- Geising
-
Geising Stadt AltenbergKoordinaten: 50° 45′ N, 13° 47′ O50.75805555555613.791111111111666Koordinaten: 50° 45′ 29″ N, 13° 47′ 28″ O Höhe: 666 m ü. NN Fläche: 56,07 km² Einwohner: 1.271 (30. Dez. 2010)[1] Eingemeindung: 1. Jan. 2011 Postleitzahl: 01778 Vorwahl: 035056 Geising ist ein Stadtteil der Stadt Altenberg in Sachsen im östlichen Erzgebirge unweit der tschechischen Grenze. Bis zum 1. Januar 2011 war Geising eine eigenständige Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Ortsgliederung
Zur ehemaligen Stadt Geising gehörten die Ortsteile Fürstenau (mit Gottgetreu und Müglitz), Fürstenwalde (mit Rudolphsdorf), Liebenau und Löwenhain sowie der Stadtteil Lauenstein (mit Kratzhammer).
Geschichte
Wappen und Name
Das Wappen ist eine Kombination der Wappen von Altgeising und Neugeising. Es zeigt vor goldenem Hintergrund einen schwarzen Greif (ehemaliges Wappen von Neugeising) mit roter Zunge und roten Krallen, der eine schwarze Felswand ersteigt. Im rechten oberen Eck symbolisieren Hammer und Schlegel (ehemaliges Wappen von Altgeising) die Bergbautradition der Stadt.
Der Name selbst wurde wahrscheinlich vom benachbarten Geisingberg übertragen.[2] Der Wortstamm geut (germ.) bzw. geußen (frühneuhochdeutsch) deutet auf fließen lassen hin und bezeichnet den Geisingberg als den (vom Regenwasser) übergossenen Berg. Nach der Etablierung des Bergbaus ist auch ein Bezug auf die Zinnverarbeitung (Geising als der Ort an dem Zinn gegossen wird) denkbar.
Die Namensschreibung wechselte im Laufe der Geschichte mehrmals. Überliefert sind u.a. Gewsing (1375 und 1449), Geußingk (1462), Gusingeßgrunt (1477), ym Gewsing (1479), Neue Stadt Geussingsgrundt (1517), Geusing (1539) und Geußingesgrunde (1536).
Gründung und Entwicklung
Die Anlage von Geising erfolgte im Zusammenhang mit dem im Umfeld vorrangig auf Eisen, Silber und Zinn betriebenen Bergbau. Bereits 1375 fanden Eisenerzgruben bei Gewsing eine erste Erwähnung. In die Zeit des Fündigwerdens der Altenberger Zinnlagerstätte fällt 1449 die Nennung eines Smedewerg im Gewsing (Schmiedewerk in Geising). Dieses befand sich wahrscheinlich zusammen mit weiteren Erzwäschen, Hammer- und Hüttenwerken auf der westlichen Seite des Geisingbaches, welcher zugleich die Grenze zwischen den Herrschaften Bärenstein und Lauenstein bildete. Die sich um die Verarbeitungsanlagen entwickelnde Ansiedlung erhielt als Altgeising 1453 das Stadtrecht. Daraufhin gründeten die Lauensteiner Burgherren im Auftrag von Kurfürst Friedrich II. 1462 am östlichen Bachufer Neugeising, welches sofort städtische Rechte erhielt. Beide Siedlungen schlossen sich 1857 zur Stadt Geising zusammen.
Eingemeindungen nach Geising
- 1974: Löwenhain
- 1994: Fürstenau mit seinen ehemaligen Ortsteilen Gottgetreu und Müglitz, Fürstenwalde mit seinen ehemaligen Ortsteilen Rudolphsdorf und Kratzhammer, Liebenau
- 1996: Lauenstein
Eingemeindung von Geising nach Altenberg
Der Geisinger Stadtrat stimmte am 21. Dezember 2010 mehrheitlich der Eingemeindung nach Altenberg zum 1. Januar 2011 zu.[3] Durch die Kommunalaufsicht des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde die Eingemeindung am 29. Dezember 2010 genehmigt.[4] Geising verlor damit 557 Jahre nach der Stadtrechtsverleihung an Altgeising seine Selbständigkeit.
Die Eingemeindung wurde maßgeblich durch die prekäre finanzielle Situation Geisings beeinflusst. Die Stadt konnte 2010 keinen ausgeglichenen Haushalt mehr vorlegen, die Schulden beliefen sich Ende 2010 auf 4,8 Mill. €, darunter allein 2,28 Mill. € Fehlbeträge.[5]
Durch die Eingemeindung wuchs Altenberg auf eine Fläche von über 146 km² und wurde damit die mit Abstand größte Gemeinde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Die Einwohnerzahl stieg von ca. 5.700 Einwohner auf knapp 8.900 Einwohner. Zugleich entstand eine neue regionale Touristenhochburg: 2009 zählten beide Gemeinden zusammen knapp 423.000 Übernachtungen, dies entspricht ca. 17 % der im Landkreis registrierten Übernachtungen.[6] Tourismus und Kurwesen sichern in beiden Gemeinden ca. 1.800 Arbeitsplätze.[4]
Entwicklung der Einwohnerzahl
Jahr Einwohner 1551 ¹ 658 1815 856 1834 1104 1871 1303 1890 1310 1900 1240 1910 1316 1919 1445 1933 1279 1939 1515 Jahr Einwohner 1946 2156 1957 2091 1964 1919 1990 2 3432 1994 3629 1997 3 3586 (1215) 2000 3564 (1293) 2003 3371 (1270) 2005 3215 (1281) 2007 3182 (1314) 2008 3147 Jahr Einwohner 2010 4 1271 Zusammenstellung nach Zühlke (1966) und Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen
(1): darunter 252 in Altgeising und 406 in Neugeising
(2): ab 1990: Angaben für das gesamte Gemeindegebiet am Jahresanfang (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen)
(3): ab 1997: Klammerwerte sind Angaben für Geising Stadt am Jahresanfang (Sächsische Zeitung Ausgabe Dippoldiswalde vom 16. Januar 2007)
(4): ab 2010: Einwohnerzahl nur für den Ort GeisingGedenkstätten
Grabstätte und Gedenktafel auf dem Ortsfriedhof für zwei unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch vom Außenlager Nossen/Roßwein des KZ Flossenbürg im April 1945 von SS-Männern ermordet wurden.
Politik
Der letzte Bürgermeister vor der Eingemeindung war Frank Gössel (CDU). Er war von 1994 bis zum 31. Dezember 2010 im Amt und davor vier Jahre lang Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Fürstenwalde, die 1994 nach Geising eingemeindet wurde. Sein Vorgänger in Geising und erster Bürgermeister nach der Wende bis 1994 war Reiner Fischer (parteilos).
Partnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Besucherbergwerk Silberstollen: Schauanlage in einem bis 1864 betriebenen Stollen
- Grenzüberschreitender Bergbaulehrpfad
Natursehenswürdigkeiten
Bauwerke
Das Geisinger Ortszentrum steht als historische und gut erhaltene Siedlungsanlage weitgehend unter Denkmalschutz. Da die ehemalige Stadt im Laufe ihrer Entwicklung von größeren Bränden verschont wurde, blieb der Grundriss Geisings seit dem 16. Jahrhundert nahezu unverändert erhalten. Unter den teils in Fachwerk-, teils in Umgebindebauweise errichteten Häusern ragt das sogenannte Saitenmacherhaus hervor. Das 1688 errichtete Fachwerkhaus mit steinernen Erdgeschoss verfügt über ein Sitznischenportal. Im Gebäude befand sich 1691 bis 1902 eine Zinngießerei. Die Stadtkirche wurde 1689 erbaut und beherbergt einen wertvollen Altar mit Bergmannsleuchtern. Das im Jahr 1908 errichtete Rathaus steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Die kursächsische Postdistanzsäule am Geisinghof ist eine Nachbildung der Säule von 1734, die auf dem Altmarkt von Neugeising stand.
Freizeit und Sport
- Kunsteishalle „Gründelstadion“ (Eissaison u. a. mit Curling und Eislaufen von Oktober bis März, im Sommer Skaterbahn)
- Naturbad Hüttenteich (u. a. Abenteuerspielplatz, Freilandkegeln, Minigolf, Miniboote, Tischtennis)
- Bowling und Billard in der Gaststätte „Am Schauhübel“
- Tennisanlage am Berghotel Schellhas
- Devalkart (unmotorisierter Kart) am Skihang
- Abfahrtshang und Skilift
- Sporthalle
- Sportschießen beim Schützenverein
- Wildpark Osterzgebirge Hartmannmühle
- Kohlhaukuppe
- Geisingberg
Regelmäßige Veranstaltungen
- Ski- und Eisfasching (Sonntag vor Fastnacht)]
- Weihnachtsmarkt (1. Advent)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Seit 1890 war Geising Endpunkt der Müglitztalbahn, welche die Bergstadt durch das Müglitztal mit Heidenau und dem oberen Elbtal verband. Die Bahnstrecke wurde 1923 bis Altenberg verlängert. Sie hat einen wesentlichen Beitrag zur touristischen Entwicklung Geisings geleistet.
Ansässige Unternehmen
- Feinwerktechnik GmbH, 50 Mitarbeiter, Herstellung von feinmechanischen Antrieben und Baugruppen
- Spinner Lauenstein GmbH, 250 Mitarbeiter, Herstellung von HF-Kabeln für Mobilfunksende- und Empfangsanlagen
ehemalige Unternehmen
Bildung
- Mittelschule Geising
- Grundschule Lauenstein
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Johann Schelle (1648–1701, Komponist, Thomaskantor
- Johann Kuhnau (1660–1722), Komponist des Barock, Thomaskantor, Nachfolger von Johann Schelle
- George Bähr (1666–1738), protestantischer Barockarchitekt (geboren im heutigen Ortsteil Fürstenwalde)
- Imanuel Heinrich Kauderbach (1695–1776), lutherischer Theologe und Autor
- Hansjörg Knauthe (* 1944), Biathlet, der die ersten deutschen Biathlon-Olympiamedaillen, Olympische Spiele 1972 Silber- und Bronzemedaille, gewann
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Heribert Fischer-Geising, (1896–1984), Maler und Zeichner, von 1919 bis 1961 in Geising
- Sandra Kiriasis (* 1975), aufgewachsen in Geising, deutsche Bobpilotin, olympische Gold- und Silbermedaillengewinnerin
- Lars Jungnickel (* 31. August 1981 in Dohna) ist ein deutscher Fußballspieler, der beim 2. Bundesligaverein Dynamo Dresden spielt.
Literatur
- Um Altenberg, Geising und Lauenstein. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1964 (Werte der deutschen Heimat. Band 7).
- Wolfgang Barsch, Horst Giegling und Werner Stöckel: Geising und seine Bergbauschauanlage Silberstollen. Geising 1978
- Karlheinz Blaschke: Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Beiheft zur Karte B II 6 des Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen (hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und dem Landesvermessungsamt Sachsen), Leipzig und Dresden 2003
- Erich Fritzsch und Lothar Kempe: Osterzgebirge. Leipzig 1981
- Otto Eduard Schmidt: Zur Siedlungsgeschichte der Flussgebiete der Müglitz und der Gottleuba. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Heft 9–12/1927. Dresden 1927. S. 367–378.
- Dietrich Zühlke: Stadtsiedlungen im östlichen Erzgebirge. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hg.): Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat, Band 10. Berlin 1966, S. 244–257.
- Richard Steche: Geising. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 31.
Weblinks
Commons: Geising – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage von Geising
- Geising im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Wildpark Osterzgebirge
- Besucherbergwerk Silberstollen
- Homepage des Traditionellen Ski- & Eisfasching Geising
Belege
- ↑ Zahlen und Fakten zur Stadt Altenberg
- ↑ Martin Hammermüller (Um Altenberg, Geising und Lauenstein. Werte der Deutschen Heimat, Band 7, Berlin 1964) vermutet eine Übertragung des Ortsnamens auf den Berg. Ernst Eichler und Hans Walther (Städtenamenbuch der DDR. Leipzig 1986) gehen vom Gegenteil aus. Es erscheint aber glaubwürdiger, dass ein so markanter Einzelberg wie der Geisingberg schon eine Bezeichnung besaß, bevor es zur Anlage der Siedlung zu seinen Füßen kam.
- ↑ Maik Brückner: Geising stimmt der Eingemeindung zu, Sächsische Zeitung vom 23. Dezember 2010
- ↑ a b Mandy Schaks: Die Städte Altenberg und Geising gehen ab Januar gemeinsame Wege, Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde) vom 30. Dezember 2010
- ↑ Maik Brückner: Leistet sich Geising zu viel?, Sächsische Zeitung (Dippoldiswalde) vom 23. Oktober 2010
- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen - Gemeindestatistik Sachsen
Gemeindeteile der Stadt AltenbergAltenberg | Bärenburg | Bärenfels | Bärenstein | Falkenhain | Fürstenau | Fürstenwalde | Geising | Gottgetreu | Hirschsprung | Kipsdorf | Lauenstein | Liebenau | Löwenhain | Müglitz | Neu-Rehefeld | Neuhermsdorf | Rehefeld-Zaunhaus | Rudolphsdorf | Schellerhau | Waldidylle | Zinnwald-Georgenfeld
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Geising — Geising … Wikipédia en Français
Geising — Geising, Stadt im Weißeritzkreis, Sachsen, im Osterzgebirge, 590 m über dem Meeresspiegel, am Fuße des zur Stadt Altenberg gehörenden Geisingberges (824 m über dem Meeresspiegel), nach der Zugemeindung mehrerer Orte (u. a. von Lauenstein) 2 800 … Universal-Lexikon
Geising — Geising, Bergstadt im Gerichtsamt Altenberg des königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirks Dresden, am Geisingbach, Zinnbergbau, Strohflechterei, Leimsiederei u. Cigarrenfabrikation; 1240 Ew. Die beiden Städtchen Alt u. Neugeising sind erst… … Pierer's Universal-Lexikon
Geising — (Alt und Neu G.), Stadt und Luftkurort in der sächs. Kreish. Dresden, Amtsh. Dippolbiswalde, am 824 m hohen, steilen Geisingberg, im tiefen Tal der obern Müglitz, an der Staatsbahnlinie Mügeln bei Pirna G., hat eine evang. Kirche,… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Geising — Geising, Stadt in der sächs. Kreish. Dresden, an der böhm. Grenze, (1900) 1241 E., Strohflechtschule … Kleines Konversations-Lexikon
Geising — Geising, Alt u. Neu G., 2 sächs. Bergstädtlein, 550 E. und 700 E., Bergamt, Schmelzhütten u. Zinngruben … Herders Conversations-Lexikon
Geising — Infobox Ort in Deutschland Art = Stadt image photo = Wappen = Wappen geising.png lat deg = 50 |lat min = 45 |lat sec = 29 lon deg = 13 |lon min = 47 |lon sec = 28 Lageplan = Bundesland = Sachsen Regierungsbezirk = Dresden Landkreis = Sächsische… … Wikipedia
Geising — Original name in latin Geising Name in other language Gajzing, Гайзинг, Гајзинг State code DE Continent/City Europe/Berlin longitude 50.76252 latitude 13.78561 altitude 592 Population 3283 Date 2010 11 15 … Cities with a population over 1000 database
Löwenhain (Geising) — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia
Lauenstein (Geising) — Lauenstein Stadt Geising Koordinaten … Deutsch Wikipedia