Megalithanlagen in Polen

Megalithanlagen in Polen

Derzeit lassen sich die Megalithanlagen in Polen aufgrund des Forschungstandes nur in Abrissen darstellen. Als Megalithanlagen werden dort nur jene Strukturen bezeichnet, welche - in neolithischer Zeit - unter Verwendung von großen erratischen Blöcken errichtet wurden. In der Realität hat jedoch jede megalithische Form ihre, aus kleineren Steinformaten gebildete Equivalente (als Megalithe werden allgemein Steine bezeichnet, die eine Mindestlänge von 1 m besitzen). Gleichwohl werden in Polen selbst Objekte die aus großen allerdings plattigen Steinen bestehen, nicht zur Megalithik gezählt. Menhire finden sich aus dieser Periode in Polen keine. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Ideologie neolithischer Gesellschaften, ihre Entstehung und Funktion ist abhängig von der sozialen Entwicklung. [1]

Die Megalithanlagen liegen in drei räumlich getrennten Zonen:

Von den in der nordischen Megalitharchitektur gängigen Typen sind besonders häufig (insbesondere in Pommern) die kammerlosen Hünenbetten und die Steinkisten vertreten. Das Fundgut setzt sich aus Artefakten der Trichterbecher- (TBK) und der Kugelamphoren-Kultur (KAK) zusammen. Der Forschungsstand ist aber nicht so, dass eine eindeutige Zuordnung zwischen Erbauer und späterem Nachnutzer zu treffen wäre.

Inhaltsverzeichnis

Großsteingräber

Borkowo - grób megalityczny 01.jpg

Großsteingräber mit Kammern, die man mit jenen der westlicheren TBK-Gruppen vergleichen kann, sind in Polen selten. Sie finden sich hauptsächlich auf den Grundmoränen und wurden von Leuten der TBK errichtet und von denen der KAK nachgenutzt. Einige Anlagen des westlich der Oder massenhaft vertretenen Typs der Großdolmen befanden sich offenbar im 70 km von der Oder entfernten Kamień Pomorski (dt. Cammin oder Kammin) in Pommern. Erhalten blieb allerdings nur das Grab 1 aus Borkowo.

Ganggräber

Die meisten der insgesamt wenigen polnischen Ganggräber liegen in trapezoiden Einfassungen und sind auf Nordkujawien konzentriert. Sie sind mit Stein- und Erdhügeln bedeckt und werden der KAK zugerechnet, die im Verbreitungsgebiet westlich der Oder allerdings fasst ausschließlich durch den Bau von Steinkisten bekannt wurde. Ein Ganggrab könnte auch die stark gestörteStelle 27auf dem Gräberfeld von Łupawa (Ort und Fluss) in Pommern sein. Untersucht wurden bisher nur die Anlagen von Strzelce Dolne (dt. Nieder Strelitz, in der Woiwodschaft Bydgoszcz), wo sich zwei Ganggräber in einer Einfassung finden und Kierzkowo (dt. Strauchhütte, in der Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie).

Dolmen

Das bekannteste unter den Hünenbetten in Polen ist das 24,5 m lange Langbett 5 von Łupawa (Sprockhoff Nr. 591) Innerhalb der nur partiell erhaltenen Einfassung (trapezförmig?) befanden sich zwei Kammern mit Resten von Leichenbrand. Eine Kammer ist aus vier erratischen Blöcken und einem Deckstein erstellt. Die zweite Kammer aus vier Steinplatten wird von einer fünften bedeckt. Die beiden Kammern sind mittels einer U-förmigen Steinsetzung verbunden. Im Frontteil vor der Einfassung der Objekte liegt eine runde Steinsetzung. Innerhalb der Kammern konzentrieren sich die Grabbeigaben der TBK. Die Einfassungen der Hünenbetten in Polen erreichen Längen von 130 m, Breiten bis 15 m und Höhen bis 3 m.[2]

Steinkisten

Polnische Steinkisten sind stets hügellose in die Erde eingetiefte Anlagen unterschiedlicher Größe. Die größten sind sechs Meter lang und liegen im Norden von Kujawien. Es gibt sie aber weiter verbreitet und zumeist einzeln, mitunter aber auch in kleinen Gruppen. In Pommern findet man sie auch vergesellschaftet mit Hünenbetten ohne Kammer. Sie werden in Polen der KAK zugerechnet, die westlich der Oder ausschließlich durch ihre im Vergleich zu denen der TBK spät entstandenen Steinkisten bekannt ist.

Hünenbetten ohne Kammer

Die kammerlosen Hünenbetten östlich der Oder haben oft dreieckige Einfassungen und wurden lange unter der Bezeichnungkujawisches Grabgeführt. Die sonstige Gestaltung weich in den o.a. Verbreitungsgebieten jedoch etwas ab. So haben pommersche Einfassungen quer verlaufende Zonentrennungen. Im westlichen Teil Pommerns gab es einst über 200 dieser Anlagen, die insbesondere um Pyrzyce (dt. Landkreis Pyritz) (150) konzentriert waren. In Kujawien und im Kulmer Land existieren heute noch etwa 100 Hünenbetten, deren charakteristisches Element der Knick in einer der Längsseiten der Einfassung ist. In der Frontseite befindet sich oft eine Öffnung, die einen Zugang symbolisiert. Es gibt Hinweise auf Holzbauten die durch diesen Zugang erreichbar waren. Es bestand seit G. V. Childe (1949) die Vermutung, dass kujawische Hünenbetten die Häuser der Brześć Kujawski (dt. Brest), einer Gruppe der Lengyel-Kultur, die am Weichselknie lokalisiert wurde, abbilden. Durch die später erfolgte Entdeckung der hüttenartigen hölzernen Einbauten verliert diese These aber an Gewicht.

Pseudoanlagen

Kisten- und ganggrabartige Pseudo-Anlagen trifft man primär in Kujawien. Auch sie liegen innerhalb trapezförmiger Einfassung und sind von Erdhügeln bedeckt. Wahrscheinlich waren sie jedoch mit Balken und einem Steinpflaster bedeckt denn ihnen fehlen die Decksteine. Beispiele sind die Anlagen von Świerczynek-Wieś (Woiwodschaft Włocławek).

Siehe auch

Quellen

  1. J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15
  2. Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg (Hrsg.) J. A. Artymowski: Zur Ur- und Frühgeschichte Polens In: Altertümer aus Polen S. 11

Literatur

  • W. Chmielewski: Zagadnienie grobowcow kujawskich w swietle ostatnich badan. 1952
  • D. Jankowska: Megalithik und kujawische Gräber. In: Karl W. Beinhauer et al. (Hrsg.): Studien zur Megalithik: Forschungsstand und ethnoarchäologische Perspektiven. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 21. (1999) S. 215226.
  • K. Jażdżewski: The relationship between Kujavian barrows in Poland and megalithic tombs in northern Germany, Denmark and western European countries. In G. E. Daniel & P. Kjærum (Hrsg.) Megalithic Graves and Ritual: Papers presented at the III Atlantic Colloquium, Moesgård 1969, Jutland Archaeological Society Publications, 1973
  • M. Midgley: The Monumental Cemeteries of Prehistoric Europe (1981)

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