- Doppelgänger (Person)
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Ein Doppelgänger ist eine Person, die einer bestimmten anderen Person im Aussehen stark ähnelt, jedoch nicht wie ein Zwilling das Genom teilt. Ein vollkommener Doppelgänger ist praktisch so gut wie unmöglich, was ihn interessant für Kunst und Religion macht. Der Begriff „Doppelgänger“ wird auch in vielen anderen Sprachen verwendet. Wie z. B. im Englischen, Französischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen, aber auch im Thai, Chinesischen und im Russischen, zurückzuführen auf die deutsche Romantik.
Inhaltsverzeichnis
Realität
Doppelgänger sind Personen, die einer anderen zum Verwechseln ähnlich sehen. Politiker und Stars verwenden Doppelgänger gelegentlich aus Sicherheits- und Zeitgründen. So spielen Stuntmen körperlich gefährliche Filmrollen. Sogenannte Körperdoubles springen z. B. bei Nacktszenen ein. Meist jedoch werden Doppelgänger bei Firmenevents als Blickfang und „prominente Gäste“ eingesetzt oder spielen in Werbefilmen mit. Über Doppelgänger von Politikern wird immer wieder spekuliert, häufig fehlt es aber an Fakten.
Kunst
Das Doppelgängermotiv war ein häufiges Motiv in bildender Kunst und Literatur, besonders der Romantik. Heute wird dieses Motiv verstärkt im Film verwendet: künstlich erzeugte Personen, Personen, die ihr Aussehen verändern können, und solche, die in einer Computerwelt leben. In der Vergangenheit besonders häufig im deutschen Expressionismus und Film noir.
Das Interesse der Kunst im Doppelgängermotiv hat philosophische und psychologische Hintergründe. Es kann hier leicht durch bekannte Phänomene der Realität in die Fantasie übergegangen werden. So lässt sich ein Doppelgänger durch ähnliches Aussehen, ähnliche Angewohnheiten oder etwa eine ähnliche Stimme finden (siehe auch Synchronsprecher). Diese Ähnlichkeiten beeinflussen unsere Wahrnehmung. Ganz leicht werden Emotionen wachgerufen, was wiederum die Aufnahme von Fiktivem erweitert. Philosophisch stellt sich die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen.
Weiteres Vorkommen
- In vielen Kulturen und Religionen spielen doppelgängerartige Wesen eine wichtige Rolle. In der Form einer Schutzgottheit gilt es als Ebenbild des Menschen in Pflanzen- oder Tiergestalt; Mensch und Gott sind hier stark verbunden. So in der westafrikanischen Religion der Akan und in der erloschenen nordamerikanischen Aztekenkultur (Gott: Nagual).
- In der Radiästhesie (auch „Geopathologie“) gilt der Doppelgänger (bioplasmatischer Körper/Fluidalkörper/Ätherkörper) als energetische Erscheinungsform des Menschen, die Krankheiten wahrnimmt, bevor sie messbar werden.
- Bei der dissoziativen Identitätsstörung (oft mit Schizophrenie verwechselt) bilden sich mehrere Teilpersonen aus einer heraus, wobei der Begriff des Doppelgängers fallen kann.
- Wer das seltene Capgras-Syndrom hat, glaubt, jemand aus dem engen Familienkreis sei durch einen Doppelgänger ersetzt.
- In Psychoanalyse und Psychologie ist der Begriff des Doppelgängers meist negativ belegt. Sigmund Freud spricht vom Doppelgänger als dem „verdrängten Anteil im Ich“. C. G. Jung spricht vom „dunklen Doppelgänger“, (vergl. Archetypus).
- Rudolf Steiner spricht davon, dass es mehrere Doppelgänger, auch selbst erschaffene, geben kann.
- Der Begriff des Doppelgängers wird verstärkt mit dem Begriff des Klonens in Zusammenhang gebracht.
- Es gibt Doppelungen in allen Bereichen der Wissenschaft, Kunst und Religion. Diese stehen zwar nicht direkt mit dem Begriff Doppelgänger in Zusammenhang, lassen sich aber teilweise ähnlich deuten. So zum Beispiel in der Musik eine Doppelfuge, in der zwei Themen verarbeitet sind. Der Dualismus (Philosophie) in der Philosophie beschreibt Gegensätze in der Natur.
- Die Verwendung dieses deutschen Begriffs im Englischen ist deutlich mit Gefahr und Bedrohung belegt und wird häufig, auch in der Umgangssprache (dann aber oft ironisch gemeint), mit evil twin (dt. der bösartige Zwilling) gleichgesetzt.
Beispiele
- Das ZDF veröffentlichte 2002 eine Analyse von Dieter Buhmann, aus der hervorgeht, dass Saddam Hussein mindestens drei Doppelgänger hatte, die öffentlich in Erscheinung traten. (siehe hierzu auch eine Studie der Rechtsmedizin an der Universität Saarland). Eine weitere Studie führte er für Paris match durch, wobei sich ein 4. Doppelgänger nachweisen ließ. (Ergänzung durch Untersucher)
- Brandon Lee wurde im Film The Crow – Die Krähe durch Zufall erschossen. Für ihn sprang ein Körperdouble ein, um den Film zu beenden.
Auflistung: Doppelgänger-Motiv in der Kunst
- Adalbert von Chamisso: Peter Schlemihl (1813)
- E. T. A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels (1815)
- Heinrich Heine: Still ist die Nacht (1823-24, aus dem „Buch der Lieder“)
- Edgar Allan Poe: William Wilson (1839)
- Fjodor M. Dostojewski: Der Doppelgänger (1846)
- Hans Christian Andersen: Der Schatten (1848)
- Guy de Maupassant: Le Horla (1887)
- Robert Louis Stevenson: Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde (1889)
- Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray (1891)
- Max Frisch: Stiller (1954)
- Orhan Pamuk: Das schwarze Buch (1995)
- Chuck Palahniuk: Fight Club (1996)
- Philip Roth: Operation Shylock (1994)
- José Saramago: Der Doppelgänger (2002)
- Hanns Heinz Ewers: Der Student von Prag (1913)
- Paul Wegener: Der Golem, wie er in die Welt kam (1920)
- Robert Wiene: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)
- Orson Welles: Der Dritte Mann (1949)
- Rainer Werner Fassbinder: Welt am Draht (1973)
- Reinhard Schwabenitzky: Didi - Der Doppelgänger (1984)
- Ivan Reitman: Dave (1993)
- John Woo: Face/Off - Im Körper des Feindes (1997)
- Christopher Nolan: Prestige - Meister der Magie (2007)
- Pete Travis: 8 Blickwinkel (2008)
- Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer (ca. 1817)
- Rene Magritte: Die verbotene Reproduktion (1937)
- James Ensor: Masks
- Franz Schubert: Der Doppelgänger (Lied aus dem "Schwanengesang", 1828)
- The Fall Of Troy: Doppelgänger (2007)
Literatur
- Forderer, Christof: Ich-Eklipsen. Doppelgänger in der Literatur seit 1800 (= M-und-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung) Stuttgart, Weimar 1999, S. 199-210.
- Haun, Michael: Werbung mit dem Doppelgänger eines Prominenten (Dissertation der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Bielefeld) Hamburg 2003.
Siehe auch
Weblinks
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