- Diplomatin
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Ein Diplomat ist ein Regierungsbeauftragter, der auf Regierungsebene die völkerrechtliche Vertretung seines Staates in oder gegenüber ausländischen Staaten oder internationalen Organisationen vornimmt. Er kann dabei Chef einer diplomatischen Mission oder dieser untergeordnet sein.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung
Die Ausbildung erfolgt in der Regel in einer Diplomatischen Akademie.
Status
Nicht erst seit dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen genießen Diplomaten ein Recht auf Immunität: Dies war bereits seit langer Zeit Gewohnheitsrecht. Es bedeutet, dass sie während der diplomatischen Mission vor Verfolgung, Verhaftung aber auch vor jeder sonst hoheitlichen Maßnahme geschützt sind. Außerdem müssen sie im Empfangsstaat keine Abgaben zahlen. Für die Vertretung ihres Heimatlandes gegenüber anderen Staaten und insbesondere für die Aushandlung und Unterzeichnung von völkerrechtlichen Verträgen wird Diplomaten von ihrem Heimatland eine Vollmacht erteilt.
Homer beschreibt die diplomatische Mission von Menelaus und Odysseus in Troja, um die Rückkehr von Helena zu erreichen. Der Vorschlag von Antimachus, die beiden Botschafter unter Missachtung ihrer Immunität zu töten, wurde von der Versammlung der Trojaner mit Entsetzen abgelehnt.
Der traditionelle Grundsatz der Immunität wurde in der Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen schriftlich festgehalten. Die Dienstgebäude und die Privatwohnung des Diplomaten werden einem verbreiteten Irrtum zufolge oft als „exterritorial“ bezeichnet. Die Dienst- und Wohnräume des Diplomaten sind lediglich unverletzlich. Diplomaten, die zugleich Staatsangehörige des „Empfangsstaates“ sind, werden regnicoles genannt. Diese Diplomaten genießen Immunität nur in Bezug auf ihre dienstlichen Handlungen. Der Besitz eines Diplomatenpasses vermittelt, für sich genommen, keine Immunität, sondern erst die Akkreditierung in einem Gaststaat.
Im Krieg werden Diplomaten aus Gründen der persönlichen Sicherheit in der Regel abgezogen. In Zeiten diplomatischer Verstimmungen werden Botschafter oder andere Diplomaten oft kurz- oder längerfristig zurückgerufen, um die Unzufriedenheit des Entsendestaates kundzutun.
Berühmte Diplomaten
- (alphabetisch)
- Charles E. Bohlen (Vereinigte Staaten von Amerika)
- Carl Jacob Burckhardt (Schweiz, IKRK)
- Benjamin Franklin (Vereinigte Staaten von Amerika)
- Dag Hammarskjöld (Schweden)
- Sigmund von Herberstein (Österreich)
- Hans von Herwarth (Deutschland)
- Laszlo Kapitzke (Frankreich)
- George F. Kennan (Vereinigte Staaten von Amerika)
- Hubert Languet (Frankreich)
- Joseph Marie De Maistre (Frankreich)
- Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich (Österreich)
- Karl Robert von Nesselrode (Russland)
- Graf Johan Oxenstierna (Schweden)
- Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (Deutschland)
- Charles-Maurice de Talleyrand (Frankreich)
- Adam Otto von Viereck (Preußen)
- Raoul Wallenberg (Schweden)
- Friedrich Christian Weber (Deutschland)
- Kurt Waldheim (Österreich)
Zitate
- Ein Diplomat ist ein Gentleman, der zweimal überlegt, bevor er nichts sagt. (John Steinbeck)
- Diplomatie ist die Kunst, mit hundert Worten zu verschweigen, was man mit einem einzigen Wort sagen könnte. (Saint-John Perse, französischer Lyriker und Diplomat 1887–1975)
- Ein Diplomat ist ein Mann, der offen ausspricht, was er nicht denkt. (Giovanni Guareschi)
- Ein Diplomat ist ein Mann, der sich den Geburtstag einer Dame merkt und ihr Alter vergisst. (Robert Frost)
Literatur
- Jules Cambon: Le Diplomate. Paris, 1926.
- Harold Nicolson: Diplomacy. London, 1939.
- Jörg von Uthmann: Die Diplomaten – Affären und Staatsaffären von den Pharaonen bis zu den Ostverträgen. Stuttgart, 1985.
- Abraham de Wicquefort: L’Ambassadeur et ses fonctions. Den Haag, 1682. (dt.: L’Ambassadeur oder Staats-Botschafter und dessen hohe Functions- und Staats-Verrichtungen. Frankfurt a. M., 1682.)
- Jochen Trebesch: Diener zweier Herren – Diplomatenautoren des 20. Jahrhunderts. Berlin 2004.
Siehe auch
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