Gebhard von Eichstätt

Gebhard von Eichstätt
Viktor II. in der Darstellung im Pontifikale Gundekarianum (1071/72)

Viktor II., auch Victor II. (* um 1022; † 28. Juli 1057 in Arezzo) war als Gebhard I. Bischof von Eichstätt von 1042 bis 1057 und als fünfter Deutscher von 1055 bis 1057 Papst.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Gebhard stammte aus Schwaben und war mit dem Regensburger Bischof Gebhard III.[1] verwandt, der ein Halbbruder von Kaiser Konrad II. war. Zu Eichstätt hatte er vor seiner Wahl im Jahr 1042 keinerlei Beziehungen, denn sein Vater Hartwig musste sich bei seiner Wahl erst erkundigen, wer der Schutzheilige des Bistums Eichstätt sei.

Gebhards Abstammung aus dem Grafengeschlecht von Grögling bei Dietfurt, einem Geschlecht, das sich ab 1160 als die Grafen von Dollnstein-Hirschberg und sich erstmals 1205 nur noch als die Grafen von Hirschberg bezeichnete, wurde vielfach angezweifelt und gilt heute u. a. aus obigem Grund als äußerst unwahrscheinlich. Die Angabe comes de Tollnstein et Hirsperg natus („geborener Graf von Dollnstein und Hirschberg“) im Pontifikale Gundekarianum seines Nachfolgers, des Bischofs Gundekar II. (reg. 1057-1075), ist erst nachträglich, wohl im 14. Jahrhundert, eingefügt worden.

Leben und Wirken

Gebhard wird bei seiner Wahl zum 17. Bischof von Eichstätt etwa 20 Jahre alt gewesen sein, dürfte also um 1022 geboren sein. Er kam nach seiner Wahl nicht nach Eichstätt, sondern blieb am kaiserlichen Hof Heinrichs III., dessen Sekretär er war. Da er vor allem in Rechtsfragen sehr geschickt war, galt er bald als mächtigster Mann im Reich nach dem Kaiser.

Nach dem Tod von Papst Leo IX. am 19. April 1054 wurde Gebhard auf Betreiben von Heinrich III. als Viktor II. zum Papst gewählt. Er sträubte sich zunächst, stimmte aber im März 1055 auf dem Regensburger Reichstag zu und wurde am 13. April 1055 in Rom feierlich inthronisiert. Sein Eichstätter Bischofsamt behielt er bei. Er setzte die Politik Leos fort - auf der Synode im Juni 1055 in Florenz vertrat er dessen Kirchenreform.

Viktor II., als Bischof von Eichstätt weiterhin Reichsverweser, tat alles in seiner Macht stehende, um das salische Imperium zu stützen. Im September 1056 war er auf dem Hoftag zu Goslar und kehrte danach nicht mehr nach Rom zurück, sondern blieb beim Kaiser und war auch an dessen Sterbelager am 5. Oktober 1056 in der sächsischen Pfalz Bodfeld. Sein Hauptinteresse galt nun der Sicherung der Nachfolge. Nach der Beisetzung Heinrichs III. in Speyer zog er mit dessen 6jährigen Sohn Heinrich nach Aachen, um ihn als Heinrich IV. auf den Thron Karls des Großen zu setzen. Durch diplomatische Bemühungen, u. a. durch die Besänftigung der Bayern, gelang es ihm, die Herrschaft des jungen Heinrich und der Kaisermutter Agnes zu sichern.

So wichtig Gebhard für die Politik des Reiches war, so wenig hatte er für sein Bistum Eichstätt getan. Die von Bischof Heribert (reg. 1022-42) zurückgelassenen Kirchenruinen im Dombereich baute er nicht weiter auf, sondern befahl 1057 - auf einem Abstecher von Regensburg nach Neuburg an der Donau kurz in Eichstätt weilend - den Abriss des Ostchores des Domes. Andererseits erweiterte er den Besitz des Eichstätter Bischofs durch Schenkungen des Kaisers; so gewann er Besitz an der Wörnitz im Riesgau, die Märkte Beilngries und Waldkirchen samt Zoll und kaiserlichem Bann, Schelldorf und Gerolfing sowie das Weinbaugebiet von Rebdorf bei Eichstätt bis Inching bei Walting. Sein Nachfolger in Eichstätt wurde Gundekar II., Hofkaplan der Kaiserin Agnes.

So die Reichsangelegenheiten geregelt, zog er nach Rom. Auf dieser Reise starb er am 28. Juli 1057 in Arezzo an einer fiebrigen Krankheit. Seine Begleiter wollten seinen Leichnam nach Eichstätt bringen, doch die Bewohner Ravennas stahlen die Leiche und setzten ihn in der Basilika S. Maria Rotonda in Ravenna beim Grabmal Theoderichs bei.

Viktor II.-Denkmal von Johanna Fischl im Eichstätter Dom

Ehrung

1945 errichtete die Bildhauerin Johanna Fischl ein Denkmal für Viktor II. im Eichstätter Dom.

Literatur

  • August Sieghardt: Die Grafen von Hirschberg im Altmühltal. Einst Herren von Grögling, Dollnstein und Ottenburg. In: Heimgarten 26. 1955. Nr. 21.
  • Rudolf Graber: Der Eichstätter Papst Viktor II. (1055-1057). In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt. 4. Jg. (1955). Nr. 7/8.
  • Bischof Gebhard I. - Papst Viktor II. (1042-1057). In: Eduard Matthäus Werner: Anonymus Haserensis von Eichstätt. Studien zur Biographie im Hochmittelalter. Diss. phil. LMU München 1966. S. 92-96.
  • Brun Appel, Walter Dürig, Andreas Bauch (Herausgeber), Ernst Reiter (Herausgeber): Das „Pontifikale Gundekarianum: Faksimile-Ausgabe des Codex B 4 im Diözesan-Archiv Eichstätt. Reichert Verlag. ISBN 3-882263725.
  • Georg Schörner: Das Papst-Viktor-Denkmal im Dom Eichstätts. Meisterwerk der Bildhauerin Johanna Fischl. In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt. (1985) Nr. 1
  • Klaus Kreitmeir: Die Geschichte des Marktes Dollnstein bis zur Säkularisation. In: Dollnstein 600 Jahre Markt. Kipfenberg: Hercynia 1987. S. 58-73.
  • Klaus Kreitmeir: Die Bischöfe von Eichstätt. Verlag Kirchenzeitung. Eichstätt 1992. S. 20-22.
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Eichstätt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535. Reihe: Germania Sacra - Neue Folge 45. Berlin 2006. ISBN 978-3-11-018971-1. S. 58-63.

Einzelnachweise

  1. siehe auch Liste der Bischöfe von Regensburg

Weblinks



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