- Fritz Schramma
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Fritz Schramma (* 27. August 1947 in Köln-Nippes) ist ein deutscher Politiker (CDU), sowie bis zum 20. Oktober 2009 Oberbürgermeister der Stadt Köln und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Kölner Messe.[1]
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Schramma studierte an der Universität zu Köln Latein, Philosophie, Pädagogik. 1972 bis 1988 war er als Studienreferendar und Lehrer an verschiedenen Gymnasien in Köln-Rodenkirchen, Wesel und Hürth (Ernst-Mach-Gymnasium) tätig. Von 1988 bis 2000 war er Studiendirektor am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim, wo er Latein und Philosophie unterrichtete.
Politische Karriere
Schramma saß ab 1989 für die CDU im Kölner Stadtrat. Im Jahr 2000 übernahm er, der bis dahin das Amt des Ersten Bürgermeisters bekleidet hatte, gemeinsam mit Stadtdirektor Bernhard Wimmer (CDU) kommissarisch die Geschäfte des Oberbürgermeisters, nachdem der Amtsinhaber Harry Blum (CDU) überraschend verstorben war. In einer Stichwahl konnte er sich am 17. September 2000 gegen Anke Brunn durchsetzen, die kurzfristig aufgestellte Gegenkandidatin einer durch Korruptionsskandale erheblich geschwächten SPD, und wurde Kölner „Oberbürgermeister aus Zufall“, wie der Kölner Stadt-Anzeiger notierte.[2] Durch eine Besonderheit im kommunalen Wahlrecht in NRW betrug Schrammas Amtszeit als Oberbürgermeister neun anstatt fünf Jahre. Er beendete die Amtszeit seines Vorgängers bis 2004 und leistete dann 2004 bis 2009 seine eigene ab, zu der er 2000 gewählt wurde.
Am 26. Mai 2008 wurde Fritz Schramma in Solingen mit dem Genç-Preis für friedliches Miteinander ausgezeichnet. In der Begründung der Jury wurde neben seinem dauerhaften Einsatz für Integration insbesondere seine Rolle als Vermittler bei den Auseinandersetzungen um den von der DITIB angestrebten Kölner Moscheebau hervorgehoben.[3]
Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchives am 3. März 2009 wurde Schramma wegen seiner Krisenpolitik heftig kritisiert. Daraufhin erklärte er am 29. März seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur zum Oberbürgermeister bei den Kommunalwahlen.[4]
Ein Ermittlungsverfahren gegen Schramma wegen vermeintlicher unzulässiger Tonband-Mitschnitte bei Sitzungen des Koordinierungsstabes zum Einsturz des Historischen Stadtarchivs wurde nach wenigen Tagen von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Schramma hatte angeführt, dies sei völlig offen geschehen und habe nur die Arbeit der Protokollführer erleichtern sollen.[5]
Als Oberbürgermeister war Schramma Mitglied zahlreicher Vereine und Verbände, sowie Schirmherr vieler Veranstaltungen in Köln.[6] Am 5. Oktober 2009 wurde er von der Jahreshauptversammlung der Kölner Karnevalsgesellschaften zum Ehrenmitglied des Festkomitees ernannt. Damit ist Schramma nach dem Altoberbürgermeister Norbert Burger das zweite Ehrenmitglied.[7]
Schrammas Amtszeit als Oberbürgermeister von Köln endete am 20. Oktober 2009.
Im Dezember 2009 wurde Schramma in Düsseldorf mit dem Pro Ehrenamt-Preis für sein Engagement zugunsten des Sports und der in Köln engagierten Ehrenamtlichen ausgezeichnet. Der Preis wird verliehen vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Commerzbank in Kooperation mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement. Schramma hat in Köln u. a. die Sport-Agenda Köln 2015 und die Kommunalstelle zur Förderung und Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements initiiert.
Politische Aufarbeitung der Ära Schramma
Der mehrere Hundert Millionen Euro teure Auftrag zum Bau der Kölner Messehalle steht in der Kritik und damit auch die über hundert Millionen "Nebenkosten", darunter allein sieben Millionen Euro für Vermittlung eines Mieters - obgleich der Mieter, die Kölnmesse, feststand. Vom EU-Gerichtshof wurde dieses Verfahren als rechtswidrig verurteilt.[8] (siehe auch Josef Esch).
Am 19. November 2009 wurde Schramma in geheimer Abstimmung im Stadtrat in den Aufsichtsrat der Köln Messe gewählt, gegen Vertreter aus Handel und Handwerk. Sein Mandat nahm er jedoch nicht an und sah sich als Opfer einer politischen und medialen Kampagne, die mit dem Einsturz des Stadtarchivs begonnen habe. Die Gegner seiner Wahl, darunter die Fraktion der Grünen im Kölner Rat, führten Schrammas Verwicklung in das umstrittene Messegeschäft als Grund für ihren Widerstand an.[9][10][11][12][13][14]
Auch die Verantwortung für den Einsturz des Historischen Archivs, die beiden Todesfälle und den entstandenen Schaden von rund einer Milliarde Euro ist bislang ungeklärt.
Privates
Schramma ist verheiratet und hat eine Tochter. Sein Sohn Stephan wurde am 31. März 2001 in der Kölner Innenstadt als unbeteiligter Fußgänger bei einem Autounfall tödlich verletzt, der durch ein illegales Straßenrennen verursacht wurde.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ WDR-Fernsehen, Reihe die story, Ingolf Gritschneder, Georg Wellmann, Gert Monheim (Redaktion): Milliarden-Monopoly. Die verschwiegenen Geschäfte der Oppenheim-Esch-Holding gesendet am 4. Juli 2005, 22.30 Uhr im WDR-Fernsehen
- ↑ Oberbürgermeister aus Zufall in: Kölner Stadt-Anzeiger, 29. März 2009
- ↑ Kölner gegen Moschee in geplanter Größe in: Kölner Stadt-Anzeiger, 19. Juni 2007
- ↑ Schramma tritt nicht mehr an in: Kölner Stadt-Anzeiger, 29. März 2009
- ↑ Ermittlungen gegen Schramma eingestellt in: Rheinische Post, 6.April 2009.
- ↑ Offizielle Übersicht der Mitgliedschaften, Funktionen, Tätigkeiten des Kölner Oberbürgermeisters
- ↑ http://www.koelnerkarneval.de/fileadmin/user_upload/PDF_Download/2010-01_Narrenspiegel-kleine_Aufloesung_01.pdf
- ↑ EU-info.de
- ↑ Rede von Stadtkämmerer Peter Michael Soénius v. 14. November 2006
- ↑ Kölnische Rundschau v. 24. November 2009
- ↑ Eva-Maria Thoms: Hässliches Erbe. Halbherzig müht sich Kölns neur OB um die Aufklärung alter Klüngelaffären. Nun stetzt ihn der Europäische Gerichtshof unter Druck. Die Zeit, Nr. 45, 29. Oktober 2009, S. 9
- ↑ WDR.de
- ↑ WDR.de
- ↑ Milliarden-Monopoly. Die verschwiegenen Geschäfte der Oppenheim-Esch-Holding, WRD Fernsehen, 4. Juli 2005, 22.30 Uhr
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