- Flecainid
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Strukturformel (R)-Form (oben) und (S)-Form (unten) Allgemeines Freiname Flecainid Andere Namen IUPAC: (RS)-N-(2-Piperidylmethyl)- 2,5-bis-(2,2,2-trifluorethoxy)benzamid
Summenformel - C17H20F6N2O3(Flecainid)
- C17H20F6N2O3·C2H4O2(Flecainid·Acetat)
CAS-Nummer - 54143-55-4 (Flecainid)
- 54143-56-5 (Flecainid·Acetat)
PubChem 3356 ATC-Code C01BC04
DrugBank DB01195 Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Verschreibungspflichtig: ja Eigenschaften Molare Masse Schmelzpunkt Sicherheitshinweise Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2] Gefahr
H- und P-Sätze H: 302-315-319-335-360 EUH: keine EUH-Sätze P: 201-261-305+351+338-308+313 [2] EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
Xn
Gesundheits-
schädlichR- und S-Sätze R: 22-62-63 S: 22-36/37 LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Flecainid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antiarrhythmika, der zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Als Natriumkanalblocker ohne Wirkung auf die Dauer des Aktionspotentials wird es zur Klasse Ic (ohne Veränderung der Dauer des Aktionspotentials) der Vaughan/Williams Klassifikation gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung und Gewinnung
Die Synthese von Flecainid gelingt in drei Schritten. Das Ausgangsmaterial 2,5-Dihydroxybenzoesäure wird im ersten Schritt mittels 2,2,2-Trifluorethyltrifluormethansulfonat in Gegenwart von Natriumhydrogencarbonat vollständig verethert und verestert. Im zweiten Schritt erfolgt die Bildung eines Säureamids durch Umsetzung mit 2-Aminomethylpyridin. Die Zielverbindung entsteht dann durch die Hydrierung der Pyridinfunktion in Gegenwart von Palladiumkohle.[4][5] Aus der Synthesesequenz resultiert das Racemat.
Anwendung
Supraventrikuläre Tachykardien (z. B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom, paroxysmales Vorhofflimmern), wenn sie symptomatisch und behandlungsbedürftig sind. Lebensbedrohliche ventrikuläre Tachykardien.
Gegenanzeigen und Warnhinweise
Drei Monate nach Myokardinfarkt (= Herzinfarkt}, bei dekompensierter Herzinsuffizienz, bedeutsamer Elektrolytstörung oder ausgeprägter Hypotonie darf Flecainid nicht angewandt werden, bei schwerer Bradykardie, SA-Blockierungen und höhergradigen AV-Blockierungen sowie Sinusknoten-Syndrom nur, wenn ein Herzschrittmacher implantiert ist. Bei eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens (Auswurffraktion < 35 %) darf es nur im Fall lebensbedrohlicher ventrikulärer Arrhyhtmien eingesetzt werden.
Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion muss die Dosis angepasst werden. Unter der Therapie sollten die Nierenfunktion und die Breite des QRS-Komplexes im Ruhe-EKG überwacht werden. Flecainid hat einen sehr engen therapeutischen Bereich zwischen 0.2 - 1.0 μg/ml im Serum. Der toxische (schädliche bzw. giftige) Bereich beginnt bereits ab Serumspiegeln von 1.5 μg/ml. Überdosierungen - auch bedingt durch reduzierte Ausscheidung bei Niereninsuffizienz - müssen vermieden werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Kurzatmigkeit und Verdauungsstörungen. Selten Müdigkeit und vermehrte Schweißneigung. Sehr selten Mundtrockenheit, Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Angstzustände, allergische Hautreaktionen und vorübergehende Potenzstörungen.
Besonders gefürchtet sind paradox proarrhythmische Effekte des Flecainid, die insbesondere bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit auftreten können. Diese könnten unter anderem durch eine Beta-1-Adrenozeptor vermittelte zusätzliche Natriumkanalblockade mittels Flecainid erklärt werden. [6] Vor allem der Polymorphismus des adrenergen Beta-1-Rezeptors an den Stellen 389 und 49 der Aminosäurekette des Rezeptors stellt einen wesentlichen Prädiktor der Flecainid-Sensibilität dar. [6] So profitieren einige Patienten eher von Flecainid, bspw. die heterozygot sind an den Stellen 389 und 49, und andere (Arg389Arg und Ser49Ser) könnten eher stärker gefährdet sein proarrhythmogene Nebenwirkungen zu erleiden. [6]
Handelsnamen
Aristocor (A), Flecagamma (D), Tambocor (D, CH), diverse Generika (D) [7][8][9]
Einzelnachweise
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 700, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ a b Datenblatt Flecainide acetate salt bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. April 2011.
- ↑ a b Datenblatt FLECAINIDE ACETATE CRS beim EDQM, abgerufen am 3. August 2008.
- ↑ E. H. Banitt, W. E. Coyne, J. R. Schmid, A. Mendel: Antiarrhythmics. N-(Aminoalkylene)trifluoroethoxybenzamides and N-(aminoalkylene)trifluoroethoxynaphthamide in J. Med. Chem. 18 (1975) 1130−1134, doi:10.1021/jm00245a017.
- ↑ E. H. Banitt, W. R. Bronn, W. E. Coyne, J. R. Schmid: Antiarrhythmics. 2. Synthesis and antiarrhythmic activity of N-(piperidylalkyl)trifluoroethoxybenzamides in J. Med. Chem. 20 (1977) 821–826, doi:10.1021/jm00216a016.
- ↑ a b c Nia AM, Caglayan E, Gassanov N...Er F: Beta1-adrenoceptor polymorphism predicts flecainide action in patients with atrial fibrillation, PLoS One. 2010 Jul 2;5(7):e11421 www.cardiovascular-research.org
- ↑ Rote Liste Online, Stand: August 2009.
- ↑ Arzneimittelkompendium der Schweiz, Stand: August 2009.
- ↑ AGES-PharmMed, Stand: August 2009.
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