Gianni Rivera

Gianni Rivera
Gianni Rivera

Gianni Rivera 1996

Spielerinformationen
Voller Name Giovanni Rivera
Geburtstag 18. September 1943
Geburtsort AlessandriaItalien
Größe 173 cm
Position Mittelfeld
Vereine in der Jugend
bis 1959 US Alessandria
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1959–1960
1960–1979
US Alessandria
AC Mailand
26 00(6)
501 (123)
Nationalmannschaft
1962–1974 Italien 60 0(14)
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Giovanni „Gianni“ Rivera (* 18. August 1943 in Alessandria, Italien) ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler, der für den AC Mailand und die italienische Nationalmannschaft aktiv war. Seine Position war das offensive Mittelfeld, er trug stets die Rückennummer 10. Heute ist er Politiker und seit 2005 Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Rivera wurde während des Zweiten Weltkriegs geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Den Fußball erlernte er in den Nachkriegsjahren in den Straßen seiner Heimatstadt. Sein Vater organisierte ein Auswahltraining, wo Späher des lokalen Serie-A-Vereins US Alessandria auf das Talent aufmerksam wurden und ihn kurzerhand verpflichteten. Seine weitere fußballerische Ausbildung erhielt er nun in der Jugendabteilung des Vereins.

Spielerkarriere

Im Verein

Gianni Rivera beim AC Mailand

Am 2. Juni 1959 debütierte Rivera mit US Alessandria in der Serie A gegen Inter Mailand und war mit 15 Jahren der zweitjüngste Spieler, der je in der ersten italienischen Liga spielte. In seiner ersten Profisaison kam er auf 26 Einsätze in denen er sechs mal traf, weshalb die großen Vereine der Serie A auf den "Goldjungen" aufmerksam wurden. Gipo Viani, Manager des Topclubs AC Mailand, wollte Rivera unbedingt verpflichten, ganz egal zu welchem Preis. Milan zahlte 90 Millionen Lire (damals ca. 200.000 US-Dollar), die bis dahin höchste Ablösesumme, die in Italien für einen Jugendspieler gezahlt worden war. 1960 wechselte er dann schließlich zu den Rossoneri. Mit 17 Jahren war Rivera bereits ein Star bei Milan. Zunächst spielte er auf der rechten Außenbahn, bevor er nach dem Abgang von Uruguays Nationalspieler Juan Schiaffino ins offensive Mittelfeld rückte und die Rolle des Spielmachers übernahm. Sein erster großer Erfolg war 1962 der Gewinn des Scudetto (ital. Meisterschaft). Rivera hatte sich inzwischen zum entscheidenden Mann der Mannschaft entwickelt und fungierte als Spielmacher und Passgeber für die Sturmreihe um José Altafini, Jimmy Greaves und Paolo Barison. Die Erfolgsformel war einfach: der Ball muss zu Rivera, der dann den nächsten Spielzug einleiten wird. Ein Jahr später folgte der erste internationale Erfolg: im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister besiegte Milan Benfica Lissabon mit 2:1 im Londoner Wembley-Stadion (zwei Tore von Altafini, zwei Assists von Rivera). Bezeichnenderweise wurde Rivera Zweiter bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres hinter Lew Jaschin.

Danach folgte eine Durststrecke für die Mannschaft. Trainer Nereo Rocco verließ den Verein und schloss sich dem AC Turin an und der große Lokalrivale Inter Mailand (mit ihrem Spielmacher Sandro Mazzola, Riveras großer Rivale im Nationalteam um die Spielmacher-Position) eilte von Erfolg zu Erfolg.

Ende der 1960er Jahre kehrte Rocco zurück und baute um Rivera (inzwischen Spielführer) eine neue erfolgreiche Mannschaft auf. Rivera selbst näherte sich dem Zenit seines Könnens und führte die Mannschaft in die Erfolgsspur zurück. 1967 gewannen sie den italienischen Pokal (Coppa Italia), 1968 die Meisterschaft und Europapokal der Pokalsieger (2:0 gegen den Hamburger SV), 1969 Gewinn des Europapokals der Landesmeister (4:1 über Ajax Amsterdam) und Weltpokalsieger (3:0 und 1:2 gegen Estudiantes de La Plata). Auf dem Höhepunkt seines Könnens wurde er 1969 Europas Fußballer des Jahres. 1971 und 1972 gewann Milan wieder den italienischen Pokal. 1973 wurde Leeds United im Finale des Europapokals der Pokalsieger mit geschlagen. 1974 folgte die überraschende Niederlage im gleichen Wettbewerb gegen den 1. FC Magdeburg. Die Kritik an Rivera wurde größer, auch weil der die italienischen Schiedsrichter beschuldigte die großen Rivalen Inter und Juventus Turin klar zu bevorzugen. 1975 versuchte Vereinspräsident Albini Buticchi gar ihn zu verkaufen. Doch mit einigen Geschäftsfreunden erwarb Rivera die Aktienmehrheit des hoch verschuldeten Clubs und feuerte seinen Widersacher kurzerhand. 1977 folgte der vierte nationale Pokalsieg. In seiner letzten Saison konnte er nochmals eine Meisterschaft feiern, es war Milans zehnte und bescherte dem Verein den ersten Stern über dem Logo. Seine aktive Karriere beendete er 1979 nach 19 Jahren im Trikot seiner großen Liebe Milan mit 35 Jahren. In 501 Serie A-Spielen hatte er 123 Tore erzielt und unzählige vorbereitet.

Insgesamt absolvierte Rivera 658 Pflichtspiele für die Rossoneri und schoss dabei 164 Tore, nicht zuletzt wegen dieser Zahlen wird er noch heute als einer der besten Spieler des Vereins bezeichnet.

In der Nationalmannschaft

Am 13. Mai 1962 debütierte er mit 18 Jahren in der Squadra Azzurra beim 0:0 gegen die deutsche Nationalmannschaft. Im gleichen Jahr stand er im Aufgebot für die WM 1962 in Chile, war jedoch meist Ersatzspieler und kam lediglich zu einem Einsatz. Ein Desaster erlebte Italien 1966 bei der WM in England. Italien unterlag dem Fußballzwerg Nordkorea mit 0:1 und schied bereits in der Vorrunde aus. Von aufgebrachten Fans wurde die Mannschaft bei der Rückkehr in Rom mit faulen Tomaten beworfen. 1968 rehabilitierte sich die Elf mit EM-Titel für die Schmach von 1966, jedoch konnte Rivera aufgrund einer Verletzung im Finale nicht auflaufen. Bei der WM 1970 in Mexiko erreichte das Duell Mazzola-Rivera um die Rolle des Spielmachers ihren Höhepunkt. Nationaltrainer Ferruccio Valcareggi versuchte mit einem Kompromiss dieses Problem zu lösen: Sandro Mazzola spielte die erste Halbzeit, Rivera wurde dann in der Pause für ihn eingewechselt (sog. „Stafetta“). Er glaubte, dass weder Mazzola, noch Rivera 90 Minuten in der sengenden Hitze Mexikos durchhalten würden. Im Halbfinale gegen Deutschland erlebte er seinen größten Moment im Nationalteam, als er im Jahrhundertspiel in der Verlängerung den entscheidenden Treffer zum 4:3 erzielte. Jedoch folgte im Finale die große Enttäuschung, als er bei der 1:4-Niederlage gegen Brasilien erst sechs Minuten vor Ende für Mazzola eingewechselt wurde. Trainer Valcareggi wurde dafür in Italien hart kritisiert. Sein letztes großes Turnier sollte die WM 1974 in Deutschland sein. Doch die schwachen Italiener schieden bereits in der Vorrunde aus, die für Rivera noch enttäuschender verlief. Gegen Argentinien wurde er nach 66 Minuten ausgewechselt, was sein letztes Länderspiel sein sollte. Im dritten Vorrundenspiel saß er das ganze Spiel auf der Bank. Insgesamt absolvierte er 60 Länderspiele (14 Tore). Zusammenfassend kann man sagen, dass Rivera im Nationalteam nicht den Stellenwert besaß den er im Verein innehatte und auch nicht solche große Erfolge feiern konnte.

Spielweise

Riveras Statur war eher schmächtig, fast dürr. Diese körperliche Unterlegenheit glich er durch außerordentliche Technik und Ballbehandlung aus. Sein Spiel war geprägt von Eleganz und spielerischer Übersicht. Zu seinen Stärken zählte der tödliche Pass in die Spitze, aber auch er selbst war torgefährlich (Torschützenkönig der Serie A 1973 mit 17 Treffern). Kritiker hielten ihm jedoch vor, dass er nicht kämpfen würde und lauffaul sei. Defensivarbeit war ihm verhasst, weshalb eine Mannschaft, die Rivera engagierte, auch über entsprechende „Wasserträger“ verfügen musste, die die Defensivarbeit für ihn erledigten. Rivera selbst lehnte das System des Catenaccio ab, obwohl sein langjähriger Trainer Nereo Rocco ein Verfechter dieses Systems war.

Erfolge

Karriere als Funktionär und Politiker

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wechselte er 1979 ins Management und wurde Vize-Präsident von Milan. Doch schon kurz nach seinem Amtsantritt musste er einen Rückschlag hinnehmen, als der AC, dem massive Verstrickungen in einem Wettskandal nachgewiesen worden waren, in die Serie B absteigen musste. Doch dank Riveras Engagement um den Verein schaffte die Mannschaft wieder den Sprung zurück in die erste Liga. Als 1986 der Medienmogul und Multi-Millionär Silvio Berlusconi die Clubleitung übernahm, musste Rivera gehen. Jedoch machte er auch bald in der Politik Karriere und war unter der Regierung von Romano Prodi Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium (1996 bis 2001). Seit dem 25. Mai 2005 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments.

Weblinks

 Commons: Gianni Rivera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
George Best Europas Fußballer des Jahres
1969
Gerd Müller

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