Ferdinand von Wrangel

Ferdinand von Wrangel
Ferdinand von Wrangel.

Ferdinand Friedrich Georg Ludwig Baron von Wrangel (russisch Фердинанд Петрович Врангель; * 29. Dezember 1796jul./ 9. Januar 1797greg. in Pleskau (russisch: Pskow); † 25. Maijul./ 6. Juni 1870greg. in Dorpat, Livland) war ein deutschbaltischer Offizier der kaiserlich-russischen Marine, Sibirienreisender, Weltumsegler und Geograph in russischen Diensten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ferdinand von Wrangel kam als drittes von sieben Kindern des Barons Peter von Wrangel und dessen Frau Dorothea geborene von Freymann zur Welt. Die ersten Lebensjahre verbrachte er auf dem elterlichen Gut in Waimel-Neuhof, heute Joosu, in Estland. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde er auf die Seekadettenschule in St. Petersburg gegeben. Nach dem Schulabschluss nahm Wrangel 1817 bis 1819 im Range eines Unterleutnants an der Weltumseglung Wassili Michailowitsch Golownins mit der Kamtschatka teil. Auf dieser Reise lernte er den späteren Entdeckungsreisenden Fjodor Petrowitsch Lütke, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, und seinen Gefährten auf künftigen Forschungsreisen Fjodor Matjuschkin kennen.

Wrangel auf einer russischen Briefmarke

Nach seiner Rückkehr wurde Wrangel von Golownin das Angebot gemacht, eine Expedition in den Norden Sibiriens zu leiten, die die Polarmeerküste östlich der Indigirkamündung neu vermessen sollte. Nördlich der Mündung der Kolyma sollte nach dem Land gesucht werden, von dem der Kosak Andrejew berichtet hatte. Nachdem Wrangel seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Geowissenschaften an der Universität Dorpat, unter anderem bei dem Astronomen und Geodäten Wilhelm Struve, vertieft hatte, brach er im Frühjahr 1820 mit Matjuschkin und vier weiteren Männern auf. Innerhalb von 224 Tagen wurde Nischnekolymsk erreicht, wo die Expedition ihr Hauptquartier einrichtete. Von hier aus führten Wrangel und Matjuschkin in den folgenden Jahren vier ausgedehnte Hundeschlittenreisen über das Meereis nach Norden und an der Küste entlang nach Osten durch. Bis 1824 wurden unter schwierigen Bedingungen hydrografische, meteorologische, magnetische und andere wissenschaftliche Beobachtungen vorgenommen. Neben einer genauen Kartierung der Küste und der Bäreninseln konnte Wrangel den Nachweis erbringen, dass das Andrejewsche Land nicht existiert. Nach Auskünften der einheimischen Tschuktschen trug er in seine Karte aber weiter östlich die Insel ein, die heute seinen Namen trägt, ohne dass er diese selbst gesehen oder gar betreten hatte.

In den Jahren 1825 bis 1827 unternahm er in Marinediensten und wiederum in Begleitung Matjuschkins eine Reise mit der Brigg Krotkij nach Kamtschatka. Nach seiner Rückkeht wurde Wrangel 1829 zum Generalgouverneur des damaligen Russisch-Amerika (heute Alaska) berufen. Nach mehr als einjähriger Landreise durch Sibirien bis an das Ochotskische Meer setzte er im Sommer 1830 mit dem Schiff nach Sitka über. Die Rückreise 1835 erfolgte über Kalifornien, Mexiko und New York, womit er die Erde das dritte Mal umrundet hatte. Wieder in der Heimat wurde Wrangel zum Konteradmiral befördert und 1837 mit dem Orden des Heiligen Georg vierten Grades dekoriert. Von 1840 bis 1847 war er Direktor der Russisch-Amerikanischen Kompagnie in St. Petersburg. Er war 1845 Mitbegründer der Russischen Geografischen Gesellschaft. 1847 wurde Wrangel zum Vizeadmiral befördert und zum Direktor des Departments für Schiffsbauwälder ernannt. 1849 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und zog sich auf sein Landgut Ruil (estnisch: Roela) zurück.

Nach dem Tod seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Baronin Rosillon, kehrte er 1853 in den aktiven Militärdienst zurück. um Russland im Krimkrieg zur Verfügung zu stehen. Er wurde Direktor des hydrografischen Departments und nach wenigen Monaten Seeminister. 1855 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Gesundheitlich angeschlagen ließ er sich 1857 von Albrecht von Graefe in Berlin behandeln. Er schied im Range eines Admirals aus der Marine aus und wurde Mitglied des Russischen Reichsrats. Vehement wandte er sich gegen einen Verkauf Alaskas an die Vereinigten Staaten, der jedoch 1867 erfolgte. Wrangel hatte schon 1864 „Urlaub auf unbestimmte Zeit“ genommen. 1870 starb er in Dorpat.

Nach Ferdinand von Wrangel sind der 4.317 m hohe Vulkan Mount Wrangell und die Wrangell Mountains in Alaska sowie die Wrangelinsel (die Schreibweise „Wrangell“ wurde erst später üblich) im Nordpolarmeer benannt.

Werke

  • Ferdinand v. Wrangel und Georg Friedrich v. Parrot: Physikalische Beobachtungen des Capitain-Lieutenant Baron v. Wrangel während seiner Reisen auf dem Eismeere in den Jahren 1821, 1822 und 1823. G. Reimer, Berlin 1827
  • Ferdinand v. Wrangel, Georg Engelhardt und Carl Ritter: Reise des kaiserlich-russischen Flotten-Lieutenants Ferdinand v. Wrangel längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeere in den Jahren 1820 bis 1824. Verlag der Vossischen Buchhandlung, Berlin 1839
  • Ferdinand v. Wrangel und Carl-Ernst v. Baer: Statistsche und ethnographische Nachrichten über die russischen Besitzungen an der Nordwestküste von Amerika gesammelt von dem ehemaligen Oberverwalter diesar Besitzungen, Contre-Admiral v. Wrangell. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg 1839

Literatur

  • Ludwig Stieda: Wrangel, Ferdinand Baron von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 222–226.
  • Walter Krämer (Hrsg.): Die Entdeckung und Erforschung der Erde. Brockhaus Verlag, 3. Aufl., Leipzig 1961, S. 375
  • Lisa von Engelhardt: Ferdinand von Wrangel und seine Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeere. Duncker & Humblodt, Leipzig 1885 (PDF-Datei, 9,75 MB)

Weblinks

 Commons: Ferdinand von Wrangel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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