- Entringen
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Entringen Gemeinde AmmerbuchKoordinaten: 48° 33′ N, 8° 58′ O48.5547222222228.9672222222222360Koordinaten: 48° 33′ 17″ N, 8° 58′ 2″ O Höhe: 360–545 m ü. NN Fläche: 13,94 km² Einwohner: 3.643 (1. Nov. 2010) Eingemeindung: 1. Dez. 1971 Postleitzahl: 72119 Vorwahl: 07073 Lage von Entringen in Ammerbuch
Entringen ist Teilort und Verwaltungssitz der Gemeinde Ammerbuch im Landkreis Tübingen in Baden-Württemberg (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Entringen liegt am westlichen Rand des Schönbuch in 360 bis 545 Meter Höhe. Es ist von Tübingen und Herrenberg jeweils rund zehn Kilometer entfernt und über die B 28 oder die Ammertalbahn schnell zu erreichen. Im Zentrum des Ortes liegt die evangelische Michaelskirche mit auffallend grünem Turm. Oberhalb des Ortes liegt das Schloss Hohenentringen.
Geschichte
Die ältesten Funde in Entringen sind alamannische Gräber aus dem 5. Jahrhundert, darunter ein bereits 1926 entdecktes gut ausgestattetes Kriegergrab, die in den 1930er Jahren im Gebiet der heutigen Bahnhofstraße/Zeppelinstraße gefunden wurden und die auf eine alamannische Besiedlung bereits in dieser Zeit hinweisen. Zu dem Kriegergrab gehörte auch ein Pferdegrab, welches 1999 in der Zeppelinstraße gefunden wurde.
Entringen entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg von der alamannischen Siedlung zu einem landwirtschaftlich geprägten, württembergischen Dorf.
Urkundlich erscheint der Name „Antringen“ erstmals im Jahr 1075 in Verbindung mit dem Entringer Adelsherren Adalbertus de Antringen auf der Gründungsurkunde des Klosters Hirsau. Im Jahr 1284 wird erstmals Hohenentringen erwähnt.
1296 erwirbt das Kloster Bebenhausen den Entringer Fronhof. 1452 wird mit dem Bau der heutigen Michaelskirche begonnen. Das Dorf Entringen hat um 1600 etwa 1100 Einwohner, durch Pestepidemien und den Dreißigjährigen Krieg wird die Einwohnerzahl allerdings auf etwa 470 reduziert. Im Jahr 1685 vernichtet ein Großbrand 133 Gebäude im Ort.
1806 wird die Straße von Tübingen nach Herrenberg vom bisherigen Verlauf über Reusten und Altingen nach Entringen verlegt. Kurz darauf im Jahr 1808 kommt Entringen, das bis dahin zum Amt Tübingen zählte, zum Oberamt Herrenberg.
Im Jahr 1827 erfolgt die Verlegung des Friedhofs vom bisherigen Standort an der Michaelskirche an den Dorfrand. In den Jahren 1843/44 wird ein neues Rathaus gebaut.
1855 werden von der Gemeinde sechs Webstühle beschafft, um daran Waisen und Kinder armer Familien auszubilden und ihnen eine Lebensgrundlage zu bieten. 1862 wird die Entringer Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1877 erwerben die Freiherren von Ow das Schloss Hohenentringen. In den Jahren 1909 bis 1910 wird Entringen an die neugebaute Ammertalbahn angebunden.
1910 beginnt der industrielle Gipsabbau (Gipswerk Entringen) in der Gipsgrube zwischen Entringen und Breitenholz. 1936 wird das Freibad gebaut. Zwei Jahre darauf kommt Entringen vom Oberamt Herrenberg wieder zum Kreis Tübingen.
Seit über 100 Jahren lautet der Ortsneckname der Entringer „Storchenschendler“. Dies nach der geglückten Rettung eines vom Kirchendach abgestürzten Jungstorchs, dessen gebrochenes Bein mit einer Schindel geschient wurde.[1]
Im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform hat sich Entringen mit fünf, bis dahin eigenständigen Ortschaften, am 1. Dezember 1971 zur Einheitsgemeinde Ammerbuch zusammengeschlossen.
Heute hat Entringen etwas über 3600 Einwohner und ist Wohnort mit guter Infrastruktur und hohem Freizeitwert.
Das Wappen der ehemals selbständigen Gemeinde Entringen zeigt unter goldenem, mit einer liegenden schwarzen Hirschstange belegtem Schildhaupt, in Rot eine silberne, nach rechts schwimmende Ente. Es wurde von der Gemeinde 1929 angenommen. Die Ortsfarben sind Weiß-Rot. Die Ente, mit der auf den Ortsnamen Bezug genommen wird, ist als Fleckenzeichen schon 1674 und 1683 belegt. Eine im Ortsarchiv aufbewahrte Fahne von 1839 trägt das Bild einer nach rechts gewandten silbernen Ente auf Grasboden in hellblauem Feld. Im Jahr 1900 zeigte das Gemeindesiegel eine rechtshin schwimmende Ente unter drei liegenden Hirschstangen.
Sehenswürdigkeiten
Die Ursprünge der Kirche St. Michael gehen auf das 9. Jahrhundert zurück (Saalkirche). 1275 wird die Pfarrei erstmals urkundlich erwähnt (Bistum Konstanz). Die älteste Glocke, die Ave-Maria, stammt aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Langhaus der gotischen Pfarrkirche wurde 1452 erbaut und innen mehrfach umgestaltet. Die letzte große Renovierung war 1967. Die Orgel wurde von Christian Gotthilf Haußdörffer begonnen und von Johann Christian Hagemann 1764 fertiggestellt. 1972 wird in das alte Gehäuse eine neue Orgel von Oesterle eingebaut. 1999 wird die Orgel von Braun saniert und klanglich erweitert. Im Chor hängt ein Triptychon von Manfred Luz (2002): Michael weist den gefallenen Engel in seine Schranken, zeigt ihm aber gleichzeitig den Weg zum Licht. Mit dem Ortsteil Kittelsthal der Stadt Ruhla besteht seit 1990 eine Partnerschaft der Kirchgemeinden.
Das Schloss Hohenentringen entstand im 12. Jahrhundert oben auf dem Berg, vermutlich weil es unten im Dorf zu unsicher war. Die Gründer waren die Entringer Adelsherren (Adalbertus de Antringen). Um 1300 starben die Entringer Herren aus. Danach übernahmen die Ehinger, Hailfinger und Gültlinger die Burg. Die heutige Burg entstand im 15. und 16. Jahrhundert und wurde öfter umgebaut. 1417 wohnten dort fünf verwandte Familien. Sonntags gingen sie mit ihren 100 Kindern in so stattlichem Zug zur Kirche, dass die ersten beim Dorf anlangten, während die letzten das Schloss verließen. Diese Szene ist 1913 von Gunhild von Ow gemalt worden und hängt heute in der Gaststube. Christian Heinrich Zeller wurde am 29. März 1779 auf Hohenentringen geboren. Als Christlicher Erzieher und Hausvater, als Pädagoge des schwäbischen Pietismus, als einer der großen Pioniere der Inneren Mission und nicht zuletzt als Liederdichter ist er in die Geschichte eingegangen.
Im Naturpark Schönbuch gibt es im Entringer Gewann Steingart einen Hermann-Löns-Brunnen, der von einer Freundesgruppe um den Tübinger Künstler Ugge Bärtle Mitte der 1920er Jahre errichtet wurde.[2]
Sonstiges
- Reinhold Bauer et al.: Entringen. Fotografien erzählen aus der Ortsgeschichte. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 2000, ISBN 3-928011-40-5.
- Reinhold Bauer, Barbara Scholkmann (Hrsg.): Die Kirche im Dorf St. Michael in Entringen. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 2002, ISBN 3-928011-51-0.
Weblinks
Wikisource: Entringen in der Beschreibung des Oberamts Herrenberg von 1855 – Quellen und VolltexteQuellen
- ↑ Wolfgang Wulz Entringer Ortsneckname Storchenschendler
- ↑ Hermann-Löns-Brunnen, Denksteine im Naturpark Schönbuch.
Orte in der Gemeinde AmmerbuchAltingen | Breitenholz | Entringen | Pfäffingen | Poltringen | Reusten
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