Maurice Couve de Murville (Politiker)

Maurice Couve de Murville (Politiker)

Maurice Couve de Murville (* 24. Januar 1907 in Reims; † 24. Dezember 1999 in Paris) war ein konservativer französischer Politiker.

Maurice Couve de Murville (rechts) auf einem Bankett im Februar 1968 in Paris

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maurice Couve de Murville, Sohn einer alten protestantischen Familie, studierte Rechtswissenschaft in Paris und verlegte sich schon in jungen Jahren auf die Politik. Bereits 1930 wirkte er mit im Gremium zur Überprüfung der Finanzlage.

Von 1937 bis 1940 war er Direktor der Auslandsabteilung des Finanzministeriums.

Nach der Niederlage von 1940 gehörte Maurice Couve de Murville der Waffenstillstandskommission in Wiesbaden an. Im Vichy-Regime war er Direktor für Außenfinanzen und Devisenwirtschaft.

Nach der Landung der Angloamerikaner in Nordafrika vom November 1942 wechselte Maurice Couve de Murville im März 1943 die Seiten. Er war einer der wenigen Funktionäre der Vichy-Regierung, der sich in Algier in den Dienst des Generals Henri Giraud stellte. Am 7. Juni 1943 wurde er zum Schatzmeister des Französischen Komitees für die Nationale Befreiung (CFLN) ernannt.

Im Februar 1945 wurde er Mitglied der provisorischen Regierung General de Gaulles mit dem Rang des Botschafters in Italien. In der Folgezeit bekleidete er für sein Land weitere Botschafterposten, so in Kairo (1950–1954), bei der NATO (1954), in Washington (1955–1956) und in Bonn (1956–1958).

Mit Begründung der Fünften Republik durch Charles de Gaulle wurde Maurice Couve de Murville 1958 Außenminister und hatte dieses Amt bis 1968 inne. Anschließend wurde er auf Vorschlag von Georges Pompidou für ein Jahr Premierminister, bevor er sich bis ins hohe Alter der Politik in der Nationalversammlung und später im Senat widmete.

Der gleichnamige Cousin des Protestanten, Maurice Couve de Murville (1929–2007), war katholischer Erzbischof von Birmingham.

Politische Ämter

1. Juni 1958 bis 31. Mai 1968   Außenminister
10. Juli 1968 bis 20. Juni 1969   Premierminister
1968 und 1973 bis 1986   Abgeordneter von Paris und Mitglied der Nationalversammlung, anfangs für die UDR, später die RPR
1973 bis 1978   Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses der Nationalversammlung
1986 bis 1995   Senator von Paris

Kabinett Couve de Murville

Dem Kabinett Couve de Murville, das vom 10. Juli 1968 bis zum 20. Juni 1969 amtierte, gehörten die folgenden Personen an:

Maurice Couve de Murville – Premierminister
Michel Debré – Außenminister
Pierre Messmer – Verteidigungsminister
Raymond Marcellin – Innenminister
François-Xavier Ortoli – Wirtschafts- und Finanzminister
André Bettencourt – Industrieminister
Joseph Fontanet – Arbeitsminister
René Capitant – Justizminister, ab 28. April 1969 Jean-Marcel Jeanneney (kommissarisch)
Edgar Faure – Erziehungsminister
Henri Duvillard – Minister für Kriegsfolgen
André Malraux – Kulturminister
Robert Boulin – Landwirtschaftsminister
Albin Chalandon – Wohnungsbauminister
Jean Chamant – Verkehrsminister
Roger Frey – Minister für Parlamentarische Angelegenheiten
Yves Guéna – Post- und Kommunikationsminister
Maurice Schumann – Sozialminister

Zitate

  • Aus einer Rede:

Das Wissen um den richtigen Zeitpunkt ist der halbe Erfolg.

  • Aus dem Buch Une politique étrangère 1958–1969:

Der Wille bewirkt, dass man sein eigenes Geschick steuert, so gut man kann, und man kann es besser, als man gemeinhin glauben mag. Man darf sich weder durch innere noch durch äußere Eindrücke beeinflussen lassen und auch nicht – ganz einfach – durch das Tagesgeschehen. Es ist notwendig, eine überlegte, genau geplante Politik zu betreiben, die man selbst festlegt. Sich in seiner Politik beeinflussen zu lassen, das bedeutet übrigens, sicher zu sein vor Nachdenken, vor jeglichem Handeln – und dies sind die einzigen Negativa.

Bücher

  • Une politique étrangère 1958–1969 (dt. Außenpolitik 1958–1969), 1971
  • Le monde en face (dt. Die Welt vis-à-vis), 1989

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Couve de Murville, 1950–1954 Botschafter in Kairo, unterstützte schon früh die Vision einer Kooperation europäischer und arabischer Staaten im Mittelmeerraum („Eurabia“) auf der Basis von Anti-Amerikanismus und Antisemitismus.

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