Gamstädt

Gamstädt
Gamstädt
Wappen von Gamstädt
Koordinaten: 50° 57′ N, 10° 53′ O50.94972222222210.885298Koordinaten: 50° 56′ 59″ N, 10° 53′ 6″ O
Höhe: 298 m ü. NN
Fläche: 11,30 km²
Einwohner: 466 (1. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Dez. 2009
Postleitzahl: 99192
Vorwahl: 036208
Apfelstädt Gamstädt Ingersleben Kleinrettbach Kornhochheim NeudietendorfKarte
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Lage von Gamstädt in Nesse-Apfelstädt

Gamstädt ist ein Ortsteil der Gemeinde Nesse-Apfelstädt im thüringischen Landkreis Gotha.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Gamstädt befindet sich westlich der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt im Zentrum des Thüringer Beckens. Die Gemarkung weist fruchtbare Böden auf, größere Erhebungen oder Senken sind nicht vorhanden. Ebenso fehlt ein Fließgewässer.

Nachbarorte

Benachbarte Orte sind die Erfurter Stadtteile Ermstedt im Norden und Frienstedt im Osten, der ehemalige Gamstädter Ortsteil Kleinrettbach im Süden, Grabsleben im Westen und Nottleben im Nordwesten.

Geschichte

Der Ort Gamstädt wurde als Gamminstete in einer Kaufurkunde von 1282 erstmals urkundlich erwähnt. Weitere Namen waren Gammenstedt, Gambstett. In einer Georgenthaler Urkunde von 1291 wird ein Theodoricus von Gammenstedt genannt[1]. Danach kauften die Herren von Vanre (Fahner) hier Güter an. Heinrich und Otto von Vanre schenkten 1337 dem Kreuzkloster zu Gotha mehrere Gamstädter Güter[1]. 1333 verkauften die Herren von Wechmar dem Peterskloster in Erfurt die Nutzungsentgelte (Zinsen) aus ihren Gütern in Gamstädt, Grabsleben und Cobstädt[1]. Die zitierte Quelle berichtet, dass es zwischen Gamstädt und Nottleben ein Dorf namens Hattstedt gegeben haben soll, von dem jedoch nur noch das Hattstedter Rieth, ein sumpfiges Gelände übrig geblieben ist. Heute zeugt davon noch ein Teich als Quellgebiet eines Baches, der sich zwischen Nottleben (Flurname Flattich) und Ermstedt (Flurname Kuhried) in die Nesse ergießt. Gamstädt gehörte zeitweise den Landgrafen von Thüringen, den Herzögen von Sachsen und den Grafen von Gleichen.

Gamstädt ist mehrfach von Feuersbrünsten heimgesucht worden, so zum Beispiel am 5. Juli 1595, am 28. März 1603 und am 12. Oktober 1826[1].

Von 346 Bewohnern vor dem Dreißigjährigen Krieg lebten 1638 nur noch 95, von 58 Wohnhäusern waren nur noch 27 bewohnbar, es gab von 32 Pferden nur noch 13, von 64 Kühen noch 4, keines der 340 Schafe und 53 Schweine hat den Krieg überlebt. 1640 war der schwedische General Johan Banér hier auf dem Durchmarsch seines Heeres von Saalfeld/Saale nach Hessen und ließ das Dorf plündern. Die (heute geschlossene) Schenke ("Weimarischer Hof") des an der Hohen Straße (via regia) gelegenen Gamstädt beherbergte im Siebenjährigen Krieg 1757 König Friedrich von Preußen[1].

Auf dem fruchtbaren Boden der Gamstädter Flur baute man besonders Hanf und Anis an. Im April 1945 wurde der Ort von amerikanischen Truppen besetzt, die Anfang Juli von der Roten Armee abgelöst wurden. Das weitere Schicksal des Ortes war von der Zugehörigkeit zur SBZ und DDR geprägt. Dazu gehörte auch die Zwangskollektivierung in dem landwirtschaftlich geprägten Dorf.

Am 1. Dezember 2009 wurde Gamstädt in die zum gleichen Datum neu entstandene Gemeinde Nesse-Apfelstädt eingegliedert.[2] Zur Gemeinde Gamstädt gehörte bis zur Auflösung der Ortsteil Kleinrettbach.

Einwohnerentwicklung

Die folgenden Daten beziehen sich auf die ehemalige Gemeinde Gamstädt, bestehend aus den Ortsteilen Gamstädt und Kleinrettbach.

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 – 604
  • 1995 – 597
  • 1996 – 680
  • 1997 – 716
  • 1998 – 742
  • 1999 – 740
  • 2000 – 736
  • 2001 – 760
  • 2002 – 751
  • 2003 – 742
  • 2004 – 729
  • 2005 – 754
  • 2007 – 742
  • 2008 - 728
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 14. Januar 1998 genehmigt.

Blasonierung: „In Blau oben eine schräglinke goldene Gambe, unterkreuzt von einem goldenen Bogen; darunter drei silberne Wellenfäden.“

In den ehemals selbstständigen Gemeinden Kleinrettbach und Gamstädt wurden bis 1952 eigene Siegel geführt. So zeigte das Siegel der Gemeinde Kleinrettbach die perspektivische Darstellung der Siebgenquelle, die über Jahrzehnte der Wasserversorgung diente; der Name Rettbach wurde von Rieth- oder Rutibach abgeleitet, der Bach entspringt der Siebgenquelle. Im Siegel der Gemeinde Gamstädt war die Gambe mit gekreuztem Bogen dargestellt; diese Darstellung assoziiert den Ortsnamen. Das Wappen übernimmt die alten Siegelsymbole und nimmt damit auf die beiden Orte Bezug; die blaue Tingierung weist auf den in dieser Gegend betriebenen Waidanbau.[3]

Das Wappen wurde vom Erfurter Heraldiker Frank Jung gestaltet.

Sehenswürdigkeiten

Kirche in Gamstädt

Die denkmalgeschützte Sankt-Michael-Kirche liegt im Ortszentrum. An der Außenmauer lehnen alte Grabplatten. Bei der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal, es erinnert an die zehn Gefallenen der Gemeinde im Ersten Weltkrieg.

An der östlichen Gemarkungsgrenze, die einmal die Grenze des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha zum Königreich Preußen darstellte und heute die zwischen dem Landkreis Gotha und der Stadt Erfurt, bemerkt man an der südlichen Straßenseite der Bundesstraße B7 in der Kurve einen Grenzadler, ein etwa 1,50 m hoher Sandstein, einst mit preußischem Adler. Ihm gegenüber auf der anderen Straßenseite steht ein Gebäude, das früher als Zollstation diente, heute einen Gewerbebetrieb beherbergt. Als Grenz- und Poststation fungierte es zusammen mit einem nicht mehr existierenden Gebäude, das auf der Straßensüdseite stand, wie aus alten Karten zu entnehmen ist. An der vielgenutzten Straße (via regia) lagen einst in kurzem Abstand Gasthäuser und Herbergen, so auch der nahe Gleichenhof bei Grabsleben, der zur Zeit (2010) ungenutzte Gasthof ("Weimarischer Hof") in Gamstädt sowie der "Fürstenhof" in Frienstedt.

Die ehemaligen beiden Ortsteile verfügten noch über stattliche Gehöfte, teilweise als Fachwerkhäuser erhalten, manche Hoftore lassen zudem noch den Stolz der ehemaligen, aber auch heutigen Besitzer erahnen.

Wirtschaft

Der Ort wird landwirtschaftlich geprägt. Wichtigster Arbeitgeber ist die Agrar GmbH Gamstädt-Kleinrettbach.

Verkehr

Gamstädt liegt an der viel befahrenen Kreuzung der B 7, Abschnitt GothaErfurt mit der ab hier nach Süden verlaufenden L 1044, die über Kleinrettbach zu den Nachbarorten Großrettbach und Neudietendorf führt und in nördlicher Richtung Ermstedt und Zimmernsupra.

Vereine

  • Gamstädter Feuerwehr-Verein e.V., mit Jugendfeuerwehr
  • Modellflug-Sportverein, seit 1996
  • Verein zur Erhaltung der Dorfkirche St. Severi Kleinrettbach e.V.
  • Gamstädter Karnevalsverein e.V.
  • Kampfsportverein Jitoku e.V.
  • Rassegeflügelverein Gamstädt e.V.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Dr. August Beck: Geschichte der gothaischen Landstädte, Marktflecken und Dörfer, Gotha 1875, S. 205 ff. (Staatsarchiv Gotha)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2009, 2. Liste
  3. Hartmut Ulle: Neues Thüringer Wappenbuch, Band 3 vom September 1998, S. 115

Weblinks

 Commons: Gamstädt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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