Ewald Hilger

Ewald Hilger

Ewald Hilger (* 13. Juni 1859 in Essen; † 20. August 1934 in Kötzschenbroda, heute Radebeul) war ein deutscher Bergwerkdirektor, Geheimer Bergrat, Vorsitzender der Fachgruppe Bergbau des RDI und 1919 Mitglied der deutschen Delegation in Versailles.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hilger erhielt seine Schulbildung in Essen und Duisburg. Anschließend studierte er an den Universitäten Lausanne, Straßburg, Berlin und Mons. Er ließ sich anschließend zum preußischen Bergreferendar ausbilden. 1887 legte Hilger die Assessorenprüfung im Bergfach ab und erhielt danach Anstellungen als Berginspektor in Sulzbach und Friedrichsthal. Von April 1892 bis November 1893 war Hilger Herausgeber des bei der Bergwerksdirektion Saarbrücken erscheinenden Wochenblattes zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute Der Bergmannsfreund. Nach einer Beleidigungsklage musste der streitbare Gegner sozialdemokratischen Gedankengutes die Redaktion des Blattes abgeben. Es folgte eine Versetzung als Leiter der Berginspektion Grube Gerhard in Luisenthal.

1896 wurde als Bergrat zum Vorsitzenden der Zentralverwaltung Zabrze berufen, damit die Leitung über die staatlichen Bergwerksbetriebe Oberschlesiens übertragen. Ein Jahr später folgte seine Beförderung zum Oberbergrat. Hilger erhielt am 1. Oktober 1900 unter Verleihung des Titels Geheimer Bergrat seine Ernennung zum Leiter der Bergwerksdirektion Saarbrücken. Bereits während seiner Tätigkeit als Berginspektor hatte sich Hilger für den Gesundheits- und Arbeitsschutz der Bergleute eingesetzt, wobei er streng vaterländisch gesinnt war und sozialdemokratische Aktivitäten unterband. Während seiner Amtszeit konnte Hilger dem saarländischen Steinkohlenbergbau weitere positive Impulse verschaffen. Der Absatz stieg, die Mannschaft konnte vergrößert werden und durch Lohnerhöhungen konnte auch das Lebensniveau der Bergleute verbessert werden. Damit konnte Hilger zugleich den Einfluss der Sozialdemokratie auf die saarländischen Bergleute gering halten; ihm eilte der Ruf eines „Saar-Bismarcks“[1] voraus.

Den 1904 erneut unternommenen Versuch zur Gründung eines Bergarbeiterverbandes bekämpfte Hilger hartnäckig, aber erfolglos. Nachdem er durch den wegen des Besuchs einer Versammlung entlassenen Bergarbeiter Karl Krämer verklagt worden war und den Prozess verlor, wurde ihm 1905 das Amt des Generaldirektors der Vereinigten Königs- und Laurahütte in Laurahütte angeboten. Hilger folgte dem Angebot und wechselte erneut ins oberschlesische Bergrevier. Bis 1922 leitete er das größte Bergbau- und Hüttenunternehmen Oberschlesiens und ging nach der Übergabe des ostoberschlesischen Siemianowitz an Polen in den Ruhestand. Hilger erwarb bereits etwa 1920 das Weingut Kynast in Zitzschewig, heute Stadtteil von Radebeul, auf dem er bis zu seinem Tode lebte und das auch heute noch beziehungsweise wieder durch Familienangehörige bewohnt wird.[2]

Ewald Hilger gehörte dem Reichswirtschaftsrat sowie mehreren Fachverbänden und Aufsichtsräten an. Er war einer der Gründer der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, Vorsitzender der Knappschafts-Berufsgenossenschaft, und er leitete die Fachgruppe Bergbau im Reichsverband der Deutschen Industrie. Die Technische Hochschule Breslau verlieh ihm die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E.h.), außerdem war er Ehrensenator der Technischen Hochschule Charlottenburg und der Bergakademie Freiberg sowie Ehrenbürger von Laurahütte.

Hilger war Angehöriger des Schleswig-Holsteinischen Ulanenregiments Nr. 15[3] sowie des Corps Palatia-Straßburg, einer studentischen Korporation der damaligen Reichsuniversität Straßburg. Dort wurde er im Jahr 1879 recipiert und im Jahr 1900 zum Ehrenmitglied ernannt.[4][5] Während des Ersten Weltkriegs war Hilger Kommandant des Korpshauptquartiers des Saarbrücker XXI. Armeekorps (v. Below).

Literatur

  • Walter Serlo: Männer des Bergbaus, Berlin 1937
  • Saarabien vor Gericht - Bericht über den Prozess Hilger gegen Krämer unter Benutzung stenographischer Aufzeichnungen, Vorwärts Berlin 1904
  • Ingrid Quabeck: Ewald Hilger. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 143 .

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Literatur der Arbeitswelt und Arbeiterliteratur an der Saar (von 1850 bis zur Gegenwart); Kommentierte Bibliographie und Typologie: I. Einführung
  2. Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010, S. 104–107.
  3. Siemens Corporate Archives München, Nachlaß Carl Friedrich von Siemens, 4. Lf 590, Bd. 2
  4. Kösener Corpslisten 1960, bearb. von Otto Gerlach, Selbstverlag des Verbandes Alter Corpsstudenten, S. 342
  5. Martin Frehsee, Palatia-Straßburg, Hannover o. J., S. 130-133

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