- Dimiter Gotscheff
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Dimiter Gotscheff (bulgarisch Димитър Гочев/Dimitar Gotschew; * 26. April 1943 in Parwomaj, Bulgarien) ist ein bulgarischer Theaterregisseur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines bulgarischen Tierarztes kam 1962 mit seinem Vater in die DDR und lebte in Bad Freienwalde. Nach dem Abitur folgte er zunächst dem Beruf des Vaters und studierte an der Humboldt-Universität Veterinärmedizin, wechselte jedoch bereits nach dem ersten Studienjahr zur Theaterwissenschaft. Er war Schüler von Benno Besson und wurde 1968 Regieassistent von Fritz Marquardt.
1979 kehrte Gotscheff nach Bulgarien zurück und arbeitete fortan in seinem Heimatland als Regisseur. Aufsehen erregte die bulgarische Erstaufführung des Philoktet von Heiner Müller 1983 in Sofia. Als der damalige Intendant des Kölner Schauspielhauses Klaus Pierwoß ihn 1985 für eine Gastinszenierung nach Köln holte, blieb er nach dem Erfolg der Inszenierung von Heiner Müllers Quartett im Westen.
Es folgten Stationen in Basel, Hannover, Düsseldorf, Bochum und Hamburg. Zwischen 1995 und 2000 war Dimiter Gotscheff Leitungsmitglied und Hausregisseur am Schauspielhaus Bochum. Seit 2000 ist er als freier Regisseur in Berlin, Frankfurt am Main und Wien tätig. 2005 wurde er für seine Inszenierung von Anton P. Tschechows Iwanow von der Theaterfachzeitschrift Theater heute zum Regisseur des Jahres gewählt. Die Aufführung ist eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Für diese Inszenierung erhielt er außerdem den 3Sat-Theaterpreis im Rahmen des Berliner Theatertreffens. Seit 2005 ist er als fester Regisseur am Deutschen Theater Berlin engagiert.
Dimiter Gotscheff ist mit der Schauspielerin Almut Zilcher verheiratet, mit der er einen Sohn hat.
Über die Arbeit von Dimiter Gotscheff
„Mit der Reduktion auf das Wesentliche, den Schauspieler, unterscheidet er sich sehr von der wild-ironischen Poesie, die heute im Theater gängig ist. Sein Blick auf den Mensch entkleidet ihn vielmehr von der Dekoration. In unserem modischen Zeitalter ist diese Haltung vielleicht die wahre Avantgarde.[1]“
– Till Briegleb, Theaterkritiker
Inszenierungen (Auswahl)
- 1979 Weiberkomödie von Heiner Müller, Theater Nordhausen
- 1985 Quartett von Heiner Müller, Schauspielhaus Köln
- 1986 Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing, Schauspielhaus Köln
- 1987 Philoktet von Heiner Müller, Theater Basel
- 1988 Die Troerinnen von Euripides, Schauspielhaus Köln
- 1988 Ödipus von Sophokles / Bearbeitung Heiner Müller, Theater Basel
- 1989 Gewitter von Alexander Ostrowski, Staatstheater Hannover
- 1990 Der Wald von Alexander Ostrowski, Staatstheater Hannover
- 1990 Carmen Kittel von Georg Seidel, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1991 Fräulein Julie von August Strindberg, Schauspiel Köln
- 1992 Der Auftrag von Heiner Müller, Schauspielhaus Köln
- 1992 Die schöne Fremde von Klaus Pohl, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1992 Leonce und Lena von Georg Büchner, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1993 Die Möwe von Anton Tschechow, Schauspielhaus Köln
- 1993 Woyzeck von Georg Büchner, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1994 Straßenecke von Hans Henny Jahnn, Thalia Theater Hamburg
- 1994 Die vom Himmel Vergessenen von Ekaterina Tomowa, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1995 Der Kirschgarten von Anton Tschechow, Schauspielhaus Düsseldorf
- 1995 Amphitryon von Heinrich von Kleist, Schauspielhaus Bochum
- 1996 Dona Rosita bleibt ledig von Federico Garcia Lorca, Schauspielhaus Bochum
- 1996 Auf der großen Straße von Anton Tschechow, Thalia Theater Hamburg
- 1996 Die Zimmerschlacht von Martin Walser, Schauspielhaus Bochum
- 1997 Germania 3. Gespenster am Toten Mann von Heiner Müller, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1997 Wie es euch gefällt von William Shakespeare, Schauspielhaus Bochum
- 1997 Glückliche Tage und Glückliche Texte von Samuel Beckett, Schauspielhaus Bochum
- 1998 Hermes in der Stadt von Lothar Trolle, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1998 Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist, Schauspielhaus Bochum
- 1998 Asche zu Asche von Harold Pinter, Schauspielhaus Bochum
- 1999 König Lear von William Shakespeare, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1999 Don Quixote, mehrsprachiges Projekt nach Miguel de Cervantes, Jahrhunderthalle Bochum
- 2000 Sechs Personen suchen einen Autor von Luigi Pirandello, Schauspielhaus Bochum
- 2000 Viridiana von Luis Bunuel, Akademietheater Wien
- 2000 Das Pulverfaß von Dejan Dukovski, Steirischer Herbst Graz (Nestroy-Theaterpreis-Nominierung für Beste Regie)
- 2001 Der dritte Sektor von Dea Loher, Thalia Theater Hamburg
- 2002 Der Leutnant von Inishmore von Martin McDonagh, Akademietheater Wien
- 2002 Die Cenci von Antonin Artaud, Schauspiel Frankfurt
- 2002 In der fernsten Ferne von Zinnie Harris, Staatstheater Stuttgart
- 2003 Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller, Deutsches Theater Berlin
- 2003 Platonow von Anton Tschechow, Schauspiel Frankfurt
- 2003 Der Verwaiser nach Samuel Beckett, Thalia Theater Hamburg
- 2003 Der Kampf des Negers und der Hunde von Bernard-Marie Koltès, Volksbühne Berlin
- 2004 Salome von Oscar Wilde / Bearbeitung Gerhard Rühm, Akademietheater Wien
- 2004 Germania. Stücke von Heiner Müller, Deutsches Theater Berlin
- 2005 Philoktet von Heiner Müller, Volksbühne Berlin (mit Gotscheff in der Titelrolle)
- 2005 Iwanow von Anton Tschechow, Volksbühne Berlin (3sat-Preis Berliner Theatertreffen 2006)
- 2005 Geschichten aus dem Wiener Wald von Ödön von Horváth, Deutsches Theater Berlin
- 2006 Volpone von Ben Jonson, Deutsches Theater Berlin
- 2006 Das große Fressen von Marco Ferreri, Rafael Azcona und Francis Blanche, Volksbühne Berlin
- 2006 Tartuffe von Molière, Koproduktion Salzburger Festspiele und Thalia Theater Hamburg
- 2007 Die Perser von Aischylos, Übersetzung von Heiner Müller, Deutsches Theater Berlin
- 2007 Der Selbstmörder von Nikolai Erdmann, Volksbühne Berlin
- 2007 Die Hamletmaschine von Heiner Müller, Deutsches Theater Berlin (mit Gotscheff als Hamlet/Hamletdarsteller)
- 2007 Anatomie Titus Fall Of Rome- Ein Shakespearekommentar von Heiner Müller, Deutsches Theater Berlin
- 2008 Ubukoenig nach Alfred Jarry, Volksbühne Berlin
- 2008 Leonce und Lena nach Georg Büchner, Thalia Theater Hamburg
- 2009 Ödipus nach Hölderlin von Heiner Müller, Thalia Theater Hamburg
- 2010 Prometheus von Aischylos, Deutsch von Heiner Müller, Volksbühne Berlin
- 2010 Krankenzimmer Nr. 6 von Anton Tschechow, Deutsches Theater Berlin
- 2010 Der Mann ohne Vergangenheit von Aki Kaurismäki, UA: 17. Dezember 2010 Deutsches Theater Berlin
- 2011 Antigone, von Bertolt Brecht nach Sophokles, Thalia Theater, Hamburg
Auszeichnungen
- 1991 Deutscher Kritikerpreis
- 2008 Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum
- 2011 Theaterpreis Berlin
Sonstiges
In dem Film Elf Onkel von Herbert Fritsch spielt Gotscheff den Vater von Hamlet. Der Film hatte im März 2010 Premiere an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
Weblinks
Einzelnachweise
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