Josef Esch

Josef Esch

Josef Esch (* 1956[1][2] in Troisdorf) ist ein deutscher Bauunternehmer, Betreiber von Anlage-Fonds und Immobilienentwickler. Diese unternehmerischen Tätigkeiten betrieb er hauptsächlich in Zusammenarbeit mit der Privatbank Sal. Oppenheim.

Nach dem Tod des Bankpatriarchen Alfred Freiherr von Oppenheim im Januar 2005 galt Esch als "faktischer Beherrscher des Privatbankhauses Sal. Oppenheim" (Manager-Magazin).[3]

Die Deutsche Bank kaufte im März 2010 Sal. Oppenheim und kappte kurz nach dem Abschluss des Kaufvertrags die geschäftlichen Verbindungen zwischen Esch und Sal. Oppenheim.[4]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Nach einer Lehre als Maurer wurde Esch jüngster Polier in Deutschland.[3]

Immobilienentwickler

Mit dem ehemaligen Kölner Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier und Christoph Freiherr von Oppenheim betreibt Esch in Troisdorf-Sieglar bei Köln die Oppenheim-Esch-Holding GbR,[5] deren Geschäftstätigkeit in der Durchführung von Fonds-Projekten besteht sowie die Gebr. Esch Wohnbaugesellschaft mbH mit von Oppenheim und Ruschmeier, seinem Bruder Matthias Esch und seinem Neffen Marco Esch. Josef Esch ist ebenfalls Mitinhaber des Sicherheitsunternehmens Consulting Plus sowie der Charterfluggesellschaft Challenge-Air gemeinsam mit Matthias Graf von Krockow, für dessen 2009 verstorbene Schwiegermutter und Bankerbin Karin von Ullmann Esch auch als Vermögensverwalter[6] tätig war.[3][7]

Esch war wichtiger Geschäftspartner der Bank Sal. Oppenheim, bevor diese im März 2010 von der Deutsche Bank vollständig gekauft wurde.

Der Vertrieb der von Esch über die Oppenheim-Esch-Holding initiierten Fonds erfolgte zu großen Teilen über Sal. Oppenheim. Dies soll zeitweise fast die Hälfte des Bankgewinns eingebracht haben.[8]

Flugunternehmer

Bis 2010 gehörte Josef Esch die Challenge Air-Fluggesellschaft mit drei Maschinen in Köln und einem Flugzeug in Paderborn.[1] Ein Großkunde der Challenge Air war zeitweise Thomas Middelhoff.[9]

Wachdienst

Die Consulting Plus gehört ebenfalls zum Esch-Imperium und ist eine der größten Firmen in Deutschland für Wachdienste und Personenschutz.[1]

Geschäftspraktiken

Esch zählte viele Vermögende in Deutschland zu seinen Kunden, z.B. deutsche Familien mit langer Geschäftstradition wie Claudia Oetker, Werhahn, Haniel. Auch weitere Reiche suchen bei ihm finanziellen Rat, wie Josef Boquoi, der den Gefrier-Handel „Bofrost“ etablierte, und Maxdata-Gründer Holger Lampatz.[3] Seine ehemalige Kundin Madeleine Schickedanz verlor mit dem Zusammenbruch der Karstadt-Mutter Arcandor fast ihr ganzes Vermögen; Esch teilte im April 2011 mit, dass Frau Schickedanz eine Schadensersatzklage gegen ihn als ihren ehemaligen Vermögensverwalter vorbereitet.[10]

Geschäftsbeziehungen verbindet Esch auch mit persönlichem Engagement. So soll er der Frau des Schuh-Unternehmers Deichmann bei einer Hüftoperation persönlich mehrere Tage beigestanden haben.[3]

Mit dem ehemaligen Arcandor-Vorstandschef Thomas Middelhoff und dessen Frau Frau Cornelie sowie Eschs Ehefrau Irma Esch betreibt Esch die Anlagegesellschaft Meav-GmbH.[11]

Ein Fonds der Oppenheim-Esch-Holding erwarb von Karstadt fünf Kaufhaus-Immobilien und vermietete diese zu Preisen, die von Branchenexperten als überhöht bezeichnet werden,[12] an Karstadt zurück. Am Fonds beteiligt war u.a. Ex-Arcandor-Vorstandsvorsitzender Middelhoff. Die Mietverträge wurden allerdings zu einer Zeit abgeschlossen, als Middelhoff noch nicht Vorstandsvorsitzender von Arcandor war.[13] Im Juli 2009 wurde bekannt, dass Middelhoff und Esch stärker geschäftlich miteinander verflochten waren als bis dahin bekannt.[14]

Staat und Städte tragen als Mietzinszahler erheblich zu den Gewinnen von Esch bei. Zu Eschs Geschäftsmodell gehört, Fondskunden umfangreiche und intransparente[3] Dienstleistungen in Rechnung zu stellen, die diese steuermindernd beim Fiskus geltend machen.[3]

Die zum großen Teil den Firmen RTL, ProSieben, Sat.1 und der Sparkasse KölnBonn gehörende Hauptmieterin Magic Media Company (MMC) gab Esch eine zehnjährige Mietgarantie, deren Gewährleistungsverluste sich bis zum Jahr 2008 auf 80 bis 100 Millionen Euro aufsummiert haben.[3] Zu weiteren Projekten von Esch gehören

  • die Kölnarena,[3]
  • die Mantelbebauung der Kölnarena (Stadthaus) und das Parkhaus der Kölnarena, deren Verträge seinerzeit als der vermieterfreundlichste Vertrag in ganz Köln, den er je gesehen habe (Zitat des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Harry Blum) Esch mit dem damaligen Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier[15] aushandelte, der etwa zweieinhalb Jahre später nach seinem Ausscheiden aus dem öffentlichen Amt als Geschäftsführer zu Esch wechselte.
Der Publizist Werner Rügemer schrieb im Februar 2007:

„Die Anmietung des Rathauses durch die Stadt (Köln) beim Investor Esch-Oppenheim auf die 30 Jahre Mietzeit gerechnet, erweist sich mit den Verpflichtungen im Kleingedruckten als ungleich teurer, als wenn die Stadt das Rathaus selbst hätte bauen lassen,“

Werner Rügemer[16]

  • die Nordhallen der Kölner Messe, die an die Stadt Köln vermietet sind.

Johannes Maret, Kritiker eines milliardenschweren Kredits an Madeleine Schickedanz und ehemaliger Sal.-Oppenheim-Mitinhaber, wurde auf Druck von Esch entlassen, nachdem er sich nicht an Esch-Fonds - wie alle anderen Sal.-Oppenheim-Partner - mit Ausnahme von Friedrich („Fiete“) Carl Janssen - beteiligen wollte.

Seit 2009 ermitteln die Staatsanwaltschaften Essen, Bochum, Bonn und Köln gegen diverse Akteure im Oppenheim-Umfeld. Sie unternahmen zahlreiche Razzien. So durchsuchten am 7. Oktober 2010 gleichzeitig 260 Staatsanwälte, Steuerfahnder und Kriminalbeamte 26 Privat- und Geschäftsräume in Köln, Bielefeld, Troisdorf sowie in drei anderen Bundesländern. In Troisdorf durchsuchten 50 Beamte zehn Stunden lang die Geschäftsräume der Josef Esch Fonds-Projektgesellschaft sowie die bunkermäßig gesicherten Privaträume von Josef Esch und transportierten über 200 Kartons mit Akten ab.[17]

Im Dezember 2010 wurde bekannt: "Mehrere Journalisten, die über die Bank Sal. Oppenheim und den Immobilienentwickler Josef Esch berichtet haben, sind systematisch observiert worden. Dossiers über die Journalisten enthalten Steckbriefe mit privaten Anschriften, Telefonnummern und Fotos aus der Privatsphäre. [...] Betroffen von den Observationen [waren] Sören Jensen vom "manager magazin", Jens Gleisberg vom WDR sowie zwei weitere WDR-Journalisten."[18]

Kritik

Kritiker bemängelten, dass trotz aller Gestaltungsmöglichkeiten bei der Privatbank Sal. Oppenheim Josef Esch kein persönlich haftender Gesellschafter war.[3] Diese Kritik ist gegenstandslos, seit die Deutsche Bank im März 2010 Sal. Oppenheim vollständig kaufte.

Die Geschäftsprinzipien und Geschäftsverbindungen von Esch wurden 2005 im WDR-Film Milliarden-Monopoly[19] öffentlich gemacht. In dem Film kritisiert der ehemalige Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes:

„Und wenn man bedenkt, dass in dem Vertrag genau das Gegenteil drinsteht als das, was der Rat beschlossen hat. Der Rat hat ja wohl bei den Altlasten gesagt, die Altlasten hat der Käufer zu tragen. Und in dem Vertrag steht drin, dass die Altlasten vom Verkäufer getragen werden, dann ist das ja ein starkes Stück. Dann wurde ja der Rat gelinkt – aber nach Strich und Faden.“

Franz-Josef Antwerpes[19]

Familie

Er ist seit Januar 1989 mit der fast 16 Jahre älteren Irma Esch verheiratet, die auch Besitzerin verschiedener Großimmobilien ist.[20] Sie ist die Ex-Frau des ehemaligen Bundesligatorwarts Manfred Manglitz.[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Rhein-Sieg-Rundschau vom 8. Oktober 2010
  2. Troisdorfer Unternehmer Josef Esch scheut Öffentlichkeit Delphine Sachsenröder in general-anzeiger-bonn.de vom 2. Januar 2010 abgerufen am 11. November 2010
  3. a b c d e f g h i j Manager-Magazin, Sören Jensen, : Sal. Oppenheim. Der Maurer und die Bank, manager magazin, September 2005, vom 26. August 2005, Seite 32 abgerufen am 21. September 2010
  4. handelsblatt.com vom 15. März 2010: Deutsche Bank greift bei Sal. Oppenheim durch. - Josef Ackermann trennt sich nach dem offiziellen Abschluss des Kaufvertrags von zahlreichen Altlasten der Privatbank und kappt konsequent die Verbindungen zu dem heftig umstrittenen Kölner Immobilienfinanzier Josef Esch. Zitat: "Der neue Oppenheim-Chef Wilhelm von Haller soll die weitgehende Trennung des Bankhauses von den sogenannten „Esch-Fonds“ umsetzen. Die Kreditvergabe des Bankhauses an Esch-Projekte hatte zur Schieflage der Privatbank im vergangenen Jahr beigetragen, die letztlich den Notverkauf an die Deutsche Bank auslöste."]
  5. Hoppenstedt: Firmendatenbank - Groß- und Mittelständische Unternehmen, Auszug am 8. Juni 2009
  6. Reiche Kundschaft, dunkle Geschäfte – Soap am Rhein Brigitte Koch in FAZ.NET vom 23. August 2009 abgerufen am 21. September 2010
  7. „Vornehm und herzlich“, Kölnische Rundschau, 2. Juni 2009 abgerufen am 21. September 2010
  8. Der Spiegel schrieb 2004: Die Oppenheim-Esch-Holding (OEH) hat knapp vier Milliarden Euro bei Familien wie den Werhahns, dem kürzlich verstorbenen Wilhelm von Finck, aber auch gut verdienenden Gerling-, Lufthansa- oder KarstadtQuelle-Managern eingesammelt und in geschlossene Immobilienfonds investiert. Das Prinzip ist einfach: Die öffentliche Hand, allen voran die Stadt Köln, übernimmt oft die Risiken. Die meisten Investoren kassieren zweistellige Nachsteuerergebnisse für ihren Einsatz. spiegel.de 15. November 2004
  9. [1] "Also flog Middelhoff weiter mit der Esch-Airline. Und wie: Allein im Jahr 2006 für 811 000 Euro, die er bei der Firma [Karstadt] abrechnete. Und privat nach eigenen Angaben noch mal für 733 000 Euro, im selben Jahr."
  10. spiegel.de 9. April 2011: Quelle-Erbin bereitet Klage gegen ihren ehemaligen Vermögensberater Josef Esch vor
  11. spiegel.de 21. Februar 2009: Ein grandioses Geschäft
  12. Spiegel Online 14. Juni 2009: Deutschlands Geldadel profitierte von Karstadt-Mieten
  13. Wirtschaftswoche Middelhoffs Luftnummer [2]
  14. spiegel.de 27. Juli 2009: Tricky Schicki Micki
  15. „Ich habe mich als Opfer gefühlt“ im Kölner Stadtanzeiger vom 8. Juli 2005 abgerufen am 21. September 2010
  16. „Köln ist Kasse“ Interessante Teilerfolge von Werner Rügemer vor Gericht gegen das Bankhaus Sal. Oppenheim vom 10. Februar 2007
  17. Aber persönlich haften?
  18. spiegel.de 18. Dezember 2010: Journalisten observiert, die über Sal. Oppenheim und Josef Esch berichteten
  19. a b WDR-Fernsehen, Reihe die story, Ingolf Gritschneder, Georg Wellmann, Gert Monheim (Redaktion): Milliarden-Monopoly. Die verschwiegenen Geschäfte der Oppenheim-Esch-Holding gesendet am 4. Juli 2005, 22.30 Uhr im WDR-Fernsehen
  20. a b Handelsblatt vom 23. Mai 2005: Der unheimliche Bau-Herr abgerufen am 21. September 2010

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