Glawnoje Rasweditelnoje Uprawlenije

Wappen der GRU

Die Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (russisch Главное разведывательное управление Генерального штаба ВС (ГРУ), kurz GRU, vollständig GRU GSCH VS RF, übersetzt Hauptverwaltung für Aufklärung (beim Generalstab der Streitkräfte der Russischen Föderation)) ist der russische Militärnachrichtendienst und wird auch als das „alles sehende Auge“ des russischen Militärs bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

1 Auftrag
2 Organisation
3 Neueste Entwicklungen
- 3.1 Speznas
- 3.2 Stärke
4 GRU in Deutschland
- 4.1 DDR
- 4.2 Strategischer Zweig in Westdeutschland
5 Leitung
6 Bekannte Agenten
7 Verräter und Überläufer
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise

Auftrag

Die Aufgabe der GRU ist die nachrichtendienstliche Beschaffung aller militärisch relevanter Informationen sowie die Spionageabwehr innerhalb der russischen Streitkräfte. Ferner unterhält die GRU mit der Spezialeinheit Speznas eine operative Kommandoeinheit für Unkonventionelle Kriegführung und Terrorismusbekämpfung, die in der Lage ist, verdeckt auf sich allein gestellt hinter feindlichen Linien zu operieren.

Organisation

Im Gegensatz zum KGB war und ist die GRU im Westen ansonsten nur sehr wenig bekannt. Die GRU ist dem Verteidigungsminister und dem Leiter des Generalstabs untergeordnet. Der politischen Führung der Sowjetunion und später Russlands ist sie nicht direkt Rechenschaft schuldig, diese kann die GRU nur über den Verteidigungsminister bzw. den Leiter des Generalstabes erreichen.

Die exakte Struktur der GRU unterliegt der Geheimhaltung, aber es ist bekannt, dass der Dienst aus zwölf Hauptdirektoraten und neun untergeordneten Direktoraten besteht.

Zuständigkeiten:

Hauptdirektorat 1: Militärische Aufklärung Europa,
Hauptdirektorat 2: Militärische Aufklärung Nord- und Südamerika; Großbritannien, Australien und Neuseeland
Hauptdirektorat 3: Militärische Aufklärung Asien
Hauptdirektorat 4: Militärische Aufklärung Afrika
Hauptdirektorat 5: Taktische Aufklärung
Hauptdirektorat 6: Elektronische Aufklärung
- OsNaz-Einheiten (osobovo naznačenija)
- Satellitenaufklärungsdepartement
Hauptdirektorat 7: NATO-Angelegenheiten
Hauptdirektorat 8: Operationen, auch solche, welche nur sporadisch in kleineren Ländern stattfinden
Hauptdirektorat 9: Aufklärung von neuen militärischen Technologien.
Hauptdirektorat 10: Finanzaufklärung
Hauptdirektorat 11: Ausländische Armeen (Einsätze, Bewaffnung)
Hauptdirektorat 12: Spionageabwehr

Neueste Entwicklungen

Als Nachfolger von Walentin Korabelnikow wurde Ende April 2009 Generalleutnant Alexander Schljachturow zum Leiter der zweiten Hauptverwaltung (GRU) der Militäraufklärung und zum stellvertretenden Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte ernannt. Zwischen der Leitung der GRU und dem russländischen Verteidigungsministerium soll es zu Differenzen über die Konzeption der Militärreformen – besonders in dem Teil, der die GRU unmittelbar betraf – gekommen sein, hieß es in einem Namensbeitrag der RIA Nowosti.^[1]

Speznas

→ siehe Hauptartikel: Speznas

Speznastrupp des GRU

Die GRU unterhält außerdem eine eigene Spezialeinheit Spezial'naja naznačenija (Speznas), deren Stärke auf 25.000 Soldaten geschätzt wird. Außerdem befehligt sie alle Arten der Fernmelde- und elektronischer Aufklärung (SIGINT), inklusive communications intelligence (COMINT), electronic intelligence (ELINT), radar intelligence (RADINT), telemetry intelligence (TELINT) und infrared sets reconnaissance. Die Speznas sind ähnlich ausgerüstet wie das United States Marine Corps (USMC). Zur Ausrüstung gehören somit Panzer, Erdkampfflugzeuge und Kampfhubschrauber. Ihr unterstehen auch Spionagesatelliten und Aufklärungsflugzeuge.

Stärke

Während der Sowjetära war die Gesamtzahl der für die GRU rekrutierten Agenten sechsmal größer als die des KGB.

GRU in Deutschland

DDR

Die Struktur des GRU bestand in der DDR bis 1990 innerhalb der Sowjetarmee in Deutschland und wurde eingeschränkt fortgesetzt bis zum Truppenabzug 1994.

Verwaltung Aufklärung der GSSD/WGT in Wünsdorf:
- Koordination und Kontrolle der gesamten nachrichtendienstlichen Tätigkeit der Armeegruppe
1. Abteilung - Taktische Aufklärung:
- Aufklärungseinheiten der Divisionen und Regimenter der GSSD
2. Abteilung - Operative Aufklärung:
- Aufklärungszentrum Berlin-Karlshorst
- Operativdienststellen: Rostock I, Rostock II (Baltische Rotbannerflotte), Magdeburg, Leipzig, Dresden
3. Abteilung - Speznas
- 3. SpN-Brigade Neu-Thymen, SpN-Kompanien, SpN-Basis
4. Abteilung - Information
- Auswertungszentrale (KRZ)
5. Abteilung: Elektronische Aufklärung
- OsNaz-Regimenter
- Hubschrauber geschwader (Flugplatz Rechlin-Lärz, REB)
82. Funktechnische Brigade in Torgau für die Funkaufklärung mit regional verteilten Horchposten u.a. auf dem Brocken.

Strategischer Zweig in Westdeutschland

→Siehe Hauptartikel: Militärverbindungsmission

Sowjetische Militärverbindungsmissionen / Militärinspektionen
- Bünde/Westfalen (britische Zone) bis 1990
- Frankfurt-Niederrad (amerikanische Zone) bis 1990
- Baden-Baden (französische Zone) bis 1990

Tarnresidenturen: Köln, Bonn
Legalresidenturen: Russische Botschaft Berlin, Russisches Generalkonsulat Bonn

Leitung

Jan Karlowitsch Bersin formte den GRU zu einem effizienten Geheimdienst

Iwan Alexandrowitsch Serow, wurde nach seiner unfreiwilligen Ablösung als Chef des KGB auf den Posten des Leiters des GRU abgeschoben

Semjon Iwanowitsch Aralow 1918-1919
Sergei Iwanowitsch Gusew Juni-Dezember 1919
Georgi Leonidowitsch Pjatakow Januar-Februar 1920
Wladimir Christianowitsch Aussem Februar-Juni 1920
Jan Davydowitsch Lenzman 1920-1921
Arwid Janowitsch Sejbot 1921-1924
Jan Karlowitsch Bersin 1924-1935
Semjon Petrowitsch Urizki 1935-1937
Jan Karlowitsch Bersin Juli-November 1937
Semjon Grigorjewitsch Gendin 1937-1938
Alexander Grigorjewitsch Orlow 1938-1939
Iwan Iosifowitsch Proskurow 1939-1940
Filipp Iwanowitsch Golikow 1940-1941
Alexei Pawlowitsch Panfilow 1941-1942
Iwan Iwanowitsch Iljitschew 1942-1945
Fedor Fjodorowitsch Kusnezow 1945-1947
Nikolai Michajlowitsch Trusow 1947-1949
Matwei Wassiljewitsch Sacharow 1949-1952
Michail Alexejewitsch Schalin 1952-1956, 1957-1958
Sergei Matwejewitsch Schtemenko 1956-1957
Iwan Alexandrowitsch Serow 1958-1963
Pjotr Iwanowitsch Iwaschutin 1963-1987
Wladlen Michajlowitsch Michajlow 1987-1991
Ewgeni Leonidowitsch Timochin 1991-1992
Fedor Iwanowitsch Ladygin 1992-1997
Walentin Wladimirowitsch Korabelnikow 1997-2009
Alexander Wassiljewitsch Schljachturow seit 2009

Bekannte Agenten

Verräter und Überläufer

Pjotr Semjonowitsch Popow
Dmitri Fjodorowitsch Poljakow
Nikolai Dmitriewitsch Tschernow
Anatoli Nikolajewitsch Filatow
Wladimir Bogdanowitsch Resun
Gennadi Alexandrowitsch Smetanin
Wjatscheslaw Maximowitsch Baranow
Oleg Wladimirowitsch Penkowski
Igor Guschenko

Literatur

Stanislav Lunev. Through the Eyes of the Enemy: The Autobiography of Stanislav Lunev, Regnery Publishing, Inc., 1998. ISBN 0-89526-390-4
Juri Puschkin: GRU in Deutschland. Aktivitäten des sowjetischen Geheimdiensts nach der deutschen Wende, BARETT Verlag, 1992, ISBN 3-924753-56-3.
Hans Schafranek: „Angehörigen von Volksfeinden können wir nicht helfen.“ Das Schicksal der Familie Nebenführ. In: Hans Schafranek (Hg), Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, Wien 1991, S. 75 - 100 (betr. einen hochrangigen österreichischen GRU-Offizier, der 1939 in Moskau ermordet wurde)
Viktor Suworow Aquarium (Аквариум), 1985, Hamish Hamilton Ltd, ISBN 0-241-11545-0
Viktor Suworow: GRU – Die Speerspitze: Was der KGB für die Polit-Führung, ist die GRU für die Rote Armee. 3., korr. Aufl. Solingen: Barett, 1995. ISBN 3-924753-18-0
Viktor Suworow Inside Soviet Military Intelligence, 1984, ISBN 0-02-615510-9
Viktor Suworow Spetsnaz, 1987, Hamish Hamilton Ltd, ISBN 0-241-11961-8