- Die fabelhafte Welt der Amélie
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Filmdaten Deutscher Titel Die fabelhafte Welt der Amélie Originaltitel Le fabuleux destin d’Amélie Poulain Produktionsland Frankreich, Deutschland Originalsprache Französisch Erscheinungsjahr 2001 Länge 117 Minuten Altersfreigabe FSK 6 Stab Regie Jean-Pierre Jeunet Drehbuch Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant Produktion Jean-Marc Deschamps, Claudie Ossard Musik Yann Tiersen Kamera Bruno Delbonnel Schnitt Hervé Schneid Besetzung - Audrey Tautou: Amélie Poulain
- Mathieu Kassovitz: Nino Quincampoix
- Rufus: Raphaël Poulain
- Lorella Cravotta: Amandine Poulain
- Serge Merlin: Raymond Dufayel
- Clotilde Mollet: Gina
- Jamel Debbouze: Lucien
- Claire Maurier: Suzanne
- Dominique Pinon: Joseph
- Isabelle Nanty: Georgette
- Urbain Cancelier: Monsieur Collignon
- Yolande Moreau: Madame Wallace
- Maurice Bénichou: Dominique Bretodeau
- Peter Fricke: dt. Erzähler
Die fabelhafte Welt der Amélie (Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain, dt. Das märchenhafte Schicksal der Amélie Poulain) ist ein französischer Spielfilm von Jean-Pierre Jeunet mit Audrey Tautou in der Titelrolle. Die Filmmusik stammt von Yann Tiersen, einige skurrile Ausstattungsdetails steuerte Michael Sowa bei.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Amélie Poulain wird als Tochter eines Militärarztes a.D. und einer Lehrerin geboren. Das Mädchen erhält in seiner Familie nur wenig Zuwendung und von seinem Vater keinen körperlichen Kontakt in Form von Umarmungen oder Liebkosungen. Die einzigen Berührungen für das Kind kommen bei den regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen zustande. Dabei schlägt Amélies Herz dann immer wie wild und ihr Vater diagnostiziert fälschlicherweise einen Herzfehler bei ihr. Deshalb lässt man sie nicht auf eine öffentliche Schule gehen; sie wird von ihrer Mutter unterrichtet und hat keinerlei Kontakt zu anderen Kindern. Als Ersatz dafür erfindet sie sich eine eigene Phantasiewelt, in die sie sich mehr und mehr zurückzieht.
Amélies Goldfisch (auf den Namen „Pottwal“ getauft) leidet unter Depressionen und hat schon mehrmals versucht, Selbstmord zu begehen, indem er aus dem Goldfischglas gesprungen ist. Der am Boden liegende und nach Luft schnappende Fisch bringt Amélie jedes Mal zum Schreien, was wiederum ihre Eltern zur Verzweiflung treibt. Eines Tages können sie es nicht mehr ertragen und setzen den Goldfisch in einem Gewässer in der Nähe aus. Bald darauf wird ihre Mutter vor ihren Augen von einer sich zu Tode stürzenden Touristin erschlagen. Amélies Vater kommt darüber nicht hinweg. Er zieht sich zurück und verbringt seine Zeit mit dem Bau eines Miniatur-Mausoleums für die Urne mit der Asche seiner Frau.
Jahre später zieht Amélie als junge Frau aus ihrem Elternhaus aus und arbeitet als Kellnerin im Café „Deux Moulins“. Obwohl ihr Alltag eher grau erscheint, findet sie Freude an den kleinen Dingen des Lebens, wie z.B. Steinchen über den Canal Saint-Martin springen zu lassen, Leute im Kino zu beobachten oder die Kruste von Crème brûlée mit dem Löffel zu knacken.
Während im Fernsehen der Tod von Lady Diana gemeldet wird, entdeckt Amélie durch Zufall hinter einer losen Badezimmerfliese ein kleines Kästchen, das die "Schätze" eines Jungen aus den 1950er-Jahren enthält. Sie fasst den Entschluss, die Schachtel ihrem Besitzer zurückzubringen und, falls dieser gerührt sein sollte, ihr weiteres Leben damit zu verbringen, anderen Menschen zu helfen. Tatsächlich kann sie Dominique Bretodeau ausfindig machen und ihm das Kästchen zukommen lassen. Dieser zeigt sich tief bewegt und Amélie findet Gefallen an ihrer neuen Aufgabe. So entwendet sie ihrem Vater heimlich einen Gartenzwerg und übergibt ihn einer Freundin, die als Stewardess arbeitet. Fortan erhält Amélies Vater aus allen Teilen der Welt Fotos seines Gartenzwergs, was ihn schließlich dazu veranlasst, endlich einmal auf Reisen zu gehen. Außerdem rächt sich Amélie an Monsieur Collignon, dem herrischen Besitzer eines Gemüseladens, der Mitarbeiter schlecht behandelt, und sie verkuppelt Georgette, die eingebildete Kranke, mit dem eifersüchtigen Joseph.
Wiederholt trifft Amélie auf einen Sammler von weggeworfenen Passbildern, Nino Quincampoix. Als sie das Album findet, das er verloren hat, erkennt sie in ihm einen Seelenverwandten und verliebt sich in ihn. Auf verschiedenen, akribisch ausgetüftelten Wegen lässt sie ihm Nachrichten zukommen, scheitert aber kurz vor einem Treffen jeweils an ihrer eigenen Unsicherheit. Erst nachdem der alte, im selben Haus wohnende Maler Raymond Dufayel, der wegen seiner Glasknochen-Krankheit das Leben nie richtig genießen konnte, sie davon überzeugt hat, endlich ihr Herz zu öffnen und an ihr eigenes Glück zu glauben, traut sie sich, Nino persönlich gegenüberzutreten. Und so finden die beiden schließlich zusammen.
Trivia
- Der Film spielte weltweit 140 Millionen US-Dollar ein, davon 33 Millionen in den USA.
- Jean-Pierre Jeunet begann 1974 Ideen und Erinnerungen zu notieren, die die Grundlage des Films bilden.
- Gedreht wurde u. a. im Pariser „Café des 2 Moulins“, am Bahnhof Gare du Nord (innen) und am Gare de l’Est (außen).
- Finanziell gefördert durch die Filmstiftung NRW, wurden die Innenaufnahmen des Films im Coloneum in Köln gedreht.
- Ursprünglich sollte Emily Watson die Rolle der Amélie übernehmen. Da sie jedoch kein Französisch sprach und schon für einen anderen Film unterschrieben hatte, kam diese Zusammenarbeit nicht zustande.
- In Amélies Zimmer sind im Hintergrund Bilder von Michael Sowa zu sehen. Auch die Schweinelampe ist von Sowa geschaffen worden.
- An der Kirche Sacré-Cœur haben einige Fans des Films Graffiti in Form der blauen Pfeile aus der Szene „Schnitzeljagd“ an die jeweiligen Stellen gesprüht.
- Nach einem gescheiterten Treffen mit Nino „sieht“ und „hört“ Amélie, wie im Fernsehen etwas auf Russisch gesprochen wird und dazu die Untertitel erscheinen: „Der Einmischungsversuch von Raymond Dufayel ist inakzeptabel. Wenn Amélie lieber in ihrer Traumwelt leben und eine introvertierte junge Frau bleiben will, dann ist das ihr Recht. Denn das Recht auf ein gescheitertes Leben ist unantastbar!“ Der Filmausschnitt im Fernsehen ist eine Sequenz aus dem zweiten Teil des vierteiligen sowjetischen Filmepos Blockade (1974) über die Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg. Gezeigt wird Stalin, wie er seinen Truppen per Telegramm Befehle erteilt. Man sieht ihn mit seiner typischen Militärjacke, dem Bürstenhaarschnitt und dem Schnauzbart, davor den Telegraphisten und die Papierrollen des Morsetelegraphen. Der russische Text ist nicht zu verstehen, scheint aber jener aus Blockade zu sein.
- Als berichtet wird, dass Amélies Mutter gerne die Kostüme von Eiskunstläufern mag, sieht man einen Auftritt des Eiskunstläufers Rudy Galindo. Allerdings hätte sie seine Kostüme nicht bewundern können, denn Amélies Mutter kommt um, als Amélie noch ein Kind war, also Ende der 1970er Jahre, während Rudy Galindo zwischen 1988 und 1996 aktiv war.
- In 3 Szenen ist ein Fiat Punto, Typ188 zu sehen. Dieses Modell wurde erst 1999 eingeführt, also erst 2 Jahre nach der im Film angesiedelten Geschichte.
- Die Idee, Passbilder von Automaten zu sammeln, wurde bereits 1981 von der Berliner Künstlergruppe „Die tödliche Doris“ im Film „Material für die Nachkriegszeit“ (25 Min.) verwendet. Die Filme bestehen, wie in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ aus nacheinander mit unbewegter Kamera abgefilmten Passbildern, die zum Teil Verfärbungen, Knicke und Abschürfungen aufweisen, zerrissen und teilweise unvollständig wieder zusammengesetzt wurden.
- Das Gemälde, welches von Raymond Dufayel, dem Maler mit der Glasknochen-Krankheit, immer wieder gemalt wird, ist Das Frühstück der Ruderer von Pierre-Auguste Renoir.
- Ein wiederkehrendes Thema der Filmmusik von Georges Delerue für den Film Jules und Jim von François Truffaut wird von Yann Tiersen in seiner Musik für diesen Film als Hauptthema mehrfach variiert.
Auszeichnungen
Bei der Verleihung der Césars 2002 gewann Die fabelhafte Welt der Amélie als Bester Film, für die Beste Regie, die Beste Filmmusik sowie Bestes Szenenbild. Er war zudem in neun weiteren Kategorien, darunter Bestes Originaldrehbuch und Audrey Tautou als Beste Hauptdarstellerin, nominiert.
Beim Europäischen Filmpreis 2001 gewann der Film in vier Kategorien: Bester europäischer Film, Beste Regie, Beste Kameraführung sowie dem Jameson-Publikumspreis für die Beste Regie. Nominiert war außerdem Audrey Tautou als Beste Darstellerin.
Der Film war 2002 in den fünf Kategorien Bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bester fremdsprachiger Film, Bestes Originaldrehbuch und Bester Ton für den Oscar nominiert, konnte sich aber in keiner der Kategorien durchsetzen. Auch bei den Golden Globes war der Film als Bester fremdsprachiger Film nominiert. Auszeichnungen in derselben Kategorie erhielt der Film unter anderem bei der Guldbagge-Verleihung, den Independent Spirit Awards und der spanischen Goya-Verleihung. Bei neun Nominierungen gewann der Film 2002 zwei British Academy Film Awards in den Kategorien Bestes Originaldrehbuch und Bestes Szenenbild.
Der Film wurde für zwei Chlotrudis Awards nominiert und gewann in der Kategorie Bester Film (Publikumspreis)
Kritik
Obwohl der Film ein kommerzieller Erfolg war und gute Kritiken erhielt, gab es auch skeptische Stimmen, die insbesondere Jeunets Darstellung des heutigen Paris infrage stellen. So warf unter anderem Serge Kaganski, ein Autor des französischen Magazins Les Inrockuptibles, dem Film vor, er vermittle dem Publikum eine idealisierte Version der französischen Gesellschaft und zeichne das Bild eines durch und durch stilisierten und kitschigen Paris. Es scheine darüber hinaus zur Strategie des Regisseurs zu gehören, dass insbesondere ethnische Minderheiten und Homosexuelle in dem Film kaum repräsentiert werden, obwohl gerade diese Bevölkerungsgruppen das Stadtbild des 18. Arrondissement, in dem der Film spielt, im Alltag prägen.[1] Sowohl der Regisseur Jeunet als auch der Schauspieler Mathieu Kassovitz wiesen diese Kritik entschieden zurück.[2]
Darüber hinaus wurde der Film nicht in den offiziellen Wettbewerb der Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2001 aufgenommen, da Gilles Jacob, der für die Filmauswahl verantwortlich war, ihn nach eigenen Angaben „uninteressant“ fand. Dies sorgte für eine größere öffentliche Debatte, da die Ablehnung vielerorts als Widerspruch zum großen medialen Interesse an dem Film und als Entscheidung „gegen das Publikum“ interpretiert wurde.[3] Jean-Pierre Jeunet reagierte auf die Ablehnung, indem er den Kinostart des Films vorziehen ließ; „Amélie“ lief nun parallel zum laufenden Festival.[4]
DVDs und Blu-rays zum Film
- Auf DVD sind mehrere Editionen (tw. in Sonderverpackung) erhältlich.
- Die Blu-ray wurde am 25. März 2010 durch Universal Pictures veröffentlicht.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.filmlinc.com/fcm/11-12-2001/amelie.htm, Stand 24. Dezember 2007
- ↑ http://film.guardian.co.uk/interview/interviewpages/0,,536181,00.html, Stand 24. Dezember 2007
- ↑ http://planet.media.free.fr/petition.htm, Stand 24. Dezember 2007
- ↑ http://www.filmrezension.de/filme/amelie.shtml
Weblinks
Commons: Die fabelhafte Welt der Amélie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Die fabelhafte Welt der Amélie in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle Webseite
Filme von Jean-Pierre JeunetDelicatessen | Die Stadt der verlorenen Kinder | Alien – Die Wiedergeburt | Die fabelhafte Welt der Amélie | Mathilde – Eine große Liebe | Micmacs – Uns gehört Paris!
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