- Militärverbindungsmission
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Eine Militärverbindungsmission (MVM) war eine Armeebehörde, die von den Alliierten des Zweiten Weltkriegs zur Kommunikation mit einer der anderen drei Mächte eingerichtet wurde, wobei gegenseitig Offiziere entsandt wurden. In der Realität wurden solche Behörden aber nur zwischen der Sowjetunion und den drei Westmächten eingerichtet, jedoch nicht zwischen den Westmächten. Eine MVM durfte in der fremden Besatzungszone einen Amtssitz unterhalten und Überwachungs- sowie Kontrollfahrten durchführen. In der Zeit des Kalten Krieges wurden diese Privilegien zur Spionage verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahre 1944 beschlossen die Alliierten (Großbritannien, USA, Frankreich, Sowjetunion) in den späteren Besatzungszonen Deutschlands bei dem jeweiligen Oberbefehlshaber Militärmissionen der anderen Besatzungszonen zu akkreditieren.
Das Ziel der MVM sollte die reibungslose Kommunikation zwischen den alliierten Vertretern der drei Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) und der Sowjetunion sein. Die eigenen Missionsbezeichnungen lauteten USMLM, Brixmis(s) und MMFL.
Kurz nachdem die Vertreter der Westmächte ihre Unterkünfte in Potsdam-Babelsberg bezogen hatten, wurden die Beziehungen frostiger und es brach die Zeit des Kalten Krieges an. Aus den Westmächten und der Sowjetunion wurden Feinde. Der Wohnsitz und Hauptarbeitssitz der westlichen Missionen war in Kasernen in West-Berlin, während der offizielle Dienstsitz in Potsdam blieb. Als spezieller Grenzübergang für die MVM-Angehörigen wurde die Glienicker Brücke genutzt. Während der 1950er Jahre kam es zu inszenierten Angriffen von DDR-Bürgern auf die Missionsgebäude. Die sowjetischen MVMs in der Bundesrepublik waren in Frankfurt am Main, Bünde und Baden-Baden stationiert.
Infolgedessen änderte sich auch der Auftrag der Missionen. Da sich die Mitglieder der MVM – von besonderen gesperrten Bereichen abgesehen – frei bewegen konnten, konnten die Westmächte militärische Aufklärung bzw. Spionage direkt mit einigen ihrer besten Männer durchführen. Sie versuchten insbesondere Truppenbewegungen und neues Militärgerät fotografisch zu dokumentieren und elektronisch aufzuklären. Die Familien der Missionsangehörigen wurden wegen der gestiegenen Gefahr in die entsprechenden Sektoren West-Berlins umgesiedelt.
Die drei Westmächte koordinierten sich bei ihren Überwachungstätigkeiten. So war das ganze Gebiet der der SBZ bzw. der DDR in vier Bereiche aufgeteilt (Großraum Berlin plus drei Bereiche für die restliche DDR), in denen Luft- und Bodenaufklärung an jeweils eine der drei Mächte zugewiesen waren. Das Schema für den Großraum Berlin änderte sich alle 24 oder 48 Stunden. Jedoch ist die militärische Überwachung des Raumes Berlin abgetrennt von der Tätigkeit der Militärverbindungsmissionen zu sehen, diese erfolgte unter der Bezeichnung BC (Berlin Control). Die anderen drei Zonen wurden alle drei Wochen neu vergeben. Die Offiziere der drei Mächte trafen sich oft in ihren Quartieren zu Besprechungen.
Zur Kennzeichnung der für die Militärverbindungsmissionen gesperrten Gebiete tauschten alle Seiten entsprechend markierte Karten aus. Diese Markierungen wurden auch weitestgehend respektiert. Bei Manövern und großräumigen Truppenverlegungen wurden so genannte zeitweilige Sperrgebiete vergeben, die jedoch vielfach missachtet wurden. Nicht selten boten diese Verstöße Grund zur zeitweiligen Blockierung. Grundsätzliche Missachtung der Angehörigen der drei westlichen MVM galt den so genannten MVM-Verbotsschildern, die lokale Objekte vor Überwachung durch die MVM schützen sollten. Hier war in mehreren Sprachen der Text zu lesen: „Die Durchfahrt von Angehörigen der Militärverbindungsmissionen ist verboten!“. Diese Schilder wurden entweder nicht beachtet, zum Teil zerstört oder in einigen Fällen durch Übersprühen mit Farbe unkenntlich gemacht.
Da die alliierten Militärmissionen nach dem Londoner Abkommen vom 14. November 1944 einen legalen Status hatten - die MVM-Angehörigen selbst hatten teildiplomatische Immunität - durfte die DDR offiziell nichts gegen ihre Spionagetätigkeit unternehmen. Trotzdem versuchten die Nationale Volksarmee und das Ministerium für Staatssicherheit alles, die militärische Aufklärungstätigkeit dieser Gruppen zu stören und bei aktiver Spionage zu verhindern. Tatsächliche Kontrollen durften auf dem Gebiet der DDR nur Vertreter der sowjetischen Truppen als zuständige Besatzungsmacht durchführen. Dies wurde auch jedem DDR-Soldaten bekannt gegeben. Die Mitarbeiter der Mission wurden auf ihren Fahrten bei Verstößen gegen das Londoner Abkommens durch NVA- oder GSSD-Militärfahrzeuge behindert, eingekeilt oder in einigen Fällen sogar gerammt. Dabei kam es auch zum Tod von MVM-Angehörigen. Im ständigen Katz- und Mausspiel zwischen den Missionen und Diensten der DDR und der Sowjetarmee starben Mitglieder der westlichen Militärmission. In nicht wenigen Fällen kam es besonders bei missglückten Blockierungsversuchen auch vielfach zur Verletzung von NVA und GSSD-Angehörigen, wobei stets seitens der MVM-Angehörigen die erste Hilfe unterlassen und die Entziehung aus der drohenden zeitweiligen Blockierung durch Flucht, der Gewährung der Hilfe für die Verletzten vorgezogen wurde. Infolge der Nichtbeachtung der geltenden Verkehrsvorschriften kam es des Öfteren auch zu schweren Verkehrsunfällen, vorwiegend verursacht durch überhöhte Geschwindigkeit.
Trotz dieser Aktivitäten gaben die Missionen auch Feste für sowjetische Offiziere und Personal. Es wurden sowjetische Stützpunkte in der ganzen DDR besucht, um gute Beziehungen zu den Kommandanten aufrechtzuerhalten. Weiterhin wurden Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nazi-Regimes in den in Ostdeutschland gelegenen Konzentrationslagern durchgeführt, die einen vordergründig repräsentativen Zweck verfolgten. Teilweise begaben sich die Offiziere mit ihren Familien auf Touren zu Sehenswürdigkeiten in Ostdeutschland. Besonderer Anziehungspunkt war die Leipziger Messe. Selbst hier wurde nie die Gelegenheit ausgelassen, Fahrzeugtechnik, die für den militärischen Einsatz relevant war, ausgiebig fotografisch zu dokumentieren.
Mit dem Ende des Kalten Krieges wurden auch die Militärverbindungsmissionen gegen Ende des Jahres 1990 eingestellt.
Die Militärverbindungsmissionen der Alliierten
Jede der drei Westmächte hatte ein eigenes Abkommen mit der Sowjetunion.
The British Commanders'-in-Chief Mission to the Soviet Forces in Germany (BRIXMIS)
Die erste der drei Missionen war die britische, die durch ein Abkommen der jeweiligen Oberbefehlshaber Robertson und Malinin zustande kam. Sie wurde am 16. September 1946 eingerichtet.
Die Mission bestand laut Abkommen aus Offizieren sowie Technikern und anderem Hilfspersonal. Diese genossen Bewegungsfreiheit mit der Beschränkung auf besondere Bereiche. Weiterhin wurde der ungestörte Nachrichtenverkehr garantiert sowie die Immunität der Gebäude zugesichert. Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter war zwar die Kommunikation, aber sie konnten auch als Repräsentanten ihrer Staatsbürger innerhalb der Besatzungszone fungieren. Bis Ende der 1950er Jahre hatte auch die British Navy Offiziere in der Verbindungsmission. Danach waren es nur noch die Royal Air Force und die British Army. Die britische Mission war mit über 20 Offizieren, einer Maximalanzahl von 31 Militärpersonen und einer Gesamtgröße von über 90 Personen mit Abstand die größte.
Bis 1958 hatte die Mission ihr Gebäude in der Nähe des Kaiserbahnhofs in Potsdam. Am 18. Juli 1958 wurde dieses von einer Menschenmenge angegriffen. Die sowjetische Seite zahlte 1.200 Britische Pfund Entschädigung und stellte ein neues Gebäude in der Seestrasse (Heiliger See) in Potsdam zur Verfügung, bei dem es sich um ein Haus von 1890 handelte, das bis 1945 wahrscheinlich ein Privathaus war.
Die britischen Aufklärungstouren dauerten zwischen drei und fünf Tagen, wobei in den 44 Jahren der Existenz der Behörde kein Tag ohne Aufklärungstätigkeit verging.
Die britische Mission beendete ihre Arbeit am 2. Oktober 1990.
US Military Liaison Mission (USMLM)
Das Abkommen zur Einrichtung einer US-amerikanischen Militärverbindungsmission wurde im März 1947 von dem US-Generalleutnant C. R. Huebner und dem sowjetischen Generaloberst Malinin unterzeichnet. Dabei wurden für beide Seiten gleiche Verpflichtungen und Rechte festgelegt.
Die Größe der Mission wurde auf 14 Militärpersonen beschränkt, womit die US-amerikanische Mission die kleinste war. Hinzu kam Hilfspersonal, zu dem jedoch keine politischen Repräsentanten gehören durften. Weiterhin durften Gäste eingeladen werden. Die Missionsmitglieder durften sich frei ohne Begleitschutz oder Überwachung bewegen, wobei Standorte militärischer Einheiten ausgenommen waren. Anfragen zum Besuch des gegnerischen Hauptquartiers oder gegnerischer Militäreinrichtungen mussten innerhalb 72 Stunden beantwortet werden. Die Mission genoss extraterritorialen Status. Die Versorgung der Mission musste jeweils von der gegnerischen Seite gewährleistet werden.
Dem US-amerikanischen Militär wurde ein Quartier in Potsdam-Nedlitz zur Verfügung gestellt, dem sowjetischen Militär ein Standort in der Region um Frankfurt am Main.
Die US-amerikanische Mission beendete ihre Arbeit am 1. Oktober 1990.
La Mission Militaire Francaise de Liaison (MMFL)
Zuletzt schloss Frankreich im April 1947 ein solches Abkommen ab, welches von den Oberbefehlshabern Noiret und Malinin unterzeichnet wurde. Die Mission war auf 18 Militärpersonen, darunter sechs Offiziere, beschränkt. Ihr Quartier hatte die Mission ebenfalls wie die britische, in der Seestrasse in Potsdam. Zunächst war man in fünf von den Sowjets beschlagnahmten Villen untergebracht, wodurch die Lebensverhältnisse aber sehr spartanisch waren. Später zog die französische Mission um und befand sich in der Nähe der britischen Mission.
Die sowjetische Mission in der französische Zone wurde beim französischen Kommando in Baden-Baden eingerichtet.
Die Missionsangehörigen wurden sorgfältig ausgewählt. Sie mussten nicht nur entsprechende militärische Kenntnisse haben, sondern auch Deutsch, Englisch und Russisch können.
Die Mission stellte ihre Aktivitäten zum Ende des Kalten Krieges ein und wurde am 31. Dezember 1990 aufgelöst.
Sowjetische Militärverbindungsmission (SMM)
Sowjetische Militärverbindungsmissionen waren nach dem Gegenseitigkeitsprinzip bei allen drei Oberkommandierenden der West-Alliierten in der Bundesrepublik akkreditiert:
- in der amerikanischen Zone als „Soviet Military Mission USAREUR“ (SMM USAREUR), Missionsgebäude in Frankfurt-Niederrad, Neuwiesenstr.;
- in der britischen Zone als „Soviet Military Mission BAOR“ (SMM BAOR; umgangssprachlich auch SOXMIS), Missionsgebäude in Bünde/Westf.;
- in der französischen Zone als „Mission militaire sovietique CCFA“ (MMS CCFA), Missionsgebäude in Baden-Baden.
Die SMM unterstanden direkt dem Oberkommandierenden der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD), dessen Hauptquartier in Potsdam-Babelsberg, später in Wünsdorf, lag. Das Personal der SMM bestand aus Offizieren und Unteroffizieren, die ausnahmslos dem militärischen Geheimdienst der Sowjetunion (GRU) angehörten.
Die SMM hatten de facto diplomatischen Status. Die SMM in der Bundesrepublik durften sich nur in der jeweiligen Zone der Akkreditierung frei bewegen (militärische Sperrgebiete ausgenommen). Nur mit spezieller Genehmigung der anderen Oberkommandierenden konnten SMM-Fahrzeuge die anderen Zonen befahren, beispielsweise für Dienstreisen. SMM-Kuriere, die zwischen dem Hauptquartier der GSSD in Wünsdorf und den sowjetischen Missionen in der Bundesrepublik unterwegs waren, hatten spezielle Durchreisekarten aller drei Zonen. Der Grenzübertritt Bundesrepublik/DDR und umgekehrt erfolgte für die SMM über den Kontrollpunkt der Alliierten in Helmstedt/Marienborn. SMM-Fahrzeuge durften sich in der DDR und Ost-Berlin frei bewegen, aber nicht in die Westsektoren Berlins ein- oder durchreisen.
Die Hauptaufgabe lag in der Beschaffung aktueller militärischer Informationen. Das Interesse galt dabei besonders militärischen Anlagen der anderen Alliierten sowie der Bundeswehr und der Manöver. Ein weiteres Aufgabengebiet war die periodische Kontrolle des bundesdeutschen Straßen- und Schienennetzes sowie strategisch wichtiger Objekte. Zur Aufgabenerfüllung wurden überwiegend Erkundungsfahrten mit SMM-Fahrzeugen vorgenommen.
Sowjetische Militärinspektionen (MI) machten von ihren alliierten Rechten zum Aufenthalt in den drei Westsektoren Berlins (amerikanischer, französischer, britischen Sektor) Gebrauch und klärten dort Militärobjekte auf. Es waren täglich sowjetische Fahrzeuge auf Patrouille in West-Berlin. Sie benutzten zum Grenzübertritt in die Westsektoren den Checkpoint Charlie.
Die SMM verfügte über Kraftfahrzeuge, die mit speziellen Kennzeichen versehen waren. Dabei handelte es sich in der Regel um Modelle von Opel oder Ford.
Fahrzeuge
Die Fahrzeuge der Militärverbindungsmission, durch Länderkürzel, Nationalitätenflagge und Nummern gekennzeichnet, waren in Potsdam am Dienstsitz der MVM stationiert oder in einer Kaserne in Westberlin, wo die Soldaten der Militärmission und ihre Familien wohnten.
Die Fahrzeuge der britischen Mission (BRIXMIS) waren mit den Nummern 1-12 gekennzeichnet. Es gab noch eine Rampe 13, die dem Abschleppen defekter Fahrzeuge diente. Die Aufklärungsfahrzeuge der US-amerikanischen Mission waren mit den Nummern 20-29 gekennzeichnet. Die der Franzosen fuhren die Nummern 30-38. Jeweils das erste Fahrzeug (1,20,30) war dem Chef der Mission vorbehalten und wurde, wenn dieser offiziell einfuhr, auch mit der Landesstandarte hervorgehoben.
Die ersten Fahrzeugtypen waren nicht standardisiert. Es wurden verschiedene US-Modelle und Opel Kapitän eingesetzt. In den 1970er Jahren wurde häufig das Modell Opel Admiral in unterschiedlichsten Lackierungen eingesetzt. Zunächst weiß, dann blau und insbesondere in mattem Olivgrün. Dieses Modell wurde auch gewählt, da es auf den ersten Blick dem in der DDR häufig eingesetzten Wolga M 24 (GAZ 24) ähnelte.
Anfang der 1980er Jahre wurden besondere Opel Senator 2,8i eingesetzt. Diese Fahrzeuge hatten eine spezielle Ausrüstung und Ausstattung. Unter anderem waren sie mit einem Vierradantrieb des Allradsystemherstellers Ferguson Research ausgerüstet und hatten einen massiven Unterfahrschutz für Einsätze in extremem Gelände. Weiterhin hatten sie Infrarot-Scheinwerfer, mit denen unauffällige Nachtfahrten möglich waren und deutlich größere Benzintanks mit einem Fassungsvermögen von 180 Litern. Auch hier war die Lackierung Olivgrün matt für unauffällige Einsatzfahrten.
Weiterhin wurden in den 1980er Jahren speziell umgebaute und ausgerüstete olivfarbene Range Rover gefahren, die jedoch einen sehr hohen Benzinverbrauch hatten und sehr anfällig waren. Dies war auf oftmals tagelangen Fahrten durch die DDR sehr risikoreich. Trotz der deutlich überlegenen Geländetauglichkeit konnte sich dieses Modell nicht durchsetzen.
Zum Ende der 1980er Jahre waren es vermehrt Mercedes-Benz G-Modelle, welche wiederum Olivgrün matt waren und für tagelange Einsatzfahrten durch die DDR ausgerüstet waren.
Alle Modelle hatten auch Schiebedächer, um auch Fluggerät entsprechend filmen und fotografieren zu können. Die Fahrzeugdächer waren zu diesem Zweck verstärkt worden, so dass die MVM-Angehörigen bei ihrer Spionagetätigkeit zum Teil auf den Dächern standen und im Bedarfsfall auch wieder innerhalb weniger Sekunden in das Fahrzeug, über die Dachluken, gelangen konnten. Diese Methode wurde vorwiegend von den Luftaufklärern praktiziert.
Einsatzfahrzeuge in den 1980er Jahren waren weiterhin: Mercedes-Benz Limousinen (W123) olivgrün lackiert. In einem solchen Modell starb der Missionsangehörige Philippe Mariotti bei einem provozierten Unfall der Staatssicherheit im Jahre 1984 auf einer Erkundungsfahrt in der Nähe von Halle (Saale).
Die SMM in der Bundesrepublik fuhren ausschließlich West-Fabrikate: Opel Rekord, Mercedes-Benz oder Ford.
Arbeitsteilung
Jede der Militärmissionen verfügte über zwei von den Herangehensweisen zu unterscheidenden Aufklärungsgruppen.
- Heeresaufklärer: Diese registrierten militärische Truppenbewegungen im gesamten Operationsgebiet, Manöver der Landstreitkräfte, Kolonnenbewegungen, überwachten Eisenbahnstrecken mit Militärzügen und bewegten sich zum Teil in militärischen Übungsgeländen.
- Luftaufklärer: Deren Schwerpunkt in der Spionagetätigkeit lag in der Überwachung von Militärflugplätzen, und deren Radaranlagen, Manövern mit Einsatz von Luftstreitkräften und im tagelangen Aufenthalt in den Einflugschneisen der Flugplätze der GSSD und der NVA. Hier wurden einfliegenden Militärflugzeuge fotografisch dokumentiert und gefilmt.
Zum koordinierten Vorgehen gab es auf dem Gebiet der DDR drei Bereiche, die im Wechsel von je einer Besatzung der Heeresaufklärer und einer der Luftaufklärer einer anderen Nation überwacht wurden. Von Unregelmäßigkeiten abgesehen waren folgende Aufklärungsbesatzungen in einem Territorium:
- Heeresaufklärer MMFL zusammen mit dem Luftaufklärer der USMLM
- Heeresaufklärer USMLM zusammen mit dem Luftaufklärer der BRIXMIS
- Heeresaufklärer BRIXMIS zusammen mit dem Luftaufklärer der MMFL
Der Wechsel der Luftaufklärer und Heeresaufklärer erfolgte für gewöhnlich entgegen dem Uhrzeigersinn. Dazu hatten die Missionen die DDR in drei Bereiche aufgeteilt.
Der Norden, alles nördlich von Berlin und der heutigen B5 (F5), der Westen, alle Gebiete westlich der A9 und der Süden, also östlich der A9 und südlich von Berlin.
Im unmittelbarem Bereich von Berlin, also im ehemaligen DDR-Bezirk Potsdam, gab es noch den so genannten Kurzfahrer, der im Normalfall im Wechsel von 24 Stunden von allen drei westlichen MVM übernommen wurde. Diese Kontrollfahrten waren eine Reaktion auf den Bau der Grenzbefestigungssystem entlang der Grenze zwischen den Westsektoren Berlins einerseits und dem Ostteil der Stadt, dem so genannten Mauerbau am 13. August 1961, welcher die Westmächte doch sehr unvorbereitet traf.
Bei Gelegenheit kam es natürlich auch zu Überschneidung von Aufgabengebieten, bei dem von Luftaufklärern auch Truppenbewegungen registriert wurden und Heeresaufklärer natürlich auch die Luftbewegungen mit dokumentierten.
Zwischenfälle und Unglücke
Die Bewegungsfreiheit der SMM war für definierte NATO-Sperrgebiete exkludiert. Diese Sperrgebiete betrafen insbesondere die unmittelbare Umgebung von Einrichtungen des Supreme Allied Commander Europe (SACEUR), wie etwa das zentrale Nuklearwaffenlager Sondermunitionslager Lahn bei Sögel/Emsland, das gemeinschaftlich von der 59th Ordnance Brigade und Spezialeinheiten der Bundeswehr betrieben und gesichert wurde. Im Jahre 1976 kam es bei einer rechtswidrigen Ausspähungsfahrt im Sicherungsbereich des Nuklearwaffenlagers zu der Festsetzung eines Fahrzeugs der SMM mit drei sowjetischen Offizieren durch die schwer bewaffneten Spezialkräfte der 2. Kompanie des Nachschubbatallions für Sonderwaffen 120 (NSchBtl S.W. 120).
Am 22. März 1984 wurde der französische Missionsangehörige Philippe Mariotti als Pkw-Fahrer bei einer Blockierungsmaßnahme des MfS durch einen schweren NVA-Militär-LKW, Modell Ural in Halle (Saale) tödlich verletzt. Ziel der Aufklärungsfahrt war die Otto-Brosowski-Kaserne der NVA. Dort wollten die Missionsmitarbeiter die 11. motorisierte Schützendivision der NVA beobachten. Diese sollte Ende März 1984 eine Übung mit polnischen und sowjetischen Streitkräften abhalten. Das Missionsfahrzeug wurde nach einem im Vorfeld detailliert ausgearbeiteten Plan gerammt. Hinzufügen muss man, dass sich das französische MVM-Fahrzeug in einem durch MVM-Verbotsschilder abgesperrten Gebiet befand. Diese Schilder wurden für gewöhnlich von den westlichen MVM-Angehörigen nicht anerkannt.
Bei der Planung der Blockierungsmaßnahme hatte die Staatssicherheit das Risiko, dass jemand zu Schaden kommen könnte offensichtlich zu gering eingeschätzt oder hatte einen möglichen Verkehrsunfall billigend in Kauf genommen. Um einer drohenden Blockierung zu entgehen, versuchte der Fahrer des MVM-Aufklärungsfahrzeuges, Philippe Mariotti, dem auf der Straßenmitte entgegenkommenden NVA-LKW seitlich auszuweichen, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass man es nicht auf einen Frontalzusammenstoß ankommen lassen würde. Die in letzter Sekunde eingesetzte Vollbremsung erfolgte zu spät, der Wagen der französischen MVM rutschte unter die Stoßstange des NVA-Blockierungsfahrzeuges und Philippe Mariotti starb sofort. Die beiden anderen Fahrzeuginsassen (Offizier Staub, Unteroffizier Blancheton) überlebten leicht verletzt.
1985 wurde der US-amerikanische Missionsoffizier Major Arthur Nicholson auf dem Gelände einer sowjetischen Panzerdivision bei Ludwigslust erschossen, als er von einem Wachsoldaten entdeckt wurde. Zu diesem Zwischenfall konnte es nur kommen, weil Major Arthur Nicholson in das streng gesicherte sowjetische Militärobjekt entgegen aller Regelungen, die für MVM-Angehörige ausländischer Militärverbindungsmissionen galten, widerrechtlich eingedrungen war. Da auch Warnschilder des Schusswaffengebrauchs für jeden sichtbar aufgestellt waren, muss davon ausgegangen werden, dass er die Anwendung desselbigen durch das Wachpersonal billigend in Kauf nahm. Major Arthur Nicholson hatte bereits in der Silvesternacht 1984/85 Informationen zu einem neuen Panzertyp auf dem Gelände der sowjetischen Garnison nahe Ludwigslust in Erfahrung bringen können. Hierbei konnte er ungestört die abgestellten Panzer fotografieren, da die Aufmerksamkeit der Wachsoldaten traditionell zum Neujahrsfest nicht den Dienstvorschriften entsprach.
Knapp vier Monate später, im April 1985 wollte er dies wiederholen, zumal die Ergebnisse der ersten Aufklärung ihm eine große Anerkennung innerhalb der USMLM einbrachten. Er wurde von einem sowjetischen Wachsoldaten angeschossen, nachdem dieser ihn bemerkt und mehrfach zum Stehenbleiben aufgefordert hatte, und starb zwei Stunden später an seinen Verletzungen. Dass sein Fahrer unter Waffengewalt von Hilfeleistungen abgehalten wurde, ist nicht belegt. Dieses Vorkommnis hat die Beziehungen zwischen Ost und West ein weiteres Mal beeinflusst. Arthur Nicholson wurde auf der Glienicker Brücke an die US-amerikanischen Mitarbeiter der Verbindungsmission übergeben. Anschließend wurde der Leichnam auf die Andrews Air Force Base in die USA überführt. Erst 1988 hat sich der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow für dieses Vorkommnis öffentlich entschuldigt.
Major Arthur Nicholson galt als einer der aktivsten Heeresaufklärer der US-MVM (USMLM), der bei seinen Aufklärungsfahrten auch des Öfteren gegen das zweiseitige Abkommen verstieß, indem er die Grenzen zeitweiliger oder ständiger Sperrgebiete missachtete und für unkonventionelle Methoden bei der Spionagetätigkeit wie beim Vorfall in der Panzerdivision bei Ludwigslust bekannt war.
Literatur
- Mission erfüllt, Broschüre erhältlich beim AlliiertenMuseum Berlin; Darstellung aus Sicht der West-MVM
- Hans-Dieter Behrendt: Die alliierten Militärmissionen im Kalten Krieg auf deutschen Boden, Heft 77 zur DDR-Geschichte des Vereins „Helle Panke“, Berlin
- Hans-Dieter Behrendt: Im Schatten der „Agentenbrücke“, GNN-Verlag, ISBN 3-89819-140-0
- Klaus Behling: Spione in Uniform – Die alliierten Militärmissionen in Deutschland. ISBN 3-89850-121-3
- Steve Gibson: The Last Mission Behind the Iron Curtain. Phoenix Mill u.a., 1997
- Dorothee Mussgnug: Alliierte Militärmissionen in Deutschland. 1946–1990. Berlin, 2002
- Söhnke Streckel: Lizenzierte Spionage – Die alliierten Militärverbindungsmissionen und das MfS. LStU Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2008
- Friedrich Jeschonnek, Dieter Riedel, William Durie: Alliierte in Berlin: 1945 - 1994. Ein Handbuch zur Geschichte der militärischen Präsenz der Westmächte. BWV–Berliner Wissenschafts-Verlag, 2., überarb. und um einen Index erw. Aufl., Berlin 2007. ISBN 978-3-8305-0397-2
- Mark Prüfer: Auf Spionage Tour - Einsätze, Fahrzeuge und Nummernschilder der Alliierten Militärverbindungsmissionen in der DDR 1946-1990, Berlin 2011. ISBN 978-3-8423-6053-2
Filme/Dokumentationen
- DVD, „In geheimer Mission – Spione aus dem Westen“, DVD-Erscheinungstermin: 5. September 2006
- Jan Yves, "Keep the Cold War cold", Artline films, 2010 ISAN 0000-0002-3B25-0000-0-0000-0000-3
Weblinks
- Homepage der USMLM Association (englisch)
- Homepage der BRIXMIS Association (englisch)
- Homepage der Veteranen der MMFL (französisch)
- Geschichte der MMFL
- Furs, Aleksandr: „Polnomochija i ogranichenija. Poleznyj istoricheskij opyt dejatel'nosti voennyh missij svjazim“, in: Nezavisimoe Voennoe Obozrenie 15. September (2000) (russisch)
- Zeitzeugen Homepage zu SOXMIS
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