Die Regenschirme von Cherbourg

Die Regenschirme von Cherbourg
Filmdaten
Deutscher Titel Die Regenschirme von Cherbourg
Originaltitel Les Parapluies de Cherbourg
Produktionsland Frankreich, Deutschland
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1964
Länge 91 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Jacques Demy
Drehbuch Jacques Demy
Produktion Mag Bodard
Musik Michel Legrand
Kamera Jean Rabier
Schnitt Anne-Marie Cotret
Monique Teisseire
Besetzung
  • Catherine Deneuve: Geneviève Emery
  • Nino Castelnuovo: Guy Foucher
  • Anne Vernon: Anne Emery
  • Marc Michel: Roland Cassard
  • Ellen Farner: Madeleine
  • Mireille Perry: Tante Élise
  • Jean Champion: Aubin
  • Pierre Caden: Bernard
  • Jean-Pierre Dorat: Jean

Die Regenschirme von Cherbourg (Originaltitel: Les Parapluies de Cherbourg) ist ein Musicalfilm aus dem Jahr 1964. Regie führte Jacques Demy, die Hauptrollen wurden mit Catherine Deneuve und Nino Castelnuovo besetzt; die Musik wurde von Michel Legrand geschrieben. Alle Dialoge im Film werden als Rezitativ gesungen.

Der Film ist der zweite Teil einer „Romantischen Trilogie“ des Regisseurs, die 1961 mit Lola, das Mädchen aus dem Hafen begonnen und 1967 mit Die Mädchen von Rochefort abgeschlossen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Madame Emery und ihre Tochter Geneviève verkaufen Regenschirme in ihrem kleinen Geschäft in der Küstenstadt Cherbourg in der Normandie. Geneviève ist in Guy verliebt, einen hübschen Automechaniker, der sich mit großer Hingabe zusammen mit der Zugehfrau Madeleine, einer jungen Frau, die ihn offensichtlich liebt, um seine Patin kümmert, mit der er unter einem Dach lebt. Im Weiteren wird Guy eingezogen, um im Algerienkrieg zu kämpfen.

In der Nacht vor seiner Abreise schlafen er und Geneviève miteinander. Sie wird schwanger und fühlt sich im Stich gelassen, da er ihr scheinbar nicht schreibt. In Wahrheit hat allerdings Madame Emery sämtliche Briefe unterschlagen, um auf eine Heirat mit Roland Cassard zu drängen. Er ist ein Mann um die dreißig, auf unauffällige Weise gutaussehend, der Madame Emery finanziell aus der Patsche hilft, sich in Geneviève verliebt und sie heiraten will, obwohl ihr Kind von einem anderen Mann stammt. Ihre Hochzeit in einer großen Kathedrale zeigt ihren sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg in der Gesellschaft.

Als Guy mit einer Beinverletzung zurückkommt, erfährt er, dass Geneviève nun verheiratet ist, Cherbourg verlassen hat und auch der Regenschirmladen nicht mehr existiert. Er versucht, in sein altes Leben zurückzukehren, wird jedoch wegen des Krieges und des Verlustes von Geneviève rebellisch. Eines Tages kündigt Guy seine Arbeit nach einem Streit mit seinem Chef und verbringt eine Nacht und einen Tag mit exzessivem Trinken in schäbigen Hafenkneipen. Er schläft mit einer Prostituierten namens Jenny, deren wirklicher Name auch Geneviève ist, wie sich bald herausstellt. Als er in seine Wohnung zurückkehrt, erzählt ihm Madeleine in Tränen aufgelöst, dass seine Patin gestorben ist. Er bemerkt, dass sie ihn liebt und räumt mit ihrer Hilfe sein Leben auf.

Mit dem Erbe seiner Tante kann er eine neue Esso-Tankstelle im amerikanischen Stil finanzieren. Er bittet Madeleine, ihn zu heiraten, und sie nimmt an, obwohl sie sich fragt, ob er sie aus Verzweiflung über Geneviève fragt. Der Schluss ist im Dezember 1963 angesiedelt, ungefähr fünf Jahre nach Beginn der Handlung. Guy führt nun die Esso-Tankstelle und lebt mit seiner fröhlichen und liebenden Frau Madeleine und seinem kleinen Sohn François. Am Heiligen Abend gehen Madeleine und François spazieren. Während der kurzen Zeit, in dem sie Guy allein lassen, fährt ein neuer Mercedes zur Tankstelle.

Die in Nerz gekleidete Fahrerin erweist sich als eine elegante, sichtbar reiche Geneviève, begleitet von ihrer (und Guys) Tochter Françoise, die im Auto bleibt. Die beiden gehen hinein und sind zuerst schockiert, sich wiederzusehen und Geneviève erklärt, dies sei das erste Mal seit ihrer Hochzeit, dass sie nach Cherbourg zurückfahre. Ihre noch ziemlich junge Mutter ist nun tot. Ihr reicher Ehemann und ihr Kind sind die einzige Familie, die sie noch hat. Die beiden unterhalten sich, während Genevièves Auto vollgetankt wird, und Geneviève fragt Guy, ob er seine Tochter sehen wolle. Ohne Kommentar und nach kurzem Zögern sagt er „Nein“, was zu ihrem endgültigen Abschied führt. Als der Film endet, begrüßt Guy seine Frau mit einem Kuss und spielt mit seinem kleinen Sohn.

Kritiken

„Jacques Demy verdichtet die anspruchslose Alltagsgeschichte zu einem lyrischen Kammerspiel, in dem alle Dialoge gesungen werden. Musik und Melodien, stilisierte Farben, Formen und Bewegungen verbinden sich zu einem höchst artifiziellen Film, der auf zärtliche Weise die Gefühle der Figuren versinnbildlicht.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„... gerade die Mischung von Realismus und romantischen Klischees, die der Film praktizierte, sowie sein Hang zur Sentimentalität machten ihn im Endresultat zu schwer verträglichem, süßlichen Kitsch“

Ulrich Gregor[2]

Auszeichnungen

Restaurierung

Der Film wurde auf Eastman-Negativ gedreht, das schnell verblasste und unbrauchbar wurde. Die verschiedenen Kopien des Films im Umlauf verloren allmählich an Qualität, was bedeutete, dass „Die Regenschirme von Cherbourg“ nie mehr in den reichen Farben gesehen werden konnten, wie es Jacques Demy vorgesehen hatte. Glücklicherweise wusste Demy, dass das Original schnell verblassen würde und machte so Schwarzweiß-Kopien des ursprünglichen Materials in einem 3-Farben-Verfahren (ein ähnlicher Prozess wie die Herstellung des älteren Technicolor-Verfahrens). Diese Schwarzweiß-Abzüge hatten eine längere Lebensdauer. In den 1990er Jahren rief Demys Ehefrau, die Filmregisseurin Agnès Varda ein Projekt ins Leben, um eine neue Farbkopie der drei Schwarzweiß-Abzüge herzustellen. Der daraus resultierende Film nahm Demys Vision eines farbenfrohen Cherbourg wieder auf. Zusätzlich assistierte der Komponist Michel Legrand bei der digitalen Nachbearbeitung seiner Partitur, um eine höherwertige Version zu produzieren.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Regenschirme von Cherbourg im Lexikon des Internationalen Films
  2. Ulrich Gregor, Geschichte des Films ab 1960. Bertelsmann, München 1978, ISBN 3-570-00816-9, S. 38

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