Friedrich Uebelhoer

Friedrich Uebelhoer
Friedrich Uebelhoer

Friedrich Uebelhoer (* 25. September 1893 in Rothenburg ob der Tauber; † um 1945) war ein deutscher Politiker (NSDAP).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Uebelhoer besuchte bis 1904 die Volksschule und das Progymnasium in Rothenburg ob der Tauber und das alte Gymnasium in Würzburg. Später legte er die Prüfung als Diplomkaufmann ab. 1914 trat er in das Badische Fußartillerie-Regiment Nr. 14 ein. Am Ersten Weltkrieg nahm er vier Jahre lang an der Westfront und beim Stabe des Armeeoberkommandos 1 teil. Nach dem Krieg, in dem Uebelhoer mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen und dem Orden vom Zähringer Löwen ausgezeichnet wurde, gehörte er dem Freikorps Lettow-Vorbeck an. Anschließend studierte er fünf Semester lang Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg und Würzburg. Danach arbeitete er zehn Jahre lang in der Industrie.

1922 trat Uebelhoer in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und nach Aufhebung des Parteiverbotes erneut 1925.[1] 1931 wurde er NSDAP-Kreisleiter von Naumburg an der Saale.[1]

Bei der Reichstagswahl im März 1933 wurde er als Kandidat der NSDAP für den Wahlkreis 11 (Merseburg) in den Reichstag gewählt, dem er fortan ohne Unterbrechung bis zum Ende der NS-Herrschaft im Mai 1945 angehörte. Das wichtigste parlamentarische Ereignis, an dem Uebelhoer während seiner Abgeordnetenzeit teilnahm, war die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes im März 1933, das unter anderem auch mit seiner Stimme beschlossen wurde.

Von 1933 bis 1939 fungierte Uebelhoer als Kreisleiter der NSDAP und Oberbürgermeister von Naumburg. Daneben war er Gauamtsleiter der NSV im Gau Halle-Merseburg.[1]

In der Schutzstaffel erreichte Uebelhoer den Rang eines SS-Brigadeführers. Nach dem Polenfeldzug vom Herbst 1939 wurde Uebelhoer 1940 zum Gauinspektor im Gau Wartheland[1] und zum Regierungspräsidenten von Kalisz-Lodz ernannt. Am 10. Dezember 1939 erteilte er in dieser Eigenschaft den Befehl zur Errichtung des jüdischen Ghettos in Lodz. Der Gedanke zur späteren Massenvernichtung der ghettoisierten Juden trat kernhaft bereits in einer Passage des Befehls zutage, in der es heißt: „Die Erstellung des Ghettos ist selbstverständlich nur eine Übergangsmaßnahme […] Endziel muss jedenfalls sein, dass wir diese Pestbeule restlos ausbrennen.“[2]

Nach dem Ende seiner Tätigkeit in Kalisz-Lodz 1943 wurde Uelbehoer Regierungspräsident in Merseburg, eine Position, die er bis zum Kriegsende 1945 innehatte. Danach verliert sich seine Spur. Er starb womöglich bei Kriegsende 1945, als sein Todesdatum wurde allerdings gerichtlich der 31. Dezember 1950 festgelegt.

Uebelhoers Nachlass lagert heute in der Berliner Zweigstelle des Bundesarchivs. Er umfasst Materialien aus den Jahren 1914 bis 1945 und besitzt einen Umfang von circa einem laufenden Meter.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 633.
  2. Willi Jasper: „‚Wozu noch Welt?‘“, in: Die Zeit 29/ 1995.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Uebelhoer — Friedrich Uebelhoer (* 25. September 1893 in Rothenburg ob der Tauber; † unbekannt) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Leben und Wirken Uebelhoer besuchte bis 1904 die Volksschule und das Progymnasium in Rothenburg ob der Tauber und das alte… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/U — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (2. Wahlperiode) — Die zweite Wahlperiode wurde zunächst als neunte Wahlperiode des Reichstages gezählt. Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen in Deutschland bestehenden Partei erklärt. Demzufolge… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (3. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen in Deutschland bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 29. März 1936 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reichstagsabgeordneten des Dritten Reiches (4. Wahlperiode) — Mit dem § 1 des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933 wurde die NSDAP zur einzigen im Deutschen Reich bestehenden Partei erklärt. Demzufolge bestand in dem am 10. April 1938 „gewählten“ Reichstag nur die Fraktion der NSDAP …   Deutsch Wikipedia

  • Mordechai Chaim Rumkowski — (February 27, 1877 August 28, 1944) was a Polish Jew and functioned as the German Nazi nominated head of the Ältestenrat ( Council of Elders ), or Jewish authorities in the Łódź Ghetto. Before the Nazi German invasion of Poland, Rumkowski was a… …   Wikipedia

  • Getto Litzmannstadt — Das Ghetto Litzmannstadt (auch Ghetto Lodsch) in Łódź, nach dem General und NSDAP Mitglied Karl Litzmann (1850–1936) benannt, war eines der größten Judenghettos des gesamten „Dritten Reiches“ (neben denen in Warschau und Krakau). Es diente, wie… …   Deutsch Wikipedia

  • Ghetto Lodz — Das Ghetto Litzmannstadt (auch Ghetto Lodsch) in Łódź, nach dem General und NSDAP Mitglied Karl Litzmann (1850–1936) benannt, war eines der größten Judenghettos des gesamten „Dritten Reiches“ (neben denen in Warschau und Krakau). Es diente, wie… …   Deutsch Wikipedia

  • Ghetto Łódź — Das Ghetto Litzmannstadt (auch Ghetto Lodsch) in Łódź, nach dem General und NSDAP Mitglied Karl Litzmann (1850–1936) benannt, war eines der größten Judenghettos des gesamten „Dritten Reiches“ (neben denen in Warschau und Krakau). Es diente, wie… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste des députés allemands de la République de Weimar (9e législature) et du Troisième Reich (1re législature) — La neuvième législature de la République de Weimar et, de facto, la première législature du Troisième Reich dure de mars à novembre 1933. Cette législature est la conséquence des élections législatives allemandes de mars 1933. Présidence… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”