- Aki Kaurismäki
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Aki Kaurismäki [ˈɑki ˈkɑu̯rismæki] (* 4. April 1957 in Orimattila, Finnland) ist ein vielfach preisgekrönter finnischer Filmregisseur.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Aki Kaurismäki studierte in Helsinki Literatur- und Kommunikationswissenschaften. Über diverse Aushilfsjobs kam er nach dem Studium über die Filmkritik für ein finnisches Filmmagazin dazu, Drehbücher zu schreiben. Kaurismäkis Filme thematisieren häufig Schicksale von gesellschaftlichen Außenseitern in städtischen Zentren wie Helsinki. Sie sind nicht nur für ihre sparsamen Dialoge, sondern auch für einen skurril-lakonischen Humor bekannt. Kaurismäki arbeitet regelmäßig mit einem festen Stamm befreundeter Schauspieler und Musiker, die seine Filme auch stilistisch präg(t)en: Matti Pellonpää, Kati Outinen, Kari Väänänen, Sakke Järvenpää. Als Reminiszenz an Alfred Hitchcock hat Kaurismäki in seinen Filmen wie dieser gelegentliche Auftritte in Statistenrollen.
Dem deutschen Publikum wurde der finnische Regisseur bekannt durch seine Teilnahme an der Berlinale 1988. Großes Aufsehen erregte Kaurismäki im Herbst 2006, als er sich weigerte, seinen Film Lichter der Vorstadt als offiziellen finnischen Beitrag für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film zuzulassen, obwohl das Drama einstimmig von der finnischen Filmkammer ausgewählt worden war. Kaurismäki begründete seine Ablehnung mit seiner seit Jahren vertretenen kritischen Haltung gegenüber dem Irak-Krieg der USA.[1]
Mit seinem Bruder Mika Kaurismäki zusammen gründete er das Midnight Sun Film Festival und die Verleihfirma Villealfa (ein Anagramm von Alphaville, einem Film von Jean-Luc Godard).
Rainer Gansera, der für die Zeitschrift epd film mit dem „Chef-Melancholiker des europäischen Autorenkinos“ 2006 in Hof gesprochen hat, zeigte sich auch von seinem Auftreten beeindruckt und beschreibt atmosphärisch:
„Gut gekühlter Weißwein, Zigaretten, eine nach der anderen, leise Stimme, fast flüsternd, als wolle er – wie ein Hypnotiseur – sein Gegenüber ganz und gar auf die beschwörende Stimme konzentrieren. Keinerlei expressive Gesten. [Seine Filme] sind schlingernde Stimmungsreisen: durch Hochs und Tiefs, durch Abgründe (erst allmählich bemerkt man, dass es vor allem die Abgründe des Selbstzweifels sind) und Erleuchtungen, grundiert von einem scharfkantigen, trockenen Humor.“
– Rainer Gansera: epd Film 12/2006, Seite 25
Als persönliche Leitbilder sehe Kaurismäki Bresson, Ozu und Godard; der Ausbildung an den Filmhochschulen seines Landes könne er nicht viel Positives abgewinnen.
Bei Pandora sind Ende 2006 als „Aki Kaurismäki DVD-Collection“ 14 Spielfilme und fünf Kurzfilme (mit digital remastertem Bild) in vier Boxen erschienen.[2]
2011 stellte Kaurismäki nach fünf Jahren Leinwandabstinenz den Spielfilm Le Havre fertig, der ihm eine Einladung in den Wettbewerb der 64. Internationalen Filmfestspiele von Cannes einbrachte. Der in Frankreich gedrehte Film handelt von einem Schuhputzer aus der gleichnamigen Hafenstadt, der sich eines illegalen Flüchtlingskindes aus Afrika annimmt. Le Havre gewann in Cannes den FIPRESCI-Preis.[3]
Filmografie
- 1981: The Saimaa Gesture (Dokumentarfilm mit seinem Bruder Mika)
- 1983: Schuld und Sühne (Rikos ja rangaistus)
- 1985: Calamari Union
- 1986: Rock'y VI (Kurzfilm)
- 1986: Schatten im Paradies (Varjoja paratiisissa)
- 1987: Hamlet macht Geschäfte (Hamlet liikemaailmassa)
- 1987: Thru The Wire (Kurzfilm)
- 1987: Rich Little Bitch (Kurzfilm)
- 1988: Ariel
- 1989: Leningrad Cowboys Go America
- 1990: Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (Tulitikkutehtaan tyttö)
- 1990: Vertrag mit meinem Killer (I Hired a Contract Killer)
- 1991: Those Were The Days (Kurzfilm)
- 1992: Das Leben der Bohème (La Vie de Bohème)
- 1992: These Boots (Kurzfilm)
- 1993: Tatjana, Take Care Of Your Scarf (Pidä huivista kiini, Tatjana)
- 1993: Total Balalaika Show
- 1994: Leningrad Cowboys Meet Moses
- 1996: Wolken ziehen vorüber (Kauas pilvet karkaavat)
- 1999: Juha
- 2002: Der Mann ohne Vergangenheit (Mies Vailla Menneisyyttä)
- 2002: Dogs have no hell (Hunde haben keine Hölle) Kurzfilmbeitrag in Ten Minutes Older - The Trumpet
- 2006: Lichter der Vorstadt (Laitakaupungin valot)
- 2011: Le Havre
Auszeichnungen
- 1984: Jussi: bester Erstlingsfilm, bestes Drehbuch (geteilt mit Pauli Pentti), für Schuld und Sühne
- 1989: Internationales Filmfestival Moskau: FIPRESCI-Preis, Nominierung Goldener St. George, für Ariel
- 1990: Internationale Filmfestspiele Berlin 1990: Interfilm Award/Otto Dibelius Film Award im Internationales Forum des jungen Films, OCIC Award lobende Erwähnung im Internationales Forum des jungen Films, für Das Mädchen aus der Streichholzfabrik
- 1991: Jussi: beste Regie, für Das Mädchen aus der Streichholzfabrik
- 1992: Internationale Filmfestspiele Berlin 1992: FIPRESCI-Preis in Internationales Forum des jungen Films, für Das Leben der Bohème
- 1993: Jussi: beste Regie, für Das Leben der Bohème
- 1996: Internationale Filmfestspiele von Cannes: Preis der Ökumenischen Jury spezielle Erwähnung, Nominierung Goldene Palme für Wolken ziehen vorüber
- 1996: Internationales Filmfestival Sao Paulo: Publikumspreis bester Film, für Wolken ziehen vorüber
- 1997: Internationales Filmfestival Tromsø: Import Award, für Wolken ziehen vorüber
- 1997: Jussi: beste Regie, bestes Drehbuch, für Wolken ziehen vorüber
- 1999: Internationales norwegisches Filmfestival: Nominierung Amanda Bester nordischer Spielfilm (Nordisk Amanda), für Juha
- 1999: Internationale Filmfestspiele Berlin: Preis der C.I.C.A.E. Lobende Erwähnung im Internationales Forum des jungen Films, für Juha
- 1999: Internationales Filmfestival Valladolid: Nominierung Goldene Ähre, für Juha
- 2000: Jussi: Nominierung beste Regie, für Juha
- 2002: Europäischer Filmpreis: Nominierung Publikumspreis bester Regisseur, Nominierung bester Regisseur, Nominierung bester Film, Nominierung bester Drehbuchautor, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Internationales Filmfestival San Sebastián: FIPRESCI-Film des Jahres, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Filmfest Hamburg: Douglas-Sirk-Preis
- 2002: Internationale Filmfestspiele von Cannes: Großer Preis der Jury, Preis der Ökumenischen Jury, Nominierung Goldene Palme, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Internationales Filmfestival Flandern: Goldene Spur, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Nordische Filmtage Lübeck: Publikumspreis der Lübecker Nachrichten, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Nordischer Rat: Filmpreis des Nordischen Rates, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2002: Oscar: Nominierung Oscar bester fremdsprachiger Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Bodil: Nominierung bester nicht-amerikanischer Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: César: Nominierung bester EU-Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Internationales Filmfestival Bangkok: Golden Kinnaree Award bestes Drehbuch, Nominierung Golden Kinnaree Award bester Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Internationales Filmfestival Palm Springs: FIPRESCI-Preis, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Jussi: beste Regie, bestes Drehbuch, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Robert Festival: Preis als bester nicht-amerikanischer Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2003: Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani: Nominierung Nastro d'Argento bester Regisseur ausländischer Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2004: Camerimage: Spezialpreis bestes Duo Regisseur-Kameramann (geteilt mit Timo Salminen)
- 2004: Chlotrudis Award: Nominierung bestes Originaldrehbuch, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2004: Preis der argentinischen Filmkritikervereinigung: Nominierung Silberner Kondor bester ausländischer Film, für Der Mann ohne Vergangenheit
- 2005: Kunstpreis Berlin
- 2006: Internationale Filmfestspiele von Cannes: Nominierung Goldene Palme, für Lichter der Vorstadt
- 2006: Internationales Filmfestival von Locarno: Ehrenleopard für bisheriges Lebenswerk
- 2007: Jussi: bester Film, beste Regie für Lichter der Vorstadt
- 2011: FIPRESCI-Preis für Le Havre
Literatur
- Beate Rusch (Hrsg.): Schatten im Paradies. Von den „Leningrad Cowboys“ bis „Wolken ziehen vorüber“ - Die Filme von Aki Kaurismäki. Berlin, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag 1997, ISBN 3-89602-119-2 (Fotografien von Marja-Leena Hukkanen, mit Begleittexten von Aki Kaurismäki)
- Jochen Werner: Aki Kaurismäki, Mainz, Bender 2005, 352 S., 500 s/w-Abb., ISBN 3-936497-08-7 (Analyse aller Kaurismäkifilme und ein langes Interview mit Kaurismäki)
- Ralph Eue und Linda Söffker (Hrsg.): Aki Kaurismäki (film: 13). Mit Beiträgen von Lars-Olav Beier, Harun Farocki, Ulrich Gregor, Anke Leweke und Jan Schulz-Ojala. Berlin, Bertz + Fischer Verlag 2006, 224 S., 207 s/w-Fotos / Bildsequenzen, ISBN 3-929470-89-6
- Reinhold Zwick: Wolken ziehen herauf und vorüber. Strukturen des Komischen in der Bibel und bei Aki Kaurismäki , in: St.Orth/J.Valentin/R.Zwick (Hg.), Göttliche Komödien. Religiöse Dimensionen des Komischen im Kino (Film und Theologie, Bd. 2), Köln 2001, 69-95.
- Reinhold Zwick: Selig die Armen in den Wohncontainern. Aki Kaurismäki und seine Tragikomödie „Der Mann ohne Vergangenheit“ , in: Stimmen der Zeit 128 (2003), 546-560.
Weblinks
- Aki Kaurismäki in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Aki Kaurismäki - offizielle Verleih-Website
- Literatur von und über Aki Kaurismäki im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Aki Kaurismäki, von Stadtbibliothek Orimattila.
- „Aki Kaurismäki - Die Helden: diesseitig und einsam“, Dietrich Kuhlbrodt, epd Film 10/1990
- „Der Lakomiker - Locarno ehrte Aki Kaurismäki mit einer Retro“, Günter H. Jekubzik, film-dienst 19/2006
- „Begrabt mein Herz an der Müllkippe“ Andreas Kilb, Die Zeit 10/1990
Bemerkungen
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