- Farbrevolutionen
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Als Farbrevolutionen (selten bunte Revolutionen) wird eine Serie gewaltfreier Revolutionen im 21. Jahrhundert bezeichnet, die oft nach einer Symbolfarbe benannt wurden. Im postsowjetischen Raum und der arabischen Welt stürzten sie seit 2003 Diktaturen und korrupte Regime, erstritten mehr Bürgerrechte und Demokratie.
Inhaltsverzeichnis
Schauplätze
Farbrevolutionen waren 2003 in Georgien (Rosenrevolution), 2004 in der Ukraine (Orange Revolution) und 2005 im Libanon (Zedernrevolution) sowie in Kirgisistan (Tulpenrevolution) erfolgreich. In Weißrussland scheiterte sie 2006 nach fünf Tagen.
Die jeweiligen Auslöser waren in den drei post-sowjetischen Staaten der öffentliche Zorn auf Wahlfälschungen, im Libanon die Wut über den Mordanschlag auf einen ehemaligen Premierminister.
Träger
Die Träger der Revolutionen sind jung, sprechen meist ausgezeichnetes Englisch und haben in westlichen Staaten studiert.[Beleg?] Ihre Aktionen zivilen Ungehorsams wurden mit modernem Marketing- und Kommunikationsstrategien vorbereitet. Während der Revolutionsphase produzierten die Organisatoren täglich neue Nachrichten, die den örtlich vertretenen internationalen Medien vermittelt und mit Hintergrundwissen kommentiert wurden. Berichte von BBC World und CNN wirkten dann jeweils unmittelbar auf das eigene Land zurück, animierten hunderttausende Menschen, auf die Straßen zu gehen.
Erfolgreiche Farbrevolutionen führten für ihre Organisatoren oft zum Karriereschub. Sie übernahmen wichtige Positionen in der Legislative und Exekutive. Zu ihnen zählen der Bürgermeister von Tiflis, Giorgi Ugulawa, und der georgische Parlamentarier Giga Bokeria.
Vorbild
Alle Farbrevolutionen folgten dem Modell der Ablösung Slobodan Miloševićs durch die serbische Opposition im Oktober 2000. In Georgien sorgte der oppositionelle TV-Sender Rustawi 2 für eine landesweite Verbreitung der Otpor-Lektionen: Wenige Tage vor der Rosenrevolution übertrug er zweimal eine ausführliche Dokumentation des serbischen Aufstandes. Die Organisatoren von Otpor haben inzwischen ein international tätiges Beratungsinstitut, das Belgrader Center for applied nonviolent action and strategy - CANVAS (dt. Zentrum für angewandte gewaltlose Aktion und Strategie), gegründet.
Nach serbischem Muster sind farbrevolutionäre Jugendbewegungen inzwischen in Aserbaidschan (YOX, dt. Nein), Weißrussland (Zubr, dt. Wisent), Usbekistan (Bolga, dt. Hammer) und Ägypten (Kifaya, dt. Genug) tätig. Zu einem Treffen in Tirana im Juni 2005 kamen 80 Delegierte aus elf Staaten zusammen, die ihnen nacheifern wollen. YOX strebt eine Grüne Revolution in Aserbaidschan an, Subr eine Kornblumenblaue Revolution In Weißrussland.
Mittel
Mittel für die Bezahlung von Trainern und Kampagnenmanagern der Farbrevolutionen flossen bisher vor allem aus den USA und Westeuropa. Die US-Stiftungen Freedom House und National Endowment for Democracy (NED) sowie die georgische Open Society Institute stellten mehrere Millionen US-Dollar zur Verfügung. Das Treffen in Tirana im Juni 2005 wurde vom Balkan Trust for Democracy, von der EU-finanzierten Balkan Children & Youth Foundation und der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung gesponsert.
Herrschende
Von den politisch Herrschenden autoritär geführter Staaten in Osteuropa werden Farbrevolutionen gefürchtet. Als Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow im September 2010 wegen einer angeblichen Vermischung von Amtsaufgaben und wirtschaftlichen Interessen seiner Ehefrau Jelena Baturina unter medialen Druck geriet, warnte eine ihm nahestehende Tageszeitung, seine Ablösung würde einem "farbigen Aufstand" den Weg bereiten.
Übersicht
Nachfolgend eine Liste von Protesten und Aufständen, die zwischenzeitlich von internationalen Medien als Farbrevolution bezeichnet wurden, unabhängig von ihrem Ausgang.
- 1974: Nelkenrevolution in Portugal
- 1987–1992: Singende Revolution im Baltikum
- 2003: Rosenrevolution in Georgien
- 2004: Orangefarbene Revolution in der Ukraine
- 2005: Zedernrevolution im Libanon
- 2007: Safranrevolution in Myanmar
- 2010–2011: Jasminrevolution in Tunesien
Literatur
- Joerg Forbrig (Hrsg.): Revisiting Youth Political Participation: Challenges for research and democratic practice in Europe. Europarat, Strasbourg 2005, ISBN 92-871-5654-9
- Joshua A. Tucker: Enough! Electoral Fraud, Collective Action Problems, and the Second Wave of Post-Communist Democratic Revolutions. Arbeitspapier, vorgestellt auf dem ersten jährlichen Danyliw Forschungsseminar zum Studium ukrainischer Zeitgeschichte, Ottawa, 30. September - 1. Oktober 2005
- Shinkichi Fujimori, Hirotake Maeda, Tomohiko Uyama: „Minshuka kakumei“ to wa nandatta no ka: Gurujia, Ukuraina, Kuruguzusutan [dt. Vergleichende Analyse der „Farbrevolutionen“ Georgien, Ukraine, Kirgisistan]. Sapporo-shi, Hokkaidō Daigaku Surabu Kenkyū Sentā, 2006
- Joerg Forbrig, Pavol Demes (Hrsg.): „Reclaiming Democracy: Civil Society and Electoral Change in Central and Eastern Europe“. German Marshall Fund, 2007
- Anselm Weidner, 'Diktatorensturz und Demokratieexport, Die "Junge Internationale" als fünfte Kolonne', in 'Blätter für deutsche und internationale Politik' 9/2007
Weblinks
- Valerie Bunce, Sharon Wolchik: Bringing Down Dictators: American Democracy Promotion and Electoral Revolutions in Postcommunist Eurasia, 2005 (PDF-Datei)
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