- Grabsleben
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Grabsleben Gemeinde Drei GleichenKoordinaten: 50° 56′ N, 10° 50′ O50.93611111111110.836111111111290Koordinaten: 50° 56′ 10″ N, 10° 50′ 10″ O Höhe: 290–295 m ü. NN Fläche: 6,56 km² Einwohner: 442 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 1. Jan. 2009 Eingemeindet nach: Drei Gleichen Postleitzahl: 99869 Vorwahl: 036202 Lage von Grabsleben in Drei Gleichen (Gemeinde)
Die bis dahin eigenständige Gemeinde Grabsleben ist seit dem 1. Januar 2009 ein Ortsteil der Gemeinde Drei Gleichen[1] im thüringischen Landkreis Gotha.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Grabsleben liegt nördlich des Flusses Apfelstädt, zwischen dem Abzweig der B 7 beim Gleichenhof und den Nachbarorten Großrettbach und Cobstädt, vormals zur Gemeinde Grabsleben, seit dem 1. Januar 2009 alle zur Einheitsgemeinde Drei Gleichen gehörend. Der Gleichenhof besteht heute aus ein paar gewerblich genutzten Gebäuden und war früher einer der vielen Gasthöfe an der via regia, Teilabschnitt Gotha-Erfurt. Auf einem topografischen Feldoriginal (Urmesstischblatt) von 1855 wird er als Gasthof zu den 3 Gleichen genannt. Am Abzweig Gleichenhof der B 7 und über die Autobahnabfahrt Wandersleben der A 4 ist Grabsleben verkehrstechnisch gut angebunden.
Geschichte und Kultur
Im Spätherbst des Jahres 2009 wurden vom Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Ausgrabungen im Verlauf einer neu zu verlegenden Biogasleitung zwischen Grabsleben und dem nördlich davon liegenden Gleichenhof durchgeführt. Neben einigen urgeschichtlichen Siedlungsgruben wurden zwei jungsteinzeitliche Körpergräber freigelegt. Die Toten wurden in gehockter Stellung, auf der linken Körperseite liegend mit angezogenen Armen und Beinen beigesetzt. Eines der Gräber enthielt eine Doppelbestattung. Zwei Individuen waren wahrscheinlich nacheinander in die Grabgrube gelegt worden. Das andere Grab enthielt eine Einzelbestattung, der Körper war Ost-West ausgerichtet. Der Kopf lag im Osten. In beiden Gräbern lag am Fußende je ein Feuersteingerät. An den Köpfen der Bestatteten waren Muschelkalksteine platziert. Nach dem Bestattungsritus und den Grabbeigaben zu urteilen, handelt es sich um Gräber der spätneolithischen Kultur der Schnurkeramik, die etwa 2300 v. Chr. in die Erde gelangten.[2]
Die Anfänge der eigentlichen Grabslebener Dorfgeschichte liegen im Dunkeln. Die Wortherkunft lässt nur Vermutungen zu. Nach der Endung -leben könnte es sich um eine slawische Siedlungsgründung handeln.
Die erste urkundliche Erwähnung fand der Ort 1191 in einer Urkunde des Landgrafen Hermann von Thüringen[3], 1197 als Grauesleb. Weitere Ortsnamen waren Grabisleibin, Grabisloubin und Crabißlewben[4]. 1291 bestätigt Landgraf Albrecht den Kauf von 1 3/4 Hufen in Grabsleben durch Ritter Kunemund von Stotternheim in Schwabhausen. Noch im Jahr 1525 erscheint das Dorf als ein dem Kloster Georgenthal zinspflichtiger Ort.
Vermutlich war Grabsleben ursprünglich ein Platzdorf[4] mit zwei parallel verlaufenden Straßen (heute Große Gasse und Kleine Gasse). Bis ins 19. Jahrhundert gehörte Grabsleben mit Wächs zum Amt Gotha. Alte Flurnamen (Klause, Klausegraben, Über der Klause und Klausebrunnen) und große Werksteine, die man beim Umpflügen der Äcker fand, weisen auf das Vorhandensein eines Klosters oder einer Kapelle hin, das oder die nordöstlich vom Gleichenhof stand. Die größeren Steine sollen beim Bau von Schloss Friedenstein verwendet worden sein.
Grabsleben besaß mindestens bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein Backhaus, ein Brauhaus und zwei „Hirtenhäuser“. Die bei Beck erwähnte Schenke gibt es heute noch (Zur guten Quelle). Auch besaß der Ort bis 1600 das Recht zum Malzanbau („Malzgerechtigkeit“), danach musste Grabsleben das Malz zum Bierbrauen in Gotha holen.[3]
Seit 1991 besteht der Schützenverein des Ortes.
Wüstungen Mattern, Groß- und Kleinwächs
Bereits zu Zeiten des Thüringer Königreichs, das im Jahr 531 von den Merowingerkönigen Theuderich I. und Clothar zerschlagen wurde, lebten an der Quelle der Wächs im Nordwesten des Ortes, 950 Meter vom heutigen Ortsrand entfernt, Bauern und Handwerker mit ihren Familien. Die erste urkundliche Erwähnung des Wächs war 1108 (Wegeserren, Weysese (1143), Weytere (1143), Weyhesezen (1151), Weizeß (1305), Wesesse (1321), Wegzeze (1340), Grozen weysezze (1373)). Auch danach hatte das kleine Dorf Bestand, bis es von den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs endgültig überrollt, gebrandschatzt und vernichtet wurde. Die Bewohner wurden getötet. Wächs hatte auch eine Kirche, die Wechskirche. Beim Abtragen von Erdhügeln südlich der Kirche fand man eine Menge Gebeine. Beim Ausackern kommen heute noch häufig Hauspflaster und Mauersteine zu Tage. Dorf und Flur Weysese gehörten größtenteils dem Kloster Georgenthal. Noch 1341 ist in einer Urkunde die Rede von „6 agros in campis ville weizeze“, während in einer Urkunde von 1373 folgende Stelle zu finden ist: „das ryt, daz man nennt die gemeynde des dorfes zeu grozen weysezze, daz da wuste wordin ist und gelegin ist in dem gerichte und uf dem eggen des gotshus zeu ste. Jorgintal.“[4] 1758 waren von der Kirche noch deutliche Merkmale vorhanden. Heute erinnert nur noch der Flur- und Straßenname Zum Wächs daran.[5]
Das gleiche Schicksal ereilte die Bewohner des Dorfes Mattern an der Matern-Quelle, etwa 2 km weiter östlich. Auf einer Generalkarte aus den 1860er Jahren war die Ortslage des Dorfes als Wüstung noch deutlich zu erkennen. Das Land war als Krautland (nicht Krautland!) Gemeindeeigentum, man hat hier wohl Gebeine gefunden.[4][5]
Kirche
Eng verbunden mit dem Schicksal des Dorfes ist die Geschichte der Kirche St. Magdalena.
Auf dem Kirchhof vor der Kirche erinnert ein Kriegerdenkmal an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus dem Ort.
Geologie der Quellen
Grabsleben, Großrettbach und Cobstädt liegen auf einem Gebiet, das durch Sedimente des Unteren Keupers geprägt ist. Diese Sedimente bilden den Kern einer Aufwölbung (Antiklinale), der hier auch Neudietendorf-Grabslebener Sattel bezeichnet wird (siehe auch: Erfurt-Formation). Die Keupersedimente sorgen einerseits für wertvollen, fruchtbaren Ackerboden, andererseits für das gleichförmige Landschaftsbild. Zur Herausbildung von Schichtquellen sorgen der häufige Wechsel von Grundwasser leitenden (Sandsteine, Kalksteine und Dolomite) und stauenden Gesteinen (Ton- und Schluffgesteine).
Am Grabsleber Sattel lassen sich viele Quellen finden, wovon jedoch nur wenige geschichtlich bedeutsam waren und heute noch bekannte Namen tragen. Zwei von diesen sind die Wächs-Quelle und die Matern-Quelle.
Der Wächsbrunnen liegt auf einer solchen Tonsteinlage. Er ist gefasst und bringt etwa 160 Liter/Minute ans Tageslicht. Die Quelle liegt in einer Höhe von 283 m. Derzeit (Juni 2010) ist die Fassung des Quelltopfs beschädigt und die Quelle etwas verschüttet. Das Wasser vereinigt sich bereits nach wenigen Metern mit dem erheblich stärker fließenden Wasser des Heulachsgrabens (früher Klausegraben), der vom Gleichenhof kommt. Das Wasser des Heulachsgrabens ergießt sich wenige hundert Meter weiter südlich in den Rot-Bach. In historischer Zeit quoll der Wächsbrunnen so stark, dass er auch in trockenen Sommern die Bewohner von Grabsleben und Wächs ausreichend mit Wasser versorgen konnte.[4]
Etwa 2 km östlich der Wächs-Quelle ist die Matern-Quelle. Der Name lässt vermuten, dass diese Quelle dem Hl. Maternus gewidmet war. Die Quelle liegt in 303 m Höhe, nahe der höchsten Stelle des Grabsleber Sattels. Der Quelltopf wurde ausgangs des 19. Jahrhunderts zur Trink- und Löschwasserversorgung Grabslebens neu gefasst. Die Grundwasserfließrichtung ist von Nordost nach Südwest. Die Schüttung der Quelle ist in dieser Höhe mit 30 bis 60 Liter/Minute relativ gering und stark schwankend.
Das Wasser wird ab der Quelle in einem unterirdischen Kanalsystem etwa 1 km weit geleitet. Es bedient zwei Dorfbrunnen, von denen der eine den Grabsleber Dorfteich gleich neben der alten Gaststätte versorgt, in dem sich im Sommer die Kinder des Ortes vergnügen. Der andere Brunnen steht beim Friedhof und spendet jahraus jahrein Wasser für den Gießbedarf der Friedhofsbesucher. Überschüssiges Wasser aus dem Teich und dem Friedhofsbrunnen wird wieder gesammelt und verlässt das Dorfgelände an der Hintergasse im Seltengraben (auch Sellengraben). Dieser vereinigt sich nach etwa 1,5 km mit dem Rot-Bach, der 500 m vorher schon das Wasser aus dem Heulachsgraben aufgenommen hat.
Die Matern-Quelle versorgte bis in die 1980er Jahre Grabsleben mit Trinkwasser. Das Wasser speiste das Trinkwassersystem der Schule, des Kindergartens und das von zehn Haushalten.
Einwohnerentwicklung
(einschließlich der ehem. Gemeindeteile Cobstädt und Großrettbach)
Entwicklung der Einwohnerzahl (jeweils 31. Dezember):
- 1994 – 739
- 1995 – 741
- 1996 – 791
- 1997 – 909
- 1998 – 980
- 1999 – 1036
- 2000 – 1036
- 2001 – 1028
- 2002 – 1053
- 2003 – 1061
- 2004 – 1079
- 2005 – 1066
- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Wappen
Das Wappen wurde vom Erfurter Künstler Frank Jung geschaffen und am 27. Juli 1998 genehmigt.
Blasonierung: „In blauem Schild mit goldenem gestückten Bord drei goldene zu einer Garbe gebundene Ähren.“
Die drei goldenen Ähren versinnbildlichen die Landwirtschaft als lange Zeit prägenden Erwerbszweig der Gemeinde. Darüber hinaus stehen die Ähren im Sinne einer Zahlensymbolik für die drei ehemaligen Ortsteile. Der gestückte Bord in Verbindung mit dem blauen Schildgrund assoziiert alle drei Ortsteile als Brunnendörfer und steht für den Wasserreichtum der Gemeinde. Die Tingierung Blau und Gold verweist auf den ehemals bedeutenden Anbau der Blaufärbepflanze Waid, wobei Blau für den aus der gelb blühenden Pflanze gewonnenen Farbstoff steht.[6]
Ansässige Unternehmen
Der Ort beherbergt mehrere kleine bis mittelständische Unternehmen, so zum Beispiel eine Niederlassung einer Frankfurter Baumaschinen-Firma, einen Omnibusbetrieb für Regionalbusverkehr und Reiseveranstaltungen, ein Unternehmen zum Betrieb einer Biogasanlage, einen großen landwirtschaftlichen Betrieb, ein Kunststoffwerk als Niederlassung einer Firma aus Baden-Württemberg, eine Niederlassung eines Transportunternehmens aus Baden-Württemberg, einen Frisörsalon, eine Spedition, einen Klempnerbetrieb sowie eine Gaststätte.
Einzelnachweise
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 1. Liste
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen, (vorläufige Informationen, da die Auswertungen der Grabungen noch nicht endgültig abgeschlossen sind.)
- ↑ a b Dr. August Beck: Geschichte des gothaischen Landes, Band III., Theil I., Gotha 1875
- ↑ a b c d e Luise Gerbing: Flurnamen des Herzogtums Gotha und die Forstnamen des Thüringerwaldes, 1910, S. 95-97, im Staatsarchiv Gotha
- ↑ a b Lorenz Greibe: Die Wüstungen im Kreis Gotha. In: Gothaer Museumsheft. Abhandlungen und Berichte zur Regionalgeschichte. Gotha 1980, ISSN 0138-1261, S. 51.
- ↑ Hartmut Ulle: Neues Thüringer Wappenbuch, Band 3, Hsg. Arbeitsgemeinschaft Genealogie Thüringen e.V., 1998, ISBN 3-9804487-3-8
Weblinks
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