Gertraud Herzger von Harlessem

Gertraud Herzger von Harlessem

Gertraud Herzger von Harlessem (* 4. August 1908 in Bremen; † 24. Juli 1989 in Überlingen) war eine Bremer Künstlerin und Vertreterin der Klassischen Moderne.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach ihrem Abitur entschied die von klein auf malende Gertraud Herzger von Harlessem, Künstlerin zu werden. Die Eltern unterstützten ihren Wunsch und finanzierten ihr den Besuch der Johannes-Itten-Schule in Berlin. Bei dem Bauhaus-Künstler Johannes Itten lernte Gertraud von Harlessem, Dynamik und Hell-Dunkel-Kontraste in ihren Bildern zu entwickeln.

Kinderfrau im Herbst, 1929

Um sich den engen, klar strukturierten Vorgaben zu entziehen, wechselte sie nach Halle auf die Burg Giebichenstein. Hier war sie von 1930 bis 1932 Schülerin des Malers Erwin Hahs und genoss die freie und ungezwungene Arbeitsweise. Es entstanden expressive Werke, wie beispielsweise das Atelierfest. Daneben stehen Impressionen, wie Im Tiergarten oder Lesendes Mädchen, düstere, fast surreal wirkende Szenen, wie Frauen in der Allee oder Ruth, gegenüber. Jakob Wassermanns Erzählung Adam Urbas inspirierte sie zu einer sieben Blätter umfassenden Holzschnittfolge. In diesen traditionell hart und kantig anmutenden Schwarzweiß-Holzschnitten spiegelt sich der Einfluss Ittens wider. Ab 1931 wurde in den Farbholzschnitten von Harlessems Experimentierwille am deutlichsten. Sie verstand es, Holzschnitt- und Maltechnik zu verbinden, und, obwohl sie von einer Platte druckte, subtile malerische Wirkung zu erzielen.

Im Tiergarten, 1930

1933 kehrte von Harlessem zu ihren Eltern zurück. Diese lebten mittlerweile in Dresden und hatten durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre ihr Vermögen, und somit die Möglichkeit den künstlerischen Werdegang ihrer Tochter zu finanzieren, eingebüßt. 1934/35 arbeitete von Harlessem in der Böttcherstraße in Bremen. 1940 heiratete Gertraud von Harlessem Walter Herzger, den sie bereits auf der Burg Giebichenstein als Leiter der Graphischen Werkstatt kennengelernt hatte. Bald entstand zwischen den beiden Künstlern eine gewisse Konkurrenz, die Gertraud von Harlessem immer stärker dazu zwang, im Geheimen zu schaffen. Nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Sabine im Jahr 1940 war für Walter Herzger klar, dass seine Frau nun ihre Aufgabe habe und das Malen einstellen solle. Dies hielt Gertraud von Harlessem jedoch nicht davon ab, künstlerisch tätig zu sein, und im Verborgenen entstanden kleinformatige, oft skizzenhafte und unvollendete Werke. Sie bevorzugte Farbstifte, Pastell- und Wachskreiden, da der Geruch von Öl sie verraten hätte.

Während des Zweiten Weltkrieges suchte Gertraud Herzger von Harlessem, wie Otto Dix, Erich Heckel, Max Ackermann, Helmut Macke und Hugo Erfurt, Zuflucht auf der Halbinsel Höri am Bodensee. Als Walter Herzger 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, arbeitete von Harlessem in der Nähmaschinenfabrik Bernina im schweizerischen Steckborn im Akkord, um ihrem Mann künstlerische Arbeit zu ermöglichen. Hier lernte sie auch die Künstlerin Grete Kindermann, Frau des Bildhauers Hans Kindermann, kennen. Nach dem Tod ihres Mannes begann für von Harlessem eine kurze, intensive, künstlerische Schaffensperiode, die bis zu ihrem Tod 1989 andauerte.

Werke (Auswahl)

  • Kinderfrau im Herbst (Privatbesitz), 1929.
  • Atelierfest (Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design, Halle), um 1930/31.
  • Weiblicher Akt II (Privatbesitz), um 1932.
  • Lesendes Mädchen (Privatbesitz), um 1933.
  • Frauen in der Allee (Privatbesitz), 1932.

Literatur (Auswahl)

  • Angela Dolgner: Gertraud Herzger von Harlessem. Eine Künstlerin aus dem Umfeld von Johannes Itten und Erwin Hahs, Freundeskreis Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design e. V. in Zusammenarbeit mit dem Paula Modersohn-Becker Museum Bremen und dem Hermann-Hesse-Höri-Museum Gaienhofen, Halle an der Saale 2008, ISBN 978-3-86019-067-8.
  • Barbara Lipps-Kant: Gertraud Herzger von Harlessem 1908-1989, Reutlingen 1993.

Siehe auch

Weblinks


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