreich und Königreich Preußen
Konfliktparteien
Deutscher Bund Dänemark
Befehlshaber
Friedrich Graf von Wrangel Christian Julius De Meza
Truppenstärke
Bei Kriegsausbruch: 61.000
158 Kanonen
Spätere Verstärkungen: 20.000
64 Kanonen[1]
38.000
Mehr als 100 Kanonen
Verluste
~2.200 ~5.600
140. Jahrestag: Ehrung der Gefallenen bei den Düppeler Schanzen am 18. April 2004
Ein preußischer Grabstein neben einem dänischen am selben Tag
Friedrich von Wrangel
Christian Julius De Meza
Erstürmung der Düppeler Schanzen
Düppeler Schanzen nach dem Sturm der preußischen Truppen am 18. April 1864. Lünette B, jetzt Strandbatterie, besetzt mit 5 gezogenen 24pfündern

Als Deutsch-Dänischer Krieg (auch Zweiter Schleswigscher Krieg oder Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg in Abgrenzung zum Krieg 1848–1851) wird die militärische Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein und vor allem um das Herzogtum Schleswig zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark vom 1. Februar bis 30. Oktober 1864 bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Nach dem ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg behielt die dänische Krone zwar die Hoheit über Schleswig, Holstein und Lauenburg, verpflichtete sich aber, die Herzogtümer als selbständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger an Dänemark gebunden werden als Holstein und Lauenburg.

Die dänische Novemberverfassung von 1863 bezog jedoch Schleswig vertragswidrig mit in den dänischen Kernstaat ein. Dies wurde aus dänischer Sicht notwendig, um den Staat handlungsfähig zu halten. Unter anderem aufgrund von Konflikten über die Repräsentation der Herzogtümer im neuen Reichsrat war die vorherige Verfassung des Gesamtstaates von 1855 für Holstein und Lauenburg bereits 1858 vom Deutschen Bund außer Kraft gesetzt (Holstein und Lauenburg waren Mitglieder im Deutschen Bund) worden. Da die Bundesakte von 1815 für jedes Mitglied eine landständische Verfassung vorschrieb, kam das dänisch verwaltete Holstein seitdem der Bundesordnung nicht mehr nach.

Da zudem die holsteinischen Stände weiterhin jegliche Zusammenarbeit verweigerten und national gesinnte Kreise ab 1859 offen die Abspaltung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, sah der dänische König Christian IX. in einer neuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Verfassung sollte – im Widerspruch zum Londoner Protokoll – zunächst nur für Dänemark und Schleswig gelten. Daraufhin wurde vom Deutschen Bund die Bundesexekution gegen Holstein verhängt. Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken.

Die Einmischung ausländischer Mächte vermied Bismarck, indem er – gegen den lautstarken Protest der Nationalen – zunächst strikt auf Einhaltung des Londoner Protokolls beharrte und alle weitergehenden Schritte ablehnte.

Verlauf

Am 16. Januar 1864 stellten Österreich und Preußen Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und der Räumung Schleswigs - das Dänemark verstreichen ließ.

Österreichische und preußische Truppen unter Generalfeldmarschall von Wrangel überschritten nach Ablauf des Ultimatums zur Rücknahme der Novemberverfassung am 1. Februar 1864 die Eider. Der preußisch-österreichische Plan sah vor, dass die Österreicher das erneut befestigte Danewerk frontal angreifen sollten, während die Preußen die Schlei bei Missunde überschreiten, die Dänen von hinten umgehen und einschließen sollten. Nachdem der Übergang bei Missunde misslungen war, überschritt die preußische Armee schließlich am 6. Februar bei Arnis die Schlei. Die Dänen hatten sich zwar auf den Frontalangriff vorbereitet, aber die Stellung war noch nicht vollständig ausgebaut gewesen. Eis und Schnee behinderten beide Armeen. Der dänische Oberbefehlshaber Generalleutnant Christian Julius De Meza ließ daraufhin das Danewerk räumen, um der preußischen Umfassung zu entgehen und zog sich unter Zurücklassung der schweren Artillerie auf Flensburg zurück. Die kampflose Aufgabe des Danewerks, das in der im 19. Jahrhundert aufgekommenen dänischen „Nationalmythologie“ aufgrund seiner langen Geschichte eine erhebliche Rolle spielte, löste in Dänemark einen erheblichen Schock aus und de Meza musste in der Folge das Oberkommando abgeben. Allerdings wurde durch den Rückzug das Gros der dänischen Armee vor der Vernichtung bewahrt. Das Heer konnte sich nach einem Rückzugsgefecht mit den Österreichern bei Oeversee (unweit von Flensburg) auf die Insel Alsen zurückziehen, eine Verfolgung durch die Alliierten war unter diesen Bedingungen unmöglich. Die Österreicher unter General von Gablenz marschierten von Flensburg nordwärts, während die Preußen langsam ostwärts über die Halbinsel Sundewitt Richtung Alsensund vorrückten. Die dänische Armee verschanzte sich bei Düppel vor den Toren Sonderburgs.

Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen gingen die immer engere Einschließung, Vorpostengefechte und eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus, bei der die modernsten Belagerungsgeschütze der Zeit herangeschafft und eingesetzt wurden. Mit höchstem Aufwand wurden ein Netz von Gräben ausgehoben, bis diese schließlich auf ca. 400 Meter an die Schanzen heranreichten – von dort aus stürmten die Preußen die nach mehrstündigem Trommelfeuer teilweise beschädigten Befestigungsanlagen. Nach kurzem, aber sehr heftigem Nahkampf wurden die dänischen Besatzungen überwältigt, und die Angreifer drangen schließlich bis an den Alsensund vor. Den Dänen gelang es nicht mehr, rechtzeitig Verstärkungen heranzuführen, und sie mussten schließlich die Pontonbrücken vor Sonderburg abbrechen.

Diese Niederlage Dänemarks ist bis heute Gegenstand nationalen Gedenkens in Dänemark (unter anderem jährliche Feierstunde am 18. April auf der Anhöhe der Düppeler Schanzen). Mit dem Ausgang der Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Die dänischen Truppen wurden über die See auf die Insel Fünen evakuiert. Am 9. Mai ereignete sich noch ein Seegefecht vor Helgoland, das zwar mit einem taktischen dänischen Sieg endete, das Blatt aber nicht mehr wenden konnte. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Eine Teilung des Herzogtums Schleswig an der Sprachgrenze wurde zu diesem Zeitpunkt von Preußen vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte. Von Düppel aus bombardierten die preußischen Truppen die Stadt Sonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkiel der Übergang nach Alsen gelang. In kurzer Zeit war die gesamte Insel besetzt, die Dänen zogen sich zurück. Ein weiterer Vorstoß preußischer Truppen erreichte wenig später sogar die Nordspitze Jütlands, womit die gesamte jütländische Halbinsel, ein Großteil des dänischen Königreichs selbst, von den Angreifern besetzt war. Nun waren auch die dänischen Inseln gefährdet, und die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.

Ergebnis

Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung als Kondominium. Im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt Preußen das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und das Herzogtum Schleswig, Holstein fiel an Österreich. 1866 besetzte Preußen Holstein. Dies war der formale Grund für den Deutschen Krieg, in dessen Folge Preußen Holstein annektierte und aus allen drei Gebieten 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete.

Durch den deutsch-dänischen Krieg verkleinerte sich der dänische Herrschaftsbereich zum zweiten Male im 19. Jahrhundert, da die Herzogtümer nicht mehr von Kopenhagen aus regiert wurden, nachdem bereits 1814 Norwegen an Schweden verloren gegangen war. Das Königreich Dänemark selbst blieb jedoch in seinem Umfang unberührt, vergrößerte sich sogar durch den Gebietsaustausch mit dem Herzogtum Schleswig, durch den beispielsweise Ripen zum Königreich kam. Mit den Herzogtümern und Norwegen wurden Gebiete, die nur durch Personalunionen mit dem Königreich verbunden waren, abgetreten.

Der Deutsch-Dänische Krieg zeigte, wie auch der zeitgleich stattfindende Bürgerkrieg in Nordamerika, einige neue Elemente moderner Kriege, so beispielsweise die strategische Bedeutung der Eisenbahn beim Transport preußischer Truppen (zum Beispiel aus Berlin, was als Fußmarsch Wochen oder gar Monate gedauert hätte). Er war außerdem maßgeblich für die Entstehung des deutschen Nationalstaats (1871).

Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte spielten Krupp-Geschütze, Krupp-Hinterlader-Kanonen mit gezogenen Läufen und Dreyse-Hinterlader-Gewehre eine entscheidende Rolle. Krupp-Kanonen waren in der Lage, über die Sonderburg vorgelagerte Bucht (den Vemmingbund) hinweg Zerstörungen an den dänischen Schanzen anzurichten. Sie fanden erneuten Einsatz im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich vor Paris.

Kulturgüter

1864 wurde der Idstedt-Löwe oder Flensburger Löwe, Monument von 1862 zur Erinnerung an den dänischen Sieg bei Idstedt im Schleswig-Holsteinischen Krieg, nach Berlin gebracht. Von dort kam das Denkmal 1945 nach Kopenhagen (Istedløven). Auch der Hærulfstein, ein am Ochsenweg in Nordschleswig gefundener Runenstein, wurde nach Berlin gebracht und dort am Jagdschloss Dreilinden aufgestellt. 1951 wurde er wieder nach Dänemark geschafft. Eine große Rolle in den Friedensverhandlungen spielten die archäologischen Fundstücke der Flensburger Sammlung, insbesondere das in Nordschleswig gefundene Nydam-Schiff. Das Nydamschiff befindet sich heute trotz dänischer Rückgabeforderungen nach den beiden Weltkriegen auf Schloss Gottorf in Schleswig [1].

Literatur

Ältere Darstellungen

  • Ferdinand Pflug: Der Deutsch-Dänische Krieg - Geschichte des Feldzugs in Schleswig-Holstein im Jahre 1864. Weber, Leipzig 1865, 178 Seiten, online.
  • Anonym: Die Dänische Ostsee-Escadre. Mittler, Berlin 1965, 41 Seiten, online.

Neuere Darstellungen

  • Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. Vollständiger fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe von 1866 mit sämtlichen Illustrationen, einem neuen Vorwort zur deutsch-dänischen Frage von Sven-Aage Jørgensen und umfassendem Anhang hrsg. von Helmuth Nürnberger. Baltica Verlag, Flensburg 1998, ISBN 3-934097-02-2.
  • Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864, 1866, Reprint: Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2005, ISBN 3-937135-88-X.
  • Winfried Vogel: Entscheidung 1864, Bernard & Graefe, 1996, ISBN 3-7637-5943-3.
  • Walter Westphal: Von Bornhöved bis zur Erstürmung der Düppeler Schanzen, Eigenverlag, 2001, ISBN 3-8311-2305-5.
  • Gerd Stolz: Unter dem Doppeladler für Schleswig-Holstein, Husum Verlag 2004, ISBN 3-89876-150-9.
  • H. Helmert, H. Usczeck: Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871, Militärverlag der DDR, 1975, antiquarisch.
  • J. Nielsen: Der deutsch-dänische Krieg 1864, Tøjhusmuseet (DK) 1991, ISBN 87-89022-18-1.
  • Jürgen Angelow: Von Wien nach Königgrätz, 1996.
  • Christensen, John (u.a.): 1864: fra helstat til nationalstat. Emil, Fårevejle 1998

Weblinks

Anmerkungen

  1. Karsten Kjer Michaelsen: Politikkens bog om Danmarks oldtid, Kopenhagen 2002, S. 138

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