- Gordon Relief Expedition
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Die Gordon Relief Expedition oder Nile Expedition wurde 1884/85, unter Garnet Wolseley, nach Sudan entsandt um Generalgouverneur Charles George Gordon zu retten.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
In Sudan, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten gekommen war, begann 1881 der Mahdi-Aufstand. Muhammad Ahmad hatte sich zum Mahdi erklärt und im November 1883 in der Schlacht von El Obeid die ägyptische Armee zerschlagen. Die kolonialen Kräfte Großbritanniens, das 1882 Ägypten besetzt hatte, waren zu dieser Zeit hauptsächlich auf den Konflikt mit Russland (Great Game) gerichtet. Auf Grund der desolaten Lage der ägyptischen Truppen in Sudan wies die britische Regierung daher unter Gladstone im Dezember 1883 Ägypten an, die Sudan-Provinzen aufzugeben. Dies war allerdings insofern schwierig, als dass tausende ägyptische Soldaten, Zivilangestellte und deren Angehörige aus dem Sudan evakuiert werden sollten. Die britische Regierung beauftragte deshalb Charles George Gordon, der bereits von 1877 bis 1880 Gouverneur Sudans gewesen war, nach Khartum zu gehen, um von dort aus die Evakuierung zu organisieren. Gordon erreichte Khartum am 18. Februar 1884 und konnte ca. 2500 Frauen, Kinder, Kranke und Verwundete nach Ägypten in Sicherheit bringen, bevor die Mahdisten die Stadt am 18. März einschlossen und die zehnmonatige Belagerung von Khartum begannen. Im Mai erreichten die Mahdisten Berber und Evelyn Baring, der britische Generalkonsul von Ägypten, kam zu dem Schluss dass eine britische Expedition zur Rettung Gordons nötig sei. Allerdings geschah in den nächsten Monaten nichts, außer dass durch General Wolseley Pläne für einen Feldzug entworfen wurden. Im Sommer 1884 weitete sich die Diskussion um die Rettung Gordons bis zu einem Antrag auf ein Misstrauensvotum gegen die britische Regierung aus. Gladstone gab schließlich dem öffentlichen Druck nach und beantragte am 5. August 1884 im Parlament 300.000 £ zur Durchführung einer Expedition unter Wolseley, die so genannte Gordon Relief Expedition, aus. Am 26. August wurde Wolseley mit dem Kommando beauftragt. Allerdings war die Expedition, aufgrund der umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen für einen Feldzug durch die Wüste, nicht vor November 1884 abmarschbereit. Im Dezember 1884 erreichten die britischen Truppen Korti, um von hier aus nach Khartum vorzurücken. Die unter britischer Führung neu aufgestellte ägyptische Armee übernahm in diesem Feldzug nur administrative Aufgaben.
Expeditionsstreitkräfte
Wolseley verfügte über ungefähr 8.000 Mann. Er teilte seine Truppen in zwei Kolonnen. Die Hauptstreitmacht (River Column) unter Generalmajor William Earle (nach seinem Tod Henry Brackenbury) rückte von Korti aus mit Dampfern und Booten auf dem Nil vor. Dafür wurden durch William Francis Butler Walfängerboote ausgerüstet. Die Erfahrungen, die Wolseley und Butler während der Red-River-Expedition in Kanada gemacht hatten, kamen ihnen hier zugute und führten dazu, dass zur Steuerung der Boote 392 Männer aus Kanada angeworben wurden [1]. Gleichzeitig marschierte die andere Streitmacht unter Sir Herbert Stewart direkt durch die Wüste. Für diese Wüstenstreitmacht formierte Wolseley die möglicherweise erste Spezialeinheit der britischen Militärgeschichte, das so genannte Camel Corps. Das Camel Corps bestand aus vier Regimentern, die aus Soldaten von 14 britischen Regimentern zusammengesetzt wurden:
- Camel Corps (Herbert Stewart)
- Schweres Kamelregiment (Oberstleutnant R.A. Talbot) - Household Cavalry, Dragoner, und Lancer
- Leichtes Kamelregiment - Husaren
- Gardekamelregiment (Oberstleutnant E. Boscawen) - Grenadier Guards, Coldstream Guards, Scots Guards und eine Kompanie Royal Marines
- berittene Infanterie (G. H. Gough) - Rifles und Truppen die in Ägypten stationiert waren
Die Soldaten dieser Regimenter mussten dafür mit dem Umgang mit Kamelen ausgebildet werden. Zu Stewarts Streitmacht kamen Männer der 19th Hussars auf Pferden.
Verlauf
Am 30. Dezember 1884 begann Stewart mit 1.600 Mann und 2.400 Kamelen seinen Marsch von 185 Meilen, quer durch die Wüste, in Richtung Metemmeh. Am 3. Januar 1885 erreichte er die Brunnen von Gakdul. Hier wurden zwei kleine Forts errichtet und die Truppe wartete auf Verstärkung und Nachschub, wodurch sie auf 1.800 Mann anwuchs. Am 13. Januar wurde der Vormarsch fortgesetzt. Am 17. Januar stieß das Camel Corps bei Abu Klea auf eine Armee der Mahdisten. Diese war aus der Belagerungsarmee vor Khartum und aus Angehörigen des Jaalin-Stammes gebildet worden. Stewart konnte mit 1.500 Mann die weit überlegenen 10.000 Mahdisten in der Schlacht von Abu Klea schlagen.
Muhammad Ahmad, der inzwischen selbst die Belagerung von Khartum leitete, beschloss daraufhin, diese abzubrechen, wurde aber von seinen Generälen umgestimmt. In Khartum waren inzwischen die Vorräte verbraucht und die Verteidiger erschöpft. Vor dem Hintergrund des drohenden Entsatzes der Stadt durch britische Truppen wurde der Angriff auf den 26. Januar 1885 festgelegt.
Stewart rückte inzwischen weiter auf Metemmeh vor und wurde am 19. Januar bei Gubat angegriffen. Er selbst wurde dabei tödlich verwundet und übergab das Kommando an Sir Charles Wilson. Dieser erreichte den Nil am 21. Januar und traf auf vier Dampfschiffe, die Gordon mit der Bitte um Unterstützung entsandt hatte. Gordon ließ in einer Nachricht vom 14. Januar mitteilen, dass er sich noch zehn Tage würde halten können, wenn keine britischen Truppen einträfen. Wilson legte allerdings eine dreitägige Pause ein, um seine Verwundeten zu versorgen. Am 24. Januar belud er zwei Dampfer mit Truppen und fuhr gemeinsam mit Charles Beresford in Richtung Khartum. Einer der Dampfer lief am sechsten Katarakt auf Grund, was erneut eine Verzögerung verursachte.
Am Morgen des 26. Januar traten 50.000 Mahdisten zum Angriff auf Khartum an. Die Ansari hatten den Rückgang des Frühjahrshochwassers des Nil abgewartet und griffen daraufhin in Booten die nur schwach verteidigte Flussseite Khartums an. Gegen 3 Uhr stürmten sie in die Stadt und töteten Gordon, vermutlich im Gouverneurspalast. Die Mahdisten stellten den Kopf Gordons als Trophäe in ihrem Feldlager aus.
Am 27. Januar gerieten Wilsons zwei Dampfer unter Gewehrfeuer. Bei einem Zwischenstopp erfuhren sie, dass Khartum gefallen sein solle. Einen Tage später, am 28. Januar, trafen die Dampfer in Khartum ein. Unter schwerem Artillerie- und Gewehrfeuer gelangten sie in Sichtweite des Gouverneurspalasts und mussten feststellen, dass jede Hilfe zu spät kam.
Am 10. Februar kam es noch zur Schlacht von Kirbekan, wo die Nile Column, unter Earle, eine zahlenmäßig überlegene Mahdistenstreitmacht besiegte. Dabei kam Earle ums Leben.
Folgen
Nach dem Scheitern der Gordon Relief Expedition ließ Gladstone, trotz des Protestes Wolseleys, die britischen Truppen aus dem Sudan, bis auf das Gebiet Suakin, abziehen. Großbritannien versuchte erst rund 10 Jahre später wieder Sudan zurückzuerobern. Der Mahdi-Aufstand gilt als der erste erfolgreiche Aufstand der Dritten Welt gegen den Kolonialismus. Die Mahdisten errichteten einen Staat, der sich von Darfur im Westen bis Suakin im Osten (ohne die Stadt selbst) und von Dongola im Norden bis Bahr al-Ghazal im Süden erstreckte. Der Mahdi gründete am anderen Nilufer von Khartum in Omdurman eine neue Hauptstadt, wo er am 12. Juni 1885 starb. Der Mahdi-Nachfolger, Kalif Abdallahi ibn Muhammad, wurde erst 1898 durch ägyptische Truppen unter dem britischen General Horatio Herbert Kitchener in der Schlacht von Omdurman geschlagen. Sudan wurde nach der Schlacht aber nicht an Ägypten zurückgegeben, sondern als anglo-ägyptisches Kondominium konstituiert. Dieses Kondominium bestand von 1899 bis 1956.
Die Gordon Relief Expedition im Film
- Im Film Khartoum (deutscher Alternativtitel: Khartoum – Der Aufstand am Nil), mit Charlton Heston als Gordon und Laurence Olivier als Muhammad Ahmad, werden vor allem die Ereignisse um Gordon Pascha und den Fall Khartums, geschildert. Der Film wurde 1966 unter der Regie von Basil Dearden und Eliot Elisofon gedreht und war bei der Oscarverleihung 1967 in der Kategorie Bestes Original-Drehbuch nominiert.
- Die Verfilmung Die vier Federn aus dem Jahr 2002 (mit Heath Ledger und Kate Hudson) beruht auf dem Roman von A. E. W. Mason. Im Gegensatz zu den Verfilmungen von 1939 und 1955, in denen die Niederschlagung des Mahdi-Aufstandes (1898) thematisiert wurde, handelt dieser Film zur Zeit der Gordon Relief Expedition.
Literatur
- Adrian Preston: In Relief of Gordon. Lord Wolseley's Campaign Journal of the Khartoum Relief Expedition 1884-1885. Hutchinson, London 1967.
- W. Dennistoun Sword, Henry S. L. Alford: Egyptian Soudan. Its Loss and Recovery. With Records of the Services of the Officers (1896 - 8). Macmillan, London u. a. 1898, (Nachdruck: Naval & Military Press Ltd, Uckfield 2001, ISBN 1-84342-100-3).
- Archie Hunter: Kitchener's Sword-arm. The Life and Campaigns of General Sir Archibald Hunter, G.C.B., G.C.V.O., D.S.O. Sarpedon, New York NY 1996, ISBN 1-885119-29-1.
- Mike Snook: Go Strong into Dessert. The Mahdist Uprising in Sudan 1881-85, Nottingham 2010, ISBN 978-0-9561842-1-4
- ↑ Henry Brackenbury: The River Column: A narrative of the advance of the River Column of the Nile Expeditionary Force, and its return down the rapids
Kategorien:- Afrika-Expedition
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