Erweiterungsbau der Reichsbank

Erweiterungsbau der Reichsbank
Blick vom Protokollhof auf Neu- und Altbau

Das Haus am Werderschen Markt ist ein Gebäude in Berlin-Mitte, das 1934 als Erweiterungsbau der Reichsbank errichtet wurde und seither als Regierungsgebäude genutzt wurde. Während seiner langen Nutzungsgeschichte beherbergte es unter anderem Räume der Reichsbank, das Zentralkomitee der SED und seit 1995 schließlich Teile der Diensträume des Auswärtigen Amts.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Lage

Das Haus am Werderschen Markt wurde 1934 als Erweiterungsbau der damals auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Reichsbank errichtet und war mit dieser durch einen Übergang über die Straße im ersten Stock verbunden. Das Gebäude liegt westlich der Spree auf dem Friedrichswerder, einem der ältesten Stadtteile Berlins; dieser Teil der Stadt beherbergt seit der Zeit Friedrich Wilhelms I. verschiedene Staats- und Regierungsinstitutionen.

Der namensgebende Werdersche Markt (Markt auf dem Werder) ist in seiner ursprünglichen Form nicht mehr erhalten. In unmittelbarer Nähe zum Gebäude befindet sich die Friedrichswerdersche Kirche.

Geschichte

Erweiterungsbau der Reichsbank (1913–1945)

Große Treppe zur „Blauen Grotte“
Eingangshalle (ehemals Kassenhalle I), so genannte „Blaue Grotte“
Der Welt-Saal (ehemals: Kassenhalle II)
Foyer vor den Außenministerräumen
Ein Sitzungsraum der so genannten Außenministersäle

Bereits 1913 hatte die Reichsbankdirektion unter Rudolf E. A. Havenstein mit dem Erwerb verschiedener Grundstücke auf dem Friedrichswerder zwecks der Errichtung eines Erweitungsbaus begonnen, während jedoch mit der Planung besagten Erweitungsbaus erst 1932 begonnen wurde.

Im selben Jahr erstellte Reichsbankbaudirektor Heinrich Wolff mehrere Pläne für den Erweiterungsbau der Reichsbank. In Anbetracht der Wichtigkeit des bevorstehenden Bauvorhabens beschloss die Reichsbankdirektion jedoch 1933 einen Wettbewerb auszuschreiben. Obwohl an besagtem Wettbewerb namhafte Architekten wie zum Beispiel Mies an der Rohe und Gropius teilnahmen, kamen zum Schluss die Pläne Wolffs zur Umsetzung.

Der Erweiterungsbau nach den Plänen Wolffs bot für die Zwecke der Reichsbank genügend Raum. So sollten im Erdgeschoss die drei Kassenhallen eingerichtet werden, in den Obergeschossen die Büros und Verwaltungsräume und in den drei Tiefgeschossen sollten Tresor- und Sicherheitstrakte zur Verfügung stehen.

1934 erfolgte in einer feierlichen Grundsteinlegung durch Adolf Hitler mit 6000 Gästen, darunter unter anderem die NS-Politiker Goebbels, Göring und Frick. Nach sechs Jahren Bauzeit wurde der Bau 1940 fertiggestellt und somit der Reichsbank unter Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht übergeben, der als Hauptaufgabe der Reichsbank in erster Linie die Finanzierung des Zweiten Weltkriegs verstand. Aufgrund seiner Eigenschaft als Reichsbankpräsident wurde Schacht im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess angeklagt.

Vom Stadtkontor zum Haus der Parlamentarier (1945–1990)

Obwohl durch Kriegsschäden stark in Mitleidenschaft gezogen, blieben dank der robusten Bauweise des Gebäudes große Teile der Gebäudestruktur weitestgehend erhalten, sodass bereits kurz nach dem Krieg der Berliner Stadtkontor Räume im ehemaligen Erweiterungsbau der Reichsbank beziehen konnte. 1949 musste dieser jedoch die Räume verlassen, da an seiner Stelle das Finanzministerium der DDR die Räume bezog.

Zentralkomitee der SED und Haus der Parlamentarier (1959–1990)

Im Jahre 1959 bezog das Zentralkomitee der SED das Gebäude und begann mit großen Umbaumaßnahmen. So wurden beispielsweise die ehemaligen Klassenräume aus Reichsbank-Zeiten, die bisher noch erhalten geblieben waren, zu Fest- und Kongresssälen umgebaut. In den Obergeschossen zogen die Arbeitsräume der Mitarbeiter des ZK ein und im Zentrum der Fensterfront wurde das Arbeitszimmer des Generalsekretärs eingerichtet.

Aufgrund der herausgehobenen Machtstellung des Zentralkomitees beherbergte das Haus am Werderschen Markt zwischen 1959 und 1990 nicht nur das ZK, sondern bildete auch das politische Machtzentrum der DDR.

Nachdem es in der DDR zu erheblichen Bürgerprotesten gekommen war und somit die politische Wende eingeleitet wurde, wurde erstmals eine freie Volkskammer gewählt. Das Haus am Werderschen Markt beherbergte während der Tagungszeit die Arbeitsräume der Volkskammerabgeordneten, weshalb es offiziell in „Haus der Parlamentarier“ umbenannt wurde.

Im Großen Sitzungssaal des Hauses der Parlamentarier wurde 1990 der Einigungsvertrag angenommen, der die Deutsche Wiedervereinigung formal besiegelte.

Auswärtiges Amt (seit 1995)

Altbau (links) und Neubau (rechts) des Ministeriums
Der unterirdische Gang verbindet den Alt- mit dem Neubau

Seit 1995 bildet das Haus am Werderschen Markt zusammen mit dem Neubau des Ministeriums, die über einen Hof verbunden sind, den Berliner Amtssitz und somit Hauptsitz des Auswärtigen Amtes.

Bevor das Auswärtige Amt jedoch 1995 die Räume beziehen konnte, wurde zunächst der Neubau errichtet, jedoch wurden auch nicht unerhebliche Umbauten am Haus am Werderschen Markt vorgenommen: Zwar blieb der ehemalige ZK-Sitzungssaal aus historischen Gründen erhalten, allerdings wurden mehrere Sitzungsräume errichtet und die Arbeitsräume in den Obergeschossen renoviert. Im zweiten Stock befindet sich nun das Ministerbüro. In den Tiefetagen sind die Räume des Archivs des Ministeriums untergebracht. Generalplaner für die Umbauarbeiten war Hans Kollhoff.

Hausherren

Eigenschaft Name Zeit
Präsident der Reichsbank Rudolf E. A. Havenstein 1913–1923
Hjalmar Schacht 1923–1930
Hans Luther 1930–1933
Hjalmar Schacht 1933–1939
Walther Funk 1939–1945
Finanzminister der DDR Hans Loch 1949-1955
Willy Rumpf 1955-1959
Generalsekretär der SED Walter Ulbricht 1959–1971
Erich Honecker 1971–1989
Egon Krenz 1989–1990
Präsidentin der Volkskammer Sabine Bergmann-Pohl 1990
Bundesminister des Auswärtigen Klaus Kinkel 1995–1998
Joschka Fischer 1998–2005
Frank-Walter Steinmeier seit 2005

Quellen und Weblinks

52.51400113.3996627Koordinaten: 52° 30′ 50,4″ N, 13° 23′ 58,78″ O


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