- Goldblattkreuz
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Goldblattkreuze sind eine typisch frühchristliche Grabbeigabe des 6. bis frühen 8. Jahrhunderts bei den Alamannen, Bajuwaren und Langobarden.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Goldblattkreuze messen zwischen 2 und 18 cm und wurden aus dünnem Goldblech ausgeschnitten. Die Reinheit des Goldbleches ist allerdings oft niedriger als es in damaligen Schmuckstücken üblich war.
Häufig sind die Goldblattkreuze mit eingeprägten Figuren oder Mustern verziert. Meistens sind die Kreuze gleichschenkelig und haben an den äußeren Rändern kleine Löcher, durch die sie offenbar auf Textilien aufgenäht wurden. Die Kreuze werden häufig auf der Stirn- und Mundregion der Verstorbenen aufgefunden, was die Vermutung nährt, dass diese auf eine Art Schleier genäht waren, der über dem Gesicht des Toten gelegt wurde. Sie wurden wohl im Todesfall kurzfristig hergestellt und dem Verstorbenen beigegeben.
Verbreitung
Die Sitte der Beigabe von Goldblattkreuzen kam in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ungefähr zeitgleich bei den Alamannen und Langobarden auf. Nördlich der Alpen wurden bisher mehr als 90 Goldblattkreuze gefunden. Die Verbreitung konzentriert sich auf inneralemannisches (seltener auch auf bajuwarisches) Gebiet. Aus dem Gebiet der Langobarden sind schon fast 260 Kreuze bekannt, aus welchem Grund hier der Ursprung dieser Sitte gesehen wird.
Fundorte
(Auswahl)
- Andelfingen
- Aulendorf
- Buggingen
- Derendingen (Tübingen) Gräber: 4/1936, 5/1936
- Donzdorf Grab 48
- Dotternhausen
- Dunningen Grab 16
- Lautlingen Grab 1/1910
- Eislingen/Fils Kreis Göppingen Grab 4/1957
- Esslingen-Sirnau Grab 96)
- Freiberg-Geisingen Grab 1/1986
- Gammertingen Gräber 9/1904, 21/1904
- Giengen an der Brenz Grab 26
- Güttingen Grab 90
- Hintschingen Grab 14
- Hüfingen Gräber 212, 279
- Kirchheim unter Teck Gräber 85/1970, 149/1970, 155/1970
- Klepsau (Krautheim) Grab 13
- Lauchheim Grab O/1986, 38
- Nagold Einzelfund aus St. Remigius
- Neresheim Grab 93
- Oberiflingen (Schopfloch)
- Pfahlheim Gräber 4/1883, 9/1883, Fund 1893
- Pliezhausen Grab 3/1929, Einzelfund
- Rommerskirchen (Niederrhein) Grab 136. Nördlichstes und möglicherweise jüngstes bekanntes Exemplar.
- Sontheim an der Brenz Grab 83
- Stuttgart-Untertürkheim
- Ulm-Ermingen
- Weingarten Kr. Ravensburg Grab 615
- Wurmlingen (Landkreis Tuttlingen) Grabung Dorn 1906/08
Literatur
- Wolfgang Hübener (Hrsg.): Die Goldblattkreuze des frühen Mittelalters. Konkordia, Bühl (Baden) 1975 (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg 37, ZDB-ID 741612-x).
- Karin Knapp: Die Alemannen. Krieger – Siedler – frühe Christen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2044-5.
- Wolfgang Müller: Die Christianisierung der Alemannen. In: Wolfgang Hübener: Die Alemannen in der Frühzeit. Konkordia, Bühl (Baden) 1974 (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg 34, ZDB-ID 741612-x), S. 169–183.
- Wolfgang Müller, Matthias Knaut: Heiden und Christen. Archäologische Funde zum frühen Christentum in Südwestdeutschland. Stuttgart, Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e.V. 1987 (Kleine Schriften zur Vor- und Frühgeschichte Südwestdeutschlands 2, ZDB-ID 2548380-8).
- Ellen Riemer: Im Zeichen des Kreuzes. In: Karlheinz Fuchs, Martin Kempa, Rainer Redies: Die Alamannen. 4. Auflage. Lizenzausgabe. Verlag Theiss Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1535-9, S. 447–454 (Ausstellungskatalog, Stuttgart u. a., Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg u. a., 1997–1998).
- Kurt W. Zeller: Bestattungsformen und Beigabensitte. In: Hermann Dannheimer, Heinz Dopesch (Hrsg.): Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488–788. München u. a., Prähistorische Staatssammlung 1988, S. 229–248 (Ausstellungskatalog, gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg, Rosenheim, Bayern, Mattsee, Salzburg, 19. Mai bis 6. November 1988).
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Einzelnachweise
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