Dynkin

Dynkin

Eugene B. Dynkin (ursprünglich Jewgeni Borissowitsch Dynkin / russisch Евгений Борисович Дынкин; * 11. Mai 1924 in Leningrad) ist ein russischer Mathematiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dynkin wurde in eine jüdischstämmige Familie geboren. 1935 wurde sein Vater zum Feind des Volkes erklärt und die Familie in die Verbannung nach Kasachstan geschickt, zwei Jahre später starb der Vater im Gulag. Trotz dieser doppelten Vorbelastung (jüdische Abstammung und politische Probleme) wurde Dynkin 1940 zur Lomonossow-Universität in Moskau zugelassen, wo er sein Studium der Mathematik begann. Vom Militärdienst im 2. Weltkrieg blieb er dank Augenproblemen verschont.

An der Universität konnte Dynkin sich nur durch Fürsprache von Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow behaupten. Er besuchte u.a. Seminare bei Kolmogorow und Israel Gelfand. 1945 erhielt er sein Diplomzeugnis, arbeitete weiter unter Kolmogorow und promovierte 1948. Daraufhin wurde er Kolmogorows Assistenzprofessor, aber auch nach seinem Doktor in Physik und Mathematik 1951 wollte ihm die Parteiführung keinen echten Lehrstuhl zuteilen. Dies erfolgte erst 1953 nach Stalins Tod und erneuter starker Fürsprache Kolmogorows.

1968 musste er ans Institut für Ökonomie und Mathematik der Russischen Akademie der Wissenschaften wechseln. Aufgrund der ständigen politischen Probleme und nachdem seine einzige Tochter bereits nach Israel gegangen war, emigrierte Dynkin dann 1976 in die USA. 1977 wurde er Professor an der Cornell-Universität in Ithaca. 1989 wechselte er dort auf den A.-R.-Bullis-Lehrstuhl der Mathematik, den er bis heute innehat.

Werk

In den 1940ern begann Dynkin sein mathematisches Werk mit Arbeiten über Lie-Gruppen, für die er das Dynkin-Diagramm entwickelte, und kam dank Kolmogorow zur Wahrscheinlichkeitstheorie. In letzterer leistete er wesentliche Beiträge zur Theorie der Markow-Ketten. Während der Phase an der Akademie der Wissenschaften arbeitete er an ökonomischen Gleichgewichten und Wachstumsprozessen. In den USA kehrte er zu den Markow-Ketten zurück und verband diese mit Zufallsfeldern, partiellen Differentialgleichungen und der Quantenfeldtheorie. In der Maßtheorie ist das Dynkin-System nach ihm benannt.

Mit W. A. Uspenskii verfasste er auch eine dreibändige Mathematische Unterhaltungen (Band 1 Mehrfarbenprobleme, Band 2 Zahlentheorie, Band 3 Irrfahrten), die auch auf deutsch 1955 erschienen sind (VEB Verlag der Wissenschaften, Berlin).

Ehrungen

Dynkin erhielt 1951 den Preis der Moskauer Mathematischen Gesellschaft und 1993 den Leroy P. Steele Prize der American Mathematical Society. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences (1978), National Academy of Sciences of the USA (1985), Ehrenmitglied der Moskauer Mathematischen Gesellschaft (1995). Er trägt die Ehrendoktorwürden der Université Pierre et Marie Curie zu Paris (1997), der University of Warwick (2003) und der Unabhängigen Universität Moskau (2003).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dynkin diagram — See also: Coxeter–Dynkin diagram Finite Dynkin diagrams Affine (extended) Dynkin diagrams …   Wikipedia

  • Dynkin-System — Ein Dynkin System ist ein Begriff aus der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik. Es ist benannt nach dem russischen Mathematiker Eugene Dynkin. Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Operator 3 Zusammenhang mit σ Algebra …   Deutsch Wikipedia

  • Dynkin system — A Dynkin system, named in honor of the Russian mathematician Eugene Dynkin, is a collection of subsets of another universal set Omega satisfying some specific rules. They are also referred to as lambda; systems. Definitions Let Omega be a… …   Wikipedia

  • Dynkin's formula — In mathematics mdash; specifically, in stochastic analysis mdash; Dynkin s formula is a theorem giving the expected value of any suitably smooth statistic of an Itō diffusion at a stopping time. It is named after the Russian mathematician Eugene… …   Wikipedia

  • Dynkin-Index — In der Mathematik wird der Dynkin Index TR einer irreduziblen Darstellung R definiert als Spur(TaTb) = δabTR worin Ta die Erzeugenden der Darstellung sind. Der Begriff trägt seinen Namen zu Ehren des russischen Mathematikers Eugene Dynkin. Für… …   Deutsch Wikipedia

  • Dynkin-Diagramm — Wurzelsysteme dienen in der Mathematik als Hilfsmittel zur Klassifikation der endlichen Spiegelungsgruppen und der endlichdimensionalen halbeinfachen komplexen Lie Algebren. Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 2 Skalarprodukt 3 Weylgruppe …   Deutsch Wikipedia

  • Dynkin index — In mathematics, the Dynkin index :chi {lambda} of a representation |lambda| of the Lie algebra g that has a highest weight lambda is defined as follows:chi {lambda}=frac{dim(|lambda|)}{2dim(g)}(lambda, lambda +2 ho)where the Weyl vector:… …   Wikipedia

  • Coxeter–Dynkin diagram — See also: Dynkin diagram Coxeter Dynkin diagrams for the fundamental finite Coxeter groups …   Wikipedia

  • Diagramme de Dynkin — Système de racines En mathématiques, un système de racines est une configuration de vecteurs dans un espace euclidien qui vérifie certaines conditions géométriques. Cette notion est très importante dans la théorie des groupes de Lie. Comme les… …   Wikipédia en Français

  • Eugene Dynkin — 1976 Eugene B. Dynkin (ursprünglich Jewgeni Borissowitsch Dynkin / russisch Евгений Борисович Дынкин; * 11. Mai 1924 in Leningrad) ist ein russischer Mathematiker …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”