- Erwin Hahs
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Erwin Hahs (* 27. Juli 1887 in Berlin; † 31. März 1970 in Zernsdorf) war ein deutscher Maler und Grafiker und Professor an der Burg Giebichenstein Halle
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erwin Hahs entstammt einer Berliner Tuchhändlerfamilie. Nach dem Realschulabschluss in Berlin-Charlottenburg begann er 1905 eine Lehre als Dekorationsmaler. Er war bis 1907 Schüler von Hans Seliger unter der künstlerischen Leitung von Cesar Klein. Hahs lernte im Volontariat den Expressionismus kennen. Ab 1908 studierte er in der von Bruno Paul geleiteten Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin bei E. R.Weiß. Hahs faszinierte der Stil von Hans von Marées und blieb diesem Vorbild sein Leben lang treu.
Er war befreundet mit Gustav Weidanz und Karl Müller, die wie er später Professoren an der halleschen Kunstschule Burg Giebichenstein werden. Erwähnenswert ist auch der durch Georg Kolbe vermittelte Kontakt zum Bauhausbegründer Walter Gropius, der Hahs und Georg Kolbe den Auftrag gab, ein Wandbild im Deutschen Pavillon beizusteuern, der 1913 zur Werkbundausstellung in Köln gezeigt wurde.
In den Kriegsjahren 1915 bis 1918 meldete sich Hahs freiwillig zum Krieg in Frankreich. Ende 1918 berief ihn Paul Thiersch auf Empfehlung von Bruno Paul an die Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale. Im Folgejahr stellte Hahs in Halle als Professor eine Malklasse zusammen. Er pflegte weiterhin die Kontakte zum Bauhaus und wurde Mitglied in der „Novembergruppe“. Seit 1926 leitete er mit Hans Finsler die Werbewerkstatt der Burg Giebichenstein.
In den Folgejahren verändert sich der expressionistische Stil langsam hin zu abstrakteren Formen.
Gropius Grundidee im Bauhaus war auch für Hahs wichtig, d. h. Handwerk, Kunstgewerbe, Architektur und Kunststile zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinigen, aber er verstand seine Lehrmeinung nicht als bloße Kopie der Bauhausidee für die hallesche Schule. Der Stil wich dabei von den exakten geometrischen Formen des Bauhauses ab, denn die malerischen Abstraktionen erhielten neben klaren geometrischen Formen auch amorphe und figürliche Elemente.
1933 wurde Hahs als Professor der Burg Giebichenstein entlassen und 1934 wurde seine Kunst als „entartet“ eingestuft, 1935 wurden Wandmalereien von ihm zerstört. Er arbeitete von 1938 bis 1940 als Restaurator in Linz. 1942 wurde er Lehrer am Gymnasium in Stendal. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er 1946 vom Rat der Stadt Stendal die Winckelmann-Medaille.
Er kehrte nach Halle zurück und übernahm seine ehemalige Professur für einige Jahre, bis er von neuen politischen Entwicklungen aus dem Amt gedrängt wurde.
Neben der Hahs-Klasse gab es eine Malereiklasse von Charles Crodel in den 1950er-Jahren an der Burg Giebichenstein, sie vertraten beide unterschiedliche Richtungen, suchten aber mit ihren Schülern nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten im Formalen. Das war ein Grund, diese Kunstschule als ein „Zentrum des Formalismus“ zu sehen. Es fand seinen Höhepunkt im sogenannten „Formalismusstreit“.
Durch die Zensur blieb die Weiterentwicklung der Klassischen Moderne des Erwin Hahs in der DDR aus. Er zog sich zurück und starb 1970 in Zernsdorf. 1972 und 1987 gab es noch zwei posthume Ausstellungen in Eisenach und Potsdam. Aber selbst die späte Rezeption wurde von den Kulturfunktionären der DDR degradiert.
Die Schüler der Malklasse waren Werner Büttner, Otto Damm, Lilo Deisenroth, Christa Dürk, Rudolf Heinrich, Ulrich Knispel, Herbert Lange, Otto Möhwald, Heinz Mutterlose, Karl-Erich Müller, Werner Rataiczyk, Wolfgang Speer, Fritz Stehwien, Hilde Strauß und Hilla Wuttge.
Werke
- Erwin Hahs malte insbesondere mit Industrielacken, nicht nur bei den großen ausgeführten Wand und Bühnenbildern, es sind auch viele kleine Formate so ausgeführt.
- 1913 gestaltete er ein Wandbild im Deutschen Pavillon gemeinsam mit Georg Kolbe zur Werkbundausstellung in Köln.
- 1924 entstanden für das Lazarett im Halleschen Polizeipräsidium und im Kinderheim auf Gimritz farbige Wandbilder.
- 1948 malte er Bühnenbilder für das Stadttheater in Cottbus für folgende Inszenierungen: Wagners Tannhäuser, für das Goethestück Iphigenie auf Tauris und Meier Helmbrechts Herrmann Mostar
- 1949 entstand mit Unterstützung durch Schüler ein Wandbild für den Speiseraum in den Chemischen Werken Buna, danach auch in anderen öffentlichen Gebäuden.
- 1950 folgten Entwürfe im Halleschen Stadttheater zu Puccinis Gianni Schicchi.
Literatur
- Erwin Hahs (1887–1970). Katalog der Ausstellung Halle und Potsdam; Halle, Moritzburg, 1987
- Hahs, Erwin; Lackbilder (1929–1939). Halle, 1999
- Erwin Hahs (1887–1970). Ausstellungen Halle und Potsdam 1987.
- Gerhard in Rostin (Hrsg.): Es kommt ein Stern gezogen – Untertitel: Ein Weihnachtsbuch. Illustrator: Splett, Meinolf; Hahs, Erwin; Hoffstetter, Iris; Holfeld, Karl; Lehmann, Joachim Seidel (Holz- und Farbholzschnitte)
- Joachim Lehmann: Erwin Hahs. Aus seinem Leben und Werk. Berlin, Evangelische Verlagsanstalt, 1968
- Dorit Litt, Gabriele Winter, Ingrid Schultheiß, Gunda Graewe: Erwin Hahs – Das Buch meiner Seele, Auszüge aus Tagebüchern 1945–1952, Hrg. Edition Burg Giebichenstein, 1995 limitierte Ausgabe
- Dorit Litt (Hrsg.): Verfemte Formalisten. Kunst aus Halle 1945 bis 1963. Kunstverein Talstraße, Halle 1998, ISBN 3-932962-03-6
- Burg Giebichenstein: Die Hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1992, Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Badisches Landesmuseum Karlsruhe
- Angela Dolgner: Erwin Hahs und Doris Keetman – Die frühen Jahre. Kunstverein „Talstrasse“ e. V. Halle 2005, ISBN 3-932962-26-5
- Guenter Roese (Hrsg.): Erwin Hahs, Tektonik des Geistes. Ausgewählte Arbeiten auf Papier in der Reihe „roese edition“, MCM Art Verlag, Berlin, 2008.
- Katharina Heider : Vom Kunstgewerbe zum Industriedesign, Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) von 1945 bis 1958 , Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften , Weimar, 2010, ISBN 978-3-89739-672-2
Weblinks
- Literatur von und über Erwin Hahs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Noss: Erwin Hahs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 563–576.
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