Mehlem

Mehlem
Mehlem
Stadt Bonn
Koordinaten: 50° 40′ N, 7° 12′ O50.6608333333337.1919444444444Koordinaten: 50° 39′ 39″ N, 7° 11′ 31″ O
Einwohner: 8.617
Eingemeindung: 1. Aug. 1969
Postleitzahl: 53179
Vorwahl: 0228
Karte

Lage von Mehlem in Bonn

Luftaufnahme von Mehlem

Mehlem ist ein Ortsteil von Bonn im Stadtbezirk Bad Godesberg mit rund 8.600 Einwohnern. Mehlem ist am südlichen Rand von Bonn im sich bereits deutlich verengenden Rheintal gelegen und grenzt an Rheinland-Pfalz. B 9 und Bahnstrecke zerschneiden Mehlem in Ober- und Unterdorf. Ein kleiner Teil der Insel Nonnenwerth liegt dort auf Bonner Stadtgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Frankenzeit/Mittelalter

Auf dem linken Rheinufer lassen fränkische Grabfunde und die der Landnahmezeit angehörenden Orte, deren Namen auf -heim enden, den Umfang der fränkischen Siedlung in der Frühzeit weitgehend erkennen. So ist auch Mehlem eine fränkische Siedlung, die im 4.–5. Jahrhundert nach Christus entstanden sein mag. Urkundlich wird Mehlem bereits im Jahre 812 als Molenheim genannt. Molenheim war eine Siedlung am Molenbach (Mühlenbach). Die spätere mittelalterliche Form Mielenheim lehnte sich an Miel an, die alte Bezeichnung für Land- oder Heerstraße. Bei Mehlem traf eine Straße aus der Ahrgegend auf die wichtige Rheinstraße. Im frühen Mittelalter war auch Lannesdorf an Mehlem angegliedert.

Mehlem war nie ein Fischerdorf, obwohl es direkt am Rhein lag, sondern ein Bauern- und weit größer noch ein Weinort. Wein und Nussbaumholz waren auch die Deputate an den kurfürstlichen Hof zu Köln. Mehlem galt als wohlhabender „Flecken“, u. a. weil hier die Rheintalstraße mit der Straße zusammenstieß, die vom Drachenfelser Ländchen her auf den Verladeplatz am Rhein zielte. Aus dem Wohlstand der Einwohner erklärt es sich, dass die beiden etwas getrennten Ortsteile je eine Kirche unterhielten. Dann setzte der Dreißigjährige Krieg dem Ort besonders übel zu. Eine schon alte Kirche des Oberdorfes fiel 1633 dem Krieg zum Opfer und wurde durch die heute noch vorhandene malerische Kapelle der Schmerzhaften Mutter ersetzt, die eine wertvolle alte Holzskulptur enthält, welche die Heilige Anna selbdritt darstellt.

Mehlem unterstand schon früh dem geistlichen Fürstentum Köln, es gab kein weltliches Hochgericht. Die Gerichtsbarkeit wurde im Namen des Kurfürsten von einem Vogt ausgeübt, später Amtmann genannt. Seine Aufgabe war neben dem Blutbann der Schutz der Bevölkerung, wofür diese eine Abgabe zu zahlen hatte. Um diese einzuziehen, wurde ein Schultheiß bestellt. Vertreter der bäuerlichen Bevölkerung waren die Schöffen, die alljährlich die Satzungen und Verpflichtungen erneut anzuerkennen hatten. Auch hatten sie das Recht der Zinsfestsetzung je nach dem Ausfall der Weinernte und verschiedene andere Rechte im Sinne einer Art Selbstverwaltung. Godesberg und Mehlem hatten zwar Schultheiße und Schöffen getrennt für sich, aber sie bildeten zusammen das Amt Godesberg/Mehlem. Dem kurfürstlichen Amtmann, dem dieses unterstand, lieferte Mehlem bedeutend größere Einkünfte als das damals kleine Godesberg. Der Dreißigjährige Krieg, Überschwemmungen und Verwüstungen trugen zur Verelendung der Bevölkerung bei. In Mehlem kam es wiederholt zu Hexenprozessen. Man machte für Unwetter und Misswuchs Hexen oder Hexenmeister verantwortlich und vollstreckte die Urteile auf dem Mehlemer Richtplatz, auf dem Rodderberg, später als der Amtmann eingegriffen hatte, im Galgenfeld in Lannesdorf.

Neuzeit

Das Jahr 1816 hatte eine schlimme Missernte und Teuerung gebracht, und eine Hungersnot trat auf. Der Weinbau wurde zwar durch den preußischen Zolltarif gefördert, doch dauerte es Jahre, bis sich die Bevölkerung von diesem Schrecken erholt hatte. Aufgrund der im ersten Drittel des Jahrhunderts auftretenden Notzeiten schritt das Wachstum von Mehlem nur sehr langsam voran. Erst die Industrialisierung um die Jahrhundertwende brachte wieder einen gewissen Wohlstand unter die Bevölkerung. Aber das alte Weindorf Mehlem verschwand. Anfang des 20. Jahrhundert hatte die Reblaus-Seuche die Weinberge befallen. Hiervon haben sich die ansässigen Winzer nicht mehr erholt. Die Weinberge verödeten, an ihre Stelle traten nun Wiesen und Obstkulturen.

Im Jahre 1935 musste die Gemeinde Mehlem ihre Selbständigkeit aufgrund einer Verwaltungsanordnung aufgeben und wurde mit der Stadt Bad Godesberg vereinigt. Damit war auch ein Schlussstrich unter die Eigenständigkeit der Bürgermeisterei Mehlem gezogen. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969 wurde Bad Godesberg nach Bonn eingemeindet.

Naturkatastrophe im Sommer 2010

Am 3. Juli 2010 kam es nach heftigen Regenfällen zu einer Überschwemmung durch den Mehlemer Bach. Dabei wurden Neubauten in der Domhofstraße zerstört, Keller und Erdgeschosse der Mainzer Straße vollgespült und der Kanal der den Mehlemer Bach in den Rhein führt unterspült. Durch diese Unterspülung wurde die Rheinpromenade teilweise zerstört und musste renoviert werden. Umliegende Häuser der Rüdigerstraße mussten evakuiert werden. Der entstandende Schaden belief sich auf mehrere Millionen Euro. Die Stadt Bonn gab eine Soforthilfe für den Wiederaufbau der Promenade.

Kultur

Bekannt ist Mehlem vor allem wegen seiner Rheinpromenade mit dem Blick auf den direkt gegenüber liegenden Drachenfels. Dieser Blick war eines der bevorzugten Motive des Bonner Malers André Osterritter, der zwischen 1948 und 1957 in Mehlem wohnte und auf dem Mehlemer Friedhof begraben liegt.

Mehlemer Sage

Die Sage von Heinrich und Kunigunde erzählt von dem Feldherren Heinrich und seiner hübschen Geliebten Kunigunde.

Eines Tages wurde Heinrich an die Front gerufen, noch bevor er Mehlem verließ, bat er Kunigundes Vater, ohne Kunigundes Wissen, um deren Hand in der Ehe, dieser jedoch versagte Heinrich diesen Wunsch.

Es vergingen einige Monate und Kunigunde verlor den Glauben daran, dass Heinrich lebend aus dem Feldzug zurückkehren würde. Eines Tages hielt sie es vor Herzschmerz nicht mehr aus und verließ Mehlem, ohne jemanden Bescheid zu geben um im nahegelegenden Niederbachem bei ihrem Onkel und ihrer Tante zu leben.

Nur kurze Zeit später kehrte Heinrich nach Mehlem zurück. Die Mehlemer glaubten er habe Kunigunde verschleppt, sie verurteilten ihn und er wurde noch am selben Abend auf dem Mehlemer Richtplatz gehängt.

Kurz darauf kehrte Kunigunde zurück und erfuhr vom Tod Heinrichs, woraufhin sie ins Mehlemer Kloster ging, da sie nie wieder jemanden so sehr liebten konnte wie Heinrich.[1]

Einzelnachweise

  1. Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg

Weblinks

 Commons: Mehlem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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