Fexofenadin

Fexofenadin
Strukturformel
Struktur von Fexofenadin
(S)-Form (oben) und (R)-Form (unten)
Allgemeines
Freiname Fexofenadin
Andere Namen
  • (±)-2-[4-[1-Hydroxy-4-[4-(hydroxy-diphenyl-methyl) -1-piperidyl]butyl]phenyl]-2-methyl-propionsäure ·Hydrochlorid
  • (RS)-2-[4-[1-Hydroxy-4-[4-(hydroxy-diphenyl-methyl) -1-piperidyl]butyl]phenyl]-2-methyl-propionsäure ·Hydrochlorid
  • (±)-4-[1-Hydroxy-4-[4-(hydroxydiphenylmethyl) -1-piperidinyl]-butyl]-α, α-dimethylphenylessigsäure ·Hydrochlorid
  • (RS)-4-[1 Hydroxy-4-[4-(hydroxydiphenylmethyl) -1-piperidinyl]-butyl]-α, α-dimethylphenylessigsäure ·Hydrochlorid
Summenformel C32H39NO4
CAS-Nummer
  • 83799-24-0 (Fexofenadin)
  • 153439-40-8 (Fexofenadin-Hydrochlorid)
PubChem 3348
ATC-Code

R06AX26

DrugBank APRD00349
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antihistaminikum

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 501,66 g·mol−1
Schmelzpunkt

195–197 °C (Fexofenadin)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
keine Gefahrensymbole
Fexofenadin-Hydrochlorid
R- und S-Sätze R: keine R-Sätze
S: keine S-Sätze
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Fexofenadin ist ein Arzneistoff und wird als Antihistaminikum der dritten Generation bei Heuschnupfen und ähnlichen allergischen Symptomen angewendet. Fexofenadin reduziert solche allergischen Erscheinungen durch eine Verdrängung des Histamins vom Histamin-H1-Rezeptor.[3]

Inhaltsverzeichnis

Klinische Wirkungen

Zugelassene Anwendungsgebiete

Fexofenadin ist zur Linderung der Beschwerden bei Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinitis) sowie bei chronischer idiopathischer Nesselsucht zugelassen.

Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Störungen, Menstruationsbeschwerden, Rachenentzündung, Brechreiz, Erbrechen, Gewichtszunahme.

Wie bei anderen H1-Antihistaminika der zweiten oder dritten Generation überwindet nur ein kleiner Teil des Arzneistoffs die Blut-Hirn-Schranke. Daher hat Fexofenadin eine vergleichsweise geringe sedierende Wirkung.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

In kontrollierten klinischen Studien wurden bisher keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beobachtet, die die Sicherheit oder Wirksamkeit von Fexofenadin signifikant beeinflussen.

Überdosierung

Berichte von Überdosierungen sind selten und daher sind die Symptome einer Überdosierung kaum bekannt. Die LD50 bei Mäusen betrug 5000 mg/kg, was die empfohlene Dosierung für einen Erwachsenen um das 110-fache übersteigt. Untersuchungen am Menschen mit einer Dosierung von einmal 800 mg bis zu 690 mg zweimal täglich über einen Zeitraum von einem Monat, zeigten keine signifikant nachteilig klinischen Effekte, bei Vergleich mit einem Placebo.

Chemie

Stereochemie

Fexofenadin wird, wie viele Antihistaminika, als Racemat eingesetzt. Das ist insofern von Bedeutung, als seit dem Contergan-Skandal der unterschiedlichen Pharmakologie und Pharmakokinetik von Enantiomeren große Bedeutung beigemessen wird. Bei Fexofenadin weist eine Studie auf eine unterschiedliche Stereoselektivität des P-Glykotransportproteins gegenüber den (R)- und (S)-Enatiomeren hin.[4] Zur Verwendung von racemischen Arzneistoffen gibt es kritische Stimmen.[5]

Synthese

Fexofenadin kann man ausgehend von Piperidin-4-carbonsäureethylester und (4-Bromphenyl)-acetonitril synthetisieren.[6]

Chemical synthesis of fexofenadine

Um den Piperidinteil zu erhalten, werden zuerst zwei Phenylgruppen (Ph) über eine Grignard-Reaktion am Ester eingeführt. Die Aminogruppe wird dann mit dem geschützten Aldehyd 2-(4'-Brombutyl)-dioxolan (einem Acetal) alkyliert, dessen Schutzgruppe anschließend wieder mit Säure entfernt wird.

Der andere Teil des Fexofenadin-Moleküls wird durch doppelte Alkylierung des sich vom Nitril ableitenden Carbanions mit Iodmethan synthetisiert. Die Nitril-Gruppe wird nun zur Carbonsäure hydrolysiert. Das Arylbromid wird anschließend durch Lithiierung mit z. B. n-Butyllithium zur Organolithiumverbindung umgesetzt, die zusammen mit dem Aldehydteil nach Aufarbeitung Fexofenadin ergibt.

Sonstige Informationen

Geschichtliches

Fexofenadin wurde zunächst als Nachfolger von Terfenadin entwickelt und ersetzte es danach in vielen Ländern, da Terfenadin dort wegen schwerwiegender Nebenwirkungen vom Markt genommen wurde (Ausnahme: Deutschland; siehe »Geschichtliches« zum Wirkstoff Terfenadin).

Der ältere Wirkstoff Terfenadin wird im Körper zur Carbonsäure Fexofenadin abgebaut. Dieses Stoffwechselprodukt besitzt die gleiche biologische Aktivität wie Terfenadin, verursacht aber weniger Nebenwirkungen. Fexofenadin wurde von Hoechst Marion Roussel (inzwischen Teil von Sanofi-Aventis) entwickelt und erstmals 1996 in den USA zugelassen. Die Patente für die Produktion von Fexofenadin und dessen Zwischenprodukten werden von den Firmen Sanofi-Aventis und Albany Molecular Research (AMRI) gehalten.

Handelsnamen und Darreichungsformen

Wichtiger Hinweis: Handelsnamen und Darreichungsformen von Arzneistoffen unterliegen keiner Standardisierung. Sie können sich daher in einzelnen Ländern unterscheiden.

Fexofenadin wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Warenzeichen Telfast sowie unter generischen Handelsnamen vertrieben. Die Tabletten enthalten das Hydrochloridsalz des Arzneistoffs. Während in Deutschland und der Schweiz drei verschiedene Tablettenstärken angeboten werden, wird in Österreich nur eine mittlere Tablettenstärke vertrieben. In den USA ist Fexofenadin unter dem Handelsnamen Allegra rezeptfrei erhältlich.

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 693, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Datenblatt Fexofenadine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. Juni 2011.
  3. Simons FE, Simons KJ. Peripheral H1-blockade effect of fexofenadine. Ann Allergy Asthma Immunol. 1997; 79:530-2. PMID 9433369.
  4. Tateishi T, Miura M, Suzuki T, Uno T. The different effects of itraconazole on the pharmacokinetics of fexofenadine enantiomers. Br J Clin Pharmacol. 2008; 65:693-700. PMID 18294330.
  5. Ariëns EJ. Stereochemistry, a basis for sophisticated nonsense in pharmacokinetics and clinical pharmacology. Eur J Clin Pharmaco. 1984; 26:663-8. PMID 6092093.
  6. Daniel Lednicer: The Organic Chemistry of Drug Synthesis, 6, S. 38-40, New York: Wiley Interscience 1999, ISBN 0-471-24510-0.
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