- Donald Campbell
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Donald Malcolm Campbell (* 23. März 1921 in Horley, Surrey, England; † 4. Januar 1967) war ein britischer Motorboot- und Automobilrennfahrer. Er war der Sohn von Malcolm Campbell.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Durchwachsene Kindes- und Jugendzeit
Er besuchte Manor House in Sussex, S. Peter's Preparatory School und Uppington Public School, eine Lehranstalt, die bereits sein Vater besucht hatte. Eine Jahrgangsstufe wiederholte er zwei Mal, tatsächlich lagen ihm Sport und handwerkliche Betätigung mehr als die Theorie, und Leo Villa, Campbell seniors Chefmechaniker, erklärte ihm, der zum nervösen Stottern neigte, das Demontieren eines Motorrad-Motors. Motorräder trugen dazu bei, dass Donald das Erwachsenenalter fast nicht erreichte, doch die Misere begann früher: Als Malcolm Campbell 1929 auf dem südafrikanischen Verneuk Pan, dem Bett eines ausgetrockneten Sees, Ray Keechs Landgeschwindigkeitsrekord brechen wollte, begleitet ihn sein Sohn. Scharfkantiger Schiefer im Boden machte eine aufwändige Präparierung der Strecke mit Schlamm notwendig, einsetzender Regen verkomplizierte das Verfahren und viele der herangezogenen Arbeiter erkrankten. Bei Donald selbst wurde während der Rückreise festgestellt, dass er sich Typhus zugezogen hatte und fast wäre er daran gestorben. Dann infizierte er sich mit 16 mit Röteln, aus denen sich ein rheumatisches Fieber entwickelte, das ihn für Monate an einen Rollstuhl fesselte. Im Alter von 17 stürzte er mit dem Motorrad, zwei Schädelbrüche waren die Folge. Bald darauf stieß er auf dem Motorrad mit einem kanadischen Armee-Lastwagen zusammen und brach sich Arm und Schulter sowie zwei Rippen.
Zeit im Krieg und Weg zur Rekordjagd
Dies war schon in den Tagen des Zweiten Weltkriegs, Donald Campbell hatte sich mit dem Ziel, Kampfpilot zu werden bei der Royal Air Force gemeldet, wurde aber für untauglich befunden wegen des zurückliegenden rheumatischen Fiebers, das die Herzklappen bleibend schädigen kann. So ging er als Assistent des Verkaufsleiters Bereich Luftfahrt zu Briggs Motor Bodies Ltd und nahm später in diesem Unternehmen die Position eines Instandhaltungstechnikers ein. 1945 heiratete er Daphne Harvey, ihre Tochter Georgina kam 1946 zu Welt. Campbells Rennbesessenheit jedoch zerschliss diese Ehe und auch jene 1952 mit Dorothy McKegg geschlossene. Erst die 1958 geheiratete belgische Unterhaltungskünstlerin Tonia Bern harmonierte mit Campbell, enthielt das Renn-Metier doch zunehmend mit einen Bestandteil von Show-Geschäft. Donald Campbell hatte beruflich bescheiden angefangen, mit 1 £ pro Woche als Büro-Hilfe bei Lloyd’s, der Branche seines Vater, der auch die Anstellung arrangierte. Während des Krieges gelang es Campbell, 1200 £ zusammen zu sparen, mit denen er sich an Kine Engineering beteiligte. War Sir Malcolm Campbell als ausgesprochen wohlhabend anzusehen und konnte sich den Rennsport als Steckenpferd leisten, lagen die Dinge bei Donald anders: Er musste das Geld für seine Aktivitäten erst bei Sponsoren auftreiben, für den Angriff auf den Geschwindigkeitsrekord zu Wasser verkaufte er seine Anteile an Kine Engineering und nahm eine Hypothek auf sein Haus auf.
Campbell senior hatte nach dem Krieg erfolglos mit einem Strahltriebwerk in seinem Rekordboot Bluebird K4 experimentiert, Donald kaufte das Boot und mit Hilfe von Leo Villa und Peter du Cane von Vosper wurde es in den Vorkriegszustand mit Schraubenantrieb zurückversetzt. Donald hatte nie mit seinem Vater konkurriert, aber die Meldung, der Amerikaner Henry Kaiser beabsichtige einen Angriff auf dessen Geschwindigkeitsweltrekord auf dem Wasser, gab den Ausschlag für den Beginn einer eigenen Karriere als Rekordjäger. Das alte Boot erfuhr von 1949 bis 1951 etliche Veränderungen und taugte zum Gewinn des Oltranza Cups 1951. Es sank in jenem Jahr, wobei nicht klar war, ob es mit Treibholz kollidierte oder eine Strukturschwäche dem Getriebe ermöglichte, ein Loch in dessen Hülle zu drücken. Klar war, dass nur ein mit einem Strahltriebwerk ausgestattetes Boot Rekordtempo erreichen würde und Samlesbury Engineering Ltd lieferte im November 1954 das entsprechende Gerät: Bluebird K7. Stanley Sayres mit seinem Slo Mo Shun hielt damals den Rekord, den ihm Campbell am 23. Juli 1955 mit 325,6 km/h entriss. Bis 1954 verbesserte er den Wert mehrmals und kam schließlich bei 444,71 km/h an, erzielt auf dem Lake Dumbleyung in Australien.
Ein Auto für die Bonneville Flats und den Eyre-See
Parallel hierzu lief die Entwicklung eines Automobils für Campbell, das gut genug sein sollte für den Landgeschwindigkeitsrekord: Der Bluebird CN7, mit zirka 12 Millionen Mark Herstellungskosten zweifellos das teuerste Auto jener Zeit. Sehr gründlich und mit wissenschaftlichen Methoden war das Projekt über fünf Jahre hin verfolgt worden, dahinter stand eine Interessengemeinschaft von rund 70 einheimischen Firmen, was die Angelegenheit zu einem „Projekt des britischen Prestiges“ werden ließ. Campbell war beseelt von einem glühenden Patriotismus, der sich gelegentlich auch in Arroganz − gerade gegenüber seinen amerikanischen Konkurrenten − äußerte, aber auch offen und charmant, sein extremer Aberglaube war kein Geheimnis. Am Freitag, dem 16. September 1960 gab er dann auf den Bonneville Salt Flats beim Beschleunigen ein wenig zu viel Gas, der Blubird CN7 überschlug sich, Donald Campbell kam mit einem weiteren Schädelbruch und kaputtem Trommelfell davon. Unmittelbar danach kündigte Campbell an es mit seinem Fahrzeug erneut versuchen zu wollen, bezeichnend für seine zähe Verbissenheit, die ihn in den folgenden vier Jahren, zunehmend durchsetzt von schierer Verzweiflung, antreiben würde.
Sir Alfred Owen, der Besitzer von Motor Panels Ltd, dem Produzenten des Bluebird CN7, trieb die Wiederherrichtung des stark beschädigten Wagens voran, British Petroleum schlug den australischen Eyre-See für den nächsten Rekordversuch vor, und Dunlop entsandte dorthin Andrew Mustard zur Überprüfung der Oberflächenqualität der Salzebene. Mustard war anschließend auch für die Präparierung der Rekordstrecke zuständig. In einer wesentlichen Hinsicht hielt der neue Ort aber nicht, was ,an sich von ihm versprochen hatte: Wider Erwarten regnete es 1963, das Salz weichte auf und Campbell musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Im Folgejahr gab es das gleiche Bild. Das Szenario eines Fehlschlags vor Augen, lagen nun bei einigen Beteiligten die Nerven blank: Im Parlament in Canberra erhitzten sich Abgeordnete über jene Art von Zirkusrummel, der zudem regierungsseitig durch die Bereitstellung von Straßenbaugerät unterstützt wurde. Sir Alfred Owen warf die Frage auf, ob Campbell überhaupt in der Lage sei, alles aus dem Fahrzeug heraus zu holen, auch die Presse schien ihn nicht länger für geeignet zu halten − der schnellste Unfall, den ein Mensch je erlebt hatte, schien ihm noch in den Knochen zu stecken. Schließlich begann Andrew Mustard, offizieller Reserve-Fahrer im Projekt, sich öffentlich als derjenige anzubieten, der den Job sofort machen würde. Die Zweifel an Campbells Eignung gingen so weit, dass die „Confederation of Australian Motorsport“ von ihm verlangte, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, die seine Tauglichkeit klären sollte.
Ein kleines bisschen Glück reichte Campbell dann aber, alle seine Kritiker Lügen zu strafen. Am Freitag, dem 17. Juli 1964 trieb er den Bluebird über die Holperpiste − die Vibrationen im Wagen mussten ihn um sein Leben fürchten lassen − und erzielte im Mittel aus zwei Läufen 648,7 km/h, was den Rekord bedeutete − zumindest für radgetriebene Landfahrzeuge. Ein Telegramm, das ihn aus dem Buckingham Palace erreichte, stand letztlich für die Bedeutung seiner Unternehmung: „DELIGHTED TO HEAR OF YOUR SUCCESS − PHILIP“ (Erfreut, von Ihrem Erfolg zu hören). Doch war für Campbell das Jahr noch nicht gelaufen. Im Rennboot legte er im Dezember mit 444,65 km/h eine neue Bestmarke vor, die siebte Einstellung des eigenen Rekords ohne Unterbrechung. Einzigartig war und ist die Leistung, den Geschwindigkeitsrekord zu Wasser und zu Lande innerhalb eines Kalenderjahres gebrochen zu haben.
Vom verblassten Helden zur Legende
Das öffentliche Interesse für Donald Campbells Pläne ließ anschließend nach, kaum einer interessierte sich dafür, dass er mit einem raketengetriebenen Auto die Schallmauer durchbrechen wollte. Dies gedachte Campbell zu ändern, indem er mit seinem bewährten Rennboot den Geschwindigkeitsrekord zu Wasser auf 300 mph (482,7 km/h) hochschrauben wollte. Eine spiegelglatte Wasseroberfläche ist hierfür eine Voraussetzung, und so wurde ihm am 4. Januar 1967 auf dem englischen See Coniston Water eine am Bluebird K7 neu eingebaute Wasserbremse und seine Ungeduld zum Verhängnis. Durch die Wasserbremse entstanden Wellen, die die Wasseroberfläche längere Zeit gekräuselt hinterließen. Ausnahmsweise hatte Campbell auch nicht wie üblich nach dem ersten Lauf einen Tankstop eingelegt und startete unverzüglich in die Gegenrichtung. Die winzigen Wellen genügten, das Boot bei 527 km/h sich überschlagen zu lassen, wobei Campbell den Tod fand.[1] Das Wrack und die sterblichen Überreste wurden erst am 28. Mai 2001 von einem Taucher gefunden und geborgen.
Ehrung
Posthum erhielt Donald Campbell die Auszeichnung „The Queen's Commendation for Gallantry“ (OBE).
Künstlerische Bearbeitung
Im James Bond-Film Stirb an einem anderen Tag von 2002 bezieht sich Bösewicht Gustav Graves auf Donald Campbell mit der Aussage, sich "seinen Traum zu erfüllen", sei "eine gute Art zu gehen".
Quellen
- Paul Clifton: Die schnellsten Männer am Lenkrad. Die Geschichte der Geschwindigkeits-Weltrekorde im Automobil, (The fastest men on earth, New York 1964, deutsch), übers. von Günther Görtz, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1968, S. 211−217, 223−235 u. 247−265
- Adel verpflichtet, Der Spiegel Nr. 40/1960, S. 88−92
- Donald Malcolm Campbell C.B.E 1921 - 1967, auf „RacingCampbells.com“
- Geoff Dawes: Bluebird Blasts the Bush, Australian Classic Car Monthly, Juni 1997, auf „RacingCampbells.com“
Einzelnachweise
Siehe auch
Weblinks
Commons: Donald Campbell – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Rennfahrer (Großbritannien)
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