Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling

Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling
Filmdaten
Deutscher Titel Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling
Originaltitel 봄, 여름, 가을, 겨울… 그리고 봄 (Bom, Yeorum, Gaeul, Gyeowool… Geurigo Bom)
Produktionsland Südkorea
Deutschland
Originalsprache Koreanisch
Erscheinungsjahr 2003
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Kim Ki-duk
Drehbuch Kim Ki-duk
Produktion Karl Baumgartner
Lee Seung-jae
Musik Park Ji-woong
Kamera Baek Dong-hyeon
Schnitt Kim Ki-duk
Besetzung
  • Oh Yeong-su: Alter Mönch
  • Kim Ki-duk: Mönch im Winter /…und Frühling
  • Kim Young-min: ehem. Novize im Herbst
  • Seo Jae-kyung: Novize im Sommer
  • Ha Yeo-jin: Das Mädchen
  • Kim Jong-ho: Novize im Frühling /…und Frühling
  • Kim Jung-young: Mutter des Mädchens
  • Ji Dae-han: Erster Kommissar
  • Choi Min: Zweiter Kommissar
  • Park Ji-a: Vermummte Mutter
  • Song Min-young: Das Kleinkind

Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling ist ein Film des südkoreanischen Regisseurs Kim Ki-duk aus dem Jahr 2003.

Der Episodenfilm erzählt die Geschichte des Meisters – ein koreanischer, buddhistischer Mönch – und seines Schülers – ein Kind und Novize – als cineastischen Bildungsroman und Kreislauf des Lebens. Schauplatz des Filmes und Lebenswelt der beiden ist eine Floß-Klause auf einem inmitten bewaldeter Berge gelegenen See, die nur durch ein Tor am Ufer mit einem einzelnen Boot zu erreichen und doch um vieles mehr tragisch mit der wirklichen Welt verbunden ist. Das Floß scheint nur statisch zu sein, tatsächlich schwimmt und dreht es sich – eine innere Dynamik, die der Kamera und damit dem Leben beider Menschen verwehrt bleibt.

Allein schon die Landschaftsaufnahmen im Wechsel der Jahreszeiten weisen Kim Ki-duk als Filmemacher aus, der die Möglichkeiten seines Mediums auszuschöpfen weiß und mit Bildern mehr als mit Worten arbeitet. Manchmal sind diese kontemplativen Naturbilder ein Kontrast zur seelischen Gestimmtheit der Protagonisten. Immer zeigen sie die Harmonie der Natur als Ideal für den Seelenzustand des Buddhisten, den der Meister im Laufe der Jahre mehr und mehr erreicht. Wichtiges Stilmittel ist hierbei die stets statische Kameraführung, welche die der Handlung innewohnende Ruhe stützt.

Der Film war Sieger von zwei Chlotrudis Awards als Bester Film und für die Beste Kamera.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Im Folgenden wird die Handlung des Filmes dargestellt.

Frühling

Aufgewachsen unter den Lehren des Meisters und in einer Welt des Glaubens und des Gebetes fährt das Kind allein in die Wälder, um Kräuter zu sammeln. Hier obsiegt Yang: Haschen nach Schmetterlingen und das zerstörerische Werfen von Steinen auf Leben brechen sich Bahn in höchste Freude und Verzückung an sinnloser Tierquälerei: Fisch, Frosch und Schlange werden unter den Augen des heimlich beobachtenden Meisters an Steinen gefesselt einem nun beschwerten Leben zurückgegeben.

Zur Buße bindet der Meister dem schlafenden Jungen seinerseits einen Stein auf den Rücken. Er soll die Tiere finden und von ihrer Last befreien, erst dann wird auch der Junge von seiner Last entbunden werden. Doch „wenn eines stirbt: der Fisch, der Frosch oder auch die Schlange, dann wirst du dein Leben lang diesen Stein auf deinem Herzen tragen“ – die erste Prophezeiung des Meisters, die eine sich selbst erfüllende ist. Wiederum unter den Augen des heimlich beobachtenden Meisters kann der Junge nur noch den Frosch lebend befreien. Unter den Tränen des Jungen wird der Stein zu einem Stein auf seinem Herzen.

Sommer

Eine Mutter bringt ihre kranke Tochter zur Klause auf der Suche nach Heilung. Zwischen dem zum Jüngling gewachsenen Schüler und dem Mädchen entfachen sich zarte Liebe, dann stürmische Leidenschaft. Der Junge bricht mit seinem bisherigen Leben in dem Moment, als er die im Haus einzeln stehenden Türen nicht mehr benutzt, sondern einfach an ihnen vorbeiläuft – er wählt den einfachen Weg.

Der Meister versenkt das Boot, in dem das Liebespaar eingeschlafen ist. „Aus Begierde entsteht Abhängigkeit, und daraus erwachen Mordgedanken“ – die zweite Prophezeiung des Meisters, die wiederum eine sich selbst erfüllende ist. Er bringt das geheilte Mädchen zurück in die andere, die „echte“ Welt. Am nächsten Morgen folgt der Junge dem Mädchen nach.

Herbst

Auf dem den Käse umwickelnden Zeitungspapier erkennt der Meister seinen ehemaligen Schüler – nun ein Mann von dreißig Jahren – wieder, der wegen Mordes an seiner Ehefrau, dem Mädchen, gesucht wird. Der erwartete Rückkehrer klagt an, dass das Mädchen ihm die versprochene Treue versagte – auch nach dem Mord ein Ausbruch voll Wut und Hass, dem der Meister begegnet mit „Das weltliche Leben ist aber so, da heißt es lernen loszulassen. Das, was dir gefällt, gefällt auch anderen.“ Im Wald bzw. am See entlädt sich – wie einst im Frühling unter den Augen des heimlich beobachtenden Meisters – die Wut des ehemaligen Schülers in sinnloser Zerstörung, ohne Hoffnung auf das Wiederfinden des seelischen Gleichgewichts.

Der Meister schlägt den ehemaligen Schüler mit einem Stock, nachdem dieser versucht hatte, sich umzubringen und bereitet sodann die Buße vor, indem er den Diamant-Sutra (der die Leere aller Erscheinungen zum Thema hat) mit dem Schwanz der Katze auf das Floß schreibt, während sich der Junge mit Hilfe des Messers, an dem noch das Blut des Mädchens klebt, von seinen langen Haaren trennt. „Selbst wenn du andere einfach umbringst, dich kannst du nicht so einfach töten. Schneide diese Zeichen mit dem Messer aus, Zeichen für Zeichen wirst du damit die Wut aus deinem Herzen herausschneiden.“

Zwei Kommissare treffen ein, um den Mörder seiner weltlichen Strafe zuzuführen; zunächst darf er jedoch seine Arbeit zu Ende führen, wonach er vor Erschöpfung zusammenbricht. Die Ausgewogenheit dieses Ortes der Spiritualität bringt auch die beiden Kommissare zu einer inneren Ruhe: sie helfen dem Meister die ausgeschnitzten Zeichen auszumalen. Dann ist es Zeit, dass der Mörder seiner weltlichen Strafe zugeführt wird – nachdem auch seine Seele wieder ins Gleichgewicht gekommen ist.

Das innere Gleichgewicht des Meisters dagegen ist zerstört. Kraft seiner Gedanken hält er das fahrende Boot an, um den Jungen zu einem Rückblick und einem Abschied zu bewegen. Nun legt er sich Buße auf, verbrennt sich selbst auf dem Scheiterhaufen und ersteht als Schlange wieder auf, die in der Klause fortlebt.

Winter

Nach dem Verbüßen der Strafe kehrt der Novize in das Tal des nun völlig vereisten Sees zurück, um nach einem intensiven Selbststudium um die Einheit von Körper und Geist selbst zum Meister zu werden.

Eine vermummte Mutter bringt ihr kleines Kind zum Meister, um ihm unter größtem Leid und Schmerz das junge Leben anzuvertrauen – ihr einziger Ausweg. Die Frau flieht in die Nacht und ertrinkt, als sie in ein Eisloch fällt.

Der neue Meister tauscht den Stein, der seit dem Frühling auf seinem Herzen lastet, gegen einen echten aus, den er hinter sich her und an Erinnerungen an Fisch, Frosch und Schlange vorbei die Berge hinaufzieht, wo er eine bronzene, nun über allem thronende Statue aufstellt. In dieser Buße gleicht sich die Dissonanz aus dem Tode des alten Meisters aus.

… und Frühling

Aufgewachsen unter den Lehren des neuen Meisters und in einer Welt des Glaubens obsiegt im jungen Schüler Yang, als er in höchster Freude und Verzückung sinnlos eine Schildkröte quält, Fisch, Frosch und Schlange tötet, indem er Steine in ihre Münder zwängt.

Interpretationen

In Winter stellt sich – wie in Frühling und Herbst – die Frage nach der Schuld des Mannes. Ist das Kind schuldig gewesen am Tod der Tiere, den es nicht wollte? Ist der Eifersüchtige schuldig am Tod der Frau, als die Wut in ihm über die Moral siegte? Ist der geläuterte Mönch schuldig am Tod der Frau, die ja auch auf den Tag hätte warten können, vorsichtiger hätte sein können? Der Mönch zieht für sich die Konsequenz, indem er einen Stein einen Berg hinaufzieht. Als Buddhist ist er klüger als Sisyphos, dem der Stein immer wieder entgleitet. Der Mönch bindet den Stein mit einer Leine an sich, erinnert in seinem Leid an die Tiere, denen er Leiden zugefügt hatte. Als er auf dem Berggipfel angekommen ist, betet er und setzt die Statue eines Buddha Maitreya auf den Stein.

Mag der neue Mönch auch für sich das Leiden überwunden und Erleuchtung erlangt haben, so geht der Kreislauf des Lebens weiter, dreht sich das Rad Samsara erneut. Die letzte Episode und Frühling zeigt, wie ein tatendurstiger kleiner Junge eine Schildkröte auf dem Floß untersucht, nicht eben sanft, und ein älterer Mönch, der den Tempel hütet, wird ihm so manches über das Leiden und die Befreiung davon beibringen müssen.

Im „Winter“ bleibt unklar, ob die Mutter, die dem neuen Meister ihr Kind anvertraut, das Mädchen von einst ist. Dafür spricht die scheinbar starke Vertrautheit der beiden Charaktere. Auch scheint die stille, tastende Kommunikation zwischen Mann und Frau nicht nur der Zukunft des Kindes, sondern vor allem Mann und Frau selbst zu gelten.

Kim Ki-duks Filme spiegeln auch immer sein Weltbild wider. Für ihn gilt uneingeschränkt der Zusammenhang von Verbrechen und Strafe, den der zutiefst christliche Dostojewski in seinem Roman Schuld und Sühne verarbeitet hat. Aber während sich für Dostojewski dieses Paar vollständig erschöpfend ausgleicht, kommt im Film eine zusätzlich Komponente – die der Buße – hinzu. Die Strafe kann nur das weltliche Ungleichgewicht, das durch das Verbrechen entstanden ist, ausgleichen. Der seelische Ausgleich ist nur durch die Buße – gleich in welcher Form – möglich.

Kritiken

„Feine Meditationsstunde über das Leben, den Tod – und die mystische Schönheit der Natur.“

Cinema[1]

„[…] die Spiegelung des Weltgeschehens in einer verzauberten Miniatur.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung[2]

Weblinks


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