- Fritzdorf
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Fritzdorf Gemeinde WachtbergKoordinaten: 50° 36′ N, 7° 5′ O50.5969444444447.0891666666667225Koordinaten: 50° 35′ 49″ N, 7° 5′ 21″ O Höhe: 225 m ü. NN Fläche: 5,87 km² Einwohner: 977 (30. Juni 2009) Eingemeindung: 1. Aug. 1969 Postleitzahl: 53343 Vorwahl: 02225 Lage von Fritzdorf in Nordrhein-Westfalen
Fritzdorf ist einer von 13 Ortsteilen der Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen, unmittelbar an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Bis zur kommunalen Neugliederung 1969 war Fritzdorf eine zum Amt Meckenheim gehörende Gemeinde im damaligen Landkreis Bonn.
Der Ortsteil ist berühmt für den Holz-Treppenbau und Standort zahlreicher Schreinereien und Zimmereien. Bedingt sind diese traditionellen Wirtschaftszweige durch die relative Nähe zum Kottenforst.
Zusammen mit den Ortschaften Adendorf mit Klein Villip und Arzdorf hat die Ortschaft in der Gemeinde eine Sonderstellung. Bis auf diese drei Ortschaften hat die Gemeinde Wachtberg die Bonner Vorwahl (0228). Adendorf, Klein Villip, Arzdorf und Fritzdorf haben Meckenheimer Vorwahl (02225). Sie gehörten bis 1969 zum Amt Meckenheim (ursprünglich "Amt Adendorf in Meckenheim"), während der Rest der Gemeinde das Amt Berkum (ursprünglich "Amt Villip in Berkum") bildete.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Fritzdorf liegt im äußersten Südwesten der Gemeinde Wachtberg, unmittelbar an der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Geographisch gehört das Gebiet um Fritzdorf zur Voreifel, die ersten Anhöhen der Eifel liegen allerdings nur unweit entfernt. Der Ort liegt an der Swist-Niederung und östlich fließt in 10 Km Entfernung der Rhein vorbei. Fritzdorf liegt am Südrand der Kölner Bucht, etwa 20 Km südlich des Stadtzentrums von Bonn sowie rund 17 Km vom Bundesviertel (ehemaliges Regierungsviertel) der Bundesstadt Bonn entfernt. 9 Km südöstlich liegt der Kurort Bad Neuenahr-Ahrweiler und 13 Km östlich die Stadt Remagen.
Nachbarorte und -gemeinden
Folgende Orte grenzen an Fritzdorf. Sie werden im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend genannt und gehören alle mit Ausnahme von Adendorf, Arzdorf, Berkum und Werthhoven das im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen liegt, zum rheinland- pfälzischen Landkreis Ahrweiler:
Arzdorf, Berkum, Werthhoven, Niederich, Oeverich, Beller, Ringen, Böllingen, Vettelhoven, Eckendorf, Adendorf
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner 1950 685 1960 681 1969 831 1979 895 1989 844 Jahr Einwohner 1999 886 2000 944 2001 935 2002 929 2003 914 Jahr Einwohner 2004 935 2005 976 2006 977 2007 992 2008 992 Jahr Einwohner 2009 977 2010
Quelle: Landesamt für Statistik und ADV-StatistikGeschichte
Erste urkundliche Erwähnung
Am 11. Dezember 770 wurde Fritzdorf nachweislich zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Fritzdorf hieß zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung Frigbodesdorph, wurde aber in der Überschrift der entsprechenden Urkunde Frigbodesdorphe geschrieben. Das Original der Urkunde war in lateinischer Sprache verfasst und ist verloren gegangen. Eine Abschrift ist jedoch im 1175 niedergeschriebenen und 1190 angelegten Urkunden- und Güterverzeichnis des Klosters Lorsch, dem „Lorscher Codex“ enthalten. Das Ursprungsland der Dorfgründer lag in Aquitanien, in der Nähe von Poitiers.
Herzog Wilhelm V. von Jülich in Fritzdorf
Nachdem im Jahr 1545 der letzte Graf von Neuenahr gestorben war, machte sich der zum Herzog aufgestiegene Wilhelm V. von Jülich, genannt Wilhelm der Reiche, sofort daran, die Grafschaft Neuenahr in sein Herzogtum einzuverleiben. In Folge dessen stattete er auch Fritzdorf am 10. April 1546 ein kurzen Besuch ab.
Pestepidemie
Seit Wochen wütete die Pestepidemie im Ahrgebiet. Am 26. Juli 1597 wurde auch der Fritzdorfer Pfarrer Anno Bessenich ein Opfer der Seuche. Seit 1574 hatte er die Fritzdorfer Pfarrstelle geleitet. Anno Bessenich wurde 1530 geboren und 1553 zum Priester geweiht. Von 1564 bis 1572 bekleidete er die Pfarrstelle in Krefeld, bevor er von 1572 bis 1574 Prior des Klosters Steinfeld wurde. Der Abt des Klosters stellte Bessenich dann im Jahre 1574 zum Pfarrer in Fritzdorf ab.
Luftangriff im Zweiten Weltkrieg
Am 4. Februar 1945 prasselte ein Hagel von Brandbomben auf Fritzdorf nieder. 25 Scheunen, Ställe und Schuppen brannten lichterloh. Wohnhäuser wurden verschiedentlich getroffen, ohne dass ein Brand ausbrach. Gegen 22.00 Uhr merkte man, dass die Spitze des Kirchturms brannte und sich das Feuer langsam nach unten fraß. Auch die herbeigeeilte Meckenheimer Feuerwehr konnte nichts mehr retten.
Fritzdorfer Goldbecher
Der Fritzdorfer Landwirt Heinrich Sonntag fand am 11. November 1954 auf seinem etwa 1000 Meter südwestlich der Fritzdorfer Kirche unweit der Windmühle gelegenen Rübenfeld einen kleinen Becher aus purem Gold, einen der bedeutsamsten Funde im Rheinland.
Der Fundort war vor 3500 Jahren mit Laubwald bedeckt und mit Sicherheit nicht bewohnt. Im gesamten Gemeindegebiet Wachtberg wohnten damals höchstens 50 bis 100 Menschen. Der Becher lag ca. 50 cm unter dem Boden. Dies ist insoweit bemerkenswert, weil vor ca. 3500 Jahren der Fundort ein bis zwei Meter unter der Erde lag. Fraglich bleibt auch, warum gerade dieser Platz ausgewählt wurde, um den Goldbecher zu vergraben. Ausgerechnet in einer abseits gelegenen Gegend, in einer Gemarkung, aus der bisher überhaupt noch keine Funde bekannt waren. Wenn es sich um ein Weiheopfer handelte, so liegt die Vermutung nahe, dass sich in der Umgebung ein Kultplatz befand.
Der sogenannte Fritzdorfer Goldbecher liegt heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Eine Kopie des Goldbechers kann im Heimatmuseum Villip besichtigt werden.
Neugliederung der Gemeinde Wachtberg
Am 1. Juli 1969 wurden die Gemeinden Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf von Meckenheim gelöst und der Flächengemeinde Wachtberg zugeschlagen.[1] Dies geschah gegen den Willen der Fritzdorfer Bevölkerung. In einer vom Ortsverband der CDU durchgeführten inoffiziellen Bürgerbefragung sprachen sich 94 % der Befragten für einen Verbleib im Verband des Amtes Meckenheim aus. Trotzdem änderten weder die Landesregierung noch die zuständigen Gemeindegremien den eingeschlagenen Weg einer Zuordnung zur Gemeinde Wachtberg. So ließen sich die Fritzdorfer Gemeindevertreter per Gesetz der Gemeinde Wachtberg zuschlagen, um so gegenüber der Bevölkerung den Eindruck zu erwecken, der Anschluss zur Gemeinde Wachtberg wäre nicht freiwillig geschehen.
Abriss der Fritzdorfer Schule
Im Frühjahr 1980 wurde die alte Fritzdorfer Schule abgerissen. Die Schule stand schon geraume Zeit leer und war den Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge. Neben der Schule standen dort noch weitere Gebäude wie z.B. die Feuerwehr. Heute ist dort der Fritzdorfer Dorfplatz.
Politik
Ortsvertretung
Vorsitzende der Ortsvertretung Fritzdorf seit 1969.
- 1969 - 1975: Heinrich Netterscheidt (CDU)'
- 1975 - 1976: Dieter Karrenbauer (CDU)'
- 1976 - 1997: Peter Schmitz (CDU)'
- 1997 - 2009: Karl-Heinz Häger (CDU)'
- seit 2009: Joachim Heinrich (CDU)'
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchengemeinden
Evangelische Kirchengemeinde Wachtberg
Die Evangelischen in Fritzdorf gehören traditionell zur Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim.
Katholische Kirchengemeinde St. Marien, Wachtberg
- St. Georg in Fritzdorf
Sport
Fritzdorf hat zwei Sportvereine. Der erfolgreichste Sportverein ist der TTC Fritzdorf. Die Damenabteilung spielt in der Tischtennis-Regionalliga.
Der SV Rheinwacht Fritzdorf spielt in der Fußball-Kreisliga D.
Bauwerke
- Windmühlenturm Fritzdorf
- Sommersberger Hof, im 15. Jahrhundert Rittersitz
- Heiligenhäuschen
- Ehrenmal für die Toten und Vermissten der Weltkriege, eingeweiht am 15. November 1970
- Burg Fritzdorf, Haus an der Eckendorfer Straße was zur Burg Adendorf gehörte - 1910 abgerissen
Wegekreuze
- Steinerne Kreuz, 1682 - Windmühlenstraße, Abzweig Vettelhovener Straße
- Grabkreuz, 1683 - an der Windmühle, vor 1970 verschwunden
- Barbarakreuz, 1727
- Wegekreuz Oevericher Straße, 1729 - Ecke Schmiedegasse zur Oevericher Straße
- Hardtekreuz, 1729 - Oevericher Straße
- Pohlekreuz, 1730 - Eckendorfer Straße, Ecke Plantagenweg
- Wegekreuz Schmiedegasse, 1780 - Schmiedegasse, Ecke Raiffeisenstraße
- Hägerskreuz, 18. Jahrhundert - Ecke Eckendorfer Straße zur Vettelhovener Straße
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Buslinien 848 und 857 verbinden Fritzdorf mit Bad Godesberg, Mehlem, Meckenheim und Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind im Osten Bad Godesberg und Mehlem sowie im Westen Meckenheim.
Bildung
Folgende Schulen und Kindergärten befinden sich in Fritzdorf:
- Volksschule Fritzdorf, 1980 abgerissen
- Kath. Kindergarten Fritzdorf
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter von Fritzdorf
- Johann Fasbender * 1796 † 24. Januar 1831 in Köln, wurde bekannt als Würger von Alfter
- Peter Schmitz * 12. Juli 1929, Ehrenbürgermeister der Gemeinde Wachtberg
Persönlichkeiten mit Bezug zu Fritzdorf
- Wilhelm der Reiche * 28. Juli 1516 † 5. Januar 1592 in Düsseldorf, Herzog von Jülich-Kleve-Berg, ist mit der Geschichte von Fritzdorf verbunden
- Wilhelm von der Leyen * 1650 † 1722, Besitzer der Burg Adendorf, Sohn von Adolf von der Leyen, ist mit der Geschichte von Fritzdorf verbunden
- Johannes Adenauer * 1873 † 1937 in Köln, deutscher Pfarrer, Bruder von Konrad Adenauer, lebte in Fritzdorf
- Konrad Wünsche * 25. Februar 1928 in Zwickau, Lehrer und Buchautor, lebte in Fritzdorf
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
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